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Meine Geschichte

Kaffeetester
Wie man sehen kann bin ich ziemlich neu hier in diesem Forum.Ein Freund hat es mir empfohlen und ich bin seinem Rat gefolgt.Ich bin mir nicht sicher ob das der richtige Bereich für meinen Beitrag ist - aber ich versuche es einfach mal.
Ich bin 49 Jahre alt und (noch) verheiratet.Ich habe 2 Kinder 14 17 Jahre alt.Ich bin seit 19 Jahren verheiratet , am 15.August diesen Jahres hätten wir 20.Hochzeitstag gefeiert.Tja hätten , hätten , hätten. .
Ich empfand meine Ehe und Familie fast immer wie ein gutes Musterbeispiel.2 Kinder , Haus, Hund , beide berufstätig.Eigentlich alles ok.Vor ca. 2,5 Jahren begann meine Frau eine Beziehung , oder wie sagt man Affaire, mit einem anderen Mann.Ich habe davon nichts bemerkt.Ich habe meiner Frau bedingungslos vertraut.Nun war es wohl so das dieser Mann , ebenfalls verheiratet, schlußendlich nicht bereit war sich für sie zu trennen.Meine Frau hätte es wohl getan.Als alles kurz davor war aufzufliegen , seine Frau hatte besser aufgepasst als ich , gestand sie mir diese Geschichte.Wir haben es , so dachte ich , gemeinsam aufgearbeitet, eigene Fehler erkannt und versucht unsere Ehe zu retten.Es funktionierte auch wieder ganz gut.Ein halbes Jahr später erkrankte meine Frau an Lymphdrüsenkrebs und eine sehr dunkle und schlimme Zeit begann für unsere Familie.Lange Zeit wussten wir nicht ob alles gut wird- oder in einer totalen Katastrophe endet.Meine Kinder litten phsychisch sehr darunter - so wie wir alle.Nach einem Jahr , nach langer Chemo und Bestrahlungstherapie, wendete sich das Blatt.Wir , und ich sage bewusst wir , besiegten den Krebs und meine Frau wurde vollständig gesund.Wir schmiedeten viele Pläne und waren uns näher als je zuvor.Ich vertraute meiner Frau inzwischen wieder vollends - was sich als großer Fehler herausstellen sollte.Sie wurde plötzlich sehr unternehmungslustig , was ich gut fand , unternahm aber zunehmend auch viel allein.Ich hatte damals schon das Gefühl das sie begann sich von mir zu entfernen.Ich dachte viel darüber nach , schob den Gedanken aber immer wieder beiseite weil ich keinen Grund dafür erkannte.Sie war immer mehr allein unterwegs und , so empfand ich das , schob mich beiseite.Irgendwann war sie mehr mit ihrem Handy beschäftigt als mir mir oder ihrer Familie.Ich sah mir das kommentarlos über Wochen an.Sicherlich auch ein Fehler.Sie wandte sich immer mehr ab , sprach nicht mehr viel , suchte keine Nähe und entzog sich mir.Ich fand keine Antworten auf meine Fragen.Ich fand keinen Grund für ihr Verhalten.Nichts.Irgendwann tat ich etwas was man sicherlich in einer Partnerschaft nicht tut.Ich nahm mir ihr Handy und schaute mir Whats App und Internet Verläufe an.Was ich fand war der reinste Horror.Meine Frau hatte über Dating Apps etc. Kontakte zu anderen Männern gesucht und sich auch mehrmals mit verschiedenen getroffen.Ihr könnt euch denken wobei es bei diesem treffen vorrangig ging.Es kam zum großen Knall - und alles kam auf den Tisch.Rückblickend hätte ich damals alles beenden sollen - aber ich tat es nicht.Ich liebte meine Frau zu sehr.Sie erzählte mir nun alles , auch das sie noch eine ernstere Beziehung zu einem Mann aktuell hatte.Wir sprachen Tage und Wochenlang darüber.Ich fragte natürlich immer wieder nach dem Warum?.Sie meinte das wir uns voneinander entfernt hätten - das war der Hauptgrund.Ich empfand das nicht so und kann es bis heute nicht nachvollziehen.Ich hielt an meiner Frau fest , klammerte quasi.Sie beendete ihre Beziehung und wiederum beschlossen wir es nochmal zu versuchen.Das war vor 2 Wochen.Ein paar Tage lief es gut - dann bemerkte ich das sie schlagartig begann mich anzulügen und wieder allein auf die Piste zu gehen.Ich sah mir das ein paar Tage lang an.Fragte sie direkt nach dem anderen Mann.Immer wieder bekam ich zu hören das alles in Ordnung sei und ich sie nicht so kontrollieren solle.Am gestrigen Tag ertappte ich sie bei einem Telefongespräch mit ihrem Freund.Ich stellte sie zur Rede und schlussendlich gestand sie mir die Beziehung wieder aufgenommen zu haben.
Ich bin mit meinen Kräften und Nerven am Ende.Kann einfach nicht mehr.Ich musste meine Ehe am gestrigen Abend beenden.Es gab keinen Ausweg mehr.Ich mache mir natürlich schwere Vorwürfe.War das richtig ? Habe ich Schuld ? Was habe ich getan ?! Ich will mich nicht als guten Samariter darstellen , niemand ist das.Fehler werden gemacht.Wir alle haben Ecken und Kanten.Wir tun Dinge die wir erst später als Fehler erkennen.Ich habe immer zu meiner Frau gestanden.Ich habe sie niemals betrogen.Warum tut sie mir das an.warum belügt sie mich über einen so langen Zeitraum?! Ich bin nichtmal wütend.Einfach nur kraftlos,leer und ausgebrannt.Was denkt ihr darüber ?

