1

Meine Erfahrungen nach der Trennung

N
Guten Abend zusammen!

Ich möchte hier allen anderen Leidtragenden meine ganz persönlichen Erfahrungen der letzten Wochen zukommen lassen, in der Hoffnung, dass dem ein oder anderen damit vielleicht ein Stück geholfen wird.

Kurz zur Ausgangssituation:

Meine Ex-Freundin und ich (sie 35 und ich 33 Jahre jung) waren ca. 3 Jahre und 2 Monate zusammen. Nach einer intensiven Anfangsphase sind wir schnell in ihre Wohnung gezogen. Mit im Spiel ist meine jetzt 7 jährige Tochter, die bei mir lebt.
Meine Ex hat mir relativ früh von ihrer früheren Magersucht erzählt und ihren Problemen bezüglich Beziehungen. Blind vor Liebe habe ich gemeint, dass alles meistern zu können. Einige Wochen nachdem wir bei ihr eingezogen sind distanzierte Sie sich immer mehr und die Beziehung lief nicht mehr gut. Nach einigen Monaten glitt sie erneut in die Magersucht ab und musste stationär behandelt werden. Auch eine schwere Depression ging mit dem ganzen einher. Ich habe in der Zeit trotzdem zu Ihr gestanden und wir haben die Krise bewältigt. Aber leider war sie immer noch sehr distanziert und Nähe gab es nur in wenigen Momenten. Nach fast 2 Jahren so gut wie gar keinen S. habe ich mich von ihr sehr weit distanziert. Zuerst habe ich eine Vater-Kind Kur gemacht, in der Hoffnung durch den Abstand wieder zu Ihr zu finden - leider vergebens.
Kurz vor Weihnachten gestand ich ihr, dass meine Gefühle für sie stark nachgelassen haben. Sie weinte bitterlich. Wir haben einiges versucht um die Beziehung zu retten, aber sie meinte auch, dass sie zu stolz sei um um die Beziehung zu kämpfen.
Als Lösungsversuch bin ich schließlich ausgezogen, damit jeder wieder seinen Freiraum hatte. Schon nach wenigen Tagen merkte ich, dass meine Gefühle für sie wieder entflammten und ich wohl einen Fehler mit dem Auszug gemacht habe. Nach einigen Wochen hatte ich es geschafft sie zurück zu erobern - wobei wir gar nicht getrennt waren. nur die Wohnungen.
Es folgten sehr intensive Wochenenden und gemeinsame Urlaube. Wir hatten unsere Beziehung wieder und leidenschaftlichen S. Dennoch verlor sie immer wieder ihre Gefühle für mich, wenn wir uns voneinander verabschiedeten. (Meist schon ein Tag nach dem Wochenende). Wir hatten kein Streit oder irgendwas - im Gegenteil. Dennoch stellte Sie die Beziehung immer wieder in Frage.
Ich wollte mit ihr eine Paartherapie machen, was sie aber immer wieder abgelehnt hat. Auch gemeinsame Gespräche wurden von ihr abgelehnt. Schließlich kam es, wie es kommen musste - sie hat sich getrennt, nachdem ich ihr wohl zuviel Druck aufgebaut habe. 4 Tage zuvor sagte sie mir noch, dass sie mich von Herzen liebt und dann sowas.

Für mich brach eine Welt zusammen. Soviel durchgestanden und plötzlich der tiefe Fall. Sie hat sich von einem Tag auf den anderen total distanziert und den Kontakt gänzlich abgebrochen.
Es sollte aber noch schlimmer kommen. Nach ca. 2,5 Wochen hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmt und habe sie gefragt, ob es vielleicht einen anderen Mann in Ihrem Leben gibt. Leider hat sich meine Vermutung bestätigt und sie ist mit Ihm nach ca. 6 Tagen Chatten/Telefonieren direkt beim ersten Treffen zusammen gekommen.

Die Trennung ist nun 4,5 Wochen her und ich habe mich viel damit auseinandergesetzt und möchte trotz allem wieder mit ihr zusammen sein.

Zuerst habe ich mir auch ein tollen Ratgeber besorgt und viele Artikel im Internet gelesen. Wirklich gut geholfen hat mir aber der Podcast von Orlando Owen. Nein, dass soll keine Werbung sein, denn ich stehe nicht hinter allem was der Mann von sich gibt. Richtig gut finde ich den Teil, dass man sich erstmal Zeit für sich nimmt und sich darüber klar wird, was man selbst will und wo die eigenen Fehler liegen. Sich selber so akzeptieren wie man in dem Moment ist und - der für mich wichtigste Punkt - sich seinen schlimmsten Ängsten stellen.
Es gibt viele Artikel und Ratgeber, die einem alles mögliche als den richtigen Weg verkaufen wollen. Ich habe auch einige Bücher dazu gelesen. Loslassen, Kämpfen, sich treiben lassen, Räume respektieren, sich Ablenken. und und und. meiner Meinung nach ist alles richtig und alles falsch.

