Liebe Valerie,
ich habe mich gestern heute durch diesen Thread gelesen und war anfangs wirklich erschüttert.
Ich selbst bin die betrogene Ehefrau und deine Worte klangen, als könnten sie 1:1 von der Ex-Affäre meines Mannes geschrieben worden seien... das war erstmal ein Schock. Ich habe ehrlich gesagt auch kurz überlegt, ob sie es vielleicht sogar sein könnte, aber einige Fakten passen dann doch nicht. (Zum Glück, ich weiß nicht wie ich das finden würde...)
Ich war auch irgendwie wütend, vor allem auf deine Einstellung der Ehefrau gegenüber (natürlich durch meine Position sehr subjektiv betrachtet).
Zitat von Valerieee: ich habe wirklich oft genug meinen sch. allein bewältigt, ganz im Gegenteil zu deiner Frau, die ohne dich offenbar keinen Millimeter allein zurücksetzen kann, die sich in deiner Gegenwart wirklich jeden Fehltritt erlauben kann, da sie ja deine Ehefrau ist und ohne dich ein Nichts.
Zitat von Valerieee: Gratuliere dir zu deinem Sieg. Nimm deinen Mann, nimm ihn. Benutze ihn. Setz ihn unter Druck, erpresse ihn emotional, als Ehefrauchen darfst du sowas.
Sowas hätte sie sicher auch schreiben können. Bei uns kam aber noch erschwerend hinzu, dass wir befreundet waren und bei ihr die Freundschaft schon vor der Affäre in Abneigung gewandelt wurde, teilweise genau aus diesem Grund: weil es sie störte, dass ich mich in vielem auf meinen Mann verlasse und er viel (handwerkliches) erledigt. Mit der Zeit projizierte sie ihren Hass auf ihren faulen Ex-Mann, für den sie alles erledigen musste, auf mich und konnte das nicht mehr auseinanderhalten, glaube ich. Denn ihre Beurteilung von mir bzw. uns war sehr unfair und nicht wahr, sie fasste Dinge komplett falsch auf und zog daraus falsche Schlüsse.
Zitat von Valerieee: Und auf seine Frau hab ich auch so eine Wut. Die ahnt wohl was, lebt aber einfach weiter, als wär nix. Das gibt's doch gar nicht!
Zitat von Valerieee: Die Ehefrau hat gemeinsame Jahrzehnte mit dem Mann, den sie liebt. Kinder, ein Leben, alles. Ich hatte Stunden.
Was soll sie auch tun, wenn sie von nichts weiß? Wenn sie allerdings etwas ahnt, kommt mir das schon komisch vor, denn hätte ich etwas geahnt, ich hätte es nicht einfach verdrängen können, sondern alles getan, um die Wahrheit herauszufinden.
Ich kann dir auch versichern: wenn sie erst einmal herausfindet, dann kommen ihr die ganzen gemeinsamen Jahre wie eine Lüge vor. Das braucht Zeit, um das zu verarbeiten und ich denke, man kann die gemeinsame Zeit während der Affäre nie mehr so ganz unbeschwert betrachten. Gemeinsame Fotos teile ich mittlerweile in Kategorien ein vor der Affäre, während der Affäre und nach der Affäre.
Zitat von Valerieee: Schon gar nicht von der Ehefrau, die in mir dann die miese Schl*** sehen würde und ihren Mann erst recht behalten würde, nur, um mich zu quälen.
Zitat von Valerieee: ihm seiner Ehefrau überlassen, weil sie ihn schliesslich schon die ganze Zeit hatte und er jetzt praktisch in lebenslangen Besitz übergegangen ist
Ich glaube du weißt selbst auch, dass solche Aussagen Unsinn sind. Erst einmal kann man einen anderen Menschen nicht behalten oder besitzen, er ist ja kein Eigentum. Und dann - sollte sie es herausfinden, dann wird ihr erst einmal der Boden unter den Füßen weggerissen und sie muss ihr komplettes Leben hinterfragen. Sie müsste entscheiden, ob sie noch bei ihrem Mann bleiben möchte und wenn diese Frage mit ja beantwortet wird, dann wird sie es 100% nicht tun, um dir eins auszuwischen. Aber ich denke diese Gedanken wurden einfach in Wut formuliert, wie du ja sagtest, irgendwohin musst du mit deinen Emotionen und da denkt man leider nicht immer rational.
Auch ich habe zu viel Wut auf die Affärenfrau und meine Ex-Freundin.
Zitat von Valerieee: Wenn eine Affäre auffliegt, dann ist zuhause erstmal die Hölle los. Da arbeiten zwei gemeinsam an etwas, das beide betrifft.
Das hast du wiederum sehr schön gesagt!
Zitat von Valerieee: Ich bin mir sicher, dass die EF auch ganz schlechten Stil an den Tag legen würde, wenn das Verhältnis auffliegen würde und sie sich verbitten würde, mit mir in einem Boot zu sitzen...
