Langsames Leiden wegen der Kinder

E
Seit 22 Jahren bin ich mit meinem Mann zusammen. Seit 11 J. verheiratet.Wir haben 2 Kinder (5 u. 11). Seit 5 Jahren kriselt es mehr oder weniger in unserer Beziehung. Letztes Jahr gestand er mir einen Seitensprung und wollte neu mit mir anfangen.Ich war tief betroffen und habe gelitten.Mir fehlte die Kraft diesen Neuanfang auch richtig zu unterstützen.Die ersten Monate war alles schön und wir gaben uns mühe mit uns.Dann wurde es immer weniger und mein Mann nahm sich viele Auszeiten(Urlaub,Seminare u.s.w.)Ich wurde krank und die rechte Niere musste wegen eines Tumors entfernt werden. Alles ging gut und ich bin 3wochen zur Kur gefahren.Das verhalten meines Mannes wurde immer etwas frostiger, obwohl ich ihn bat mich in der Kur zu besuchen lehnte er ab, mit der Begründung ich solle mich erholen.Ich hatte große Sehnsucht nach ihm und meiner Familie.Es war mir plötzlich so bewußt, wie wichtig mir das alles war und wie wertvoll.Ich zeigte ihm meine Liebe wo immer ich konnte . Ihn erschreckte es, daß und er meinte ich würde ihn da total übervordern .Ich brauchte ihn und wollte mich an ihn lehnen, aber um so mehr wich er zurück.Er sagte erkönne mir das nicht geben, diese Liebe die ich brauchte.Er wollte mehr Auszeiten um sich zu erholen. Ich ermöglichte ihm dieses in der Hoffnung es würde ihm dann besser gehen und wir könnten unsere Liebe wieder genießen.Auch seine s.uellen Wünsche wurden weniger so das ich eine andere Frau vermutete,was er jedoch verneinte. In dieser Zeit ging es uns beiden schlecht, seelisch wie körperlich.Nach langen Gesprächen gab er eine andere Beziehung zu,die er seit 1 1/2 Jahren mit kleinen Unterbrechungen führt und diese Frau liebt.Mich akzeptiert er und mag mich als Mensch sagt er, kann aber keine Liebe mehr empfinden.Ich glaube ihm, dass er sich das nicht leicht gemacht hat. Jetzt will er eine langsame Trennung wegen unserer Kinder.Er geht weiterhin 1 x die woche zu dieser Frau.Ich bin zwar auch für eine langsame Trennung obwohl ich im Moment nicht Herr meiner Gfühle bin und nicht weiß wo mir der Kopf steht.Jedoch schmezt es mich sehr diesen Tag bewusst erleben zu müssen und es quält mich fürchterlich.Wie geht man damit um?Muss man das ertragen?Es geht mir immer schlechter.Er ist froh das er keine Heimlichkeiten mehr inszenieren muß. Kann mir ein Psychotherapeut über diese Zeit hinweghelfen?

14.09.2004 12:54 • #1


B
Hi drop,
die Idee mit dem Therapeuten ist sicher nicht schlecht. Deine Situation ist alles andere als einfach und es werden sicher noch einige schwere Zeiten auf dich zukommen. Es ist ja nicht so, daß du krank bist und leidest, sondern, daß das Leid dich krank macht. Ein Therapeut kann dir sicherlich dabei helfen, dein Leiden etwas zu mindern und deine Situation etwas objektiver zu betrachten. Die Erfahrungen, von denen du erzählst, habe ich allerdings nicht auf diese Art und Weise gemacht und so halte ich mich hier mit Ratschlägen etwas zurück. Aber vielleicht tröstet es dich ja etwas, wenn ich dir sage, daß du in deinem Schmerz nicht alleine bist und es Menschen gibt, die deine Situation verstehen.
Alles Gute, B.

