Liebe geht.was bleibt?

W
Hi…

Ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen und habe erst hier gemerkt, wie wenig ich doch mit meinem Problem alleine stehe. Es hat mir schon ein wenig Kraft gegeben, einiges zu lesen und nun wollte ich auch mal meine etwas traurige Geschichte aufschreiben, auch wenn ich nicht so genau weiß, warum. Vielleicht erhoffe ich mir Trost, einen guten Rat oder möchte auch einfach nur meine Gedanken loswerden…hoffe ich nerve euch nicht, auch, wenn es ein wenig lang ist^^

Nach dreieinhalb Jahren mit einer wundervollen Frau, von denen wir drei Jahre zusammen in einer viel zu kleinen Wohnung gewohnt haben, bin ich nun wieder alleine. Wir waren seit letztem Jahr verlobt, wollten in diesem Sommer heiraten und hatten trotz der Enge eigentlich nie wirklich Streitigkeiten oder tiefe Beziehungskrisen. Wir habe zusammen so einiges durchgemacht, vor allem finanziell, da wir beide Studenten sind, die sich daneben mit zeitintensiven Nebenjobs durchschlagen mussten. Es war eine wundervolle Zeit.

Nun, das Schicksal traf mich dann vor zwei Monaten mit dem Vorschlaghammer. Meine Verlobte gestand mit unter Tränen, dass sie nicht mehr wisse, was sie noch für mich empfindet, sie hätte es schon seit ein paar Wochen das Gefühl, mit ihrem besten Freund zusammen zu leben und es auch schon einige Zeit mit sich herumgetragen. Ihr, die ihr hier schon einiges durchgemacht habt, kennt das Gefühl sicherlich: Als ob man gleichzeitig erfrieren und verbrennen würde. Dazu kam noch, dass ich zu dieser Zeit an meiner Examensarbeit schrieb, die ich in der übernächsten Woche abzugeben hatte. Wir versuchten noch ein paar Tage, den Alltag gemeinsam durchzustehen, da wir beide viel Stress hatten. Aber man kann sich ja denken, wie wenig das geht: Ich, tödlich getroffen und zu keinem klaren Gedanken mehr fähig, Sie, voller Schuldgefühle und ständig den Tränen nahe.
Ich habe es nicht mehr ertragen und bin gegangen, habe meinen Job in dieser Stadt gekündigt und bin zu meinen Eltern zurück ( 90km ) um wenigstens meine Arbeit fertig schreiben zu können, unter Tränen zwar, aber immerhin. Sie selbst hätte nicht gehen können, musste aus unterschiedlichen Gründen schon so oft völlig von vorne anfangen, dass ich es nicht übers Herz gebracht habe, ihr in dieser Hinsicht irgendetwas abzuverlangen. Während ich diese Arbeit zu Ende brachte, unterstützte sie mich immerhin durch Anrufe, die mich ein wenig durch die Tage brachten. Eigentlich ein lächerliches Placebo, aber wie das so ist, man fühlt sich immer eine zeitlang gut, wenn man von dem geliebten Menschen hört. Verarbeiten konnte ich in dieser Zeit nichts. Das blieb auch so, als ich dann meine Sachen aus der Wohnung geholt habe. Zweimal war ich da, zweimal habe ich nichts von ihr gehört, außer, dass sie mit mir im Moment keine Beziehung führen könne, dass sie selber erst einmal mit sich klarkommen müsse, sie keinerlei Prognosen über die Zukunft mehr abgeben und im Moment nur Freundschaft für mich empfinden würde. Und das sie vielleicht gerade den schwersten Fehler ihres Lebens macht aber nicht anders könne. Dazwischen lag noch ein Telefonat, in dem sie mir sagte, dass sie mich im Augenblick nicht vermisst, dass es ihr gut ginge und dass es ihr unendlich Leid tut, weil ich stattdessen am Boden bin. Schläge in die Magengrube, wie ich sie nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen würde! Das größte Problem: Da ich vor dem Abschluss stehe und mein weiterer Werdegang eine Entscheidung darüber erfordert, wo ich hingehen will, konnte und kann ich nicht warten. Deshalb musste ich sie leider vor die Wahl stellen: Ein Leben mit mir oder ohne mich! Wieder Tränen und wieder nur die bekannte Antwort: „Ich kann es im Moment einfach nicht“. Meine Sachen lagen also alle im Auto und ich sagte lebwohl. „Werden wir uns sehen?“, fragte sie noch und ob sie mich denn anrufen könne. Antworten konnte ich nicht viel außer: „ das liegt doch an dir“. Gesehen haben wir uns dann noch ein einziges Mal. Eines dieser kurzen, widerwärtigen Herzschmerz-Treffen mit einer Menge unbeteiligter Bekannter. Ich habe ihr nur gesagt, dass ich Zeit brauche. Es ging ihr sichtlich gut, eigentlich zu gut aber wer weiß schon, wie es im Inneren eines Menschen aussieht. Ein einziges Mal habe ich sie danach noch angerufen, habe ihr gesagt, dass sie sich ihre Zeit nehmen solle und dass sie sich nicht sofort wieder in etwas Neues hineinstürzen soll. Dann habe ich den Kontakt seit nunmehr drei Wochen abgebrochen. Ich weiß einfach nicht, was ich ihr sagen soll. Ein Freund kann ich ihr im Augenblick nicht sein. Viel zu stark sind meine Gefühle für sie und das, obwohl ich so tief verletzt wurde.