Für mich hat sich eine Wahrheit dabei herausgestellt: Es gibt keinen allgemein gültigen Weg. Jeder Mensch hat seine eigene Art mit einer Situation umzugehen. Wichtig ist hierbei mit sich selber im Reinen zu seinen und nach den eigenen Gefühlen zu handeln. Wenn ich mir selbst treu bleibe, mein Gefühl und Verstand zusammen arbeiten, dann kann ich nichts falsch machen.

Nur wie finde ich heraus was ich wirklich will? Was sagt mir mein Gefühl? Herrje. da waren die Probleme wieder

Wie sieht das ganze nun konkret bei mir aus?

Meine Ex wollte absolut kein Kontakt mehr. Ich habe ihr ein sehr offenen und ehrlichen Brief geschrieben, auf den aber keine Antwort kam. Etwa eine Woche später bin ich dann mit einem Strauß Rosen zu ihrer Arbeit gefahren und habe sie dort überrascht. Das war einer der Momente vor denen ich eine riesen Angst hatte - aber mich der Situation gestellt habe. Ich war aufrichtig und ehrlich zu ihr und wir konnten noch einmal gut miteinander sprechen. Der Grundstein für die erste Veränderung ist gelegt. Ich habe mich zwar über ihren Willen hinweggesetzt, bin mir aber selbst treu geblieben und das fühlt sich gut an.

Ich bin auch viel allein spazieren gegangen. Das hat mir auch sehr gut getan - . spend some quality time with myself.

Je mehr ich meine Gefühle zulasse und mich nicht mit anderen Dingen ablenke, desto mehr bekomme ich einen Zugang dazu. Gestern war ich mit meiner Tochter im Kino und musste plötzlich total anfangen zu weinen (und das bei My Little Pony ). Es war viel Traurigkeit in mir und es fühlte sich an, als würde meine Ex mein Herz verlassen. Gleichzeitig ging meine ganze Wut auf Sie und ihren neuen Freund auch mit weg. Es war traurig und befreiend zugleich.

Heute habe ich viel von den letzten Wochen reflektiert und mir ist eins ganz bewusst geworden: Das schlimmste Szenario ist eingetreten - meine Freundin trennt sich und hat 2 Wochen später schon ein neuen Kerl an ihrer Seite (der zwar 450 km weit weg wohnt, aber sie ist mit ihm zusammen) und ich lebe noch. Ich stehe noch aufrecht und kann nach vorne schauen. Was kann ich Positives aus der Situation ziehen? Ich habe keine Angst mehr sie zu verlieren. so wie es vorher während unserer Beziehung oft der Fall war. Wenn wir uns jetzt wieder sehen sollten, kann ich ihr ganz anders gegenüber treten und das wird sie merken.

Es ist wahnsinnig spannend zu sehen, wie man sich selbst verändert, wenn ich nur nicht so ungeduldig wäre

Und um es kurz nochmal zusammen zu fassen hier das ganze, was MIR sehr gut geholfen hat als Stichpunkte. Jeder muss aber für sich selbst herausfinden was gut für sie/ihn ist.

1. Abstand zum/r Ex bekommen (der Zeitraum ist individuell) - Wichtig um einen Zugang zu sich selbst zu öffnen
2. Gefühle zulassen (Ablenkung ist meiner Meinung nach dabei schädlich)
Punkt 2 kann sehr schwierig sein - lohnt sich aber ungemein
3. Den eigenen Ängsten stellen und dafür öffnen (die wohl schwierigste Aufgabe)
4. Sich so akzeptieren wie man gerade in dem Moment ist - mit allen Fehlern
5. Kleine, wirklich kleine Veränderungen einleiten und sich darüber freuen (bei mir ist das schon, dass ich zum ersten mal wieder 4 Stunden am Stück geschlafen habe)
6. Sich Zeit für sich nehmen um die eigenen Ziele zu fokussieren (das geht bei mir derzeit noch nicht - aber das ist auch ok)
7. Den Zugang zu sich selbst offen halten um authentisch und aufrichtig handeln zu können. Wir sind niemandem Rechenschaft schuldig außer uns selbst gegenüber. Und uns selbst können wir nicht betrügen.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass diese Schritte mitunter sehr schwierig und anstrengend sind - ich habe auch nie erwähnt, dass es leicht ist

Mein Weg steht jedenfalls fest - ich habe die Realität akzeptiert wie sie ist und bin dabei einen Zugang zu meinen Gefühlen zu bekommen. Vorher hat mein Verstand mein Handeln bestimmt - nicht gut. Ich kann mich so akzeptieren wie ich im Moment bin und das ist voller Hoffnung und Zuversicht, wieder meinen Lebensweg mit dieser Frau zu bestreiten. Vielleicht denke ich in ein paar Monaten anders, das kann ich jetzt nicht beurteilen, aber ich lebe heute und jetzt möchte ich diese Frau zurück!

