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Lügen und Trennung verkraften

T
Hallo zusammen,

ich lese nun schon seit einigen Tagen mit und möchte meine Geschichte erzählen.

Mein Ex (31) und ich (32) waren zwei Jahre zusammen. Durch die Coronapandemie bin ich letztes Jahr im April quasi bei ihm eingezogen. Ich hatte noch meine eigene Wohnung, in der wir aber nur ein bis zwei Mal pro Woche waren, da es bei ihm viel mehr Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten gab. Er hat eine Wohnung im Haus seiner Eltern, diese wohnen in eigener Wohnung im Erdgeschoss. Die Beziehung habe ich als sehr schön empfunden. Wir hatten gemeinsame Hobbys, aber auch eigene Interessen, und er hat sich super in meinen Freundeskreis integriert. Enge eigene Freunde hatte er nicht in der Nähe. Ein Thema, das immer wieder zu Diskussionen geführt hat, war gemeinsame Zeit. Er hat mehrere sehr zeitaufwendige Hobbys (u. a. Musiker in mehreren Bands), sodass es zu Beginn der Beziehung schwer war, in seinen Terminkalender zu passen. Zudem sagte er mehrmals, dass er im Frühjahr/Sommer (wir lernten uns Anfang Herbst kennen) vermutlich fast jedes Wochenende mit seinen Bands unterwegs ist, wo ich teilweise mitkommen könnte. Da ich vor Corona auch recht aktiv bei meinen Hobbys war, hat mir das nicht allzu viel ausgemacht. Dann kam Corona und seine Hobbys konnte er aufgrund der Veranstaltungsverbote kaum noch umsetzen, weshalb er zunehmend in meine Hobbys einstieg (die zwar auch nicht mehr 100 % gingen, aber besser als nichts) und wir viel mit meinen Freunden machten. Wir verbrachten viel Zeit zusammen und beschlossen, dass ich nach Abschluss meines Studiums (Herbst 2021) fest bei ihm einziehe. Wir haben mehrfach über die Zukunft gesprochen, da ich mir langfristig eine Familie wünsche und Sorge hatte, dass er das mit seinem Lebenswandel nicht möchte. Er sagte dann immer, dass er sich das auch wünscht und die Auftritte etc. sowieso reduzieren möchte, da auch seine Bandmitglieder zunehmend Familien gründen und weniger Zeit haben.

Bei mir stand im September 2021 meine Abschlussprüfung an, weshalb ich in den Wochen davor sehr im Stress war und (auch durch den Coronablues) einen leichten depressiven Einbruch hatte. Er hatte mich Anfang des Sommers gefragt, ob es okay wäre, wenn er mit ein paar Musikerkollegen für zwei Wochen für Auftritte wegfahren würde. Ich konnte nicht mit wegen meiner Prüfungsvorbereitung und weil ich nebenbei einen Job abschließen musste. Schweren Herzens stimmte ich zu, weil ich ihm das nach den ganzen geplatzten Auftritten gönnen wollte, hätte ihn aber als Unterstützung lieber da gehabt. Er fuhr weg und mir ging es richtig schlecht, weil er mir gefehlt hat und meine Depression durch den ganzen Stress nochmal einen richtigen Schub bekommen hat. Wir haben jeden Tag kurz geschrieben oder telefoniert. Dann war er endlich wieder da und ich habe mich unglaublich gefreut. Ein paar Tage später die Ernüchterung: Wir hatten wegen einer Lappalie Streit, haben uns ausgesprochen und dennoch wirkte er bedrückt. Als ich fragte, was los sei, meinte er, dass sich vermutlich seine Gefühle geändert hätten und er sich in der Beziehung nicht mehr wohlfühle. Ich war vor den Kopf gestoßen und musste weinen. Er weinte mit und sagte immer wieder, dass das ein Fehler war und wir das wieder hinkriegen. Daraufhin sahen wir uns erstmal drei Tage nicht, damit er sich sortieren konnte. Innerhalb dieser drei Tage rief er mich einmal an und sagte, dass er mich vermisst und gerne bei mir hätte. Am nächsten Tag rief ich kurz an, um das Treffen für den nächsten Tag zu klären, und er war eiskalt.

Beim Treffen besprachen wir, wie's aussieht. Er sagte, dass er die zwei Jahre nicht wegwerfen will und an der Beziehung arbeiten möchte. Ich stimmte zu. Als ich ihn fragte, womit er denn unzufrieden ist, sagte er nur, dass er mit nichts unzufrieden ist, nur dass Liebesgefühl wäre weg. Ich fragte, ob er sich im Urlaub in eine andere verliebt hat. Das verneinte er und setzte noch einmal nach, dass er wirklich in sich hineingefühlt habe und es das nicht sei.

Was folgte, waren drei Wochen Hölle. Er war super ambivalent. An einem Abend war er wie immer, am nächsten total abweisend und unfreundlich. Wie ein Fähnchen im Wind. Wenn er wieder so abweisend war, fragte ich, ob ich fahren soll, was er dann aber auch nicht wollte. Als wir beschlossen, an der Beziehung zu arbeiten, sagte er, dass ihm Nähe zu mir mehr helfe als Abstand. Also habe ich mir mehrere Abende freigehalten, damit wir Zeit verbringen können. Dann sagte er auf einmal für den Abend einen Auftritt zu, dann war er spontan bei einem Kumpel, dann dies, dann das. Ich wusste nie, woran ich bin. Zusätzlich baute er psychisch immer weiter ab, aß kaum noch, schlief schlecht und grübelte. Er sagte, dass er sich Vorwürfe mache, dass er mich so verunsichert habe und es mir schlecht geht. Dazu muss man sagen, dass ich all meine Energie zusammengerafft habe, mich um ihn gekümmert habe und ihn noch dauernd getröstet und beruhigt habe (à la Für seine Gefühle kann man nichts. Fühl dich nicht schuldig, du hast nichts falsch gemacht. Wenn du mich wirklich nicht mehr liebst und dich trennen möchtest, bin ich natürlich traurig, aber dann ist das so und das Leben geht weiter. Es nützt ja nichts, wenn du unglücklich bist). Das ging dann drei Wochen hin und her, bis ich ihn wieder getröstet habe und er mir dann unter Tränen gestand, dass er mich angelogen hat und er sich in eine Freundin, auch Musikerin, die mit im Urlaub war, verliebt hat. Die beiden haben in der ganzen Zeit jeden Tag geschrieben und hatten Auftritte zusammen. Das wusste ich, wollte ihm aber vertrauen und da er mir versichert hat, dass es nicht mit einer anderen zu tun hat (nach dieser Freundin hatte ich sogar explizit gefragt), habe ich ihm geglaubt. Dann habe ich noch erfahren, dass die beiden auch schon über ihre Gefühle zueinander gesprochen haben und ausgelotet haben, ob sie eine Beziehung miteinander wollen, wobei ich offenbar der einzige Störfaktor war. Er versichert, dass nie etwas körperlich gelaufen wäre, aber na ja. Dann wusste ich auch, woher die Selbstvorwürfe und der psychische Einbruch bei ihm kamen.

Da noch immer meine Prüfung anstand und mir alles zu viel war, habe ich erstmal auf Beziehungspause bestanden, weil ich mich nicht mit dem Trennungsthema befassen konnte/wollte. Er war sich angeblich noch immer unsicher, was er will, und ich bat ihn, dass sowohl wir als auch die beiden eine Kontaktsperre einlegen und wir nach meiner Prüfung nochmal reden. Er stimmte erst überzeugt zu (Ich kann grad mit keiner eine Beziehung führen und muss erstmal mit mir klarkommen), schwenkte dann aber doch wieder um (Ich trau mir grad selbst nicht über den Weg und will dich nicht noch mehr enttäuschen, sondern auf jeden Fall befreundet bleiben). Da wurde ich sauer und sagte ihm, dass er doch erwachsen ist und Verantwortung für seine Handlungen hat und wenn er mich nicht enttäuschen will, soll er mich halt nicht enttäuschen.

Ende September hatte ich meine Prüfung (bestanden ) und wir trafen uns zum Reden. Er sagte, dass er die Beziehung gerade nicht kann. Ich stimmte der Trennung zu und sagte, dass das keinen Sinn hat, so verfahren wie das ist. Wir haben uns dann über gut drei Stunden ausgesprochen und er sagte, dass er sich an die Kontaktsperre gehalten habe und sich die andere sowieso nicht mehr gemeldet habe. Er hat das ganze Gespräch über geweint, meinte, dass er mich eigentlich nicht gehen lassen will und dass es ihm Angst macht, dass ich jetzt mein Leben ohne ihn weiterlebe. Ich war recht gefasst während des Gesprächs. Zum Schluss hat er mich mehrfach umarmt und wollte mich auch da kaum fahren lassen. Gut, dann sind wir auseinander und ich sagte ihm, dass er sich ja mal in zwei, drei Monaten melden könne, wenn er wirklich befreundet bleiben will und ich mich dann entscheide, wie ich zu ihm stehe. Ich war traurig, aber doch froh, dass wir das noch halbwegs gut über die Bühne gebracht haben und er wenigstens diesmal ehrlich war.

Letzte Woche habe ich dann zufällig einen Freund seines Vaters getroffen. Der hat mir erzählt, dass gerade mal drei Tage nach unserem Trennungsgespräch die andere bei meinem Ex eingezogen ist. Zwar erstmal nur temporär bis Ende des Jahres, aber joa. Seine Eltern würden sich furchtbar darüber aufregen und fänden das unmöglich, aber könnten ja schlecht was machen. Das war wieder ein ganz schöner Schlag. Nicht nur dass er mich direkt ersetzt hat, sondern dann hat er mir im Trennungsgespräch doch wieder ins Gesicht gelogen. Zumal mein Ex wirklich niemand ist, der jemand bei sich einziehen lassen würde, mit der er vorher nur geredet hat. Also ja, offenbar doch auch körperlich fremdgegangen und mich weiter belogen. Jetzt stehe ich hier und weiß gar nicht mehr, was ich denken soll. Ich bin mittlerweile zwar recht gut in der Akzeptanz, dass das sowieso nicht geklappt hätte, weil er offenbar doch etwas anderes als ich wollte und er mich damit so oder so irgendwann hätte hängen lassen. Zumal ich mich mit dem Konzept Bindungsangst auseinandergesetzt habe und er im Nachhinein so gut wie alle Kästchen davon abhakt. Er sagte sogar zu Beginn, dass er Probleme mit Bindungen habe, aber da er sich dann doch auf die Beziehung einzulassen schien, habe ich mir keine Gedanken mehr darüber gemacht. Ich kann daher verstehen, warum er sich getrennt hat, aber dass er es mir so unnötig schwer gemacht hat, fasse ich nicht. Ich bin Sozialarbeiterin und mit mir kann man tatsächlich über alles reden, ohne dass ich jemandem den Kopf abreiße (das habe ich ihm auch immer wieder gesagt, gerade in Bezug auf Seitensprümge o. Ä., weil ich daran vor allem das Lügen und Hintergehen am schlimmsten finde). Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Ich war der festen Überzeugung, dass ich es nach ein paar Monaten schaffen würde, ihm zu verzeihen und tatsächlich eine Freundschaft aufzubauen. Dieser erneute Vertrauensbruch hat mich jetzt wieder erschüttert, zumal er total unnötig war, da er sich ja eh trennen wollte. Irgendwie bin ich traurig, da er mir noch fehlt (war alles im sehr kurzer Zeit) und ich bis zu dieser Sache überzeugt war, dass ich mein Leben mit ihm verbringe. Dann bin ich wütend, weil er so unfair und egoistisch war, und fühle mich gekränkt, wenn ich an Details denke (z. B. wie die beiden hinter meinem Rücken schon angebandelt haben). Dann empfinde ich Mitleid, weil er so unreif ist und mit seinen jetzigen psychischen Kompetenzen es wahrscheinlich nie schaffen wird, eine glückliche Beziehung zu führen. Er ist zutiefst unsicher und ist daher immer auf Bewunderung von anderen angewiesen. Damit ist er mit sich leider gar nicht im Reinen, hat aber offenbar die Vorstellung, dass einfach nur die richtige Partnerin her muss, damit er keine Bindungsängste hat und sich mit sich selbst gut fühlt. Dass er das erstmal für sich erarbeiten muss, soweit ist er noch nicht. Das tut mir leid, denn trotz allem wünsche ich ihm nichts Schlechtes. Obwohl ich in der kurzen Zeit bei der Verarbeitung für mich schon gut voran gekommen bin, fällt es mir trotzdem schwer, komplett loszulassen. So beschäftige ich mich dennoch jeden Tag gedanklich mit der Geschichte, auch wenn es zum Glück weniger wird. Was denkt ihr dazu? Habt ihr einen Rat?