19.07.2019 09:11 • x 5 #1


unbel-Leberwurst
Zitat von Kaffeetester:
Ich fragte natürlich immer wieder nach dem Warum?.Sie meinte das wir uns voneinander entfernt hätten - das war der Hauptgrund.Ich empfand das nicht so und kann es bis heute nicht nachvollziehen.


Deine Frau macht es sich sehr einfach.
SIE hat doch die Ehe boykottiert, wie kann sie da einfach sagen, ihr hättet euch voneinander entfernt?

Du solltest mit Selbtvorwürfen aufhören, ich glaube nicht einmal, dass das etwas mit Dir zu tun hat.
Du hast Dich korrekt verhalten, mit der Ausnahme vielleicht, dass Du Dir das Spiel zu lange angesehen hast oder deutlicher mehr gemeinsame Zeit hättest einfordern sollen, statt sie alleine ziehen zu lassen.

Das Problem liegt in Deiner Frau.
Hört man ja häufiger, dass Menschen nach lebensbedrohlichen Situationen meinen, sie würden was verpassen.

Wie geht es nun weiter?
Zieht sie aus?

19.07.2019 09:30 • x 2 #2


A


Meine Geschichte

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Y
Du hast es beendet und jetzt lebe für Dich ! Deine Frau ( auch wenn jetzt wieder welche sagen, Blödsinn ), hatte vor Jahren mit ihrer Erkrankung vom Schicksal einen Warnschuss bekommen! Du scheinst hier der ausgenutzte Engel zu sein, Du musst jetzt aber weiter, für Dich allein ! Denn Du wirst sonst nicht mehr glücklich und Deinen Frieden finden! Du hättest damals schon alles beenden sollen, jetzt weißt Du das es nur nach das ENDE ist! Sieh nach vorne, gehe Deinen Weg und schaue nicht zurück! Es ist ein sehr schwerer Weg aber es wird besser und Du wirst auch dafür irgendwann belohnt !

19.07.2019 09:38 • x 1 #3


Plentysweet
Hallo Kaffeetester,
erstmal willkommen hier- trotz traurigem Anlaß .
Dein Nickname ist nett- gefällt mir !
Spontan fällt mir zu Deiner Geschichte ein, daß Deiner Frau das Leben in der Ehe mit Familie, Hund und Haus vielleicht zu eng, zu unlebendig geworden ist. Du sprichst selber von einer mustergültigen Ehe.
Zitat:
Ich empfand meine Ehe und Familie fast immer wie ein gutes Musterbeispiel.2 Kinder , Haus, Hund , beide berufstätig.

