Hallo Markus,
schwierige Lage… aber nicht aussichtslos.
Immerhin hat sie nicht komplett zugemacht. Ihr könnt noch miteinander reden. Sie hat nicht abgestritten, dass es Probleme gibt. Sie scheint willens, daran zu arbeiten. Und Du offenbar auch.
Stellt sich die große Frage: was genau ist das Problem? Sie weiß es nicht (oder will es unbewusst nicht wissen oder traut sich nicht es auszusprechen…) und Du kannst auch nur spekulieren. Beide fühlt ihr euch ratlos, hilflos, ziellos.
Ich würde Dir jetzt gerne ein Patentrezept liefern… aber ich kenne leider keines. In so einer Situation müssen denk ich individuelle Lösungen her - denn wie Du selbst schon richtig erkannt hast, könnte für sie jetzt – mal als Beispielt - sowohl mehr Abstand als auch mehr Nähe hilfreich sein. Je nach dem, wo die Ursache für ihre Unzufriedenheit liegt und wie sie „tickt“. Zumindest letzteres kannst Du sehr viel besser beurteilen als jeder andere hier im Forum.
Wenn Du mal zurück denkst an die Zeiten, als es noch gut gelaufen ist bei euch… was war Da anders? Was hat sich seitdem geändert, bei ihr, bei Dir, in eurem Umfeld und Alltag? Welche Dinge sind ihr wichtig, was macht ihr Freude, was macht sie glücklich? Welche Wünsche, Ziele, Hoffnungen hat sie am Anfang eurer Beziehung gehabt? Und es gab ja sicher auch früher schon mal größere oder kleinere Probleme, die ihr Sorgen gemacht und sie bedrückt haben… wie (bei wem?) hat sie da Trost gefunden? Welche Dinge oder Verhaltensweisen manchen Sie wütend oder traurig? Worüber habt ihr euch immer mal wieder gestritten?
Und dann schau weiter. Von den „positiven Sachen“… was ist da in der letzten Zeit zu kurz gekommen, hat abgenommen oder ist verloren gegangen? Was davon könntet ihr wieder verstärken oder neu aufleben lassen?
Und bei den negativen Dingen… was davon ist ungelöst geblieben oder hat sich verstärkt, und was davon könnt ihr beseitigen?
Hilfreich könnte auch sein, Dich mit guten Freunde oder nahe stehenden Verwandten darüber auszutauschen, mit Menschen die euch gut und schon über mehrere Jahre kennen, die den Blick von außen auf eure Beziehung haben. Da könnte der ein oder andere wertvolle Hinweis kommen.
Wenn da irgendwelche Punkte rauskommen, zu denen Du konkrete Ideen hast, was ihr zukünftig anders / öfter / weniger machen könntet, dann schreib diese Ideen auf. Ideal wäre, wenn da eine gute Mischung herauskommt aus kleinen, relativ leicht realisierbaren Veränderungen (mal als beliebiges Beispiel: ihr organisiert zwei, drei mal im Monat Abends eine Betreuung für euren Kleinen, damit ihr ein paar Stunden für euch als Paar habt) und radikaleren, aufwändigeren Veränderungen (wie z.B. der Jobwechsel). Wenn Du nur kleine Veränderungen vorschlägst, könnte sie das mutlos machen (Und das soll was bringen? Sieht der nicht, wie ernst die Lage ist?), wenn Du nur radikale Veränderungen vorschlägst, könnte das zu starke Ängste auslösen und die Hürde zu groß und unüberwindbar erscheinen lassen.
Wenn Du die Ideen gesammelt hast, gib ihr diese Liste und bitte Sie, sich das mal in Ruhe anzuschauen, und Dir Rückmeldung zu geben, was sie davon hält. Und ich meine da jetzt nicht, dass sie die Vorschläge dahingehend bewerten soll, ob Sie denkt, dass sich eure Probleme damit lösen lassen. Sie soll im ersten Schritt einfach nur mal die Ideen Punkt für Punkt durchgehen, sich vorstellen, dass ihr das so umsetzt, und dann in sich reinhören, was diese Vorstellung in ihr auslöst. Bring sie die Vorstellung zum lächeln, entsteht da ein warmes, gutes Gefühl dabei, so ein „oh ja, das wäre mal wieder schön“?. Oder kommen da eher ungute Gefühle auf, Zweifel, Ängste, Abwehr? Je nachdem könnte sie dann hinter jede Idee ein Plus oder ein Minus machen. Und dann könnt ihr nochmal zusammen draufschauen, ob sich da etwas herauskristallisiert, ein klareres Bild entsteht davon, wo die Defizite liegen und die Verbesserungspotentiale. Und dann zusammen beschließen, was davon ihr angehen und umsetzen könnt und wollt.
Andere Möglichkeit: ihr sucht euch professionelle Unterstützung bei einer Beratungsstelle, einem Therapeuten oder Coach. Zusammen, oder auch erst mal einzeln, je nachdem womit ihr euch momentan wohler fühlt oder den größeren Bedarf seht.
Ich wünsch Dir jedenfalls Mut und Kraft, und hoffe, dass ihr zusammen gut durch diese schwere Phase kommt und eine Lösung findet, mit der ihr auch langfristig zufrieden werden könnt. Und ja… das könnte letztlich auch der Entschluss zur Trennung sein. Aber noch ist es nicht so weit, und ich seh gute Chance, dass ihr das Ruder noch mal herumreissen könnt.