29.10.2021 14:00 • #1


D
Ich denke, dass du auf einem sehr guten Weg bist und absolut klar siehst.

Er hat sich in eine andere "verliebt", die vermeintlich besser passt. Dadurch sieht er die vielen guten Momente nicht, die ihr zwei hattet. Leider ist er nicht erwachsen genug um mal ein paar Monate allein zu sein und sich zu reflektieren. Stattdessen lässt er seine Next bei sich einziehen um ja nicht alleine zu sein.

Ich glaube er ist nicht bereit für eine Erwachsenenbeziehung.

Lass ihn ziehen und hak die Freundschaftsplanung mit ihm ab. Das sind eh in den meisten Fällen Hirngespinste die auf Dauer nicht klappen.

Was soll denn dein neuer Partner denken. Beispiel: Wir gehen heute zu meinem Ex zum Spieleabend!
Was ein Träumchen

29.10.2021 14:15 • x 3 #2


A


Lügen und Trennung verkraften

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B
Was soll man Dir schon raten?
Er ist eben ein reichlich unreifer und instabiler Mann, der es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nimmt. Dahinter verstecken sich wahrscheinlich Ängste, klar Position zu beziehen und mit der Partnerin ehrlich und offen umzugehen. Dann greift man eben gerne zu Lügen, von denen man hofft, dass sie nicht aufkommen werden.
Diese verschwurbelten Äußerungen wie die, dass die Gefühle weg seien, er aber hofft, dass sie wieder aufblühen werden, sagen ja schon aus, dass er auf dem Absprung ist. Und oft genug steckt eine neue Frau dahinter, von der man nichts erzählt. Denn man will der Partnerin ja nicht noch weher tun, aber vor allem will man es bequem haben und Vorwürfen aus dem Weg gehen.

Gefühle lassen sich nicht verhandeln, dagegen kann die Partnerin nichts sagen. Aber wenn er erzählen würde, dass er eine Neue im Visier hat, kann er sich auf Heulattacken oder Wutanfälle einstellen und so verschweigt er das lieber.

Die Beziehung war wohl insgesamt nicht so toll, auch wenn Du sie als eher harmonisch schilderst. Mir gibt eine Äußerung von Dir zu denken. Nämlich, dass Du in eine Art Depression gerutscht bist, weil er mit der Band verreiste. Das spricht für psychisch-emotionale Abhängigkeit vom Partner.

Ich vermute, Ihr hattet in der Beziehung ein Nähe-Distanz-Problem, das vielleicht durch die coronabedingten Einschränkungen zeitweise überdeckt war.
Du hast ihm ja auch schon recht bald zu verstehen gegeben, dass Du für die Zukunft Familienpläne hast, die er auf Dauer wohl nicht mit Dir umsetzen wollte. Vielleicht fühlte er sich dadurch gegängelt, eingeschränkt und so etwas führt dann oft dazu, dass man die Beziehung in Frage stellt und sich gleich mal anderweitig umsieht.

Du hast Dich offenbar mit Bindungsängsten befasst. Ich hatte auch einen mit dieser Krankheit und er erfüllte zielsicher alle Kriterien eines aktiven Bindungsvermeiders. Das sind die, die Bindungen aktiv kaputt machen,z.B. durch unklare Aussagen, Lügen, abwertende Äußerungen und oft auch zweitaufwändige Hobbies, die nicht mit der Partnerin geteilt werden.
Freiheitsliebend, unabhängigkeitsliebend, Einschränkungen ablehnend gehen sie durchs Leben und oft auch gefühlt über Leichen.

Was braucht solch ein Mann als Partnerin? Ein passendes Gegenstück und da kommst Du ins Spiel. Du strebst nach Nähe, nach Vereinigung, betonst Gemeinsamkeiten, die vielleicht von ihm gar nicht so als gemeinsam empfunden werden und möchtest den Partner gerne festnageln.
Du bist innerlich ebenso unsicher wie er, aber eigentlich komplizierter, denn der passive Part tut das eine, leidet aber ebenfalls unter der Zeiterscheinung Bindungsängste.

Denn er will ja unbedingt einen Partner, den er am liebsten gleich einweben will und mit Liebe, Aufmerksamkeit und Zuwendung überschüttet. Aber warum um alles in der Welt sucht und findet sie einen Partner, mit dem so etwas gar nicht möglich ist? Weil das Unterbewusstsein sie zielsicher zu so einem Mann führt, der für eine feste Beziehung gar nicht geeignet ist. Sie sucht sich also unbewusst und von inneren Mechanismen geleitet einen Mann, den sie vordergründig abgöttisch liebt und an dem sie sich abarbeitet, während das Unterbewusstsein sich bequem zurück lehnt und sich sagt: Ach, soll sie sich ruhig quälen und mühen, mir egal, ich seh das ganze entspannt, denn das wird sowieso nichts.

