Guten Abend zusammen,
mein Freund und ich sind über 4 Jahre zusammen.
Wir hatten beide in der Vergangenheit nicht viel Glück mit Beziehungen. Fühlten und endlich angekommen und haben uns durchweg liebevoll unterstützt, GelachtGeweint, alles gemeinsam- wie ein Team.
War unsere Beziehung perfekt?
Nein! Natürlich gab es mal Zoff, manchmal mehr, manchmal weniger. In nicht Beziehungskritisch.
Gestern kam er her (zu unserem Hauptwohnsitz)- er hat noch einen Nebenwohnsitz in einer anderen Stadt, wo er selten Zeit verbringt. Sah aus wie ein Häufchen Elend, brauchte ewig um zu sagen was Sache ist. Sehr konfus, wirr, durcheinander. So habe ich ihn noch nie gesehen.
Kurzum: Er hat viele Fragen im Kopf mit denen er sich beschäftigen muss, ist extrem unruhig. Er hat in den letzten 4 Jahren kein einziges Mal irgendetwas in unserer Beziehung kritisch hinterfragt, aber seit vorgestern kamen ihm auf einmal andere Gedanken und das sei kein gutes Zeichen. Es würden nun mehr und immer mehr Themen, die uns betreffen Fragen aufwerfen und die Fragen muss er im Detail mit sich klären. Er hat immer wieder betont, dass sehr viele Fragen sind und es sehr lange dauern wird diese alle zu ergründen. Und dass er Zeit braucht. Was das für uns bedeutet weiß er nicht. Er hat auf mich den Eindruck gemacht, dass er ne Art midlife crise hat, wenn er nicht aufpasst schliddert er meiner Meinung nach in eine Depression.
( Er hatte schonmal psychische Probleme, genauso wie ich).
Ich habe den Eindruck, dass er mich wirklich weiterhin liebt, das ist nicht das Problem.
Gab es einen Auslöser: Ja!
Ich hatte vor 5 Wochen eine Fehlgeburt und musste (weil es beim ersten Mal nicht richtig gemacht wurde) ein zweites Mal 3 Wochen danach ausgeschabt werden. Die ersten 2-3 Wochen war es für mich unsagbar schwer. Ich war in tiefer Trauer und mein Partner stand mir bei, hat sich um mich sehr große Sorgen gemacht. Ihm ging es mehr um mich statt im das Kind und hat immer betont, dass ihn der Verlust des Kindes nicht stark trifft und bei weitem weniger als mich ( war ‚erst’ 10. SSW). Dennoch habe ich einmal gesehen wie er sich heimlich Tränen weggewischt hat- als ich ihm meine Kette gezeigt habe mit Gravur, die ich habe anfertigen lassen. Das hatte mich sehr verwundert. Vielleicht hatte er mehr Trauer als gedacht.
Seit letzter Woche geht es mir deutlich besser. Er konnte das nicht wirklich so genau mitbekommen, weil er viel auf Seminaren war- das muss ich leider gestehen habe ich ihm auch vorgeworfen.
Habe mich sehr alleine gefühlt in der Zeit, aber wenn er da war hat er alles gegeben.
Ein paar Tage bevor es mir besser ging habe ich ihm gesagt, dass ich mir aus tiefsten Inneren wünsche zu heiraten und was er davon hält. Er war etwas baff und ist auf das Thema nicht eingegangen. Hintergrund war bei mir- mir ging es so schlecht in der Zeit, er war bei mir an der Seite und ich (vielleicht war auch das egoistisch) wollte ein positives Ziel vor Augen haben. Über das Thema wurde dann eine Woche nicht gesprochen.
Diesen Montag Abend musste er zum nächsten Seminar aufbrechen. Die letzten Stunden davor haben wir gemeinsam verbracht. Gelacht, geknutscht, gekuschelt, uns gesagt dass wir uns lieben- einfach schön. Dann habe ich ‚den Fehler‘ gemacht und das Thema heiraten wieder angesprochen und ob wir nicht einfach in diesem Jahr noch heiraten sollen?
Das Thema wurde ja von beiden Seiten in den letzten Jahren immer mal wieder angeteasert.
Er hat vollkommen blockiert, ist richtig laut geworden, total drüber. Ich war sehr erstaunt, er hat einige Sätze gesagt, die mir gar nicht gefallen haben. Hatte mich verhöhnt und verspottet gefühlt und die Welt nicht mehr verstanden. Er meinte es gäbe Grundsätzliche Themen noch vorher zu besprechen (Nachnsme, Wohnort) und dasselbe noch einige Prüfungen nicht durchgestanden hätten. Häh? Ich könnte an beiden Händen mal ganz eben schwere Prüfungen aufzählen, die wir hatten, vor allem die Fehlgeburt als Frischestes. Dann haben wir uns verabschiedet aber im ‚Guten‘. Die nächsten Tage war ich sehr verletzt und habe nur rudimentär und zurückhaltend auf Seite Nachrichten reagiert. Ab Donnerstag kam ich wieder runter und konnte wieder neutraler die Sache beurteilen. Leider hat es sich bei ihm wohl auch seit Donnerstag in die komplett andere Richtung wie bei mir entwickelt. Ich habe versucht positiv in die Klärung zu gehen und er hatte nur die negativen Gedanken.
