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MaraLous Abschied in Momentaufnahmen

M
Kleines Update:
Wie erwartet hat er mir nicht geantwortet, d.h. er ignoriert mich weiterhin.
Trotzdem scheint es mir etwas gebracht zu haben, dass ich ihn darauf angesprochen habe, denn meine Wut lässt nach. Ich fühle mich wieder ruhiger.

Ich habe heute einen Satz gelesen, der lautet: Die beste Rache ist, besser als dein Feind zu sein.
Ich sehe ihn nicht als meinen Feind und ich möchte auch keine Rache, aber es hilft mir tatsächlich, besser zu sein und zwar in dem Sinne, dass ich ihm ein versöhnliches, besseres Ende angeboten habe. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich ihm auf diese Weise die Hand gereicht habe, auch wenn er sie abschlägt.

Das, was er gemacht hat bzw. wie er es gemacht hat und die Verletzung, die ich davongetragen habe, finde ich immer noch ganz schlimm, wenn ich mich damit auseinandersetze, aber beides bestimmt mich nicht mehr.
Ich löse mich von dem, was passiert ist und ich sehe meine kleinen Fortschritte, indem mir bewusst wird, dass ich nicht mehr darauf hoffe, dass er seine Meinung ändert und ich nicht mehr warte, dass er zu mir kommt, um mit mir zu reden.
Die Verbindung zwischen uns ist nicht mehr da. Zuerst war sie beidseitig, dann nur noch einseitig durch mein Festhalten und Hoffen. Jetzt sehe auch ich sie nicht mehr.
Wir sind getrennt.

Und manchmal denke ich, dass es für mich vielleicht wirklich besser ist - nicht, weil er das als fadenscheinigen Grund vorschiebt, sondern weil ich so viel nachdenke und erkenne.
Aber das kann ich noch nicht mit voller Überzeugung sagen. Bis jetzt ist es erstmal ein Gedanke, der immer wieder anklopft und mich zuversichtlich in eine Zukunft voller neuer Möglichkeiten blicken lässt.
Allerdings sind die Angst und die Unsicherheit, wie ich diese Möglichkeiten finden und nutzen kann, noch da. Es geht nicht nur darum, irgendwann wieder jemanden kennenzulernen, sondern vor allem darum, mich wieder rundum wohl zu fühlen und die Wunde verheilen zu lassen.
Ich bin weiterhin auf einem guten Weg.

19.07.2012 20:38 • #76


M
Zur Übersicht: Ich bin in Woche 8.
Unglaublich wie schnell das geht und unglaublich, wie kurz es mir zugleich vorkommt.

19.07.2012 20:45 • #77


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MaraLous Abschied in Momentaufnahmen

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Hallo MaraLou,

hast du ihm noch mal geschrieben? Und er hat wieder nicht reagiert?

Mir geht es momentan auch besser, habe erkannt, dass er mir nicht mehr gut tut, und dass er nicht mehr der ist, der er mal war. Ich möchte jetzt nur noch ganz los kommen und mich mit mir selber wohl fühlen, so weit das geht. Die Einsamkeit wird natürlich oft da sein. Eine tiefe Wunde wird immer bleiben, aber ich merke mehr und mehr, dass er mir gleichgültiger wird. Und das freut mich wahnsinnig. Gestern habe ich ihn nach der Nummer seiner Tochter gefragt, da hat er zum ersten mal von sich selber aus was geschrieben: Ich habe wohl alles vermasselt! Ja das hat er!

Liebe Grüße
Engel

19.07.2012 20:47 • #78


M
Hallo Engel,

also ich habe nur das eine Mal von vor ein paar Tagen geschrieben (nach deiner Anregung dazu) und jetzt lasse ich das Thema ruhen. Ich habe ihn gefragt, warum er plötzlich nicht mehr mit mir redet und ihm gesagt, dass ich besser mit der Trennung klar komme, mir sein Schweigen aber zu schaffen macht und ich mir wünschen würde, dass wir versöhnlicher auseinander gehen.
Wie gesagt: Auch darauf keine Antwort. Warum? Keine Ahnung, aber ich versuche es mir jetzt abzugewöhnen, nach dem Warum zu fragen. Wenn er mir keine Antwort darauf gibt, werde ich auch nicht die richtige finden können und muss es einfach so akzeptieren, wie es ist. Das gelingt mir im Moment gut.