Normalerweise finden zwei bindungsschwache Menschen zusammen. Der eine boykottiert meist aktiv und hat die Obermacht in der Beziehung und der passive spielt den leidenden Part, der doch nichts lieber will als was Festes, unbewusst aber doch dagegen vorgeht.

Beliebt sind Verbindungen mit Partnern, die aus diversen Gründen oft gar nicht in Frage kommen. Der geliebte Mann ist zu alt oder viel zu jung, der Bildungsgrad zu unterschiedlich, gerade erst frisch getrennt oder gar vergeben oder auch ein verkrachter Junggeselle, dessen Biografie meist schon so aussieht, dass man hätte darauf kommen können, dass es problematisch wird.
Man sucht also unbewusst Partner, mit denen eine stabile Beziehung nicht durchführbar ist. Und dann leidet man, sieht den unwilligen Partner als unreifes Jüngelchen an, mit dem man Mitleid haben könnte oder als gemeinen Paarvermeider, der lieber sein Ding macht.

Und wenn er dann weg ist, leidet man noch mehr und tut sich selbst leid. Berechtigterweise.
Du hast jetzt genug Zeit, in den nächsten Monaten die Beziehung ein wenig zu überdenken und zu analysieren und auch Deinen Part anzusehen. Der passive Partner ermöglicht dem aktiven, so zu sein und umgekehrt. Bloß auf Dauer wird keiner glücklich damit. Und meist geht der aktive Teil, weil der gefühlsmäßig viel weniger tangiert ist und sowieso die Machtposition in der Beziehung inne hat.

Gefühle und aktive Bindungsvermeider? Oft gehen sie nicht über die Verliebtheit hinaus und wenn der Lack dann allmählich abblättert und die Partnerin als quengelnd, fordernd, launisch oder eben viel zu anhänglich empfunden wird, sterben auch die Gefühle ab. Das kann man oft auch in Verhaltensweisen erkennen. Er ist noch mehr unterwegs als früher, will die Partnerin nicht dabei haben, ist lieber mit Freunden (wahlweise Bandmitgliedern) zusammen, weil die ihm wenig abverlangen. Vor allem aber kommt es allmählich zur Abwertung der Parternin. Die ist auf einmal zu dünn oder zu dick oder zu anhänglich oder zu penetrant oder oder. Er findet schon was, was ihm nicht (mehr) gefällt. Erst warst Du die Göttin und dann wirst Du zum nervigen Klammeräffchen, das zur Last wird. Und schließlich musst Du weg. Vor allem weil sich sein Interesse schon einer Anderen zugewandt hat.

Du überlegst wegen Freundschaft. Unmöglich, völlig unmöglich! Du wolltest ihn als Partner, hängst emotional noch tief drin und er v...t der weil anderweitig rum. D.h. Du bist doch längst schon abgemeldet und diese ach so großzügig ausgesprochenen Freundschaftsangebote haben nur den Zweck, der verlassenen Frau die Trennung leichter zu machen.
Für eine Beziehung reicht es nicht mehr, aber Du bist menschlich ja so wertvoll., dass es ihm leid täte, wenn das jetzt ganz auseinander geht.

Diese Worte kannst Du in die Tonne werfen, sie sind meistens gelogen. Sie haben nur den Zweck, Dir nicht noch mehr weh zu tun und ihn letztendlich doch als edlen Menschen dastehen zu lassen, bei Dir aber auch ihm selbst gegenüber.
Ich muss mich zwar trennen, aber als eine Freundin, die keinerlei Ansprüche mehr zu erheben braucht und der es egal sein muss, was ich jetzt tue (z.B. mit der neuen Partnerin), wäre sie ja ganz passabel.

Er hat aber daran eigentlich kein großes Interesse mehr, denn sein Interesse hat sich wo anders hin verlagert. Bleibst Du, die glaubt und hofft, diesen einzigartigen Mann nicht ganz verlieren zu müssen. Und so kommt die Idee mit der Freundschaft zustande. Statt den Cut durchzuziehen, geht man wieder mal durch ein Hintertürchen und belügt sich selbst.

Solange Du emotional nicht abgeschlossen hast und das kann gut und gerne ein bis zwei Jahre dauern, kannst Du keine lockere Freundschaft mit ihm führen, denn Dir täte doch nur alles weh. Seine Unternehmungen, die Dinge, die er verschweigt (die Neue z.B.) und dass er wohl so locker und flockig ohne Dich jetzt weiterlebt, zieht Dich doch nur noch weiter runter.

Also vergiss die Freundschaft, funktioniert eh nicht, denn Du wirst immer spüren, dass Du schlichtweg überflüssig geworden bist. Das tut ihm nicht weh, aber Dir. Akzeptiere die Trennung und kappe alle Verbindungen. Glaub mir, alles andere macht es nur schwerer.
Ein Abschied auf Raten verlängert das Leiden nur.

Stell Dein Leben neu auf, hänge Dich in Deinen Job rein, was viel wichtiger ist als er und lenke Dich auch mal ab. Triff Dich mit Freundinnen, gehe ein wenig aus, das wird Dir gut tun und den Schmerz zeitweise vertreiben. Du kannst ja nicht nur weinen und leiden und hadern. Das ist er nämlich auch nicht wert, dass er Dein Leben kaputt macht.
Such Dir was, was Dir was gibt. Vielleicht magst Du Theater, Filme oder wirst Mitglied in einer Handarbeitsrunde. Oder Du malst gerne, machst viel Sport oder fängst an, Klarinette zu lernen.

Gib Dir immer wieder selbst einen Tritt, wenn Du leidend rum hängst und sag Dir, ich lass mir von Dir mein Leben nicht ganz kaputt machen.
Und dazwischen kannst Du mal ein wenig Rückschau halten. Dann siehst Du vielleicht, dass ihr eine Choreografie aufgeführt habt und das Verhalten des einen Parts das des anderen bedingte und umgekehrt. In solchen Beziehungen drehen sich die Protagonisten meist ständig im Kreis und merken es nicht mal. Aber bestimmte Verhaltensweisen werden immer wieder abgespult. Schau Dir doch an, wie er mit Dir umgesprungen ist. Eine Trennung oder vielleicht doch nicht und Du das heulende Elend! Und gewappnet mit unendlich viel Nachsicht und Geduld mit dem Mann, der nicht so spurt wie man ihn haben will.

