Leidenschaft vergänglich?

M
Hallo alle,

nochmal eine ganz kurze Fassung: ich, 32, 2 Kinder, seit 17 Jahren mit meinem Mann zusammen, er im letzten März ein Verhältnis (große Leidenschaft), ständiges Hin und Her, jetzt auf meinen Wunsch Trennung, er will nicht wirklich weg, er will aber auch nicht wirklich da sein. Er macht mir noch Hoffnung, denn wir verstehen uns wirklich super.
Ist also ganz ähnlich wie bei Andrea37, bloß andersrum.

Wird denn nicht auch diese Leidenschaft zum Alltag werden? Wird es denn nicht irgendwann genauso gemütlich, vertraut und im gewissen Sinne langweilig werden?

Ich fühl mich so schlecht. Ich löse in ihm kein Begehren mehr aus und ich weiß, dass das einfach nicht wiederkommen wird...ich bin so verzweifelt, ohnmächtig und machtlos.
Ich weiß, dass ich für ihn eine tolle großartige Frau bin, mit vielen Stärken und dass er gern und gut mit mir zusammenleben könnte, aber will frau ein Leben, in dem sie sich so unfraulich fühlt.

Ich weiß nicht weiter.

Das Leben besteht aber doch nicht nur aus S.. Ein funktionierendes Alltagsleben mit Spaß, gemeinsamen Interessen und Freunden, Vertrauen und Freundschaft und einer Geborgenheit für die Kinder ist doch auch was wert, oder? Jeder, der heiratet oder sich fest bindet, weiß doch um den Werdegang einer Verliebtheit, oder?

Fühl mich hilflos und alleine.

Nicole

24.03.2003 09:53 • #1


E
Liebe Nicole!

Ich weiss um deine momentanen Gedanken ziemlich gut. Auch bei mir lief es damals vor über 1,5 Jahren ganz ähnlich ab. Nur hat mein Noch-Ehemann zum damaligem Zeitpunkt keinerlei Ambitionen gehabt bei mir und unserer Tochter, unserer Familie, zu bleiben.
Ich war und bin heute noch der Meinung es war bei ihm diese sprichwörtliche (allerdings arg verfrühte) Mitlifecrises. Mit 33 Jahren. Ich bin 30 und unsere Kleine wird bald 6.
Auch wir waren zum damaligem Zeitpunkt 13 Jahre ein Paar, davon über 8 Jahre verheiratet.

Mein Exmann sagte einmal zu mir, er hätte Angst etwas zu verpassen (ohoho! so richtig klischeehaft.... ) und das sein Leben doch nicht schon jetzt zu Ende wäre.
Er wolle wieder leben, sprich S. und Leidenschaft pur geniessen.
Es hat mich sehr verletzt, auch ich fühlte mich damals extrem minderwertig und unvollkommen. Auch ich hatte die Gedanken, dass doch gerade diese Dinge vielleicht nicht unbedingt vergänglich sind, aber dennoch an Priorität velieren. Gerade nach so vielen Jahren und einer Familie mit Kindern spielten für MICH andere Dinge eine bedeutendere Rolle. Wir hatten aber bis zum Schluß guten S. miteinander, es war also nicht der Punkt, dass gar nichts mehr lief. Er wollte eben was ganz Neues und andere haben und er nahm es sich. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Sein Wunsch die Familie dennoch zu behalten  kam allerdings dann etwa ein dreiviertel Jahr später. Da waren wir schon getrennt, das heisst, jeder hatte seine eigene Wohnung, ich hatte mir ein neues Leben aufgebaut ect.
Für mich war es dann zu diesem Zeitpunkt absolut kein Thema mehr, ich hatte nach sehr intensiven inneren Kämpfen endlich von ihm *abgelassen*. Nun fing er aber an zu kämpfern und bat mich doch tatsächlich, ihm dies auch zuzugestehen und seine Fehler zu verzeihen.  :(
Nein, ich blieb standhaft und habe es niemals bereut.