Ansonsten geht es mir ähnlich wie dir. Und den Satz deines Exfreundes habe ich kurz nach der Trennung auch gehört. Ja, richtig, hat er. Und jetzt ziehen wir uns aus dem Schlamassel raus und versuchen ein glückliches Leben alleine zu führen. Es ist schlecht zuende gegangen, doch wir können alleine neu beginnen, indem wir uns Gutes tun und versuchen, das Schlechte in etwas Positives umzuwandeln.

19.07.2012 21:02 • #79


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Das tut mir leid, dass er sich wieder nicht gemeldet hat. Aber vielleicht kannst du so umso schneller los lassen. Trotzdem ist es noch zusätzlich verletzend, wenn man gar nicht mehr beachtet wird, und noch nicht mal eine Antwort bekommt. Mir würde das weh tun. Nur weil er keine Beziehung mehr möchte mit dir, kann er dich doch ansonsten respektieren, das tut er anscheinend nicht. Er braucht dir ja noch nicht mal gegenüber zu treten, er kann ja eine Mail schreiben.

Das hast du nicht verdient! Aber du bist auf dem richtigen Weg, und deine Trennung ist ja noch nicht wirklich lange her. Dafür bist du schon sehr weit.

Liebe Grüße
Engel

19.07.2012 21:11 • #80


M
Verdient habe ich es nicht, aber es tut nicht mehr weh, eben weil ich weiß, dass ich es nicht verdient habe. Ich finde es schade, dass er diesen Weg geht, doch vielleicht hat er seine Gründe und letztlich muss jeder selber wissen, was er mit sich und seinen Vorstellungen vereinbaren kann.
Wenn es für ihn so okay ist, dann soll er es so machen. Ich ziehe derweil meine Schlüsse und Konsequenzen daraus und die werden langfristig gesehen sehr viel verändern.
Viele sagen, dass er sich irgendwann bestimmt doch wieder melden wird, aber dann werde ich höchstwahrscheinlich eine andere sein.

Liebe Engel, ich möchte dir an dieser Stelle noch mal danken, dass du mir hier immer wieder antwortest und dir die Zeit für mich nimmst. Das tut gut und gibt mir immer wieder Gedankenanstöße, die mich vorwärts bringen. Herzlichen Dank dafür!

19.07.2012 21:50 • #81


E
Liebe MaraLou,

dankeschön

Auch du gibst mir Denkanstöße, du schreibst alles so klar und deutlich, da finde ich mich sehr oft wieder.

Ich werde mir demnächst ein Buch holen, wie man lernt alleine glücklich zu sein von Doris Wolf, bin gerade noch ein anderes von ihr am lesen. Ich möchte einmal leben, ohne dass ich gefühlsmäßig von jemand anderem abhängig bin. Ich möchte nicht wieder verletzt werden, Angst haben, betrogen zu werden, Angst vor Worten zu haben, die verletzend sind. Ich möchte für mich selber meine beste Freundin sein. Das ist mein Ziel In der Beziehung habe ich durch seine Verlustangst immer und immer wieder gelitten, trotzdem war er mir das wert, ich wußte, er konnte nichts dafür, und nun trifft er eine andere und ich werde abgeschoben. Kein Mann darf mehr darüber bestimmen, ob es mir gut, oder schlecht geht, das möchte ich in Zukunft selber tun. Mal schaune, ob ich das schaffe

Liebe Grüße
Engel

19.07.2012 22:07 • #82


M
Hmm, weißt du, Engel, ich glaube manches lässt sich nicht ganz vermeiden, wenn man mit anderen Menschen zu tun hat. Es wird immer Situationen geben, die anstrengend oder verletzend sein können. So sind wir Menschen: Herzensgut, loyal, ängstlich, wütend, impulsiv, fröhlich, traurig, wütend, gutmütig, sanft, egoistisch, stur... Diese Vielfalt ist eine Bereicherung, aber manchmal auch schwer zu ertragen.
Ich glaube, dass sowohl die Fröhlichkeit und Stärke als auch die Traurigkeit und Verletzlichkeit tief in uns verankert sind. Sich davor zu schützen ist schwierig, weil es gleichzeitig bedeutet, dass wir uns in gewisser Weise einschränken müssen, indem wir bestimmte Gefühle nicht zulassen. Ob das so gut ist?

Besser ist es, glaube ich, in sich selbst zu ruhen und diesen Wunsch lese ich auch aus deinen Zeilen heraus. Dass du nicht abhängig sein möchtest, finde ich richtig, denn Abhängigkeit sorgt immer für ein Ungleichgewicht, das einem von beiden langfristig nicht gut tut. Man darf sich selbst weder aufgeben noch vollkommen vergessen.
Ebenso wichtig finde ich es jedoch, dass man sowohl die positiven als auch die negativen Gefühle für sich annehmen kann und anstatt sie zu verbannen, lernt, damit umzugehen.

Du wirst der Möglichkeit einer Verletzung nie ganz aus dem Weg gehen können, wenn du nicht nur mit dir, sondern auch mit anderen Menschen glücklich werden möchtest. Doch du wirst lernen können, besser damit umzugehen, wenn du ganz bei dir bist und bleibst.
Stärke dich selbst und finde zu dir. Erkenne deinen Standpukt und vertrete ihn, ohne unnachgiebig und hart zu werden. Lerne Vertauen zu fassen, in dich und andere und besinne dich auf deine Fähigkeiten und Kraft.

Bleib immer du selbst und gib dich nicht für jemand anderen auf. Anpassung ist gut und manchmal auch wichtig, jedoch nicht die Selbstaufgabe in Form von Unterordnung und somit einem andauernden Ungleichgewicht dem anderen zuliebe.
Zu einer Beziehung (egal welcher Art) gehören immer auch zwei Individuen. Das Wir ergibt sich aus dem Aufeinanderzugehen von beiden, ohne dass einer seine Individualität dabei aufgibt.

20.07.2012 11:06 • #83


M


Ich werd´ in meine Hand tätowier´n: Ich lass los.
Ich will auch meinen Kopf formatier´n - er wehrt sich bloß.
Und wenn ich glaub´, ich hab´ mich gefangen, dann kippt's auch schon, doch ich will nichts verlangen.
Es sieht zwar nicht nach Chancen aus, doch den Kurs, den halt ich - volle Kraft voraus.

Ich schreib´ auf deine Mauer: Hier ist die Tür.
Und ich renne fest dagegen, damit ich irgendetwas spür´.
Und je mehr ich deine Nähe such´, desto weiter rückst du fort.
Und obwohl ich mich dafür verfluch´, werf ich die Hoffnung nicht ganz über Bord.

Die Lösung fehlt und ich überleg´: Ich muss ganz weit weg,
also mach ich mir den Plan - und beweg´ mich nicht vom Fleck.
Und wenn ich glaub´, ich hab´s überwunden, wird gleich ein neuer Anlass erfunden.
Ich versuchs, schau her!
Schon wieder ein Versuch mehr!

Ich schreib´ auf deine Mauer: Dies ist der Weg.
Und ich kratze an den Fugen, damit sich irgendetwas regt.
Und je länger ich auf der Stelle trete, desto mehr verliert´s an Sinn.
Weil es nicht mal einen Schritt weiter geht, ich verlier´ mich bloß darin.

So sehr ich es bedauer´, schaff ich's nicht bis zu dir.
Und ich schreib´ auf deine Mauer Ich war hier .
Und je weiter ich mich dann entfern', desto leichter fällt's, zu verstehen.
Ich weiß, du magst mich auch sehr gern - mit etwas Abstand versehen.

20.07.2012 11:56 • #84


M
Und weil ich heute so viel Musik höre, gleich noch eins:



Now and then I think of when we were together
Like when you said you felt so happy you could die
Told myself that you were right for me
But felt so lonely in your company
But that was love and it's an ache I still remember

You can get addicted to a certain kind of sadness
Like resignation to the end
Always the end
So when we found that we could not make sense
Well you said that we would still be friends
But I'll admit that I was glad that it was over

But you didn't have to cut me off
Make out like it never happened
And that we were nothing
And I don't even need your love
But you treat me like a stranger
And that feels so rough
You didn't have to stoop so low
Have your friends collect your records
And then change your number
I guess that I don't need that though
Now you're just somebody that I used to know

Now and then I think of all the times you screwed me over
But had me believing it was always something that I'd done
And I don't wanna live that way
Reading into every word you say
You said that you could let it go
And I wouldn't catch you hung up on somebody that you used to know...

But you didn't have to cut me off
Make out like it never happened
And that we were nothing
And I don't even need your love
But you treat me like a stranger
And that feels so rough
You didn't have to stoop so low
Have your friends collect your records
And then change your number
I guess that I don't need that though
Now you're just somebody that I used to know

I used to know
That I used to know

Somebody...

20.07.2012 16:07 • #85


E
Hallo MaraLou,

er hat mir gestern geschrieben, dass es ihm nicht bewußt war, wie weh mir das alles tut. Habe ihm geantwortet, dass es ihm sehr vohl beußt war und er alles mit klarem Verstand gemacht hat. Ich habe ihm anfangs oft genug zu verstehen gegeben, wie weh es tut, und er hat mich auch oft genug weinen gehört. Eigentlich dachte ich, jetzt kommt nichts mehr. Heute schrieb er mir, dass er sich das nie verzeihen könnte.
Ich weis zwar nicht genau was er meint, die Lügen, die Neue? Aber immerhin weis ich, dass ich ihm doch nicht so ganz egal bin. Manchmal merkt man eben zu spät, was man an dem anderen hatte.

Wie geht es dir heute?

Liebe Grüße
Engel

20.07.2012 17:16 • #86


M
Hallo Engel,

ich habe es schon mal irgendwo in diesem Forum geschrieben, weiß aber nicht mehr genau wo. Ich habe nie geglaubt, dass ich ihm ernsthaft gleichgültig bin, genauso wenig wie ich der Meinung bin, dass du deinem Exfreund gleichgültig bist.
Manchmal fühlt es sich so an, als wären wir es und die Umstände der Trennung sowie die Tatsache, dass da direkt eine Neue ist, unterstreichen das nur, doch ich glaube, wenn wir ihnen gleichgültig wären, dann würden sie jetzt anders mit uns umgehen. Deiner würde nicht so offen mit dir reden und meiner hätte mich nicht mit Liebesbekundungen stehen gelassen.

In dem Moment, wo die anderen ins Spiel kamen, waren wir ihnen wohl tatsächlich gleichgültig, aber langfristig gesehen kann man die gemeinsame Zeit nicht auslöschen und auch, wenn die Beziehung vorbei ist, so sind wir doch immer noch die Menschen, die sie kennen und lieben gelernt haben.
Das Gefühl, die Liebe hat sich verändert, ist einfach gegangen oder hat sich abgenutzt, doch die positive Grundempfindung bleibt. Warum auch nicht? Wir haben ihnen schließlich keinen Grund gegeben, uns nicht mehr zu mögen - weder in der Beziehung, noch bei der Trennung.

Den Satz mit dem Verzeihen hat meiner auch gesagt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich glaube schon, dass es ihm Leid tut, wie es gekommen ist, aber ich glaube nicht, dass er ein wirkliches Problem mit dem Verzeihen haben wird, weil er sich bewusst für die Trennung entschieden hat und auch nichts tat, um es es besser zu machen oder zu beenden.
Wenn man etwas tut und recht schnell merkt, dass das total falsch war, dann ist es glaubwürdiger, wenn jemand sagt, dass er sich das nie verzeihen wird und somit bereut. Doch wenn die Situation aufrecht erhalten wird und derjenige immer so weiter macht, dann wird er nicht so viele Gründe haben, warum er sich nicht verzeihen können sollte. Schließlich will er ja das, was er tut und hält es in dem (langen) Moment für richtig.
Verzeihen braucht nur mehr Zeit als die, die wir bis jetzt hatten und da kommt es einem in Anbetracht des Leids so vor, als könne man nicht verzeihen, weder sich noch dem anderen. Doch irgendwann geht es wahrscheinlich doch.
Meiner hat übrigens auch nicht gedacht, dass mir die Trennung so weh tun wird. Nun, jetzt weiß er es, weil er es gesehen hat.

Mir geht es heute soweit gut. Ich bin ruhig und hänge ein bisschen durch, aber nicht auf unangenehme Weise. Ich bin einfach ein bisschen müde und habe keine Lust, was zu machen oder gesellig zu sein.
Im Ganzen ist alles in Ordnung.

20.07.2012 17:42 • #87


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Hallo MaraLou,

freut mich, dass es dir so weit gut geht.

Du hast vollkommen Recht, ich denke auch immer, natürlich kann man einen Fehler machen, aber wenn man 5 Monate an dem Fehler hängen bleibt, dann kann es ja kein richtiger Fehler gewesen sein. Genau dieser Gedanke hilft mir los zu lassen, würde er wirklich bereuen, dann hätte er das ja beendet.

Zwischen uns war so ein Vertauen und so eine Harmonie, und er weis, dass ich ein wertvoller Mensch bin, er sagt ja jetzt noch, ich wäre die einzige, der er vertraut. Er hätte sich ja lösen können, aber nicht auf die brutale Art und Weise, wegen einer Frau, die ihm angeblich nichts bedeutet.

Ich möchte weiter meine Ruhe vor ihm haben.

Heute Nacht hatte ich aber wieder so einen Alptraum, war die ganze Zeit mit ihm zusammen, es fühlte sich so vertraut an, und dann sagte er wie immer, du kannst hier nicht schlafen, gleich kommt mein Besuch. Als ich wach wurde, dachte ich ich bin in einem Horrorfilm, hoffentlich hören diese Träume bald mal auf.

Träumst du gar nicht von ihm?

Liebe Grüße
Engel

20.07.2012 17:57 • #88


M
Ich habe in der Mitte (schätze so zwei Wochen nach unserem Gespräch) ein paar Mal von ihm geträumt. In den Träumen haben wir Zeit miteinander verbracht, aber am Ende trennten sich unsere Wege immer wieder, weil er einfach abgehauen ist.
Dann hatte ich einen Traum, in dem er trotz meiner Anwesenheit mit ganz vielen verschiedenen Frauen geschlafen hat. Er wusste, dass ich da bin, aber es war ihm egal und er hat glücklich dabei gelächelt.
Dann kamen eine ganze Zeit lang keine Träume, doch der letzte ist noch gar nicht so lange her. Da war ich bei ihm und wir haben uns sehr lange unterhalten und auch miteinander geschlafen. Er wollte ihr daraufhin sagen, dass er sich nicht mehr mit ihr treffen wird. Als ich aus dem Bad kam, saß sie plötzlich in der Wohnung, schaute mich wütend an und meinte zu meinem Exfreund: Hat die etwa hier geschlafen?!
Das war der letzte Traum. Darin hat er also sie mit mir betrogen. Verrückt.

Mittlerweile träume ich von anderen Menschen. Ich glaube, manchmal schwirrt er noch schemenhaft darin rum, aber beim Aufwachen kann ich nie konkret sagen, ob er nun da war oder nicht.

Ich finde solche Träume wichtig und wenn ich mich an sie erinnern kann, dann höre ich zu, was sie mir möglicherweise sagen wollen. Ich lausche in mich hinein und frage mich, ob es wirklich noch so weh tut. Ob es wirklich noch eine Rolle spielt oder eigentlich nicht mehr. Und wie ich mich damit fühle, was ich im Traum erlebt habe. Ob ich eine ganz bestimmte Sache noch nicht losgelassen habe und was ich tun kann, um sie loszulassen (z.B. die Verletzung, die Eifersucht, den Wunsch ihn zurück zu holen, das Gefühl, nicht mehr seine Freundin zu sein, weil er jetzt eine neue Freundin hat...).

Andererseits sind manche Träume auch das Resultat meiner gedanklichen Entwicklung. Je mehr ich mich entferne, je mehr ich loslasse, desto weniger verletzend werden auch die Träume.
Träume bringen mich zum Nachdenken und das Nachdenken bringt mich zum Träumen. Beides zusammen führt mich weiter vorwärts.

20.07.2012 18:16 • #89


M
Du bist mir kein Zuhause mehr.
Das Haus, welches wir geteilt haben, steht nun leer. Du hast das warme Nest verlassen und bist in ein neues gezogen. Dein Türschild hast du mitgenommen, nachdem ich es dir wutentbrannt hinterhergeschmissen hatte. Noch lange stand ich an der Tür, habe gelauscht, wie deine Schritte verhallten und versucht, deine Silhouette im Gegenlicht auszumachen. Irgendwann konnte ich nicht mehr unterscheiden, ob du es bist oder bloß ein großer Vogel, auf der Suche nach Beute, seinen natürlichen Instinkten folgend.

Wochenlang habe ich noch in diesem verlassenen Heim gesessen, die weißen Wände angestarrt und gezögert, die Schlösser auszutauschen, weil du vielleicht zurückkommen könntest.
Ich bin tagsüber durch die Räume geschlichen und habe das Lachen gejagt, das kichernd hin und her wirbelte und abends zu mir unter die Bettdecke kroch. Ich habe es weggestrampelt, mir die Haare gerauft, kein Auge zugetan und vor Mutlosigkeit geweint.

Ich bin über Scherben gelaufen, die den Fußboden eines jeden Raumes bedeckten und habe mir daran die Füße aufgeschnitten. Ich stand oft mit einem Besen davor, voller Elan diesen ganzen Dreck endlich zusammenzukehren und verharrte doch in dieser Position. Ich starrte auf das Elend zu meinen Füßen, beweinte die schönen Dinge, die nun alle zerbrochen waren und sank zu Boden, im verzeifelten Versuch, die kleinen Splitter wieder zusammenzufügen.
Mit blutigen Händen habe ich darin gewühlt.