Also belohne ihn nicht noch mit einer Freundschaft, sondern fange an, dies als Schritt in einen neuen Lebensabschnitt zu sehen.

Und hinterfrage Dich mal, woher es kommt, dass Du so klammerig wirkst, so wenig eigenständig. Oft hat so was die Ursachen schon in der Kindheit. Es sind oft erlernte und abgeschaute Verhaltensweisen, die man unbewusst übernimmt. Kommen dann noch Schicksalsschläge wie Trennung der Eltern, wechselnde Bezugspersonen oder lieblose Eltern dazu, so sind die auch ein guter Nährboden für verkleidete Bindungsängste. Man täte ja wollen, aber dann kommt man wiederholt zu Männern, die sowieso ausscheren.

Steck den Kopf nicht in den Sand, sondern bewerte ihn möglichst nicht. Er ist halt ein instabiler Hallodri, Typ lonesome Cowboy, der durch die Prärie reitet und irgendwas sucht. Und dann kommt er zu einer Ranche, wo eine einsame Frau wartet, die ihn zu einem sesshaften und zuverlässigen Viehhüter machen will. Erst gefällt es ihm, wie er umsorgt und betüdelt und bestätigt wird, ehe es ihm wieder lästig wird. Dann zieht er weiter denn hinter dem nächsten Hügel könnte das warten, wo er endlich ankommt. Leider war auch diese Frau nicht so, dass er zu einer inneren Stabilität hätte finden können. Aber es liegt sicher nur an der Frau.

Richte den Fokus auf Dich. Auf Dich wartet Trauerarbeit,das ist normal, aber eben auch die Aufforderung des Lebens, die kaputte Beziehung und Dich selbst anzuschauen.

Du bist wahrscheinlich Deiner selbst nicht sicher und Du hältst nicht viel von Dir. Dann läufst Du Gefahr, einen Retter zu suchen, der Dir das gibt, was bei Dir zu wenig vorhanden ist. Eigenliebe, Selbstbewusstsein und Zuversicht. Dinge, die Deine Baustellen sind, aber auch seine wären.
Während er es sich einfach macht und jetzt die Next glorifizierst, hast Du die Chance, Dich selbst zu hinterfragen. Mach was draus, denn nur aus Krisen und Scheitern lernen wir auch was.

29.10.2021 15:13 • x 6 #3


Cagy
Hallo Tante Emma,
eine Beziehung hat man nicht in Zeit ..X..abgehakt und dann ist *gut*..Egal ob wir es verstehen oder nicht...es wird noch eine Weile Erinnerungen und Gedanken geben.
Der Mann hat dich belogen und vermutlich auch betrogen..halte dir das immer vor Augen und denke darüber nach ob DAS der Partner für eine langfristige Beziehung sein soll..
Eine erfüllte Beziehung klappt nur auf Augenhöhe...sobald einer eine andere Rolle einnehmen muss, kippt das Ganze.
Du bist nicht seine Therapeutin und musst dir nicht seine Verlogenheit gefallen lassen...das alleine sind schon denkbar ungute Faktoren...
Lass ihn gehen..
Alles Gute dir.

29.10.2021 15:58 • x 1 #4


l3uschte
Hallöchen,

ich war bei uns der Verlassende. Grund war Untreue, wir haben es ein Jahr versucht aber das Vertrauen lies sich leider nicht wiederherstellen und ich bin zum Kontrolletti geworden.

Da hab ich dann die Toxizität doch erkennen müssen.

Sie hat daraufhin gebettelt, dass ich nicht gehe. Allerdings sieht es bei ihr mittlerweile so aus als ob sie nur auf die Trennung gewartet hätte
Ihr gehts wohl sehr gut damit, mir leider nicht.

Was ich sagen wollte ist, dass sich das Ungute Gefühl wohl sehr mit Selbstwert etc. erklären lässt.

Ich anslysiere das bei mir selbst im Moment mit hilfe des sogenannten inneren Kindes (Schattenkind - Sonnenkind).

Da liegt wohl bei mir der Hase im Pfeffer.
Die Aufarbeitung kostet viel Kraft und Tränen aber vielleicht ist das ja auch was für dich

29.10.2021 16:26 • x 2 #5


T
Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure Rückmeldungen! Da ist vermutlich einiges dran, was ich aufarbeiten kann.

Insgesamt ist es nicht so, dass es mir noch furchtbar schlecht geht. Gerade dadurch, dass ich versuche, das Ganze für mich aufzuarbeiten, habe ich den Eindruck, dass ich zunehmend Distanz bekomme und die unangenehmen Gefühle akzeptiere und annehme, sie aber nicht unkontrolliert meinen Alltag übernehmen. Ich hatte kurz nach der Trennung eine mehrtägige Phase, in der ich viel geweint habe, das ist aber wohl normal. Ich fühle mich zunehmend auf meiner neuen Arbeit wohl und übernehme dort Aufgaben, gehe weiter meinen Hobbys nach, bin einem Chor beigetreten und mache viel mit Freunden. Entsprechend würde ich sagen, den Umständen entsprechend geht es mir gut. Laut gemeinsamen Freunden und seinen Eltern meinem Ex interessanterweise nicht, weil er wohl immer noch recht unglücklich wirkt und offenbar sehr mit sich hadert. Aber gut, Trennung ist ja immer für beide ätzend, selbst wenn sich der Verlassende schon vorher emotional gelöst hat, zumal bei ihm noch Schuldgefühle dazukommen. Ich habe die anderen gebeten, mich nicht mehr über ihn zu informieren, weil es nichts nützt und mich ja auch nichts mehr angeht. Mit den Eltern hatte ich noch zweimal Kontakt nach der Trennung (ich habe ja lange genug bei ihnen unterm Dach gewohnt), aber werde das jetzt auch einstellen. Ihr habt Recht, Freundschaft bringt wohl wirklich nichts. Aber der Gedanke, dass er komplett weg ist, muss sich natürlich auch erstmal setzen.

Damit kein falscher Eindruck aufkommt: Ich habe durchaus einen gesunden Selbstwert und bin ein eigenständiger Mensch. Wie ich oben schrieb, wurde die Depression nicht durch seinen Urlaub ausgelöst, sondern war zuvor schon vorhanden durch multiple Faktoren (Prüfungsstress, familiäre Schicksalsschläge, Corona und einiges mehr). Dass er dann weggefahren ist, hat in meinem damaligen Zustand einfach dafür gesorgt, dass es mir noch schlechter ging. Er war auch zuvor schon mal für zwei Wochen weggefahren und auch frühere Partner hatten schon Urlaube ohne mich, was mir nichts weiter ausgemacht hat. Zum Glück habe ich nur alle paar Jahre mit depressiven Episoden zu tun (war jetzt die dritte), außerhalb davon geht es mir gut. Ich hatte vor dieser zwei ernsthafte Beziehungen über drei bzw. fünf Jahre gehabt, in denen Nähe und Distanz kein Problem waren und in denen die Partner an und für sich auch kompatibel waren (also weder unerreichbar noch zeitlich großartig eingespannt o. Ä.). Ich habe in allen Beziehungen darauf geachtet, meine Interessen weiterzuverfolgen und meine Familie und Freunde nicht zu vernachlässigen, eben damit die Partnerschaft nicht zur einzigen Selbstwertsäule wird, da ich das im Bekanntenkreis häufiger erlebt habe. Auch Klammern gehört normalerweise überhaupt nicht zu meinen Eigenarten. Mein letzter Ex scheint da aber doch etwas bei mir getriggert zu haben. Vielleicht hatte es auch einen Anteil, dass ich vor ihm drei Jahre Single war, mich Hals über Kopf verliebt habe und es von außen betrachtet tatsächlich sehr gut gepasst hat (wurden ständig von allen als Traumpaar bezeichnet), es unter näherer Betrachtung dann aber tatsächlich nicht gepasst hat. Da habe ich mich wohl verrannt und sollte ich auf jeden Fall aufarbeiten. Danke für die Buchtipps!

29.10.2021 17:00 • #6


T
Hallo zusammen,

kurzes Update: Gestern Abend stand mein Ex vor der Tür. Er habe einen Riesenfehler gemacht und wolle mich unbedingt wieder zurück. Er weinte und wiederholte, wie sehr er das alles bereuen würde. Auf meine Frage, was denn jetzt mit der Neuen sei, log er schon wieder und meinte, dass mit ihr nichts gelaufen sei und er sie seit unserer Trennung auch nicht mehr getroffen habe, weil er mich zu sehr vermisst hat. Offenbar wusste er nicht, dass mir der Freund seines Vaters von ihrem Einzug erzählt hat. Nachdem ich ihm sagte, dass ich sehr wohl von der Sache weiß, versuchte er sich erst rauszureden, dass das ein Missverständnis sei und der Freund des Vaters das falsch verstanden habe. Schließlich musste er es doch eingestehen, erzählte dann aber, dass er nur gelogen habe, damit ich ihn nicht hasse und er mich nicht verletzen wollte, und die andere habe er nur einziehen lassen, weil er sonst den Trennungsschmerzen und das Vermissen nicht ausgehalten habe. Ich sei so eine tolle Frau, das sehe er jetzt wieder, und er könne verstehen, wenn ich ihn nicht mehr als Partner wolle,aber wir sollten auf jeden Falk befreundet bleiben. Er werde eine Therapie machen und dann würden wir bestmt wieder zusammenfinden.

Ich vermute mal sehr stark, dass entweder die Neue doch recht schnell keine Lust mehr auf ihn hatte oder für ihn rasch der Zauber der heimlichen Urlaubstomanze verflogen ist, er jetzt doch wieder Zweifel hatte und die andere ohne etwas zu ahnen bei ihm zuhause war, während er mich besucht hat. Quasi Warmwechseln wieder zurück. Ich habe euren Rat befolgt und ihn nicht nur abgewiesen, sondern den Kontakt komplett abgebrochen. Meine Freunde waren sich auch die ganze Zeit unsicher, wie sie künftig mit ihm umgehen sollen (etwa wenn er sich wieder für unsere Hobbyrunden melden sollte), da sie ihn eigentlich sehr gern mochten, seinen Umgang mit mir während der Trennungsphase aber auch furchtbar fanden und er sich seit August auch nocht mehr von sich aus bei ihnen gemeldet hat. Ich habe jetzt darum gebeten, dass sie ihn zu keinen Runden oder Veranstaltungen mehr einladen, bei denen ich anwesend bin. Zumindest für ein gewisse Zeit, kann gut sein, dass es mir in ein, zwei Jahren egal ist. Außerdem vermute ich eh, dass er sich bei uns komplett rausziehen und sich stattdessen an den Freundeskreis der Neuen hängen wird (sofern die denn noch aktuell ist). Mir geht es mit der Entscheidung gut, weil es langfristig vernünftig ist und er mir als Mensch nicht gut tut. Seine Tränen und sein Bitten waren nur schwer zu ertragen (fast wie bei einem verlassenen ttaurigen Kind), aber die Wut, dass er mich doch grad schon wieder anlügt, hat mir geholfen, klare Kante zu zeigen. Dennoch bin ich natürlich traurig, dass er jetzt tatsächlich komplett weg ist. Und es tut im Herzen weh, weil ich mir anfangs so sehr erhofft habe, dass er wiederkommt, aber dafür einfach zu viel zwischen uns kaputt ist plus die Erkenntnis, dass es siwieso nicht klappen würde. Aber gehört wohl dazu und wird die Zeit richten. Ich hoffe, dass mir nicht wieder Zweifel kommen, aber dann werde ich die Beiträge hier nochmal ausführlich durchlesen

01.11.2021 11:22 • x 6 #7


T
Hallo ihr Lieben,

ich muss mal kurz Frust loswerden. Bei mir läuft es in letzter Zeit richtig mies und ich habe den Eindruck, nichts, was ich mir vornehme, klappt so richtig.