Heute nun habe ich eine neue Beziehung, die, weil ja *Neu*, noch sehr von Leidenschaft geprägt ist, aber auch hier schon Vertrauen und Geborgenheit da ist. Ich weiss, dass dies sich im Laufe der Zeit ändern wird. Na und? Ich finde es nicht schlimmm irgendwann nicht mehr dreimal täglich miteinander zu schlafen, sondern vielleicht nur noch dreimal wlöchentlich.  ;)

Mein zukünftiger Exmann lebt auch wieder ein einer neuen Beziehung. Aber er (und ich gebe zu, manchmal mache ich mir doch noch Gedanken) sucht sich mit ihr (sie sind gerade mal 4 Monate zusammen) eine neue gemeinsame Wohnung. Sie wohnen schon jetzt sehr beengt zusammen.
Es ist eine ganz nette Frau, aber auch ein richtiges *Hausmütterchen*. Hund, Haushalt, gut und gern Kochen, selten ausgehen, sondern eher die *Couchfamilie*, ständige Besuche und Fernsheabende bei den zukünftigen Schwiegis.  ;D ect.

In meinen Augen hat er nun genau das und noch viel extremer, was er damals nicht wollte. Heim, Herd und anhängliches Frauchen. Ob er damit glücklich sein wird auf Dauer?
Manchmal juckt es mich schon, ihn mal darauf anzusprechen, aber ich verkneife es mir. (Hoffentlich halte ich dies auch durch... )
Ich spüre auch, wie er anfängt zu *leben*, *Action* im Leben erlebt, wenn er unsere Tochter zu Besuch hatte. Ihm fällt es ungeheuer schwer sie wieder zu mir zu bringen, das *Leben* wieder abzugeben.

Und ich? Ich lebe heute. Ich bin kein *Hausmütterchen* mehr.  :D Ich gehe aus. (Seltsamerweise häufiger als in der Beziehung zu meinem Exmann und der gesicherten Kinderbetreuung)
Ich habe viele Freunde, d.h. einen grossen Bekanntenkreis (was mein Exmann nicht geschafft hat sich aufzubauen), ich treibe Sport, gehe meiner Arbeit nach (in der Ehe war ich *Hausfrau*), unternehme also viele Dinge ganz anders, intensiver und öfter als früher.
Mein neuer Freund ist ein *Zugabe* in meinem Leben, ich mache mich und alles andere nicht von ihm abhängig.

Eigentlich wollte ich nur sagen  8), dass ich festgestellt habe, dass das, was man äußert, was man tun und erreichen will, nicht funktioniert. Aber was man im *Stillen* erreicht einen viel weiter voran bringt.

Mein Exmann hat im Prinzip nur *zwangsläufig* (weil ich ablehnte!!!) die Frau an seiner Seite gewechselt, aber sein altes, bequemes und *langweiliges* Leben behalten bzw. neu aufgenommen. All dies, was er unbedingt loswerden wollte.
Und bei mir ist es genau andersrum. Was ich nicht wollte habe ich nun und bin glücklich!

DANKE an meinen EX!!!  

Liebe Grüße Nicole

24.03.2003 10:38 • #2


E
Hallo Nicole_29,

bravo, daß Du diesem kleinen Egosch.. gegenüber hart geblieben bist! Im sonnigen, blau-weißen Bayern sagen wir: Es fällt alles auf einen zurück, der Herrgott wird´s schon richten!

...und es ist etwas wahres dran:-)


Achja, zum Thema: Leidenschaft muß nicht vergänglich sein. Es sind die Mauern, die man einreißen muss zwischen den Partnern, den Egoismus und falsche, eingebildete Ansprüche und Bedürfnisse.

Ich sags mal ganz krass: Wer den Partner erkennt und annimmt und auch mal einen Hängebusen lieben gelernt hat, weil das Herz, das dahinter schlägt, einem wichtigen und begehrenswerten Menschen gehört, der hat es wohl geschafft.
Leider schauen Viele einfach immer noch nur auf die Verpackung statt auf den Inhalt. Wenn sie sich bewußt wären, wie sehr sie sich damit selbst in ihrer Lust einschränken.
Eine andere Komponente ist die seelische Attraktivität, die vom Partner nicht mehr gesehen wird, eben weil da die Mauern schon zu hoch sind. Wenn man sie einreißt dann wächst auch wieder die Lust aufeinander.

cu

24.03.2003 11:14 • #3




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