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Losgelassen, doch was kommt dann?

J
Hallo, ich bin noch neu hier, weil ich einfach nicht so recht weiterweiss.

Nach mehreren Therapien ist es mir nun ganz gut gelungen, mich aus meiner von Gewalt geprägten Beziehung endgültig zu lösen. Ich bin nun nicht mehr bereit, mich jemals mehr zum Opfer zu machen bzw mich für meinen Partner aufzuopfern. Leider habe ich auf diese Weise den Grossteil meines Lebens verbracht, so dass ich nicht weiss, was ich sonst sinnvolles tun könnte. Ich fühle momentan einfach eine grosse Leere in mir und frage mich, was ich tun könnte um auf gesunde Weise wieder mehr im Leben Fuss zu fassen? Einen neuen Mann kennenzulernen traue ich mir noch lange nicht zu, fühle mich aber nun natürlich einsam und ungebraucht, was ich ja bisher immer krankhaft kompensieren musste. Einen Plan B hatte ich nie. In der Therapie wurde mir nur geraten, selbstständig mein Leben auf die Reihe zu kriegen und ich habe mittlerweile eine schöne Wohnung eingerichtet und einen guten Job bekommen. Trotzdem fühlt es sich nach wie vor so an, als würde etwas wichtiges fehlen. Ging es hier jemandem auch so? Muss ich wohl sogar dauerhaft einfach damit leben, so ähnlich wie ein Alk. mit Suchtdruck? Oder gibt es Rat, was man da tun könnte?

Wäre ich sehr dankbar dafür. Lieben Gruss, Jara.

21.09.2019 14:22 • x 1 #1


P
Herzlich willkommen hier und schön das Du an Dir arbeitest !

Hm höre da sehr wenig Selbstliebe heraus bei Dir leider.

Okay weisst Gewalt ist nicht gut in Beziehungen aber richtig verstanden hast Du leider noch nicht.

Bist zu sehr von Zuspruch, Zuwendung oder fremden Persönlichkeiten abhängig mit denen Du Dich dann versuchst zu identifizieren bzw. Dir ihre Persönlichkeit leihen weil Du keine eigene Persönlichkeit besitzt bzw. sich diese in der Kindheit etc. nicht entwickeln durfte.

Ich würde jetzt erstmal diese Beziehungen vergessen, an mich denken, tun was ich erleben möchte. Mich selbst wahrnehmen lernen. Lernen das ich mein Leben selbst bunt machen kann, das es okay ist auch eine eigene Meinung zu haben. Nicht nur gefallen muss oder mich anderen Menschen und deren Willen zu unterwerfen.

Das es auch okay ist eigene Wünsche und Bedürfnisse zu haben und auch Grenzen, diese selbst achten, zu verteidigen und einzufordern.

Du solltest selbst am besten wissen was Dir gut tut, Dich nicht davon abhängig machen was Partner egoistisch denken und Dich auch nicht anpassen.

Liebe ist nicht totale Unterwerfung, nicht die totale Verleugnung und Unterdrückung eigener Bedürfnisse sondern sich individuell so akzeptieren wie man persönlich ist mit eigener Meinung und auch Stärken und Schwächen.

21.09.2019 14:54 • #2


A


Losgelassen, doch was kommt dann?

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J
Hey, danke für deinen Zuspruch, du hast leider recht, ich wurde schon immer zu allem möglichen gezwungen, somit kenne ich nichts anderes. Auch meine eigenen Wünsche irgendwie nicht. Also da ist einfach nichts. Das ist auch sehr schwer auszuhalten und bessert sich nicht wirklich, auch wenn ich versuche, mir gutes zu tun. Meinst du, das kommt mit der Zeit und ich bin zu ungeduldig oder mache ich vielleicht etwas falsch? Lieben Gruss

21.09.2019 15:47 • x 1 #3


Chrisi
Liebe @jara,
natürlich ist es erst mal komisch so allein. Muss ja auch erlernt werden.
Schöne Wohnung und einen guten Job hast du erst mal. Das ist schon mal ein großes Glück. Du hast ein Heim. Ich selbst war mit 60 Jahren das erste Mal in meinem Leben allein in einer Wohnung, wegen Neuanfang. Das ist nun 5 Jahre her. Seit mindestens 2 Jahren bin ich wieder voll im Leben.
Ich habe Zeitungen durchforstet wo Kurse, Treffen, Wanderungen, Fahrradtouren angeboten wurden. Angemeldet bei nebenan.de und groops. Gleichzeitig habe ich gestöbert wo Kirchenkonzerte, Flohmärkte und Veranstaltungen geboten werden. Die Devise war also raus gehen. Klingeln tut bei mir niemand. Dann habe ich meine Nachbarn zum Kennenlernen eingeladen. Habe unter Reisepartner geschaut. Mir eine Nähmaschine günstig gekauft. Garnicht mal so sehr um neu zu nähen, eher um günstige Kleidung richtig schick aufzumotzen. Es gibt da so viele Ideen im Internet.
Durch all diese Aktivitäten haben sich langsam soziale Kontakte aufgebaut.
Guter Rat trotzdem: biedere dich nicht an. Spiel nicht das arme Mäuschen. Lächle bewusst in den Spiegel. Das kann man lernen. Geh mit diesem Gesicht auf andere zu. Oder warte von mir aus das dich jemand anspricht. Du bist nicht mehr bedürftig. Stehst auf eigenen Beinen. Verteidige das!
Je stärker du wirst um so mehr interessieren sich Menschen für dich. Bei Männern die nächsten Jahre nur Freundschaft. Denke, du bist noch so fragil um nicht die Gefahr zu erkennen.
Und nun los und recherchiere!
Hat man erst mal ein paar Zügel in der Hand, hat man auch bald ein Pferd!