Vllt ist das nichts für sie?! Auf Dauer? Sie fing ja schon während der Ehe eine Affäre an. Natürlich geht das so nicht.
Dann kam die Krankheit und nach Durchleben dieser Grenzerfahrung ist ihr vielleicht klar geworden, daß ihr Leben endlich ist und sie noch etwas anderes möchte. Sie möchte sich in Außenbeziehungen erproben/erleben. vielleicht wirklich Verpaßtes nachholen? Natürlich hätte sie auch hier mit Dir reden und eine GEMEINSAME Lösung müssen.
Es muss schlimm sein für Dich- kann mur gut vorstellen, daß Deine Welt grad zusammenbricht.
Ich schließ mich meinem Vorvorredner an- weißt Du schon wie es weitergeht oder ist es dafür noch zu früh?
Ich wünsche Dir aus der Ferne viel Kraft !

19.07.2019 09:43 • x 1 #4


monchichi_82
Fremdgehen sehe ich als Symptom dem vieles voraus geht. Ich finde den Punkt längst überschritten Probleme aufzuarbeiten wenn man sich mal dafür entscheidet den eigenen langjährigen Partner derart zu hintergehen. Das ist meiner Meinung nach so ein Bruch im Vertrauensverhältnis wo es einerseits nix mehr zu kitten gibt und für sie die Beziehungsqualität Formen angenommen hat wo ihr schon alles egal ist.

Ich bin selbst schon lange verheiratet aber das wäre für mich ein Punkt der die sofortige und unwiderrufliche Trennung nach sich zieht. Mein Mann hat dazu dieselbe Einstellung. Probleme klärt man vorher und nicht erst dann wenn man dem anderen emotional so richtig eins eingeschenkt hat und der Schaden schon angerichtet ist. Was ändert es wiederholt einen Neuanfang zu starten? Das klärt nicht ihre Konflikte.

19.07.2019 09:50 • #5


Kaffeetester
Danke für eure/deine Worte.Natürlich ist alles noch sehr frisch.Es läuft , ich hoffe das bleibt so , alles sehr ruhig ab und wir versuchen alles andere drumherum zu klären- möglichst so das niemand auf der Strecke bleibt.

19.07.2019 09:52 • #6


unbel-Leberwurst
Zitat von Kaffeetester:
Danke für eure/deine Worte.Natürlich ist alles noch sehr frisch.Es läuft , ich hoffe das bleibt so , alles sehr ruhig ab und wir versuchen alles andere drumherum zu klären- möglichst so das niemand auf der Strecke bleibt.


Bitte mach nicht zu viele Zugeständnisse.
Du hast doch gesehen, dass Dir lieb und nett nicht gedankt wird.

Konsequent wäre es, wenn sie sich eine Wohnung sucht.
Weiterhin hat sie in eurem Ehebett nichts mehr verloren. So wie ich Dich einschätze, pennst nämlich eher Du auf dem Sofa als sie.

Du musst ihr mal deutlich machen, dass ihr Verhalten Konsequenzen hat.
Verbitte Dir jegliche Kommunikation mit anderen Typen in Deiner Anwesenheit.

19.07.2019 10:02 • x 2 #7


Kaffeetester
Ja - sie wird ausziehen.Wir müssen halt in Ruhe da eine Lösung finden.So wie ich das mitbekommen habe möchte sie nun wohl doch nicht bei ihrem Freund einziehen.War wohl zeitlich etwas anders geplant .danke für deine Antwort

19.07.2019 10:27 • #8


unbel-Leberwurst
Zitat von Kaffeetester:
Ja - sie wird ausziehen.Wir müssen halt in Ruhe da eine Lösung finden.So wie ich das mitbekommen habe möchte sie nun wohl doch nicht bei ihrem Freund einziehen.War wohl zeitlich etwas anders geplant .danke für deine Antwort


So ein Pech für sie, wollte sie das noch länger vorbereiten oder ihn noch länger testen, bevor sie warm wechselt?
Sehr respektlos, ihr Verhalten.

Kommen da wenigstens Entschuldigungen oder Reue oder ist sie momentan völlig im Hormonrausch?

