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Mein Kumpel mit Depressionen

T
Zitat von Ricky:

Bipolarität erklärt die Stimmungsschwankungen ebenfalls und noch viel deutlicher. Die dissoziative Identitätsstörung äußert sich meist dann, wenn man in der Kindheit ein heftiges Trauma hinter sich hat (Misshandlung, Vergewaltigung etc.). Sie tritt laut Studien sogar eher bei Frauen auf. Natürlich ist es dennoch nicht komplett auszuschließen, dass es sich um eine multiple Persönlichkeit handelt, aber ganz ehrlich? Die Diagnosen dahingehend, sind sehr verhalten, weil sich dafür schon eindeutige Muster aufweisen müssen. Es wird vermutet, dass hinter dieser Krankheit eben nicht behandelte Traumata stecken, die dann durch verschiedene Personen zu kompensieren versucht werden. Da genau diese Krankheit sich so interessant gestaltet, war sie häufig Thema in Film und Fernsehen und etliche Leute glauben sofort, sobald sie eine depressive Phase haben, dass sie es somit mit dieser speziellen Krankheit begründen können. Aber wie gesagt: Die Diagnosen dahingehend sind sehr gering. Die Impulsivität, Stimmungsschwankungen, sich absetzen etc. treffen allesamt auf Borderline aka manische Depression zu. Das heißt man hat Tage in denen man sich supergut fühlt, über alles offen und ehrlich sprechen kann und andere in denen man am liebsten nur im Bett bleibt. Natürlich gibt es dann solche, die auch nicht darüber reden und gute Miene zum bösen Spiel machen.

Es ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass er irgendwas was Du gesagt oder getan hast, urplötzlich persönlich genommen hat. Das diese Personen wenig differenzieren können und meist auch dazu neigen etliche Dinge auf sich zu beziehen und überzubewerten, kann es grundlegend ALLES sein. Ich frage mich, warum Du Dir da so einen Kopf drum machst. Hast Du amouröse Gedanken zu ihm?

Widersprüchlichkeiten wirst Du nie verstehen. Sich in eine Krankheit hinein zu versetzen oder in einen Menschen, der z.B. schizophren ist, ist so gut wie unmöglich, weil Du die Gedankengänge in Zusammenhang mit dem emotionalen Kostüm sehen musst. Und genau dieses Kostüm kannst Du nicht emulieren.

Natürlich. Wenn Du jahrelang unter einem Zustand leidest, lernst Du auch ihn zu akzeptieren. Das ist ja auch die größte Gefahr darin. Ist genau so wie mit Menschen hier auf dem Board, die verflossene Liebe nicht loslassen konnten über Jahre hinweg, dann darunter leiden wie geprügelte Hunde, und alles in ihrem Leben dadurch beeinflusst wird. Das kann einen natürlich kaputt machen, aber das sieht man Dir irgendwann nicht mehr auf den ersten Blick an. Dafür ist so ein Überlebensreflex da, der das kaschieren kann. Vor allem wenn Du von Leuten diesbzgl. genervt wirst, erstellst Du schnell eine Fassade.

Das kann von heute auf morgen gehen, kann aber ebenso gut über ein Jahr dauern. Ich weiß nicht, ob Du Deine Zeit nicht auf Deine anderen Freunde konzentrieren solltest, denn helfen kannst Du ihm nicht, wenn er sich nicht helfen lassen will. Punkt.


Bei der von dir angesprochenen manischen Depression könnte ich verstehen, wenn man sich an manchen Tagen schlecht fühlt, an anderen Tagen jedoch wieder wie neugeboren. Der Zeitraum ist nun aber schon bei Monaten angelangt und ich kann nur so viel sagen, dass er sich eingestanden hatte, dass er mir kein guter Freund sein kann, weil er sich und das Leben nicht so in den Griff bekommt. Klar habe ich dagegen argumentiert, ihm Mut gemacht dass er eine besondere Freundschaft nicht wegschmeißen soll.