Unterschiedlich waren wir auf eine gewisse Art und Weise schon immer: Sie hatte einige, unglückliche Beziehungen, eine schwere Kindheit und lässt sich so schnell von ihren Gefühlen beeinflussen, wie ich es noch nicht oft bei einem Menschen gesehen habe. Ich selbst verschenke mein Herz nicht einfach so, habe mich damals sogar anderthalb Jahre gegen ihre Liebesbekundungen gewehrt. Dann wurde sie die Frau, die ich wie noch keine andere geliebt habe.

Und die Gründe? Ich weiß es einfach nicht. Ich sagte ihr, wenn da noch jemand anderes sei, würde ich meine Sachen zusammen packen und aus ihrem Leben verschwinden, als Antwort kam nur, dass da niemand ist und dass sie mich nicht gehen lassen will. So ganz glaube ich ihr das jedoch nicht. Wir hätten zu sehr nebeneinander her gelebt, meinte sie. Ich weiß selbst, dass das letzte Jahr ein richtig beschissenes Jahr gewesen ist. Viel zu viel Stress, viel zu wenig Zeit für uns, die wir darüber hinaus nie wirklich genutzt haben. Wenn ich nach Hause kam, wollte ich mich eigentlich nur noch irgendwie entspannen, meistens vor dem PC. Ihr ging es jedoch auch nicht anders, zumindest würde ich das rückblickend so beurteilen. Was kann man denn noch machen, wenn man abends um Acht nach Hause kommt und am anderen Morgen alles wieder von vorne beginnt? Essen, ein wenig Ruhe und dann im Arm des anderen einschlafen. In den letzten Wochen habe ich mich etwas gehen lassen. Ich dachte einfach, dass wir das bis zum Sommer durchstehen würden und dann ein neues Leben anfangen könnten. Am Wochenende musste das gemacht werden, was unter der Woche liegen geblieben war. Und wir beide waren vom Alltag gestresst. Vielleicht habe ich auch deshalb eine Veränderung an ihr nicht mitbekommen.

Ich weiß, dass eine Liebe nicht alles ertragen kann. Ich kann ihr keine Vorwürfe aus ihren Gefühlen machen. Die kommen und gehen nun einmal. Nur hat sie nicht rechtzeitig mit mir gesprochen, scheinbar alles in sich hineingefressen, so lange, bis da nichts mehr für mich war. Es spielt ja auch keine Rolle, ob sie sich neu verlieben wird oder nicht, meine Gefühle zu ihr sind stärker als je zuvor und ich weiß im Augenblick nicht, wo mir der Kopf steht. Ich kann sie nicht sehen. Es geht mir dann zwar einen Moment lang richtig gut aber die nächsten Tage sind die Hölle. Im Moment warte ich auf ein Zeichen von ihr. Ich selbst werde mich erstmal nicht mehr melden. Wenn alles so bleibt, wie es ist, muss ich jedoch noch ein klares Gespräch führen. Ich würde gerne kämpfen doch mir steht einfach die räumliche Distanz und der Alltag im Weg. Ganz aufgeben werde ich nicht, immerhin verlobt man sich nicht einfach so. Vielleicht mal einen Brief..ach, ich weiß es im Moment einfach nicht.