19.07.2019 10:32 • #9


Kaffeetester
Eine richtige Entschuldigung - nein gab es nicht und ich lege auch keinen Wert darauf.Schlussendlich muss jeder selbst mit seinem Gewissen klarkommen.Ich hätte an ihrer Stelle da sehr,sehr große Probleme.Aber Menschen sind halt unterschiedlich.Es ist einfach nur traurig.

19.07.2019 11:04 • x 2 #10


monchichi_82
Bei den Kommentaren kann ich mir langsam erklären woher ihre Frechheiten rühren mit einem passiven Partner der sich in den Hintern treten lässt und dafür Danke sagt.

19.07.2019 11:06 • x 1 #11


W
Zitat von Kaffeetester:
Ich mache mir natürlich schwere Vorwürfe.


Wegen was?

Zitat von Kaffeetester:
War das richtig ?


Natürlich!

Zitat von Kaffeetester:
Habe ich Schuld ?


Woran?

Zitat von Kaffeetester:
Was habe ich getan ?!


DU?

Lieber Kaffeetester, bist Du gar nicht wütend?

19.07.2019 11:13 • #12


Kaffeetester
Ja ich weiß.........die Erkenntnis kommt langsam.Wütend ? nein......einfach leer,ausgebrannt irgendwie....unbeschreiblich

19.07.2019 11:13 • #13


Plentysweet
Zitat:
Ja ich weiß.........die Erkenntnis kommt langsam.Wütend ? nein......einfach leer,ausgebrannt irgendwie....unbeschreiblich

Wahrscheinlich kommen diese ganzen Emotionen bei Dir hoch, wenn Ihr mal entflochten seid und sich dieser ganze Wahnsinn gesetzt hat. Und Du zur Ruhe kommst. Du hast ja im Grunde nur funktioniert die letzte Zeit und den Laden zusammen gehalten. Was schon allein viel Kraft gekostet haben muß!

Wie gehen denn Eure Kinder mit diesen Turbulenzen um?

19.07.2019 11:48 • #14


B
Das Beste ist, wenn sie auszieht und anfängt ihr eigenes Leben zu leben. Wo sollen denn die Kinder hin? Klar, die sind schon ziemlich groß, aber sie werden ja wohl noch zu Hause wohnen.

Fremdgehen passiert nicht einfach so, es gibt immer Gründe. Sie liegen oft aber nicht ausschließlich in der Beziehung, die als perspektivlos, langweilig, reizlos empfunden wird. Mangelnde Kommunikation geht oft einher, denn unzufriedene Partner redet nicht über seine Empfindungen und Gedanken. Der Andere hat womöglich ein komplett anderes Bild von der Beziehung und ist mit dem weniger durchaus zufrieden. Er redet erst dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und macht sich dann Gedanken, was eigentlich falsch lief.

Tatsache ist, sie empfindet einen Mangel und den will sie kompensieren. Das mag einmal angehen, sie aber ist ein Wiederholungstäter. Hinzu kommt ihr sehr wenig ausgeprägtes Verantwortungs- und Pflichtgefühl und - um den altmodischen Begriff zu gebrauchen - mangelnde Moral.
Sie folgt ausschließlich ihren inneren Impulsen, sucht aktiv Kontakte zu anderen Männer, hintergeht Dich und macht selbst nach dem Auffliegen ihrer ersten Affäre munter damit weiter.
Ich schätze, sie ist eine Suchende, wobei sie vermutlich gar nicht so recht weiß was sie sucht, aber dort hinter dem Hügel da könnte sie es finden. Es gibt Menschen, die ihr Leben lang auf der Suche sind. Eine Zeitlang fassen sie vlt. Fuß, ehe sie wieder weiter ziehen, weil sie es nicht gefunden haben.

Ich hatte selbst neben meiner Ehe eine Affäre und habe damit eine richtige Bauchlandung erlebt. Das war auch gut so, denn ich musste etwas lernen. Lernen, dass eine Affäre keine Lösung ist, weil man im Grund genommen sich selbst davon läuft, weil man sich der Realität nicht stellt, sondern sich eine Art Paralleluniversum schafft und ganz nebenbei den Partner total ins Abseits stellt. Mein Mann reagierte, als ich es ihm nach dem ersten Hormonrausch der ersten vier Monate aus freien Stücken gestand, erstaunlich besonnen und ruhig. Er sagte damals sogar: Ein Wunder, dass es jetzt erst passiert.

Er hatte sicher bei mir wahrgenommen, dass vieles bei uns unrund lief und ich als der aktivere Part von uns beiden wohl irgendwann woanders suchen würde. Man könnte ihm jetzt vorwerfen, dass auch er nichts dagegen getan hat, aber so einfach ist das nicht. Möglicherweise war ich damals gar nicht mehr richtig erreichbar für Signale die er aussandte. Vielleicht unternahm er Versuche der Annäherung, die ich abblockte. Ich kann mich nicht mehr so richtig daran erinnern (ist jetzt auch fast 10 Jahre her), aber ich kann mich an mangelnde Perspektive, an Öde, an einen Mangel an Leben erinnern. Ich war innerlich frustriert und traurig, aber meine Antennen standen auf Empfang.

Und dann, eines Tages, bei einer dienstlichen Gelegenheit, trat der Neue auf den Plan. Der strahlende Ritter war in mein Leben getreten. Er erschien mir das Nonplusultra zu sein und es dauerte natürlich einige Zeit, ehe überhaupt etwas geschah. Ich war vom ersten Blick an elektrisiert, der Affärenmann nicht. Er fand mich sympathisch, mehr aber nicht. Wir hatten über Monate keinen Kontakt, aber vergessen konnte ich ihn auch nicht. Es war wie eine Manie. Ich suchte im Internet nach ihm und fand auch was und zimmerte mir ein Fantasiebild von ihm zusammen. Irgendwann dann ein Kongress. Ich fragte ihn scheinheilig, ob er auch hinfahren würde (was eh klar war, denn er fuhr jedes Jahr dahin) und ob wir uns mal auf einen Kaffee treffen wollten.

Er sagte sofort zu und wir gingen Abend essen. Im Zug des Gespräches merkte ich erstaunliche Parallelen bei uns. Wohl auch, weil ich sie sehen wollte. Unglaublich, der war ja wie ich, der hatte ja auch so ähnliche Probleme wie ich. Und dann gingen wir auseinander ohne Vereinbarung. Ich war traurig und frustriert, denn ich hatte nun endgültig Feuer gefangen. Wir kamen dann doch recht schnell zusammen und trotz Fernbeziehung schafften wir es, uns fast immer einmal pro Woche zu sehen.
Hach, was war das Leben auf einmal spannend! Ich log und erfand Dienstreisen, die gar nicht stattfanden mir aber ein Fernbleiben ermöglichten. Nicht über Nacht, aber mal für einen Tag. Dann fuhr ich wieder nach Hause und ging in einer Mischung aus Traumverlorenheit und Enthusiasmus nach Hause. Daheim sagte ich nichts - vorerst. Es war alles so einfach und ich spürte tatsächlich, dass ich nicht mehr in meiner gewohnten Realität zu Hause war. Ich lebte in einer Traumwelt. Alles würde gut werden. Der Neue passte ja so gut und wenn sich dann herausstellen würde, dass er der Bessere war, würde ich mich eben trennen - ganz einfach.

Was ich nicht sah, waren viele Dinge. Eine Traumwelt fällt irgendwann zusammen, sagt ja schon das Wort. Auch der Neue hatte gravierende Schattenseiten, unter denen ich im Lauf der folgenden Monate immer mehr litt. Meine Ehe lief dahin. Einige Regeln hielt ich ein: Keine Kontakte über Telefon daheim und kein Wort über den Affärenmann, auch später nicht, als mein Mann Bescheid wusste. Er wollte auch nichts wissen über ihn und das kann ich verstehen. Mein Mann saß das regelrecht aus und dachte sich, eines Tages wird sie sich wieder fangen. Das dauerte, ganze 14 Monate. Aufgrund der stärker werdenden Probleme mit dem Affärenmann geriet ich in einen emotionalen Strudel aus Enttäuschung und Glück. Ohne es zu merken, war ich in eine Art seelische Abhängigkeit geraten und mein Leben drehte sich innerlich nur noch um ihn. Warum nur war er so, warum konnte er nicht einfach so sein, wie ich ihn gerne haben wollte? Was konnte ich nur tun, wie sollte ich denn sein, damit er endlich begriff, dass ich die beste aller Partnerinnen für ihn sein würde?