Ich sitze immer noch in meiner winzigen Wohnung, weil ich einfach keine andere finde, und mir fällt die Decke auf den Kopf. Der Wohnungsmarkt ist bekanntermaßen schlecht und wenn mal eine passende Wohnung dabei ist, liegt die Mindestmietdauer bei zwei Jahren. Da ich derzeit nur eine befristete Stelle bis Mitte nächstes Jahr habe, ist mir das eigentlich zu heikel, da ich für eine neue Stelle ggf. schneller wieder umziehen müsste.
Auf der Arbeit läuft es zwar recht gut, aber so 100 % bin ich noch nicht im Kollegenkreis angekommen. Entweder es besteht wenig Interesse von Kollegenseite, auch mal in den Pausen mehr in Kontakt zu kommen (die meisten davon sind an die 60, haben vermutlich genug Kontakte und sehen wenig Gemeinsamkeiten), oder wenn ich dann mal jemanden finde, mit dem*der ich in den Pausen oder so mal quatschen kann, endet dessen Stelle, er*sie kündigt oder geht in Elternschutz oder sie verkündigt eine Schwangerschaft, was angesichts der Coronalage mit Berufsverbot einhergeht. Also kurzum: Fachlich macht mir das Ganze Spaß, aber ich fühle mich oft einsam auf der Arbeit. Geht eben auch mit Corona einher, weil ich in einer Sozialeinrichtung arbeite, wo noch recht strenge Maßnahmen herrschen, also Kontakt außerhalb des absolut Notwendigen auch nicht gerne gesehen wird.
Dann habe ich letztes Jahr motiviert mit Sport angefangen und vor allem Sportklettern für mich entdeckt. Lief auch echt gut und ich habe als Nebeneffekt bemerkt, dass ich mehr Kraft und Ausdauer habe und mein Idealgewicht erreicht habe. Jedoch habe ich mir dann das Sprunggelenk verletzt, sodass das auch erstmal flachfällt, bis ich mich komplett erholt habe.
Als zusätzliches Hobby habe ich angefangen, an einer Musikschule Gesangsunterricht zu nehmen und neben meinem Chor mit Freunden einmal pro Woche entspannt zu jammen. Leider hat sich der Gesangslehrer als recht unzuverlässig gezeigt, sodass die Stunden oft ausfallen und ich ihm mit Ersatzstunden hinterherlaufen muss. Auch die Jamsessions fallen im Moment ständig aus, weil wer krank ist oder Coronasorge herrscht oder sonst etwas. Immerhin der Chor klappt einigermaßen zuverlässig, aber das ist auch das Einzige.
Dann wollte ich im Juli mit drei Freunden in Urlaub fahren (ein Pärchen, eine Single-Freundin und ich). Wir haben schon Hotel und Flüge rausgesucht, uns riesig gefreut, einen Tauchkurs geplant etc. Jetzt kam eben die Freundin an, dass ein Prüfungstermin von ihr verschoben wurde, mitten im Urlaub liegt und das Ganze wieder nicht klappt wie geplant, sodass wir im blödesten Fall zu dritt fliegen müssen, was dann für mich mit Einzelzimmer wieder viel teurer wird. Zumal ich die Freundin, die jetzt vermutlich ausfällt, schon lange nicht mehr in Persona gesehen habe, weil sie im Ausland lebt und ich mich echt auf sie gefreut habe.

Ich weiß, es ist Jammern auf hohem Niveau, aber es nervt echt richtig, wenn man das Gefühl hat, nichts funktioniert so wirklich. Ich bin einfach den Großteil der Zeit enttäuscht. Zusätzlich fühle ich mich seit letztem Jahr vom Pech verfolgt, weil mir auch im Alltag ständig Sachen schief laufen. Die Waschmaschine geht plötzlich kaputt, das Auto springt nicht mehr an und muss in die Werkstatt, ich schmeiße ständig was runter oder mache was kaputt etc. Die Krönung war letzte Woche, als ich abends Müll runterbringen wollte, mir beim Einwerfen in den Container der Müllbeutel gerissen ist, ich den Inhalt über die Hose bekommen habe und beim erschrockenen Zurücktreten mit dem linken Schuh in einem Kaugummi gelandet bin und mit dem rechten in einem Hundehaufen. Mein Leben fühlt sich leicht an wie eine schlechte Slapstickkomödie mit traurigen Untertönen. Und ich weiß, man hat manchmal solche Phasen und das wird auch wieder besser, aber ich weiß in letzter Zeit nicht mehr,ob ich lachen oder weinen soll.
Zumal ich auch noch nicht komplett über die üble Trennungsgeschichte letztes Jahr hinweg bin. Zwar beschäftigt es mich über Tag nicht mehr allzu viel, dafür träume ich ständig davon. Und gerade an den wirklich miesen Tagen ertappe ich mich bei ausgeprägtem Neid. Dann stelle ich mir vor, wie mein Ex in seiner tollen, großen Wohnung sitzt, die ja auch mal mein Zuhause war, glücklich mit seiner Neuen oder vielleicht schon der darauffolgenden Next da sitzt, über seine Musik und seinen Job sozial super eingebunden ist, tolle Sachen mit seinem neuen Freundeskreis erlebt und über seine Hobbys die Welt entdeckt. Ist natürlich Kappes und null hilfreich. Zum einen bringt mir das Vergleichen nichts, weil es nichts an meiner Situation ändert, und zum anderen habe ich keine Ahnung, wie es bei ihm läuft, weil ich seit November nichts mehr von ihm gehört habe und er sich erwartungsgemäß aus unserem Freundeskreis stillschweigend verabschiedet hat. Aber das Gefühl kommt halt trotzdem.