Manchmal habe ich dich dabei angeschrien und gefleht: So hilf mir doch! Das passt alles nicht zusammen!
Doch du hast nur gesagt: Ich kann das nicht.
Da habe ich dich hochgehoben und auf meinen Rücken gepackt. Mit deiner Last auf den Schultern habe ich mich gezwungen, meinem Alltag nachzugehen. Ich habe dir über die Stirn gestreichelt, deine Wunden so gut es ging versorgt und dich spüren lassen, dass meine Liebe auch in den schwärzesten aller Momente noch da sein wird.

Doch irgendwann wurdest du zu schwer. Ich konnte uns beide nicht gleichzeitig tragen. Das Gewicht erdrückte mich, deine Arme nahmen mir die Luft zum Atmen und meine eigenen waren zu schwach, um dich länger zu halten. Ich wollte dich absetzen. Doch du hast nur gesagt: Trag mich, so trag mich doch, ich kann nicht gehen!
Und ich sagte: Du musst es versuchen. Wenn du nicht versuchst, aus eigener Kraft zu gehen, wirst du niemals mehr gehen.
Du bist zusammengesunken und hast geweint, so allein, so verlassen und so ungerecht behandelt von aller Welt.

Ich habe dich angesehen, viele Minuten, ganze Stunden und Tage. Dann habe ich mich abgewandt und die Tür hinter mir geschlossen. Ich habe den Besen genommen und alle Ecken des Hauses ausgekehrt. Da saß die Liebe zusammengekauert im hintersten Winkel des Wohnzimmers. Sie schaute mich an und fragte: Hast du mich vergessen?
Da stand die Einsamkeit im Bad und sagte: Ich gehe hier nicht weg!
Im Bett lag das Begehren und hauchte provozierend: Schau her, erinnerst du dich? Nein? Na, dann schau doch mal, wo ich jetzt gelandet bin!
Auf dem Balkon lachten mich all die Sommerabende an und säuselten voller Selbstverliebtheit: Schau doch nur, wie schön wir sind!
Sie alle habe ich zusammengekehrt - nur die Einsamkeit, die blieb tatsächlich, wo sie war. Ich habe an ihr gezerrt und gezogen, doch sie bewegte sich keinen Zentimeter, also ließ ich sie stehen, wo sie war.

Als ich mit allem fertig war, stand ich im Flur und blickte ein letztes Mal zurück. Dieses Haus ist mir so fremd geworden. Es ist nicht mehr mein Zuhause und doch tut es weh, alles zurückzulassen. Draußen wartet nicht viel und die Angst kriecht mir im letzten Moment den Rücken hoch.
Ich lasse den Kopf hängen und während ich so verloren dastehe, spüre ich sanft eine Hand in meinem Nacken.
Es ist der Aufbruch, der als letzter übrig geblieben ist. Unauffällig steht er im Flur und sagt mit sanfter Stimme: Komm, wir müssen gehen. Alles, was hier einmal war, ist nicht mehr da. Dein Zuhause bist jetzt du.
Vorsichtig schiebt er seine Hand in meine und zieht mich behutsam nach draußen. Ich wehre mich nicht, lasse mich von ihm fortziehen. Immer weiter, fort, nur fort.

Dieses Haus, welches wir geteilt haben, steht nun leer. Manchmal drehe ich mich auf meinem Weg um, meistens dann, wenn die Füße schmerzen und meine Kraft nachlässt. Dann setze ich mich hin und schaue zurück. Irgendwo dahinten steht ein Haus. Ich kneife die Augen zusammen und versuche seine Form zu erkennen. Doch manchmal weiß ich nicht, ob es wirklich noch das Haus ist oder längst eine Ruine. Der Putz bröckelt, die Dachpfannen rutschen ins Gras, die Fenster sind zerbrochen. Der Wind fegt die letzten Staubflusen aus den Ecken und verstreut sie in alle Richtungen.
Es macht mich traurig, wenn ich sehe wie schnell etwas zerfällt, was einmal so stark war.

Der Aufbruch drängelt, er möchte weitergehen. Ich vergrabe meine Hände ein letztes Mal in der weichen Erde und fühle, wie sehr meine Haut diese Berührung in sich aufnimmt. Ich atme tief ein und aus.
Dann stehe ich auf und drehe mich um. Dort sehe ich den Horizont. In der Ferne fliegt ein Vogel, seinen Instinkten folgend. Frei.

22.07.2012 14:35 • #90


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