Ich weiß einfach nicht, was da passiert ist. Wenn eine Frau hier mitliest, kann sie mir vielleicht sagen, was in einem Menschen vorgeht, der nicht mehr liebt? Ob sie an mich denkt? Ob es eine Chance gibt, dass sie wieder zu mir findet? Nur Angst vor der Hochzeit? Sich noch nicht binden wollen? Oder ist da einfach nichts mehr für mich?

Ich danke euch jetzt schon…


13.05.2006 09:46 • #1


E
Hallo Wolfmoon,
ich bin weiblich (so war ja ein bisschen die Vorgabe in deinem Beitrag ) und fühle mich deshalb einfach mal angesprochen, dir zu antworten.
Zunächst einmal: Es tut mir furchtbar Leid, wie alles für dich und euch gelaufen ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du dich jetzt fühlst. Aus der Tatsache, dass du dein Studium gerade beendest folgere ich mal, dass du/ihr so gegen Mitte 20 seid, stimmt das? Mein Studium ist jetzt seit ein paar Jahren vorbei, aber ich kann mich noch total gut an die Zeit mit all dem Prüfungsstress erinnern und auch an die Beziehung, die ich während dieser Zeit hatte. Vieles von dem, was du schilderst, kommt mir sehr bekannt vor. Ich erinnere mich auch noch daran, dass ich damals ähnlich wie deine Freundin in der Situation war, nicht zu wissen, ob ich meinen damaligen Freund noch liebe. Rückblickend würde ich sagen, dass ich (das gilt jetzt aber wirklich nur für mich, aber vielleicht gibt es ja Parallelen) damals einfach noch zu unreif für ein ewiges Zusammenbleiben war. Das hatte mit meinem damaligen Freund eigentlich kaum etwas zu tun, dass ich mir unsicher wurde, ich habe, glaube ich, einfach Angst bekommen, fühlte mich noch nicht so weit. Und dann fingen die Gefühle an, Achterbahn zu fahren, ich wusste nicht mehr, ob ich ihn noch liebe. Als dann irgendwann Schluss war, habe ich gemerkt (und das sehe ich auch heute rückblickend noch so) dass ich ihn wirklich geliebt habe, aber ich war auch ein wenig erleichtert, weil der Druck, den ich mir selbst gemacht habe, nachließ (wir hatten uns auch verlobt). Und ihm ging es, glaube ich, letztendlich ähnlich. Wenn ich heute zurückblicke, denke ich, dass es zwischen uns hätte gut gehen können, wenn wir nur etwas älter gewesen wären. Ich merke nämlich, dass meine Bindungsfähigkeit (aber auch die Fähigkeit auf eigenen Beinen zu stehen) in den letzten Jahren stark zugenommen hat, aber so etwas kann man nun mal nicht erzwingen, das muss sich entwickeln, manche sind mit 20 schon so weit, andere mit 30 noch nicht. Ich finde, dass sich das bei deiner Freundin auch ein bisschen so anhört, als wäre sie momentan verwirrt und fühlte sich zu stark eingeengt. Es wirkt auf mich nicht so, als ob sie schon völig mit dir abgeschlossen hätte, aber ich will dir keine falschen Hoffnungen machen. Egal, ob es für immer und ewig vorbei ist oder ob dies nur eine vorübergehende Trennung ist, mein Rat bleibt der gleiche:Geh auf Distanz, lass ihr Zeit, aber schau auch, dass du dein eigenes Leben wieder (unabhängig von ihr) aufbaust. Sie weiß jetzt, dass dir noch an der Beziehung zu ihr liegt, mehr brauchst du ihr nicht zu sagen, der Rest muss von ihr kommen. Wenn du dich jetzt zu oft bei ihr meldest, erhöhst du den Druck auf sie ja nur wieder.
Es gibt so viele Faktoren, die über das Gelingen einer Beziehung entscheiden. Liebe ist zwar der wichtigste, aber leider nicht der einzige Faktor, die Lebensumstände sind leider auch nicht unwesentlich. Vielleicht war sie für die Konsequenzen, die eine Verlobung mit sich bringt, einfach noch nicht bereit.
Bau dir dein eigenes Leben auf, geh auch notfalls weg, wenn dies beruflich erforderlich ist. Ich habe ein Paar im Bekanntenkreis, die ebenfalls in jungen Jahren zusammen waren, getrennte Wege gegangen sind, und dann wieder zusammen kamen inklusive Familiengründung. Sie sagen, dass diese Trennung damals für sie existenziell notwendig gewesen wäre.
Ich wünsche dir und euch alles, alles Gute,
Natascha

