Liebe PuMa,
für mich klingt auch der Post von @Nachtlicht so, als hättest du da schon eine Fachfrau.
Ich möchte meine Gedanken ergänzen, denn du musst entscheiden, was passt und was du umsetzen kannst und möchtest. Es ist wirklich schwer, zu sagen, das und das hilft, oder so und so sind die Wirkmechanismen, wenn man weder dich noch sie kennt und die Situation sowieso gar nicht. Ich finde deswegen auch das schwierige Erziehungsverhalten unglücklich gewählt, denn das wissen wir nicht.
Ich würde sagen, es kommt meist einiges an kleinen Situationen zusammen, so dass das Kind so und so reagiert. Letztendlich sind auch alle Kinder unterschiedlich und nehmen Situationen anders wahr. Aber nun gut. Los mit meinen Gedanken
In meinem Bundesland werden vom SPZ keine Diagnosen gestellt, wenn die Kinder 8 Jahre oder jünger sind. Das wird dadurch begründet, dass sich in den jungen Jahren so einiges zeigt, was sich später verwächst. Ich wäre deshalb da auch vorsichtig mit sowas wie es steht fest. Tut es nämlich nicht. Trotzdem darf man und das tust du ja auch, aufmerksam sein und daran arbeiten.
Weiterhin ist em-soz (so heißt es in meinem Bundesland) ein Förderbedarf und KEINE Behinderung. Soll heißen, dass davon ausgegangen wird, dass es durch eine gute Förderung weg gehen kann, während man bei einer Behinderung schon fördern kann, aber die Behinderung natürlich bleibt und ich diese respektieren muss.
Warum ist mir dieser Punkt so wichtig?
1) em-soz ist Schuld, dass sie das nicht kann, ist vielleicht eine korrekte Erklärung, aber da es keine Behinderung ist, auf die ich Rücksicht nehmen muss, bleibt es vielleicht eine richtige Erklärung, aber es bleibt die Frage, was daraus folgt. Also sie kann etwas nicht, wie bringen wir es ihr bei?
Fragen, die ich an die Oma hätte, wären:
a) wie würdest du dann weiter damit umgehen?
b) hast du schon resigniert, weil du glaubst, das Mädchen kann nichts dazu lernen?
c) welche Maßnahmen könntest du dir vorstellen, mitzutragen?
2) Vorsich mit Stigmatisierung! Kindern, denen eine Diagnose gesagt wird und denen vermittelt wird, du bist defizitär, weil du xy nicht kannst, leiden sehr. Sie fühlen sich meist nicht angenommen, so wie sie sind. ..und es stimmt ja auch irgendwo: es wird gesagt, du kannst das und das nicht und bist deswegen anders als alle anderen. Dieses anders ist nicht gut, sondern ich will, dass du dich der Norm annäherst.
Um dem entgegenzuwirken, würde ich sowas Kindern ehrlicherweise nicht erzählen, sondern für mich als Orientierung nutzen. Denn ich mein, was ist die Diagnose em-soz? Da wird ja tatsächlich geguckt, was kann ein Kind in dem und dem Alter IM DURCHSCHNITT? Und daran werden dann alle Kinder gemessen. Dabei wissen wir doch, dass Kinder sehr unterschiedlich sind.
3) em-soz Kinder sind meist die ganz sensiblen und stark fühlenden Kinder. Sie sind oft so überfordert mit den ganzen Emotionen, dass sie zum einen nciht unterscheiden zwischen den Gefühlen anderer und zum anderen den eigenen. Dass sie nichts fühlen oder unempathisch sind, das WIRKT meist nur so. Ihre Sensibilität ist eine sehr große Stärke! Also lass uns nicht von einem Defizit sprechen, sondern eine Besonderheit, die deine Tochter sowohl angreifbar macht als auch sehr stark.
4) Zuversicht. Liebe PuMa, du liebst deine Mädchen wie nichts anderes auf der Welt. Die Schwierigkeiten, die du mit deiner Tochter hast, sind schwer für dich, das lese ich zwischen den Zeilen!
Ja, es ist ein Marathon und mit deiner Liebe und deiner Stärke ist der zu schaffen!