Na ja, ich wollte tatsächlich hauptsächlich mal jammern. Da mein Freundeskreis letztes Jahr schon meinen Liebeskummer aushalten musste, will ich die jetzt nicht noch überstrapazieren. Zwar rede ich natürlich mit denen darüber, aber versuche eben nicht zu jammern, sondern eher mit Humor an die Sache dranzugehen. Das kommt aber langsam auch an seine Grenzen. Daher hoffe ich, dass es okay ist, hier mal alles abzuladen. Hatte denn jemand von euch schon einmal so eine Phase? Wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?

18.03.2022 11:23 • #8


T
Niemand? Ich könnte gerade wirklich etwas Zuspruch, Aufmunterung oder Erfahrungen gebrauchen ._.
Ich weiß, dass meine Probleme im Vergleich zu anderen geschilderten hier im Forum klein erscheinen, aber mir geht's dennoch nicht gut und ich würde mich über Unterstützung freuen. Ich verstehe auch nicht ganz, warum ich so wenige Rückmeldungen bekomme. Schreibe ich zu lange Texte? Ist mein Problem nicht interessant genug? Ist das vielleicht nicht der richtige Ort, um über Gefühle zu schreiben, sondern eher für konkrete Probleme mit klaren Lösungsvorschlägen? Das ist nicht als Vorwurf gemeint, ich verstehe es nur wirklich nicht. Für die Rückmeldungen, die bislang kamen, bin ich zutiefst dankbar. Insbesondere der Beitrag von Begonie hat mich weitergebracht und mich sehr zum Nachdenken gebracht, nachdem der stärkste Liebeskummer nachgelassen hat und ich Raum für Selbstreflektion hatte.

19.03.2022 15:36 • x 1 #9


Wirdschon
Hallo @TanteEmma

Na dann lass Dich mal fest in den Arm nehmen

Kennt bestimmt jeder hier, dass es einfach nicht läuft und wenn, dann rückwärts
Dies sind in der Regel Phasen, die auch vorbeigehen. Und wie du schon richtig erkannt hast, mit Humor geht das leichter. Eventuell noch eine positive Sichtweise antrainieren und z.B. ein Los kaufen gehen, wenn man in Hundekaka getreten ist , weil das ja Glück bringen soll. oder wenn ein Vogel einen angeschissen hat einfach froh sein, dass Kühe nicht fliegen können.

Ich weiß, hört sich alles doofig an, wenn man gefühlt nur im Schlamassel sitzt. Aber ich glaube auch, wenn man sich ab und an umschaut und umhört und sich bewusst wird, dass es immer schlimmer kommen könnte, geht es eventuell leichter rum.

Kopf hoch

LG Wirdschon

19.03.2022 20:54 • x 2 #10


th1980
Zitat von TanteEmma:
Die Krönung war letzte Woche, als ich abends Müll runterbringen wollte, mir beim Einwerfen in den Container der Müllbeutel gerissen ist, ich den Inhalt über die Hose bekommen habe und beim erschrockenen Zurücktreten mit dem linken Schuh in einem Kaugummi gelandet bin und mit dem rechten in einem Hundehaufen. Mein Leben fühlt sich leicht an wie eine schlechte Slapstickkomödie mit traurigen Untertönen.

Hehehe - sorry, aber das ist doch einfach nur … äh … ja auch so n bisschen lustig. Wer kennt sowas nicht? Ich musste eben richtig lachen…

Ich möchte mich nicht über dich lustig machen, da du wirklich ratlos klingst - aber so ist das Leben manchmal. Und so schlecht hört es sich nicht an: erfüllender Job, gute Hobbys mit normalen Herausforderungen wie kleine Verletzung oder fehlende Lehrer. Versuche einen Perspektivwechsel vorzunehmen und dir das gute zu sagen: ich habe ein tolles Hobby und daher mein Idealgewicht. Ich singe im Chor und bin unter Leuten usw
Ich neige auch immer dazu, zu sagen "Nix läuft!", sage mir dann alles,
was so passiert und denke: echt spannend das alles! Das ist das Leben und das ist gut. Das gibt Energie, vielleicht ein paar Dinge zu ändern, die nicht passen. Nimm die "einfachen", die erfolgsversprechend sind. Für die anderen gib dir Zeit: die Verletzung heilt und eine neue Wohnung wird gefunden. Ein neuer Freund sowieso - wer so im Leben steht (auch wenn du es vielleicht nicht so siehst) ist attraktiv. Online dating versuchen?
Mal schauen, was du in einem halben Jahr schreibst. Das wird!

Grüße
Th1980

20.03.2022 09:24 • #11


T
Hallo zusammen,

danke für eure Rückmeldungen und sorry wegen der fehlenden Reaktion. Leider sind letzten Samstag meine Cousine und ihr Mann tödlich verunglückt. Wir sind alle noch total geschockt. Es war und ist sehr viel Organisatorisches zu tun, zumal die beiden Kinder haben und wir gefühlt noch gar nicht ins Trauern kamen, weil das alles so unwirklich wirkt. Da habe ich das Forum schlicht vergessen. Ich kam gerade nur wieder drauf, weil ich die Benachrichtigungen in meinen Mails gesehen habe. Meine Prioritäten liegen erstmal woanders, weil mich meine Familie braucht, und ich werde wohl erstmal nicht mehr ins Forum schauen, zumal das meine Problemchen gewaltig in Perspektive gerückt hat.

Ich danke euch dennoch für eure lieben Rückmeldungen, auch denjenigen, die mir persönlich geschrieben haben und wo ich nicht mehr zum Antworten kam 3

25.03.2022 22:22 • x 2 #12


A


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