13.05.2006 11:59 • #2


W
Danke Natascha, für deine Zeilen...
Es hat gut getan zu lesen, dass es so etwas wirklich gibt^^ Das hilft meinen Gefühlen zwar nicht, aber das Begreifen fällt doch um einiges leichter. Was du beschreibst passt irgendwie auch haargenau auf das Verhalten von Ihr.

Ja, wir beide sind Mitte zwanzig ( ich 27 sie 26 )

Ich denke auch, dass du Recht hast, was die Distanz betrifft und das eigene Leben, dass ich leben muss. Wenn nur das Herz ein wenig mehr auf den Verstand hören würde
Keine Sorge, du weckst keine falschen Hoffnungen in mir, die Hoffnungen mache ich mir ja schon selber. Und so schnell werden die nicht weniger werden, das weiß ich. Ich liebe sie eben noch zu sehr und wir beide hatten für unsere Beziehung eine Menge aufgegeben, so dass ich mich erst wieder ein wenig einleben muss. Die Entscheidung über meine Zukunft steht - so sich in den nächsten beiden Monaten nichts ändert - relativ fest. Und es wird auf eine große räumliche Distanz hinauslaufen.

Ich weiß, dass sie sich im Moment einfach nur befreit fühlt. Dafür kenne ich sie und ihre Gefühlsachterbahn ja schon ziemlich gut. Genauso wie ihren Hang, alles in sich hinein zu fressen. Für mich selbst sieht es da anders aus, da ich meinen Entscheidungen eigentlich immer treu bin und es bis jetzt auch noch nie bereut habe. Sie ist da anders, zweifelt eigentlich ständig an irgend etwas, macht sich aber auf der anderen Seite immer riesige Hoffnungen, die eigentlich nur enttäuscht werden können. Schade nur, dass sie diesmal an uns gezweifelt hat. Ich denke wirklich, dass sie wohl erstmal herausfinden muss, was sie von diesem Leben eigentlich wirklich erwarten kann.

Tja, die Frage nach dem Kontakt. Eigentlich möchte ich sie auch als Mensch nicht verlieren, man wirft ja seine Vergangenheiten schon oft genug einfach so weg und eigentlich bin ich auch nicht der Mensch für ein Episodenleben. Aber ich werde wohl einsehen müssen, dass weder das eine noch das andere so schnell wieder etwas werden kann. Ich denke, dafür waren wir uns zu nahe und schon viel zu weit.

Was tun? Ständig melden werde ich mich natürlich nicht. Druck macht sie sich selber immer schon genug und außerdem macht es mich jedes Mal sehr unglücklich, wenn da nicht die Frau am anderen Ende ist, die ich einmal kannte.

Abschliessen kann ich so dennoch nicht, zumindest einmal werde ich noch mit ihr reden müssen, wenn sie mich lässt und ein wenig Zeit vergangen ist. Oder ihr zumindest mal einen Brief schreiben, wie ich die Zeit mit ihr erlebt habe, was für Wünsche und Vorstellungen ich hatte...hmmm.... oder macht man es mit sowas Alles nur noch schlimmer?

13.05.2006 15:09 • #3




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