21.09.2019 16:11 • x 1 #4


J
Danke, das klingt sehr aufmunternd. Ich hoffe, du hast recht, ich gebe mir schon Mühe, unter Leute zu gehen und aktiv zu sein, aber das fühlt sich alles noch so hohl und gestellt an, obwohl es wohl zum ersten Mal in meinem Leben normal von statten geht. Ich hoffe, ich gewöhne mich daran:-) Naja, und dann habe ich natürlich noch grosse Angst, erneut nur an die falschen Personen zu geraten. Wenn ich schon das geringste Anzeichen zu erkennen glaube, wende ich mich leider sofort ab. Auch das macht mich sehr traurig, dass ich jetzt so vorsichtig geworden bin.

21.09.2019 16:21 • #5


P
Zitat von Jara:
Hey, danke für deinen Zuspruch, du hast leider recht, ich wurde schon immer zu allem möglichen gezwungen, somit kenne ich nichts anderes. Auch meine eigenen Wünsche irgendwie nicht. Also da ist einfach nichts. Das ist auch sehr schwer auszuhalten und bessert sich nicht wirklich, auch wenn ich versuche, mir gutes zu tun. Meinst du, das kommt mit der Zeit und ich bin zu ungeduldig oder mache ich vielleicht etwas falsch? Lieben Gruss


Nichts zu danken !

Naja machst im Grunde nichts falsch, bist halt gerade so wie Du bist.

Falsch halt nur weil Du aus einer eigenen Haltung heraus negativ denkst und handelst und eben auch leidest.

Und leiden ist doch nicht gut.

Den anderen Menschen kann man nicht kontrollieren und steuern, Du kannst Dich aber selber besser verstehen, Dich selbst besser und positiver steuern.

Kannst Dich zb. dahin steuern das ein Beziehungsende nicht alleine von Dir abhängig ist, nix mit Deiner Person zu tun hat sondern auch der Andere Anteile am gelingen und scheitern hat.

Das es kein Perfekt gibt, Niemand perfekt ist oder sein muss.

Nimmt doch schon mal Druck oder ? Und ist auch völlig richtig eigene Wünsche und Bedürfnisse zu haben, die man sich auch selbst erfüllen kann und darf. Nicht darauf warten muss das Papa, Mama oder Partner das tun. Selbst Verantwortung für sich übernehmen, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied halt, nicht die Anderen.

Da wird man eh immer enttäuscht wenn man erwartet das Andere etwas Gutes für einen tun was man sich selbst nicht geben kann. Niemand ist Hellseher hier oder nur weil man im einer Beziehung ist dann irgendwie verpflichtet da perfekt zu funktionieren.

Mach einfach mal was für Dich, einfach richtig egoistisch was Dir gut tut. Was was Tolles, such Dir nen tolles Hobby, mach Sport etc.

Dann hast Du genug zu tun und Partner sind maximal eine Bereicherung für das eigene Glück aber sicher nicht Ursprung, notwendig und Co.

Und liegt an Dir und Deinem Verstand wie gut es Dir gehen wird oder ob sich da was positiv ändert.

21.09.2019 16:36 • x 1 #6


J
Ja, da bin ich auch schon richtig stolz auf mich, dass ich mittlerweile so gefestigt bin und nicht mehr zurück gehen und mir die Schuld für die nächste Ohrfeige zuschieben lassen muss. Das klingt total verrückt, aber das war ein hartes Stück Arbeit. Wohl auch, weil ich vielleicht tierische Angst davor hatte, stattdessen in dieser Leere jetzt zu sein. Naja, das ist echt auch nicht schön, aber ich habe schon erkannt, dass ich den Mann nicht ändern kann, sondern nur mich selbst, indem ich eben gehe. Diese Stärke zu finden gab mir schon zeitweise dann ein gutes Gefühl. Nun muss ich mich halt nur noch der Leere stellen und versuchen, sie irgendwie anders, gesünder zu füllen. Doch wie gesagt habe ich auch Angst, dass ich da nur wieder kompensiere, jetzt eben mit anderen Dingen, und dann wieder genauso abhängig dastehe. Ich fühle mich ziemlich hilf- und auch orientierungslos. Aber evtl geht das vorüber.

21.09.2019 16:55 • #7


Tiefes Meer
Das geht vorüber, wird aber dauern. Du hast tiefe Verletzungen erlitten . Die Heilung braucht Zeit, Geduld und Fürsorge von Dir.

30.09.2019 17:36 • x 1 #8




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