Es war ein seltsamer Zwiespalt in dem ich lebte. Zu Hause fast wohltuende Normalität, denn es gab keinen Vorwurf seitens meines Mannes. Ich glaube, dafür war er viel zu schlau und womöglich kannte er mich besser als ich mich selbst. In der Affäre dann das Andere, ein Feuer, das mich richtig gehend verzehrte, aber längst nicht mehr im positiven Sinn. Mir war eigentlich klar, dass der Affärenmann keine Lösung war, aber das wollte ich doch gar nicht sehen. Ich wollte mir meinen Traum von Glück nicht zerstören lassen.
Irgendwann kam das Ende, das der Affärenmann aussprach, Per Mail, abgeschickt nachts um 0.35 Uhr. Da saß ich nun und war abserviert. Ich sagte nicht viel daheim, nur dass ich künftig nicht mehr am WE weg fahren würde. Erstaunen bei meinem Mann, aber kein Wort. Ich glaubte, eine Art Genugtuung zu spüren.

Es dauerte Monate, darüber hinweg zu kommen. Ich heulte, aber nur im Geheimen. Nachts wenn ich wach lag, wenn mein Mann schlief. Ich weinte manchmal in der Arbeit in meinem Büro und wenn ich in die Arbeit fuhr. Ich entwickelte unglaubliche Aktivitäten, ging ständig ins Kino und ins Theater. Allein, das tat mir gut und wurde tatsächlich so was wie ein Bestandteil meines Lebens. Ich durchlebte die gesamte Gefühlspalette von Verzweiflung, Trauer, Hass (auf wen? Auf den Affärenmann, der sein Leben locker flockig weiter lebte, wie es erschien? Oder gar auf mich selbst?), Rachefantasien ( der Affärenmann sollte einen schweren Unfall haben und im Rollstuhl sitzen oder besser gleich sterben!) und Eifersucht auf ihn, der jetzt das hatte was er wollte. Seine geheiligte Freiheit! Ich bin sicher, bald schon zog er mit der Nächsten um die Häuser.

Und trotzdem geschah dann etwas. Mir wurde auf einmal klar, dass ich bei mir ansetzen musste. Dass alles was geschehen war nur ein Symptom für meine Defizite war. Dass das kein Zufall war, nachdem ich so weiter machen konnte wie bisher. Ich ging viel spazieren, ließ die Gedanken fließen wie sie kamen und dann ging ich sogar zweimal zu einem Therapeuten. Nicht mit dem Ziel, eine Therapie zu machen. Ich erfuhr von ihm von einem Freund und da geschah dann etwas Eigenartiges. Ich wollte beim Therapeuten über ihn, diesen Versager, diesen elenden Affärenmann sprechen, aber dann fing ich von mir an. Das gab mir zu denken. Die Gespräche waren gut. Der Therapeut war völlig neutral. Es gab keine Bewertung, weder verurteilende und auch keine beurteilenden Worte. Es gab nur das was geschehen war. Und doch stellte er einige Fragen, die mir zu denken gabem. Ich sagte, mein Ehemann kommt mir vor wie der Fels im Hafen. Er steht einfach da und ich steche in See und kapere ein fremdes Schiff. Das geht nicht ohne Blessuren ab und dann nach Monaten segle ich wieder in den Hafen und bin wieder da.
Da sagte der Therapeut: es wäre interessant zu wissen, was wäre, wenn der Fels nicht mehr da wäre?

Eine schlaue Frage, die mich zum Nachdenken brachte. Ja, ich konnte diese Affäre halten und leben, weil der Fels ja da war. Ansonsten wäre ich schon vorher vor die Hunde gegangen. Der Fels war das Ausschlag gebende.