14.09.2004 13:39 • #2


A


Langsames Leiden wegen der Kinder

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E
Hallo Drop,
ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen, mit Sicherheit ist die Hilfe eines Therapeuten brauchbar, um diese schwere Zeit besser durchzustehen.
Einen Hinweis zu der sogenannten langsamen Trennung: ich glaube nicht, daß das irgend einen Sinn hat. Hier scheint mir auf Seiten deines Mannes der Wunsch zum Ausdruck zu kommen, die Trennung so schmerzarm wie möglich für alle Beteiligten hinzubekommen. Diese Tendenz ist verständlich, meistens aber auch von Schuldgefühlen diktiert. Er möchte eigentlich so was wie eine harmonische Trennung, aber das ist ein riesengroßer Unsinn in sich! Es gibt keine harmonische Trennung, weder langsam, noch schnell, noch sonstwie (Ausnahmen mögen die Regel bestätigen, aber die sind mit Kindern im Spiel nicht wirklich erwähnenswert). Für eure Kinder wird die Situation so nur noch verwirrender und schmerzlicher. Eine Trennung von Eltern ist für Kinder so gut wie immer ein Drama, ein schmerzlicher Un-Zustand, und so verständlich und achtenswert der Wunsch ist, es für die Kinder weniger schlimm zu machen, Langsamkeit, Uneindeutigkeit und Verwirrung sind dafür nicht der richtige Weg. Das ist in der gesamten Kindererziehung so, und warum sollte es bei so etwas Bewegendem wie der Trennung der Eltern anders sein? Ganz zu schweigen davon, daß für dich die langsame Trennung leidverlängernd und leidvermehrend sein könnte, was sich für dich direkt und für die Kinder indirekt noch weiter belastend auswirken könnte.
So weh es auch tun mag (du weißt vielleicht schon, was jetzt kommt, von wegen Ende mit Schrecken und Schrecken ohne Ende): Deutlichkeit und Klarheit sind für Kinder allemal besser. Wenn du und dein Mann die Trennung dann auf die Reihe bekommen, es mit dem Hin und Her der Kinder gut klappt, ihr euch einigt, ihr zwar als Paar getrennt seid, als Eltern für die Kinder noch da seid, dann werden es alle Beteiligten überstehen. Mit Schweiß und Tränen zwar, aber überstehen. Man kann Erfahrene fragen und Bücher dazu lesen, die meisten sprechen von zwei Jahren, bis sich die Dinge wieder eingepenedelt haben. Das ist auch meine persönliche Erfahrung dazu. Es gibt also wirklich gute Aussicht darauf, das Ganze echt hinzubekommen, aber ich glaube nicht, daß ein langsamer und verschleiernder Weg der richtige ist.
Ich hoffe, ich war nicht zu deutlich in meinen Worten und du kannst sie dir offen durchlesen, um zu sehen, ob etwas für dich darin steckt.
Viel Kraft für deinen schwierigen und steinigen Weg, und Zuversicht (die kann ich dir, wie gesagt, aus eigener Erfahrung geben!) für das Ergebnis, alles Gute

Siron

14.09.2004 14:05 • #3


E
Liebe Drop,

was Du beschreibst, ist das typische Verhalten von Unter- und Überlegenen in einer Beziehung. Je mehr Nähe und Zuneigung der Unterlegene fordert, desto mehr distanziert sich der Überlegene.

Diese Weisheit stammt natürlich nicht von mir, sonst wäre ich sicher nicht auf dieser Seite gelandet und meine eigene Beziehung wäre vielleicht nicht in die Brüche gegangen. Ich hab mich viel mit dem Thema beschäftigt, weil diese Verhaltensmuster auch von meinem Ex und mir eingenommen wurden.

Seit 1997 hab ich das Buch Ich lieb dich nicht, wenn du mich liebst (Autor fällt mir leider mal wieder nicht ein) im Bücherschrank - und leider jetzt erst gelesen (meine Trennung war vor 5 Wochen). Vielleicht ist das Buch auch für Dich ein Tipp. Darin werden die Verhaltensmuster beschrieben, die jeweiligen Typen und auch Lösungsansätze aufgezeigt. Ich will Dir jetzt keine unnötigen Hoffnungen machen, aber es könnte Dir vielleicht dabei helfen, zu verstehen, was passiert ist. Wo Dein Part liegt und der Deines Mannes. Du wirst feststellen, dass weder Du noch Dein Partner Schuld hat, sondern dass Ihr Euch in einem Teufelskreis bewegt, den es zu durchbrechen gilt (leichter gesagt, als getan).

Mir hat es eine ganz neue Sicht auf die Dinge gegeben. Irgendwie beruhigt es auch. Mir gehts jedenfalls so, weil Abläufe, die ich verstehe, kann ich auch akzeptieren.

Wünsche Dir Durchhaltevermögen und Stärke für Deinen Weg
GIPI

14.09.2004 15:08 • #4


E
Hallo drop,

Ich weiß nicht was sich dein Ex unter langsamer Trennung vorstellt und ich weiß auch nicht welchen Nutzen die Kinder davon haben sollen, die müssen nur mitansehen wie du von Tag zu Tag, und das auf unbestimmte Zeit, mehr leidest ... sie können die Situation nicht einordnen und werden vielleicht versuchen sich selbst ihre Antworten zu geben ...

Was dein Mann von dir verlangt ist egoistisch und verantwortungslos ... er hat sich gegen dich und für die andere entschieden. vor den Kindern aber meint er Theater spielen zu dürfen während er dir den Einblick vor und hinter die Kulissen zumutet und noch verlangt das zu tolerieren ...

