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Loslassen Du bist nicht an meiner Seite weil

S
Es gibt viele Dinge, die mir grade am Anfang der Beziehung gut gefallen und verdammt gut getan haben. Aber das war später alles nicht mehr da und ich verstehe mittlerweile zwar warum, das nimmt aber die Enttäuschung und den Schmerz nur bedingt.

Im Neuanfangs-Forum habe ich diesen älteren Thread gefunden du-warst-nicht-der-richtige-fuer-mich-weil-t25097.html und fand die Idee sehr gut. Nur würde ich es für mich noch etwas abändern, da ich dieser Der-Die-Das-Richtige-Sucherei eher kritisch gegenüber stehe. Ich glaube nicht, dass es DEN Menschen gibt, wäre doch auch verdammt schade. Selbst wenn man die Wahrscheinlichkeitsrechnung außen vor lässt (Milliarden von Menschen, denen ich niemalsnicht begegnen werde usw.) wäre ja dann alle Hoffnung auf zukünftiges Glück fast aussichtslos. Ich glaube, dass man oft und ganz unterschiedlich lieben kann. Ich glaube seit dieser Trennung auch, dass manche Menschen in unser Leben treten um uns etwas zu lehren.

Den Vater meines Ältesten (grade 12 geworden) habe ich kennengelernt als ich 16 war. Da war ich grade aus meinem Elternhaus geflüchtet - ich komme aus einer furchtbar dysfunktionalen Familie und allein das aufzuarbeiten hat mich gut 15 Jahre gekostet. Mit ihm bin ich durchs halbe Land gezogen und als ich mit 20 schwanger wurde war diese On-Off-Beziehung schon in den absolut letzten Zügen. Meine zweite richtige Beziehung war mit jemandem, den ich auch mit 16 kennengelernt und dann lange aus den Augen verloren hatte. Aus dieser ging mein Kleiner (9) hervor. Da war ich 23 Jahre alt. Während der Schwangerschaft noch wurde ich verlassen - wofür ich so unglaublich dankbar bin, da ich Kontakt zu seiner Exfrau habe (die er nach mir geheiratet hat) und da echt ein Kelch an mir vorüber gegangen ist.

Dann war ich fast 9 Jahre allein - mit zwei Kindern. Ich habe das allein geschafft, mit Höhen und Tiefen, mit einem ADS-Kind, das 2015 an Krebs erkrankt ist und einem Hochbegabten, der einen IQ von 136 hat (und mal gern eine halbe Stunde schreit, wenn seine Socke nicht so an seinem Fuß sitzt, wie er sich das vorstellt ). Beide sind nun auf einem Gymnasium, sind empathische, soziale, liebevolle und offene Menschen mit starkem Gerechtigkeitssinn und ich bin verdammt nochmal stolz auf sie! Und auch wenn der Große vielleicht nicht auf Dauer im Gym klar kommen sollte, wenn der Kleine nochmal Mobbingopfer werden sollte, wir packen das zusammen. Sie werden ihren Weg machen, darauf kann ich mittlerweile vertrauen.

Als dann Mitte 2015 ein junger Mann in mein Leben trat war ich überrascht, sehr glücklich und hin und weg. Leider hat es nicht annähernd funktioniert - sechs Jahre Altersunterschied (ich 32, er 26) und fast 600km Entfernung. Jetzt, da es vorbei ist und ich 6 Wochen Zeit hatte darüber nachzudenken stehe ich folgendermaßen dazu:

Es war meine erste wirklich schöne Beziehung - am Anfang. Er hat mir gezeigt wie es sein kann. Egal was später kam (oder eher nicht mehr kam von seiner Seite), daran werde ich mich immer erinnern.

Diese Beziehung hätte ich ohne die Kinder wohl mit Mitte 20 haben sollen. Sie hat mir enorm geholfen mich weiterzuentwickeln, meine Sicht auf vieles unwiderruflich verändert, mich erwachsener gemacht in einem Bereich, in dem ich entwicklungsmäßig absolut stehengeblieben war (Beziehungen).