Er erkärte auch manches über seelische Verstrickungen, die aus dem Unterbewussten wirken und er ging stark auf meine Herkunfstfamilie ein, denn dort nimmt alles seinen Anfang. Wir sind mehr geprägt von unseren Kindheitserlebnissen, von den Rollenbildern, die uns vorgelebt werden, als wir überhaupt ahnen.
Ins Erwachsenenleben tragen wir unser unbewussten und beiseite geschobenen Blessuren hinein und leben meist die Muster nach, die wir gesehen haben.
Da war viel dran. Wir sind gesteuerter als wir glauben. Innere Sehnsüchte, unverarbeitete Zurücksetzungen, Verletzungen die nie verheilt sind, wirken aus der unbewussten Ebene und lassen uns manche Dinge tun.
Das ist keine Entschuldigung, denn es gibt ja noch etwas Anderes. Verantwortung für sich und den Partner, Pflichtgefühl und die Fähigkeit, Durststrecken durchzustehen.

Ich bin mir sicher, es war tatsächlich so. Diese fast manische Denken an den Affärenmann, selbst als ich ihn noch gar nicht richtig kannte, meine Unfähigkeit, die untaugliche Affäre zu beenden, das hängt mit meiner seelischen Struktur zusammen.

Heute bin ich ein anderer Mensch. Ich bin gereift, ich habe meine Erfahrungen gemacht und einige schmerzliche Lektionen gelernt. Meine Ehe läuft gut, wir halten zusammen und können uns aufeinander verlassen. Wir sind uns sicher.
Wir haben niemals über die Affäre geredet. Wenn wir das getan hätten, hätte ich wahrscheinlich gehen müssen, da ich zu Kreuze hätte kriechen müssen. Das hätte alles verschoben. Ich habe es durchlitten und auch dafür bezahlt, darüber sprechen will ich nicht mit ihm. Und er auch nicht und mittlerweile ist es völlig unwichtig.

Ich wurde selbstbewusster und selbstbestimmter. Geht es mir nicht gut, wirkt sich das umgehend auf die Beziehung aus und umgekehrt. Aber ich bin jetzt bei mir angekommen und weiß, dass alles in mir und an mir liegt. Wir haben alle unsere Probleme und projezieren sie auf die Umwelt. Da ist der Ehemann nicht wie er sein sollte, da sind die Kollegen hinterlistig und intrigant, da wollen uns Freunde was Böses, da neiden uns andere was wir erreicht haben oder wir gönnen anderen nichts. Die Liste ist lang, aber all das hat immer nur mit inneren Einstellungen zu tun. Ich denke, dass sich auch mein Mann viele Gedanken über sich gemacht hat.
Seltsamerweise ist aus zwei Einzelgängern in der Ehe so was wie ein Wir entstanden. Das fühlt sich immer noch neu an, da ich es nicht kannte. Mein Leben lang nicht und obwohl ich geheiratet habe, empfand ich mich immer als Solist.

Ich brauche keine anderen Männer mehr, sie interessieren mich nicht. Denn wichtig sind andere Dinge: Es muss mir gut gehen und es muss meinem Mann gut gehen. Alles andere ist nicht so wichtig.
Ein neues Auto? Nö, mein Corsa ist 10 Jahre alt und fährt. Ein großes Haus mit Galerie und offenem Küchen- und Wohnbereich? Ich bin mit unserem Häuschen mit den kleinen Zimmern ganz zufrieden. Eine Karibikreise? Ach nö, bitte nicht, interessiert mich so viel wie China, Thailand und Vietnam, also gar nicht.
Ein schöner Kaffee in meinem Lieblingscafé? Immer gerne. Wandern gehen mit meinem Mann? Immer wieder gerne. Shopping und bummeln mit meiner Schwester? Geht immer. Stammtisch am Dienstag mit Bekannten? Gerne wahrgenommener Pflichttermin.
Ja, es geht mir gut. Ich habe einen tollen Mann, keine sonstigen familiären Probleme, einen Beruf, der mir Spaß macht, prima Kollegen und genug Geld um davon zu leben.

Das ist jetzt lang geworden, aber der Auslöser war Deine Frau. Ich will sie nicht in Schutz nehmen, aber ich glaube, sie kann nicht viel dafür. Es ist ihr durchaus bewusst, dass sie das nicht tun sollte, aber ein innerer Zwang drängt sie zu solchen Verhaltensweisen, die ihr nur selbst schaden werden. Sie weiß nicht, warum sie es tut und tun muss. Sie ist fremdgesteuert und sucht ihr Glück in der Außenwelt, bei anderen Männern. Damit wird sie kategorisch immer wieder hinfallen. Andere Männer lassen sich nicht vereinnahmen und sie haben keine Lust darauf, jetzt Lebensretter und eine Art Ersatztherapeut für frustrierte Frauen zu sein. Sie kann mit sich nichts anfangen und daher sucht sie zwanghaft nach so was wie Erlösung und einem Ziel.