Er will sich ganz sicher sein, ob er mich heiraten möchte. Er fühlt sich aktuell in einer Art Trott gefangen und er will sich sicher sein, dass das nicht in 10 Jahren so ist Er hat Angst, dass unsere Beziehung irgendwann nur noch eine Zweckbeziehung ist und unsere Liebe durch den Trott weniger wird. Er fragt sich ob wir kinderlos sein werden und ob ich ihm bei seinen Träumen bzgl. Wohnsitz und Job im Weg bin. Auf Hinweise von mir dass wir nicht bzw. nicht sofort heiraten müssen ging er gar nicht ein. Er ist total in dem festgefahrenen Gedankenkarrussell drin- es war sehr schwer durch in durch zu dringen.
Ein Kind wollte er mit mir (da musste ich allerdings schon 2 Jahre auf das Go von ihm warten, aber so ein krasser Eklat beim Thema heiraten?) Aber diese Garantien, die er ergründen will kann ja Niemand geben, daher ist dieses Gedankenwühlen doch schon vorprogrammiert dass er zu keiner positiven Lösung für uns beide kommt? Ich fürchte, dass er sich in diesem psychischen Zustand in dem er sich gerade befindet von mir final trennt. Zum Leidwesen von uns beiden.
Vor einigen Monaten als der Ukrainekrieg anfing hatte er dieselbe psychische Auffälligkeit- da hat er über nichts anderes mehr nachdenken und reden können, hat sich in seiner anderen Wohnung verschanzt, fast sein komplettes Geld abgehoben und Fluchtpläne geschmiedet. Musste mit sich selbst klar kommen und hatte gemeint er bleibt besser so lange in seiner Wohnung. Das würde mich zu sehr belasten. Nach ca. 1 Woche war wieder alles o.k. und er war wieder normal.
Als er nach unserem Gespräch gegangen ist wollte er mich nochmal umarmen. Ich habe dann gefragt, ob das jetzt gerade eine Trennungsumarmung war und er meinte: ich weiß es nicht.
Vielleicht hört sich die Frage von mir für euch doof an, allerdings war mir die ganze Zeit im Gespräch nicht klar: will er sich trennen, hat er sich quasi schon innerlich getrennt und weiß es selbst noch nicht, gibt er uns noch eine Chance, braucht er nur etwas Zeit?
Es war so ein wirrwarr, ich habe vieles nicht verstanden was er sagen wollte und normalerweise verstehen wir uns fast blind.
Und für mich so unverständlich, dass man nicht wie 2 Erwachsene miteinandere über zukünftsthemen sprechen kann und es dann so eskalieren lässt und es jetzt quasi heißt alles oder nichts. Ich habe immer wieder versucht solche Themen in der Vergangenheit anzusprechen, aber er hat immer abgeblockt.
Gab es vorher schon komische Anzeichen: Ja, trotz eigentlich schöner Beziehung
- Das Go für ein Kind von ihm hat über 2 Jahre gedauert. Nachdem ich den Wunsch geäussert hatte hatte ich das Gefühl, dass die Leichtigkeit beim S. bei ihm deutlich eingeschränkt war. Total verkopft.
- er hat sich mal heimlich im Ausland um einen Job beworben obwohl er wusste dass ich keine Fernbeziehung will und wegen meinen Eltern in der Nähe bleiben möchte
- er hat sehr oft über unseren Wohnort gemotzt aber auf Vorschläge ist er auch nicht eingegangen
- zu meinem 40. Geburtstag (wir waren im Urlaub) habe ich nur einen Umschlag mit Geld bekommen. Geht für mich gar nicht. Er hat sich gar nicht bemüht. Solche Themen ähnlicher Natur gabe es öfters, dass die Bemühungen fehlten.
- bzgl. Konten, Geld etc.- da ist er ganz verschlossen und blockt das total ab
Wir haben offensichtlich Probleme in unseren Zukunftsplanungen und ich habe den Eindruck, dass er bei vielen Themen einfach sein Ding durchziehen will.
Trotz der Probleme waren wir wie BonnyClyde, HarrySally, BernardBianca und jetzt soll ich auf einmal die sein, von der man sich trennen muss um glücklich zu sein?
Ich habe so Angst, ich liebe ihn und möchte um die Beziehung kämpfen.
Ich versuche ihm die Ruhe zu geben, die er braucht und habe mich bisher nicht bei ihm gemeldet was mir unsagbar schwer fällt.
Wir hatten nicht definiert wann wir wieder Kontakt haben werden- welcher Art auch immer. So oder so hat er ja noch all seine Sachen hier.- also irgendeine Art von Kontakt muss früher oder später ja passieren.
Kann mir irgendjemand eure Einschätzung, Tipps, Hilfestellung geben? Ich habe das Gefühl ich kann nichts tun oder doch?
Ich habe vor 5 Wochen unser Baby verloren und möchte nicht jetzt auch noch meinen Partner verlieren!
Vielen Dank
31.07.2022 00:17 •
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