Er hatte immer erwähnt, er könne nur mit mir darüber reden aus unserem Bekanntenkreis und ich war darüber auch froh, weil ich gerne für Menschen da bin und ihnen helfen will - auch wenn es nur das Zuhören ist, womit ich in diesem Fall helfen hätte können - oder geholfen habe.

Ich finde es nur schade, dass er mit Bekannten hin und wieder etwas unternimmt, obwohl es ihm wohl immer noch nicht besser geht. Wie denn auch, wenn er keine Therapie macht. Ich finde es halt etwas doof, dass ich so oft und zwar auch gerne Zeit investiert habe, es mir aber nicht gedankt wird sondern ganz im Gegenteil: Ich bekomme auch noch alles ab. Ist doch klar, dass ich nun auch etwas Selbstzweifel habe. Ich habe immer das Gefühl vermittelt, das wir reden können, wann immer er möchte. Das hat er auch angenommen, und sogar auch soweit, dass ich bei Gefühlsausbrüchen dabei war. Und da hatte ich schon das Gefühl, als hätte ich einen völlig anderen Menschen gegenüber, als bisher.

Ich mache mir also den Kopf, da ich immer noch daran glaube, dass seine Freundschaft nicht vorgespielt war, er in mir einen besten Kumpel gesehen hat und auch nicht wollte, dass ich von seiner Seite weiche. Schon alleine, dass er Minderwertigkeitskomplexe hat und immer öfter sagte, er könne mir kein guter Freund sein - gleichzeitig hat er immer wieder stark betont es gäbe keinen besseren Freund als mich auf der Welt. Was ich also absolut nicht verstehen kann, wie man so eine 360° Wendung schaffen kann, denn schließlich muss es ihm doch auch etwas Wert gewesen sein, zumindestens betonte er das so häufig......

Das kann von heute auf morgen gehen? Ich weiß ja nicht einmal, ob nicht all das Erlebte vergessen worden ist, oder ob es wirklich einfach nur Zeit braucht, bis er sich erholt oder lernt, mit den Dingen umzugehen. Fraglich nur, warum er mit den manischen Depressionen dann mit anderen etwas unternehmen kann.... :O

Danke dir schon einmal. =)

14.04.2016 14:16 • #16


N
Hallo @tristan01
Dein Freund war sicher dankbar dafür, dass er dir gegenüber auch einmal seine starke Maske hat fallen lassen können. Dennoch wird es ihm in starken Zeiten unangenehm sein, dass du nun sein schwaches Ich gesehen hast.

Du beschäftigst dich vllt auch gedanklich zu sehr mit ihm. Das ehrt dich, aber er möchte einfach so genommen werden, wie er ist und nicht hinterfragt werden.

Ihm ist es sicher auch unangenehm, bei dir im Mittelpunkt zu stehen. Seine anderen Kumpels, mit denen er gelegentlich etwas unternimmt, kennen sicher nicht seine schwachen Seiten. Er zieht einfach mit dem Rudel Wölfen mit und hat Spaß, solange es gut für ihn ist. Kann er es gerade nicht, zieht er sich für eine Weile in seine Höhle zurück und kommt irgendwann, ohne weiter etwas erklären zu müssen, wieder mit.

Bei Einzelpersonen ist das für ihn schwieriger. Er fühlt sich unter Druck, Erklärungsdruck gesetzt. Dem kann er nicht standhalten, si dass er sich vor denen verbarrikadiert. Er hat es dir ja selber schon gesagt, dass er kein guter Freund sein kann.

Lass ihn einfach tun, was er für sich tun muß und suche nicht weiter nach Erklärungen und schon gar nicht nach Diagnosen. Der einzige, den das zu interessieren hat, ist er.

Lebe du dein Leben! Wenn er sich wieder meldet, dann freu dich einfach nur und unternehmt was lockeres.

Liebe Grüße!