Es ist sicher auch für den Verlassenden nicht leicht ein neues Leben aufzubauen, aber ich finde es mehr als feige die Kinder als Vorwand zu benutzen dass er sich frei mit seiner Freundin bewegen kann während er zuhause weiterhin im warmen Nest sitzt ... er hat sich von dir Absolution geholt und meint kein schlechtes Gewissen mehr haben zu müssen wenn er zu ihr geht ... das Leben bei dir ist ihm bekannt, die Zukunft mit dieser Frau ist ungewiss weil sie bisher nur aus heimlichen Stunden bestand ... die Trennung bedeutet auch für ihn das Risiko nachher weder dich noch die andere zu haben ... momentan hilfst du ihm dabei dass er die andere besser kennenlernen kann bevor er sich endgültig (wenn überhaupt) für sie entscheidet ...

Du hängst auf unbestimmte Zeit fest, denn du kannst nichts tun als zu warten und zu erdulden ... du weißt jetzt an welchen Tagen er bei ihr ist und deine Phantasie wird keine Grenzen kennen ...

Nein, du musst das nicht ertragen ... mach ihm klar dass es so nicht geht! ... mach ihm klar dass er sich entschieden hat und ausziehen muss ... auch wenns weh tut, auch wenn du keine Ahnung hast wie du weiterleben sollst ... du kannst weiterleben! ... man hat immer soviel Kraft wie man braucht, man muss nur an sich und an die Zukunft glauben ... das was er von dir verlangt ist unmenschlich weil er dich zum Stillhalten verdammt ... wenn die Entscheidung getroffen und er ausgezogen ist hast du die Freiheit dein Leben für dich und deine Kinder neu zu ordnen und zu gestalten, dann kannst du nach vorne gehen ... hole dir auf jeden Fall die Hilfe eines Therapeuten ...

Ich war vor etwas mehr als zwei Jahren an einem ähnlichen Punkt ... ich war auch 22 Jahre mit meinem Partner zusammen und damals 12 Jahre verheiratet (mittlerweile macht mir das Nachrechnen schon Mühe ) und meine Tochter war 12 Jahre ... mein Ex hatte während zwei Jahren unserer Ehe eine Partnerschaft nebenher geführt ... ab einem gewissen Zeitpunkt wusste ich davon, es kam zur Aussprache und ebenfalls zu einem Neuanfang der dann doch keiner war, denn die andere blieb weiterhin im Hintergrund ... ich habe noch etwas mehr als drei Monate mit ihm im gemeinsamen Haus gelebt bis ich eine Wohnung für meine Tochter und mich fand und er ging innerhalb dieser Zeit (auch mit Freibrief, denn die Trennung war ja offiziell) regelmäßig zu seiner Freundin ... es war eine furchtbare Zeit ... wir lebten weiterhin zwangsweise als Familie im selben Haus waren aber weit davon weg eine zu sein ... meine Tochter hat das alles bewusst mitgekriegt ...

Er sagte mir neulich dass er damals glaubte er hätte das Recht dazu so zu leben ... heute hat er seine Meinung dazu wohl geändert ...

ich wünsche dir viel Kraft für die Zeit die vor dir liegt

LG von lilac


Nachtrag: Kinder verkraften eine Trennung besser wenn sie spüren dass man sie mit einbezieht und ihnen erklärt was die Trennung für sie bedeutet und vor allem wie es weitergehen wird ... natürlich muss man das altersgerecht verpacken, aber auf jeden Fall müssen sie wissen dass sie selbst an der Trennung nicht schuld sind und Vater und Mutter sie weiterhin lieben und für sie da sein werden ... Offenheit und Ehrlichkeit ist wichtig (selbst wenn man gerade gar nicht weiß wie es weitergehen soll, Kinder spüren das sowieso, aber sie spüren auch wenn man nach verträglichen Lösungen sucht) damit das Vertrauen nicht nachhaltig zerstört wird, denn was bisher geschah passierte vermutlich ohne dass sie etwas davon mitbekamen und nun werden sie mit Tatsachen konfrontiert die ihr Leben verändern ... bleibt im Gespräch, ALLE VIER! ...

14.09.2004 16:55 • #5


E
Danke für euer Interesse . Habe mir heute Psychofarmaka verschreiben lassen.Ich werde sie heute nicht brauchen, nachdem ich eure Beiträge und Tips gelesen habe fühl ich mich gestärkt. Das Buch bestell ich mir. Die Nummer des Therapeuten hab ich auch schon. Nochmals danke Drop

15.09.2004 11:40 • #6




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