Oh, das kommt mir bekannt vor. Nachdem die Beziehung zu meinem vorletzten Freund auf sehr schlechte und dramatische Weise endete und mit dem Wissen, was er damals alles hinter meinem Rücken getan hat, ist in mir nach der ersten Heulattacke alles abgestorben. Richtig bewusst geworden ist mir das erst 3 Wochen später, nachdem mir bei meiner damaligen Arbeit mit Kundenkontakt auf einmal klar wurde, dass ich während des gesamten Tages nicht einmal gelächelt habe. Da hats bei mir Klick gemacht und ich habe mich abends auf meine Couch gesetzt und mal intensive Selbstanalyse betrieben. Raus kam, dass ich seit diesen 3 Wochen nicht mehr gelacht habe. Und das bei mir - als einer der lebenslustigsten Menschen! Und mir ist auch bewusst geworden, wie leer es in mir eigentlich ist.
Das war für mich ein Weckruf. Ich habe mir dann Hilfe geholt und bei einem Psychologen angerufen. Bis dahin hab ich gedacht, ich schaffs alleine. Aber Pustekuchen. Ich kam da allein nicht mehr raus. Es ist einfach zu viel vorgefallen, als dass ich das allein hätte bearbeiten können.
Das erste Mal gelächelt habe ich bei meinem ersten Termin. Ich kam in den Raum und es stand ne Couch drin (wie im Fernsehen). Fand ich wirklich witzig. Aber man legt sich ja nicht drauf, man setzt sich drauf.
Die Gespräche haben mir unglaublich geholfen die Geschichte aufzuarbeiten. Nach einem Vierteljahr war ich soweit, dass ich allein weiter gearbeitet habe. Es hat Jahre gedauert, bevor ich bereit war für eine neue Beziehung. Die ging zwar leider relativ schnell in die Brüche, aber eigentlich war mir das schon von vornherein klar, dass es nichts dauerhaftes ist. Und ich kam gut damit klar.
Und dann kam ER. Ganz am Anfang hatte ich regelmäßige Panikattacken. Die kamen vor allem, wenn es ähnliche Situationen gab, wie damals.
Aber dank der Therapie und der Zeit, die ich mir gelassen habe, konnte ich das gut einordnen. Fakt ist, ER hat mir keine Gelegenheit gegeben zu Zweifeln oder Angst zu haben. Es waren die Momente, die so ähnlich waren wie damals und in denen auch die Gefühle von damals wiederkamen. Ich habe dann mit offenen Karten gespielt, ER hat ja gemerkt, dass irgendwas los war. Ich habe ihm ansatzweise erzählt, was vorgefallen ist und um Verständnis gebeten. Parallel habe ich versucht immer bewusst zwischen der Situation von heute und den Emotionen von damals zu trennen. Gelang auch meistens.
Diese Panikattacken haben mit der Zeit stark nachgelassen. Sie sind immer noch da, haben sich aber drastisch reduziert auf 3-4x pro Jahr und da immer nur 1 Tag. Sie sind aber immer ein Zeichen dafür, dass mich die damalige Trennung (und die Beziehung) nachhaltig geprägt haben. Diese damalige Beziehung hat mein Leben verändert und auch mich und mein Verhalten in einer Beziehung.
Ich schreibe das, weil Du mich ein bisschen an mich damals erinnerst.
Du scheinst noch in dieser Schockphase zu sein, kannst keine Gefühle zulassen. Du siehst Dich und das Zusammensein mit ihm wahrscheinlich ein bisschen wie aus der Vogelperspektive - als würdest Du jemandem anderen zusehen. Und das ist meiner Ansicht nach ein Zeichen dafür, dass in Dir alles tot ist. Du kannst derzeit keine Gefühle zulassen. Vielleicht weil Du Angst davor hast, dass auch all die negativen Gefühle hochkommen? Wie weh es Dir tut, wenn diese Gefühle kommen?
Aber sie sind wichtig. Du musst anfangen zu trauern. Erst, wenn Du das zulässt, wenn Du daran arbeitest, kannst Du DICH wiederfinden. Und erst dann, kannst Du Dir wieder erlauben zu fühlen.
Arbeite Deine Beziehung auf, auch was sie mit Dir gemacht hat oder wie sich dich geprägt hat.
Und sei ehrlich zu dem bemühten Mann. Du bist derzeit noch nicht bereit.