14.04.2016 18:36 • x 1 #17


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Mein Kumpel mit Depressionen

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Zitat von NewDay1:
Hallo @tristan01
Dein Freund war sicher dankbar dafür, dass er dir gegenüber auch einmal seine starke Maske hat fallen lassen können. Dennoch wird es ihm in starken Zeiten unangenehm sein, dass du nun sein schwaches Ich gesehen hast.

Du beschäftigst dich vllt auch gedanklich zu sehr mit ihm. Das ehrt dich, aber er möchte einfach so genommen werden, wie er ist und nicht hinterfragt werden.

Ihm ist es sicher auch unangenehm, bei dir im Mittelpunkt zu stehen. Seine anderen Kumpels, mit denen er gelegentlich etwas unternimmt, kennen sicher nicht seine schwachen Seiten. Er zieht einfach mit dem Rudel Wölfen mit und hat Spaß, solange es gut für ihn ist. Kann er es gerade nicht, zieht er sich für eine Weile in seine Höhle zurück und kommt irgendwann, ohne weiter etwas erklären zu müssen, wieder mit.

Bei Einzelpersonen ist das für ihn schwieriger. Er fühlt sich unter Druck, Erklärungsdruck gesetzt. Dem kann er nicht standhalten, si dass er sich vor denen verbarrikadiert. Er hat es dir ja selber schon gesagt, dass er kein guter Freund sein kann.

Lass ihn einfach tun, was er für sich tun muß und suche nicht weiter nach Erklärungen und schon gar nicht nach Diagnosen. Der einzige, den das zu interessieren hat, ist er.

Lebe du dein Leben! Wenn er sich wieder meldet, dann freu dich einfach nur und unternehmt was lockeres.

Liebe Grüße!


Hallo, vielen herzlichen Dank erst einmal für deine Gedanken. Ich stimme mit dir überein und mir ist bewusst, dass er froh war, es mir erzählt zu haben. Auch wenn ich es nicht gerade als starke Maske bezeichnen würde, weil im Grunde von Anfang an schon etwas nicht mit ihm stimmte, er sich immer mal wieder aus der Gruppe herauszog und alleine war - ein typischer Einzelkämpfer eben.

Ich schätze auch dass er nicht hinterfragt werden will und ich nehme ihn auch so an mit den Problemen, vor die er sich selbst stellt oder die Krankheit ihn stellt. Alles was er mir erzählte und das ist schon wichtig zu sagen, kam von ihm selbst und nicht durchs Nachfragen. Das war jedes Mal eben ein Gesprächsthema weil er sich selbst immer angefangen hat, vorzuwerfen er sei ein schlechter Freund. Und dadurch sind wir immer wieder bei seinen Depressionen gelandet, und es ist auch ein ständiges auf und ab gewesen. Und das macht er irgendwie nur mit mir, wobei ich mir einfach gewünscht hätte mit ihm was zu starten, ob er mir das jetzt erzählt oder nicht war ja auch allein seine Sache.

Das ist auch leicht gesagt dass man da nicht nach Gründen suchen soll, wenn aber von einem Tag auf den anderen ein Mensch den man über 1 Jahr kennt, sich verhält, als würde man ihn nicht wiedererkennen und kompletten Abstand sucht, wobei mir Stunden und Tage zuvor noch beteuert wurde, wie wichtig ich denn für ihn wäre und das ich an seiner Seite bleiben soll.... Ich halte daran fest, weil ich gerne all diese Dinge verstehen will und hoffe, dass er irgendwann einmal wieder auftaucht aus den dunklen Gedanken und vielleicht sogar erklärt, warum er so gehandelt hat.....

14.04.2016 19:49 • #18


Ricky
Zitat von tristan01:
Ich finde es nur schade, dass er mit Bekannten hin und wieder etwas unternimmt, obwohl es ihm wohl immer noch nicht besser geht. Wie denn auch, wenn er keine Therapie macht. Ich finde es halt etwas doof, dass ich so oft und zwar auch gerne Zeit investiert habe, es mir aber nicht gedankt wird sondern ganz im Gegenteil: Ich bekomme auch noch alles ab. Ist doch klar, dass ich nun auch etwas Selbstzweifel habe. Ich habe immer das Gefühl vermittelt, das wir reden können, wann immer er möchte. Das hat er auch angenommen, und sogar auch soweit, dass ich bei Gefühlsausbrüchen dabei war. Und da hatte ich schon das Gefühl, als hätte ich einen völlig anderen Menschen gegenüber, als bisher.