Ich glaube, man kann von einer Frau in dieser Situation nicht erwarten, damit mit gutem Stil umzugehen. Natürlich müsste sie das alles erst einmal verarbeiten und dazu gehören auch bei ihr eben solche Emotionen, die du auch fühlst und gegen sie richtest.
Da gibt es doch keinen guten/ richtigen und schlechten/ falschen Umgang mit so einem Betrug durch den Menschen, der einem am nächsten steht auf der Welt.
Zitat von Valerieee: Dann müsste theoretisch die Ehefrau leiden, weil sie mit jemandem zusammen ist, der einer Schwester das Herz gebrochen hat.
Zitat von Valerieee: Und ich naive Frau habe eben nicht erwartet, dass er mir im Vorbeigehen das Herz raus reißt, weil er seiner Frau nicht das Herz raus reißen will. Ich habe ihm sowas Unmenschliches einfach nicht zugetraut.
Ganz ehrlich, mir ist es auch mehr als egal, wie sehr die Affärenfrau in unserer Konstellation leidet. Aber das ist natürlich auch geprägt von der Tatsache, dass sie mich jahrelang schlecht geredet hat, mir Freundschaft vorgeheuchelt hat, um meinen Mann sehen zu können etc.
Wie ich denken würde, wenn sie eine Fremde gewesen wäre, weiß ich nicht. Aber ich denke ein Stück weit muss man da auch an sich selbst denken und sich auf sein eigenes Befinden konzentrieren, wenn man es aus dieser Krise schaffen will. Was natürlich für den Mann anders aussieht, denn er hatte ja eine Verbindung zu dir, hat etwas mit dir angefangen und Emotionen hervorgerufen... aber seine Frau, wenn sie von dir wüsste, wäre dir kein Mitleid schuldig (meine Meinung).
Zitat von Valerieee: So weit, dass ich der Frau wünschen kann, dass sie mit ihm glücklich ist, bin ich noch nicht....
Zitat von Valerieee: Also, angenommen, es w ü r d e auffliegen, dann würde sie mir diesen Mann nicht gönnen. Wetten?
Du musst ihr / ihnen auch kein Glück wünschen! Das ist voll ok. Du musst für dich akzeptieren dass es vorbei ist und versuchen, die beiden aus deinem Kopf zu streichen, wenn es dir Leid bringt, an sie zu denken. Ich finde diese Haltung, du musst vergeben und ihnen Glück wünschen, unnötig.
Aber so wie du ihnen kein Glück wünschst, warum sollte sie es dann tun? Wie könnte man von ihr diesen Großmut erwarten? Sie ist hintergangen und betrogen worden und soll dann sagen ach, ihr zwei seid glücklich zusammen? ja wenn das so ist, dann mal los.
Zitat von Valerieee: ich nicht glaube, dass sie dieses Gespür benutzt, um mich als liebe Nebenfrau zu begrüßen, sondern um etwas herauszubekommen. Und um dann ihm die Hölle heiß zu machen, wie es halt überall läuft. Dass er sich dann entscheiden muss usw.
Zitat von Valerieee: Aber w e n n sie es wüsste, dass ich scharf auf ihren Mann bin, würde sie mich davonjagen und ihren Mann zurück pfeifen.
Es gehört wirklich viel dazu und ist nicht für jeden etwas, die Beziehung zu öffnen oder eine Poly Konstellation zu akzeptieren. Natürlich darf sie die Monogamie und Exklusivität erwarten, die die beiden sich versprochen haben. Vor allem dann, wenn der Mann nicht vorher zu ihr kommt und sagt da gibt es jemanden, mit der würde ich gerne etwas anfangen, wäre das für dich denkbar? sondern sie soll einen schon begangenen Betrug akzeptieren und für die Zukunft auch weiterhin akzeptieren?
Sie könnte ihn kaum zurückpfeifen, wenn er das nicht will. Er ist ein eigenständiger Mensch. Sie kann ihm nichts vorschreiben oder verbieten. Sie kann und darf aber für sich Konsequenzen ziehen. Z.B.: wenn du dich weiterhin mit dieser Frau triffst, werde ich unsere Beziehung beenden, denn ich möchte keine offene Beziehung. Das ist kein Hölle heiß machen sondern für sich selbst einstehen und schauen, wie man sein Leben und seine Ehe gestalten möchte.
Zitat von Valerieee: es fühlt sich für mich aus der Position einer Affärenfrau nicht richtig an, dass nun Ehefrau und Ehemann sich gemeinsam gegen die verlassene Affärenfrau verbünden und rückwirkend alles, was in der langen Zeit, die so lange war, dass man sie schon als Zweitbeziehung bezeichnen kann, negiert, lächerlich gemacht, runter gespielt oder verharmlost wird.