In diesem Sinne wünsche ich allen hier viel Mut, Hoffnung und Geduld, bei dem was sie vor haben.



Oh und noch eine kleine Ergänzung dazu:

Ich habe direkt nach der Trennung eine Psychotherapie begonnen. Das hat mich in vielen Dingen auch schon sehr viel weiter gebracht. Die Qualität dieser Zeit/Investition hängt aber auch stark vom Therapeuten ab. Hier kann ich auch nur sagen: Bei der Auswahl des Therapeuten/in einfach mal auf das Gefühl verlassen

23.10.2017 21:59 • x 1 #1


S
Hallo. Ich habe das Gefühl das du dich mit deiner Hoffnung am Leben erhältst und dir was vormachst, dich praktisch selbst betrügst, die Wahrheit nicht sehen möchtest. Sie geht eine Beziehung direkt nach eurer Beziehung mit hoher räumlicher Distanz, sprich Fernbeziehung ein. Diesen Mann kennt sie wahrscheinlich auch nicht erst seit gestern. Sorry aber sowas willst du zurück?

23.10.2017 22:50 • #2


A


Meine Erfahrungen nach der Trennung

x 3


Amyontour
Ich kann mich nur @SelmasLaughing anschließen...
Du hast da ein kleines Mädchen bei dir was deine ganze Aufmerksamkeit benötigt ...
Eine erwachsene Frau mit Magersucht ist da nicht wirklich förderlich.
Du bist so reflektiert... so viel Egoismus hast du nicht verdient!
Denk an deine Tochter, so viele Abgründe sollte sie doch nicht erleben, oder?!

23.10.2017 23:09 • #3


N
Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Erich Fried


Es ist sicher unvernünftig an dieser Frau festzuhalten, aber ich liebe Sie.

Wann hat ein Mensch die Liebe verdient? Wie viel darf er/sie sich leisten um noch geliebt zu werden?

Jede Handlung hat einen Grund, auch wenn andere den nicht immer kennen oder verstehen. Auch meine Ex-Freundin hat ihre Gründe warum sie so handelt. Natürlich bin ich auch wütend über gewisse Vorkommnisse (z.B. das sie von 100 auf 0 den Kontakt abbricht nach über 3 Jahren intensiver Beziehung oder das sie gleich ein neuen Kerl hat), aber wenn ich versuche mich in ihre Situation hineinzuversetzen, die Dinge aus ihrer Sicht betrachte, kann ich ihr Handeln ansatzweise verstehen.

Was wollen wir alle denn eigentlich? Wir möchten uns sicher und geborgen fühlen, geliebt werden und gleichzeitig wir selbst sein. Wenn schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit nun dazu führen, dass wir uns vor gewissen Dingen fürchten, beginnt eine Abwärtsspirale. Und wer möchte sagen, dass so ein Mensch es nicht trotzdem verdient hat geliebt zu werden?

Magersucht ist nur ein Symptom einer tiefsitzenden psychischen Erkrankung. Bei diesen Menschen bestimmt ganz viel Angst das Leben. Aber es ist nicht aussichtslos - auch solche Menschen können wieder vertrauen lernen.

Ich bin nicht ihr Therapeut und das will ich auch nicht sein. Sie muss ihre Probleme selbst erkennen und selbst bewältigen. Ich möchte nur der Mann an ihrer Seite sein, der ihr die Chance und Zeit dazu gibt.

Ich höre oft, dass ich mich dabei selbst nicht vergessen sollte - ja das stimmt. Und das tue ich auch nicht - im Gegenteil. Ich bin mehr denn je bei mir selbst und für mich fühlt es sich richtig an, auch in schlechten Zeiten zu einem Menschen zu stehen. Mein Leben geht weiter und auch meine Tochter kommt nicht zu kurz. Und wenn es eine Sache gibt, die meine Tochter lernen soll, dann das Sie Ihren Weg geht und damit glücklich ist, ganz egal was alle anderen um sie herum sagen

24.10.2017 08:21 • #4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag