Liebe und Angst

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Es ist Weihnachten und ich bin verzweifelt und weiß einfach nicht mehr weiter. Vor 14 Monaten habe ich mich in einen Kollegen verliebt und er in mich. Es war die große Liebe und wir beide dachten unseren Seelenverwandten gefunden zu haben. Leider war er verheiratet und seine Frau war eine Jugendfreundin. Er hatte ein schlechtes Gewissen, aber hat nach einigen Anläufen es geschafft, sich zu trennen, wollte mit mir ein neues Leben anfangen. Seine Frau ist jedoch ausgerastet, sie hat gesagt, dass sie ihn vernichtet, wenn er sie verlässt und es sei ihr egal, ob er sie noch liebt oder nicht, hauptsache er verlässt sie nicht. Nachdem diese Drohungen aber nicht gefruchtet haben, hat sie sie wahr gemacht und auf unserer Arbeit Terror gemacht. Mit dem Ergebnis, was wir nie für möglich gehalten haben, dass unsere Chefs uns vor die Wahl gestellt haben: Job oder Liebe. Da er schon 50 ist und Angst hatte, keinen neuen Job zu bekommen, haben wir offiziell unsere Beziehung abgebrochen und er ist zu ihr nach Hause zurück. Es war sehr erniedrigend. Nun suchen wir verzweifelt nach neuen Jobs, aber bei der heutigen Wirtschaftslagen hagelt es nur Absagen. Er meint nun, dass er ihr klar machen muss, dass die Ehe keine Zukunft mehr hat, dass er nur für den Job zurück ist und dass sie das kapieren muss, um ihn endlich zufrieden ziehen zu lassen. Aber auch wenn sie Therapie macht und genau das gesagt bekommt, schafft sie es nicht. Sie sieht ihn als Besitz und die Drohung, ihn wieder gefügig zu machen, wenn er nicht spurt, steht permanent im Raum. Ich spüre, dass er Angst vor ihr hat, gleichzeitig erzählt er mir,d Ar. ich seine große LIebe sei und er nicht ohne mich sein will, er hofft - so sagt er - fest auf ein Zusammenkommen. Jedoch sind schon 7 MOnate vergangen und ich kann einfach nicht mehr glauben. Auch ich habe natürlich Angst vor der ARbeitslosigkeit, aber ich hätte es mit ihm riskiert. Nun habe ich gestern Schluss gemacht, ich habe ihm gesagt, dass ich nicht mehr die Kraft habe, an uns zu glauben, weil ich nicht sehe, dass er etwas tut, um die Trennung mit seiner Frau zu beschleunigen. Heute jedoch möchte ich schon wieder anrufen und ihm sagen, dass ich weiter hoffen will. Mein Kopf sagt, ich habe keine Chance, mehr Herz will hoffen. Ich kann einfach nicht glauben, dass die Angst stärker ist als die Liebe. Aber so ist es wohl. Wer hat ähnliches erlebt? Haben wir noch eine Chance und wie lange kann ich warten? Weihnachten war immer Deadline, an der wir zumindest inoffiziell zusammen sein wollten. Nun sitze ich wieder alleine hier und bin verzweifelt. Auch über meine Schwäche, nicht alle Hoffnungen zu begraben. Traurige Grüße Heike

25.12.2002 22:31 • #1


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Hallo Murmelita!

Fordere nicht zuviel... es muss höllisch schwer sein für ihn, auf drei Fronten gleichzeitig zu kämpfen:

- den Kampf zuhause mit seiner Noch-Ehefrau, die offensichtlich nicht gewillt ist loszulassen, mitsamt den finanziellen Problemen die sich abzeichnen?
- den Kampf in der Firma um den Anschein zu wahren, dass zwischen euch beiden nichts mehr läuft
- und den Kampf mit Dir, die ihn (verständlicherweise) auch noch unter Druck setzt mit ihren Erwartungen

In einer solchen Situation kann ich mir gut vorstellen, dass man gewillt ist zu resignieren, den Dingen ihren Lauf zu lassen, und auf einen günstigen Moment zu warten, wann immer jener kommen mag, um dann von zuhause auszubrechen. Er scheint es sauschwer zu haben zuhaus - dass seine Frau in Therapie geht scheint mir Zeichen genug zu sein - Hut ab aber vor ihr, daß sie die Therapie macht...