Zitat von Valerieee: Es macht die Ehe 2.0 nicht besser, wenn sie auf dem Leid der verlassenen, abgesägten Affärenfrau aufgebaut wird.
ich kann dir nur von unserer Erfahrung berichten: für mich ist es unabdingbar gewesen, dass mein Mann den Kontakt zu ihr abbricht und auf meine Gefühle Rücksicht nimmt und nicht mehr auf ihre. Ich kann deine Position nachvollziehen, aber aus der Position einer betrogenen Ehefrau ist es die einzige Möglichkeit, dass sich Ehefrau und Ehemann verbünden und nur noch das gemeinsame Glück als Ziel sehen und dieses verfolgen. Die Zeit, die er mit ihr verbracht hat, muss zwangsläufig heruntergespielt und verdrängt werden. Wie könnte ich damit leben, wenn er dem hinterher hängt und ihre Gefühle wichtiger nimmt als meine?
Zitat von Valerieee: Zurück in das bequeme warme Nest zu gehen, ist keine Liebe.
Zitat von Valerieee: Natürlich versucht er, das Konstrukt Ehe, an das er als langjährig Verheirateter ja glaubt, aufrechtzuerhalten.
Auch das könnte von unserer Affärenfrau kommen.
eine Affärenfrau zieht ihre Bestätigung immer aus zwei Dingen: 1. den positiven Dingen, die der Mann ihr sagt (mit dir ist es so schön, Liebesbekundungen etc) und 2. die negativen Dinge, die sie über die Ehe erfährt (wir leben sowieso nur nebeneinander her, Intimität gibt es bei uns nicht mehr o.Ä.) - kommt aus dem Buch Was Liebe aushält von Ester Perle, kann ich sehr empfehlen, auch für dich, falls du sowas lesen magst
Nur leider sind diese negativen Dinge über die Ehe, die erzählt werden, meistens nicht wahr und kommen nur von einer Seite. Gerade wenn der Mann mit dir einen Hormonrausch erlebt aufgrund einer Neuverliebtheit, dann sieht er Dinge in seiner Beziehung negativer. Würde man die Frau fragen, wäre die Wahrnehmung sicherlich eine ganz andere. Auch bei uns war es so, dass die AF aus Bemerkungen Rückschlüsse zog und sich einbildete, wir würden de facto nur noch nebeneinander her leben und wären eh nur aufgrund der Kinder zusammen. Ich bin mir sicher, sie denkt jetzt ebenfalls, er wäre nur bei mir geblieben, weil ich ihm Druck machen würde und ihn zwinge (wie soll das gehen?) und wir leben nun eine unglückliche Beziehung ohne Liebe. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Wir haben diese Chance genutzt und sind uns näher als je zuvor und glücklich wie lange nicht mehr.
Natürlich weiß die EF in deinem Fall nichts davon, aber ich wollte damit nur sagen: es muss nicht daran liegen, dass er aus Bequemlichkeit bei ihr bleibt oder weil er sich durch die Ehe verpflichtet fühlt. Vielleicht hat er durch die Affäre auch seine Gefühle neu entdeckt. Da musst du nun drunter leiden, aber vielleicht hilft dir der Gedanke, dass er nicht Glück mit dir aufgibt für eine unglückliche Ehe.
Zitat von Valerieee: Es war gut und schön und die Ehefrau in diesem Moment nicht dabei.
Zitat von Valerieee: ich werde mich für diese Dinge nicht schämen. Sie sind mein Schatz.
Ich kann das nachvollziehen. Ich wette bei uns geht es der AF genauso. Ich würde am liebsten alle ihre Erinnerungen an ihn löschen - es wurmt mich, dass sie Momente hat, an die sie denken kann, die ihr viel bedeuten und die mich so verletzt haben, Momente die niemals hätten stattfinden dürfen...
So, das wurde nun ein viel zu langer Beitrag. Ich hoffe, dass ich nichts geschrieben habe, was dich verletzt - ich wollte dir einfach gern einmal meine Seite aufzeigen und vielleicht ein bisschen Verständnis schaffen, dass die Seite der betrogenen EF eben auch nicht schön ist.
Und auch kein Gefühl von Triumph. Vielleicht erfährt sie es in eurem Fall auch nie, aber auch dann hat sie meiner Meinung nach nicht gewonnen, denn so hart das alles für mich war, ich möchte nicht unwissend weiterleben während so etwas stattgefunden hat.
Übrigens wurde ich hier auch ziemlich angegangen und mir wurde mehrheitlich geraten, dass ich mich trennen soll, mir wurde auch gesagt ich sei dumm und naiv und hätte kein Selbstwertgefühl etc. - also auch meine Rolle wird nicht akzeptiert. Mitleid gibt es nur dann, wenn man betrogen wurde und sich trennt, da wurde ich genauso verurteilt wie du (falls dich das tröstet, dass man es eh niemandem recht machen kann).