So viel erstmal zum Unterschied Förderbedarf und Behinderung
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weiter gehts mit
möglichen Maßnahmen:
- Das NEIN
Kinder bewegen sich ja oft im Spannungsverhältnis zwischen Emanzipation und Abhängigkeit den Eltern gegenüber. Oft wird ein nein genutzt, um zu sehen, ob sie immer noch geliebt werden, obwohl sie ihre eigene Wege gehen. Wie du mit dem nein umgehen kannst, hat @Nachtlicht schon gut beschrieben. Hinzufügen möchte ich, dass dahinter der unbewusste Wunsch nach Loslösung und Autonomie stecken kann. Sie war dir ja sehr lange sehr nah, als das mit Ex passiert ist. Vielleicht hat sie sich da nicht gut genug abgenabelt und sie holt das nach. Wo kann sie vielleicht etwas allein machen oder selber komplett bestimmen? Wo ist sie die Bestimmerin über ihr Leben?
Mir wäre wichtig, dass es auch Überlegungen gibt, der Kleinen Angenommen-sein und Liebe zu vermitteln. Ich habe gute Erfahrungen mit Kindermassagen gemacht
https://www.klett-kita.de/nilpferdwasch...eschichte/(Ist leider auch Werbung dabei, aber man findet sehr viel, wenn man mehr Zeit zum Suchen aufwendet. Du musst es nicht kaufen).
- sensible Kinder brauchen Orientierung im Alltag mehr als Kinder, die unsensibel sind oder sagen wir unsensibler. Kannst du den Tag ritualisieren? Vor allem in diesen Zeiten? Wenn Regeln und Abläufe immer wieder kommen, ist das eine Orientierung und du musst die Regeln nicht immer wieder neu verhandeln, sondern es ist einfach so. Ist ja bei uns Erwachsenen auch so: ich habe mir Tage angewöhnt, an denen ich joggen gehe. Da gibt es keine Diskussion mehr mit meinem Schweinehund, sondern da geh ich. Am Anfang war das ein innerer KAmpf
- bei manchen Kindern hilft ein Punktesystem. Das ist total umstritten, weil es mit Belohnung und Bestrafung agiert. Ich möchte es hier auch nicht diskutieren, sondern sagen: Ja, es gibt ein Für und Wider. Das für ist meines Erachtens, dass Regeln sehr transparent sind, dass sie mit den Kindern besprochen werden können und positiv genutzt werden. Das muss aber zum Charakter der Kinder passen und auch zu der Familienstrukur. Manche Kinder können damit sehr gut arbeiten, für manch andere ist es drangsalieren.
Ich habe mit Kindern keine Bestrafung eingeführt, sondern lediglich Belohnungen: wenn du so und so viel Punkte bis zum Wochenende gesammelt hast, was würdest du gern machen? Wenn du die zweite Woche auch so toll warst, dann darfst du dir etwas größeres wünschen!
Es ist in etwa so, wie Nachtlichts Puddinggeschichte, nur sehr unmittelbar. Verhalten und Belohnung werden sofort in Zusammenhang gebracht und weder Kind noch du müssen sich das merken. Was, du putzt keine Zähne? Ja, dann kein Punkt. Kein Problem. Es stellt auch sicher, dass du nur die meisten Kämpfe gewinnst udn nicht alle. Naja, wie gesagt, umstritten, aber eine Idee.
- Sehr wirkungsvoll und sehr beliebt in Fachkreisen ist das Programm ETEP:
http://www.etep.org/Schau vielleicht mal rein, ob da Ansätze dabei sind, mit denen du etwas anfangen kannst.
PuMa,
ich habe großes Vertrauen in dich, deiner Liebe und deine Stärke. Ich finde es toll, dass du dich hier verletzlich machst, nur um das beste für deine Kinder erreichen zu können. Es hätte sein können, dass du hier sehr beschimpft worden wärst (was nicht passiert ist gottseidank). Ich finde, diesen Weg trotzdem zu gehen, offen zu sagen: ich weiß nicht weiter, sehr stark und stärkt mein Vertrauen in dich und deine erzieherischen Fähigkeiten. Ja, es ist schwer und eine Herausforderung Aber du, du kannst das alles!
Oh je...zu lang geschrieben
Edit: ich hoffe, es gibt keine Überschneidungen. Ich sende trotzdem einfach ab.