Zitat von Urmel_:wenn das Pendel von Wollen nach Brauchen umschlägt, Du etwas anstößt
Guten Abend! Ich würde hier, wenn ich darf, gerne kurz rein grätschen . .
Ich möchte das nicht in seiner vollen Pracht hier ausbreiten @Urmel_ jedoch stimmt das an sich genommen zwar schon, aber nur so lange sich die Beziehung noch auf einer Ebene befindet, die
einpolig verläuft. Das ist die Ebene, auf der die klassischen Muster gelten - Männer wollen verführen, Frauen wollen binden. Die meisten Beziehungen befinden sich auf dieser Ebene, auch die, von denen man glaubte, es sei eine dauerhafte Bindung/Ehe. Das liegt daran, dass die wenigsten Menschen erkennen, dass nicht Schluß ist, auf dieser Ebene, es gibt noch eine darüber, auf der diese Muster wegfallen - ich sage das nur der Vollständigkeit halber, das hier aufzurollen sprengt den Rahmen und ist auch nicht Thema.
Wir bleiben also auf der Ebene darunter und ich gebe Urmel ohne Frage auch Recht. Was jetzt fehlt, ist die Erkenntnis, warum das so abläuft und wie man das vermeiden kann. Es gibt ja nicht wirklich einen Hebel der von wollen auf brauchen gestellt werden kann. Wenn wir ehrlich sind, ist das in aller erster Linie eine Frage des Zeitfaktors. Ich werde nach wenigen Wochen eher nicht ein ich brauche Dich verspüren, dafür braucht es Zeit, denn etwas oder jemanden zu brauchen ist dem Gewohnheitsfaktor geschuldet. Alles, an was sich ein Mensch gewöhnt hat, in einem Mass, dass über das normale hinaus geht, wird so empfunden - und bei emotionalen Bindungen ist die Gewöhnung so massiv wie bei Alk., Dro., Medikamenten - der Grund dafür ist das Hormon Oxitocin. Ist der Oxitocin-Spiegel sehr hoch, dann entsteht das Gefühl von ich brauche Dich oder auch klassisch ich kann ohne Dich nicht leben. Das ist also ein Prozess, der mit dem Kopf nicht steuerbar ist.
Wenn @Urmel_ also nach der Trennung seiner damaligen Langzeitbeziehung noch so empfand, im Laufe der Jahre nach weiteren Trennungen jedoch anders empfunden hat, so mag seine Einstellung zu diesem Thema sich zeitgleich entwickelt haben. Aber die Einstellung im Kopf zu einer ungewollten Trennung, die Strategien um sich als Mann nicht zu verlieren, nicht bedürftig zu machen, sind gut und wertvoll. Nur funktioniert das dann nicht mehr, wenn der Mann einen bestimmten Spiegel an Oxitocin (Bindungs-Hormon) gebildet hat. Bei Urmel ist es demnach nur einmal zu einem derart hohen Spiegel gekommen, daher stellt es sich für ihn eventuell so dar, es läge einzig und allein an der Bewusstwerdung bestimmter Muster und deren aktiver Gestaltung durch den Mann.
Was in Wirklichkeit passiert ist, wenn wir das wollen/brauchen auf die Verhaltensebene ziehen, sind nicht erfolgreich verlaufene Rollenkämpfe, der geschlechtsspezifischen Verhaltensmuster. Stark simplifiziert kann man sagen: der Mann und die Frau haben ihre Rolle verlassen und die Rolle des anderen Geschlechts eingenommen.
In einer Beziehung finden ständig und fortlaufend Kämpfe zwischen zwei Partnern ab - zumeist im Unterbewussten nicht auf der bewussten und Kommunikations-Ebene. Eine Frau versucht also ihren Traummann an sich zu binden um ihr Ziel zu erreichen (Ehe, beständige Partnerschaft, Sicherheit, Kinder). Der Mann ist bemüht seiner Partnerin seine Schokoladenseite zu zeigen, balzen, necken, verführen, verwirren - er will erobern.