Das Ziel kann keine neue Beziehung sein, denn die wird letztendlich scheitern. Sie beauftragt quasi andere Männer, dafür zu sorgen, dass sie sich glücklich fühlt und geliebt fühlen kann. Grund dafür kann mangelnde Eigenliebe sein.
Bitte zeig Du mir, dass ich begehrendwert und liebenswert bin. Bitte gib Du mir, was ich mir selbst nicht zugestehen kann. Liebe, Zufriedenheit, Stolzsein auf mich. Das soll der andere liefern, weil sie mit sich unglücklich ist.

Ich fürchte, dass Du da nicht viel tun kannst. Sie bräuchte einen Therapeuten, der ihr auf die Schliche hilft. Das erkennt sie aber nicht, denn sie rennt immer nur weiter. Der Freund lässt sie nicht bei sich wohnen, der wird schon wissen, warum. Irgendwann kommt der Nächste, der ihr auch nicht helfen wird, will und kann. Manche brauchen ihre Erfahrungen, ehe sie anfangen zu lernen und zu erkennen, dass Holzwege zu keinem Ziel führen. Manche erkennen das nie und stranden letztendlich als gescheiterte Existenzen oder geraten an Partner, die ähnlich bedürftig sind wie sie.

Sie ist ausgebrochen,hat alles hingeschmissen und die Tür, die ihr offen gehalten wurde von Dir, ignoriert. Es ist ihr Risiko und damit muss sie umgehen. Sie ist nicht direkt böswillig, aber gesteuert von inneren Defiziten, die sie nicht erkennt. Sie ist verblendet und dumm. Vielleicht wird es irgendwann anders. Aber nach 20 Ehejahren das Verahlten einer pubertierenden 15jährigen an den Tag zu legen, ist schon eine Leistung.

Ich finde es bewundernswert wie Du mit der Sache umgehst. Man merkt, dass immer noch eine große Zuneigung zu dieser Frau da ist, was sich viele nicht erklären können werden. Ich glaube, Du willst ihr nichts Schlechtes, aber sie muss nun ihren Weg gehen und vielleicht findet sie sich selbst irgendwann.
Darauf kannst Du nicht warten, denn auch Du hast ein Recht auf ein gutes Leben. Sie hat Deine Geduld, Deine Nachsicht ausgenützt und mittlerweile auch überstrapaziert. Fast erscheint es mir, als wollte sie das Ende der Ehe durch ihr Verhalten provozieren. Das kommt gar nicht so selten vor. Man trennt sich nicht aktiv, sondern überlässt es dem Partner, den Schlussstrich zu ziehen. Damit kann man sich sagen, ich habe ja nicht Schluss gemacht, aber er hat mich ja eh nie verstanden.
Das ist auch so was? Diese Anmaßung zu glauben, der Ehepartner müsste einen verstehen! Nein, muss er nicht und kann er nicht, denn jeder ist auch ein Individuum.

Ich denke, Du hast Dein Möglichstes getan. Mehr solltest Du nicht tun, schon um Dich selbst zu schützen. Ich glaube, Du wiederum musst lernen, gut auf Dich zu achten und auf Dich aufzupassen. Merke: wenn Du nicht pfleglich mit Dir umgehst, Dich um Dich sorgst, tut es keiner.
Der Ehepartner kann das nicht immer wissen. Ihre Ansprüche an Dich sind überzogen. Was sollst Du denn für sie sein? Eine Art Unterhalter, damit es ihr nicht langweilig wird? Ein Allwissender, der ihre Bedürfnisse erahnt und postwendend erfüllt? Ein Therapeut, der ihr zu einem glücklichen Leben verhilft?
Das kannst Du nicht leisten. Musst Du auch nicht. Du bist nur Du und das ist auch völlig in Ordnung so.

Begonie

19.07.2019 12:13 • x 15 #15


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