Nach dem ganzen Vorgeschreibe hier nun meine Liste - Du bist nicht mehr an meiner Seite weil:

- ich mehr gebraucht habe als du in der Lage warst mir zu geben
- du zu wenig Erfahrung und zu wenig Interesse an mir hattest um eine richtige Beziehung zu führen
- REDEN nicht nur bedeutet über MICH zu reden, sondern auch DEINE Sichtweisen und Probleme offenzulegen
- du dich nicht (mehr) um mich bemüht hast
- ich mich mit dir manchmal einsamer gefühlt habe als wenn ich allein gewesen wäre

Und ja, es tut immer noch weh, aber längst nicht mehr so schlimm. Ich kann das alles sehen, verstehen und sowohl wütend als auch dankbar sein. Immerhin habe ich jetzt einen ganz anderen Lebenswandel und dadurch in 6 Wochen 13 kg abgenommen - ohne mich irgendwie zu quälen. Es ist, als hätte ich mich dadurch selbst entdeckt und müsste nichts mehr mit Frustessen und Colatrinken kompensieren. Es ist als wäre ein Licht angegangen. Auch die Ausbildung, von der ich angst hatte sie nicht schaffen zu können gehe ich jetzt ganz anders an, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig Selbstvertrauen habe! Wäre es so, wenn ich bei dir geblieben wäre? Nein. Ich hätte mich weiterhin nach deiner Nähe gesehnt und du hättest dich weiterhin von mir entfernt. Es war also richtig zu gehen. Aber ebenso war es richtig, dass ich mich auf dich eingelassen habe, mit all dem Risiko, der Angst. Es war sogar den Schmerz wert, der folgte und noch immer dumpf in mir nachhallt.

Also danke für die schönen Dinge aber auch danke dafür, dass du nicht mehr da bist. Danke, dass du es mir mit deiner Gleichgültigkeit einfacher machst dich zu vergessen.

08.02.2016 13:19 • #1


F
Hey Stahlseide,

ich habe jetzt schon einige Beiträge von dir gelesen und muss wirklich mal sagen:

Hut ab!

Du scheinst eine ungemein starke Frau zu sein, die selbst ihre Schwächen wieder zu ihrem Vorteil zu nutzen weiß. was du in deinem Leben bereits alles gestemmt hast - ich bin wirklich beeindruckt!

Bleib weiter so, wie du bist .

08.02.2016 14:07 • x 1 #2


A


Loslassen Du bist nicht an meiner Seite weil

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S
Zitat von ForgottenForLong:
Hey Stahlseide,

ich habe jetzt schon einige Beiträge von dir gelesen und muss wirklich mal sagen:

Hut ab!

Du scheinst eine ungemein starke Frau zu sein, die selbst ihre Schwächen wieder zu ihrem Vorteil zu nutzen weiß. was du in deinem Leben bereits alles gestemmt hast - ich bin wirklich beeindruckt!

Bleib weiter so, wie du bist .


Oh wow danke

08.02.2016 14:21 • #3


H
Wie geht loslassen....theoretisch ist es mir klar, aber praktisch ist es fast unlösbar....

09.02.2016 06:15 • #4


S
Zitat von HeraOne:
Wie geht loslassen....theoretisch ist es mir klar, aber praktisch ist es fast unlösbar....


Erstmal braucht es Zeit. Bei mir ist es knapp 6 Wochen her und es gibt immer noch Momente, da will ich nichts mehr als ihn anzurufen und zu betteln, dass wir noch eine Chance bekommen. Aber es gibt mittlerweile mehr von den Tagen, an denen ich sehen kann, dass es nicht funktionieren würde. Außerdem habe ich wieder so etwas wie stolz. Und eines muss ich mir immer wieder klar machen: Es ist ihm egal. Also hat was auch immer ich tun würde sowieso keinen Sinn. Ich würde mich nur schlechter fühlen. Es würde mich wieder in dieses große mich zurückfallen lassen. Und ich will da nicht mehr hin.

09.02.2016 08:18 • #5




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