Die Hoffnung stirbt immer zuletzt - aber es liegt ganz alleine bei Dir, wie lange du gewillt bist zu warten - und wie lange Du die Kraft dafür aufbringst. Dein Kopf kann nicht wissen, ob ihr noch eine Chance habt, Dein Verstand kann Dir nur sagen ob Du dieser Beziehung noch Chancen geben willst.

Wie hat er auf die Tatsache, daß Du die Beziehung beendet hast, reagiert?

Alles liebe,

Voyager

26.12.2002 03:31 • #2


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Liebe und Angst

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Hallo Voyager,
danke für deine Antwort. Ja, du hast recht, er hat es auch nicht einfach. Aber ist es wirklich zuviel erwartet, dass er mit kleinen Zeichen versucht mit zu zeigen, dass er an der Trennung arbeitet? STatt dessen trifft man sich heute mit Freunden zu viert, so was bringt mich um. Er hat natürlich geschrieben, dass er die Trennung nicht will, dass er fest an uns glaubt, aber mir nicht sagen kann, wann es soweit ist. Ich habe einfach Angst, an ihn, an uns zu glauben und die Jahre ziehen an mir vorbei. Ich kenne eine Frau, die 10 Jahre ein solches Verhältnis hatte, immer in der Hoffnung, dass der Mann sich doch noch für sie entscheidet. Hat er aber nie getan. Es gibt MOmente, da glaube ich auch an uns, denke mir,d Ar. ich für diesen Mann auch noch ein halbes Jahr warten kann, dann aber habe ich Angst, vergeblich zu warten. Es wäre leichter, wenn ich eine Zeitspanne wüßte, aber er kann oder will mir nichts sagen. Und dass er jetzt zu Weihnachten wieder kein Gespräch mit ihr gesucht hat, ist die Hölle. Wie kann man denn nur so eine Angst vor einem Menschen haben?

26.12.2002 13:13 • #3


V
Hallo Murmelita!

Du darfst eines nie vergessen: Du bist diejenige, die die Regeln definiert - für Dich - die die Grenzen steckt was Du gewillt bist zu ertragen, was Du gewillt bist zu investieren, den Zeitrahmen, den Du gewillt bist dieser Beziehung zu geben...

Niemand, Murmelita, ausser Dir selbst, kann Dich dazu bringen, 10 Jahre auf jemanden zu warten - das ist ganz alleine Deine Entscheidung. Manche Leute scheinen das vergessen zu haben... Es ist nicht so, daß Dein Leben Dir ausser Kontrolle gerät, Du zum Spielball wirst, nein, Du hast es immer in der Hand, Du bist diejenige, die vor dem Ball steht, ihn an der Stelle verweilen lassen kann, oder Bewegungsmoment geben kann... genau wie er, ihr steht beide am Ball...

Du hast die Wahl ihm Zeit zu geben, aufgrund seiner Fortschritte (?) hoffen zu wollen, diesen Mann unbedingt in Deinem Leben haben zu wollen, ihm ein Ultimatum zu stellen, oder - Dir ein Ultimatum zu stellen... Den Rahmen des für Dich erträglichen abzustecken und Konsequenzen zu ziehen, wenn dieser Rahmen überzogen wird - in Deinem eigenen Interesse.

Du erhältst keine Zeichen von ihm, dass seine Trennung fortschreitet? Du hast ihm gesagt, dass Du Zeichen sehen musst? An so traditionellen Tagen wie Weihnachten kontaktiert er Dich nicht? Du hast ihm gesagt, dass Dich das verletzt und Du damit nicht glücklich bist? Dass er Dir auf diese Art nicht gibt was Du von einer Beziehung in diesem Stadium erwartest? Was sagt er dazu?

PS: Ängste können definitiv stärker sein als Liebe, soviel hab ich in meinem Leben auch schon erfahren - und - es war gut so, ich glaube nicht, dass diese Verbindung, die zweieinhalb Jahre angehalten hat bestimmt gewesen wäre den Rest meines Lebens zu bestehen...