Jedoch muss sich das im Verhalten authentisch widerspiegeln. Und da kommen wir zum Punkt. Was passiert, wenn der Mann die nächste Ebene erreicht hat, was sehr schnell oder auch erst nach Jahren der Fall sein kann, wenn er nämlich auf einmal ein ganz ungewohntes Bedürfnis verspürt und was ihn zusätzlich verwirrt, nämlich wenn er den unstillbaren Drang erlebt, sich an die Partnerin binden zu wollen, dauerhaft. Dann ändert er sein Verhalten gegenüber der Frau. Er sendet also jetzt Bindungssignale und natürlich ist die Frau irritiert, kann aber nicht sagen, was sich verändert hat. Denn auf der nächsten Ebene der Frau verändert sich auch ihr gewohntes Bedürfnis, sie spürt nicht mehr den Drang anzulocken und zu binden, sie spürt den Drang sich fallen zu lassen, sich hinzugeben, die Kontrolle nicht ständig aufrecht erhalten zu müssen. Denn auf dieser Ebene haben Frauen einen anderen Focus: Nachwuchs.
Problematisch ist es eben dann, wenn diese nächste Ebene nicht simultan erreicht wird, was leider zu 95 % der Fall ist. Dies liegt vornehmlich daran, dass Beziehungen heute aus völlig anderen Motiven heraus eingegangen und auch aufrecht erhalten werden, als es unseren Anlagen entspricht.
Das Ende sieht dann so aus, dass der Mann weibliche Signale an die Frau sendet weil er sich binden will und die Frau plötzlich keine gewohnte Resonanz erhält. Sie wird sich instinktiv der frei gewordenen Rolle zuwenden und plötzlich auf der Jagd sein, reizen, verführen, etc.pp. häufig ohne es zu bemerken. Dadurch zieht sie widerum vermehrt Aufmerksamkeit auf sich und ganz schnell ist der nächste Mann zur Stelle um die Frau zu erobern, was dann auch gelingt.
Das kann man natürlich auch aus Sicht des Mannes durchspielen.
Insofern hat Urmel schon Recht wenn er sagt, erinnere Dich daran, dass Du ein Mann bist und schau, dass Du zu einer gewissen Distanz fähig bsit, die Dir erlaubt, die Dinge mit etwas mehr Humor zu sehen und zu nehmen.
Jedoch für die nächste Beziehung rate ich Dir, sei wachsam und stehe im engen Kontakt mit Dir selbst. Wenn Du den Drang verspürst, Dich dauerhaft zu binden an nur diese eine Frau - nicht im Kopf, sondern ganz und gar (Du wirst es merken, wenn es so ist), dann solltest Du vermerht auf Dich und Dein Verhalten schauen. Ist sie nicht auf dem gleichen Stand, sendest Du unbewusst irritierende Signale und die Beziehung wird so oder so zerbrechen.
Zitat von Urmel_:Frauen lieben nicht bedingungslos
Das ist korrekt auf der klassischen Ebene. Auf der höheren Ebene ist es umgekehrt. Das ist der springende Punkt. Hat eine Frau die höhere Ebene erreicht, dann will sie bedingungslos lieben dürfen, das ist das non-plus-ultra. Hierfür kann der Mann dann aber eben nicht noch auf der Vorebene tanzen, was zumeist eben der Fall ist, denn dann wird diese Sehnsucht ständig durch das Verhalten des Partners getriggert und Frauen verwandeln sich von einem anziehend Traumgirl in einen tyrannischen Hausdrachen
Wie gesagt, ich kann nicht mehr raten, denn Urmel hat im Prinzip schon alles wesentliche an Tipps gegeben. Dies nur, für die nächste Beziehung, vielleicht hilft es Dir dabei, mehr Verbindung nach innen zu halten, was Dir an Authenzität und Souveränität gut geschrieben wird und Frauen magisch anzieht.
Alles Gute für Dich!
Simply