HIER ist die Kernaussage und das eigentliche Problem. Dein Problem ist: Du warst loyal und erwartest nun auch Loyalität von ihm. Die kann er Dir aber nicht geben, weil er sehr wahrscheinlich krank ist. Darüber hinaus musst Du keinerlei Selbstzweifel haben. Es ist die Interpretation eines Mannes, der nicht weiß, was er im Moment tut, weil er emotional kaputt ist. Und das sich die Wut auch gegen die Helfer kehrt, ist nicht das erste Mal. Frag mal jeden, der jemals im sozialen Bereich gearbeitet hat, was sie sich alle schon anhören durften.^^

15.04.2016 14:15 • x 1 #19


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Zitat von Ricky:
Zitat von tristan01:
Ich finde es nur schade, dass er mit Bekannten hin und wieder etwas unternimmt, obwohl es ihm wohl immer noch nicht besser geht. Wie denn auch, wenn er keine Therapie macht. Ich finde es halt etwas doof, dass ich so oft und zwar auch gerne Zeit investiert habe, es mir aber nicht gedankt wird sondern ganz im Gegenteil: Ich bekomme auch noch alles ab. Ist doch klar, dass ich nun auch etwas Selbstzweifel habe. Ich habe immer das Gefühl vermittelt, das wir reden können, wann immer er möchte. Das hat er auch angenommen, und sogar auch soweit, dass ich bei Gefühlsausbrüchen dabei war. Und da hatte ich schon das Gefühl, als hätte ich einen völlig anderen Menschen gegenüber, als bisher.


HIER ist die Kernaussage und das eigentliche Problem. Dein Problem ist: Du warst loyal und erwartest nun auch Loyalität von ihm. Die kann er Dir aber nicht geben, weil er sehr wahrscheinlich krank ist. Darüber hinaus musst Du keinerlei Selbstzweifel haben. Es ist die Interpretation eines Mannes, der nicht weiß, was er im Moment tut, weil er emotional kaputt ist. Und das sich die Wut auch gegen die Helfer kehrt, ist nicht das erste Mal. Frag mal jeden, der jemals im sozialen Bereich gearbeitet hat, was sie sich alle schon anhören durften.^^


Danke für die aufmunternden Worte. Für mich unverständlich ist eben auch der Umgang mit anderen Bekanntschaften, die sein Umfeld allerdings mehr beeinflussen als ich. Soll heißen: Sie wohnen zum Beispiel nur wenige Häuser entfernt, oder es sind Arbeitskollegen. Ihnen gegenüber scheint er nahezu unverändert. Er unternimmt hin und wieder etwas mit ihnen, tauscht sich mit Ihnen aus und lebt sein Leben. Ich frage mich bloß: Wo ist denn der Mensch geblieben, der mir etwas von einer besten Freundschaft erzählt hat, und dass er mich brauchen würde. Gelogen? Oder aus Eis gelegt. Möchte er das einfach versuchen zu ersetzen? Fragen über Fragen; belästigen möchte ich ihn auf keinen Fall, weshalb ich auch nicht bei ihm vorbeifahre, ich finde, er soll schon selber kommen - wenn er das überhaupt nochmal will. Es sind ja nun schon wenige Monate beisammen.

Ich habe mich informiert. Unipolare Depression mit anderweitigen Psychosen. Die Symptomatik und auch Vorgeschichte stimmen schon so ziemlich überein mit Verhalten und Umgang. Nur habe ich nichts über Dauer einer Stimmung erfahren können, weshalb mir das bei meiner Warterei und der Hoffnung wenig hilft.

21.04.2016 16:19 • #20




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