Und vor kurzem stand ich auch vor der Entscheidung, eine augenscheinlich funktionierende Beziehung weiterlaufen zu lassen oder mich daraus zurückzuziehen. Den Ball an mich zu nehmen oder liegen zu lassen... Ich hab ihn an mich genommen, und es war wiederum gut so. Ich hab auf meinen Instinkt gehört, und einem Konstrukt aus Lügen die Lebensgrundlage entzogen... Bin jetzt wieder frei und offen und habe soviel Freude am Leben wie niemals zuvor...

Alles liebe,

Voyager

26.12.2002 13:47 • #4


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hallo murmelita

du hast recht, du solltest nicht mehr warten und erst recht nicht 10 jahre.
lebe jetzt, aktiv. mach was dir spass macht, geh aus mit freunden, lad dir leute ein, pflege deine hobbies. dann wird er sehen was für ein wertvoller mensch du bist und er wird erkennen, dass er bald auf dich zu gehen muss, weil er dich sonst ganz verliert. wenn er es nicht tut, hätte er es sowieso nie getan und das ganze warten wäre eh sinnlos.

das leben geht weiter, da hast du recht lass es nicht an dir vorbeiziehen. es ist viel zu schön um passiv zu warten. sei aktiv während du warten willst.

logo

27.12.2002 00:10 • #5


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Liebe Heike,

eine Beziehung zu einem verheirtaten Partner ist nich einfach. Kein Sorge, ich werde hier nicht den Moralapostel spielen, daß steht mir nicht an. Ich meine dies nur als generelle Angelegenheit.
Man ist wenig in der aktiven Rollen und kann nur reagieren, nicht mehr agieren. Und das zehrt und schmerzt. Wie Du es ja selbst erlebst.
Die Motive, die Du geschildert hast, leuchten schon in gewisser Weise ein, denn es ist schwierig, in der heutigen Zeit seine wirtschaftlichen Verhältnisse zu sichern. Was mich nur etwas wundert ist die Tatsache, daß man in dem Unternehmen so reagiert hat. Das Privatleben der Mitarbeiten ist normalerweise tabu, solange die Arbeitsleistung stimmt.

Nun Heike hast Du das Verhältnis, die Partnerschaft von Deiner Seite aus beendet. Du konntest nicht mehr, weil Deine Kräft nicht gereicht haben.
Dies ist der wesentlichste Faktor des Ganzen!
Wohin führt es Dich, wenn Deine Kräfte verbraucht sind? Du kommst irgendwann an einen Punkt, wo Du dann ganz tief unten bist. Und meist hat das dann nicht nur seelische Folgen. Da wieder rauf zu kommen ist sehr schwer.

Überlege Dir gut, ob Du der Hoffnung weiter Nahrung geben möchtest, oder ob es nicht vielleicht doch besser ist, einen für Dich neuen Anfang zu wagen. Eigene Wege zu gehen und Deine eigene neue Welt zu erschließen.

Dies ist nicht leicht. Vor allem wenn man wirklich zu der Überzeugung gekommen ist, jemanden gefunden zu haben, der seelenverwandt ist.
Aber es ist Deine Aufgabe, Dich selbst zu schützen.

Heike, schau wieweit Deine Kraft reicht. Geh soweit Du es verantworten kannst. Aber dann ziehe die für Dich notwendigen Konsequenzen. Das bist Du Dir und Deinem Leben schuldig. Du solltest der Mensch sein, der Dir momentan am wichtigsten ist.
Hier hat die liebe Logo völlig recht. Wenn Du Dein Leben lebst, wird er sehen, ob er mithalten kann und will.

Für das was auch immer kommen mag wünsche ich Dir viel Kraft und Mut. Und auch Hoffung und Glaube an Deine Zukunft.
Und vor allem auch an Dich!

Liebe Grüße

Nordlicht

27.12.2002 09:05 • #6


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Ich danke euch allen für die aufmunternden Worte. Es ist richtig, ich habe es alles in der Hand und ich muss versuchen herauszufinden, was ich (noch) will oder ertragen kann. Ich habe gemerkt,dass es nichts bringt, mich selbst oder durch andere unter Druck zu setzen. Ich glaube, der richtige Zeitpuntk wird schon kommen, an dem ich genau weiß, was ich will und das auch durchhalten kann.
Danke euch allen.
Heike

29.12.2002 14:30 • #7




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