Hallo zusammen,
ich habe gestern dieses Forum entdeckt und mich jetzt auch angemeldet, um meine Geschichte aufzuschreiben:
Nachdem mein Mann mir Ende Oktober mitteilte, dass er darüber nachdenkt, sich von mir zu trennen, ist für mich eine Welt eingestürzt. Ich bin völlig zusammengebrochen und habe zwei Tage lang dauerweinend und in Schockstarre im Bett verbracht. Die Gespräche, die wir danach geführt haben, hatten zum Ergebnis dass die Trennung für meinen Mann nur der allerletzte Schritt ist, und er bereit ist alles zu tun, um diese Ehe zu retten. So verliefen die letzten Wochen auch sehr harmonisch. Wir waren aufmerksamer und liebevoller im Umgang miteinander, und so schöpfte ich Hoffnung, dass wir die Kurve kriegen und eine Trennung kein Thema mehr ist. Ich merkte zwar, dass er mir in den letzten Tagen in einigen Situationen auswich, hoffte aber, dass das nichts mit mir bzw. uns zu tun hat, sondern eher mit der Umstand, dass er sich wg. Burn-out in Behandlung befindet und sich im Rahmen der Therapie Dinge ergeben haben könnten.
Ja, und gesternfrüh, direkt nach dem Aufwachen, sagte er mir dann dass er sich doch eine eigene Wohnung suchen wird, weil er merkt, dass er so nicht weitermachen kann. Da ich ja durch seine Ankündigung vor einigen Wochen schon vorgewarnt war und mich seit dem wie auf einem brodelnden Vulkan fühlte, bei dem es möglicherweise jederzeit zu einem Ausbruch kommen kann - aber nicht muss -, hat mich seine Aussage zunächst auch gar nicht mehr so sehr geschockt. Wir waren beide sehr traurig, weinten beide, begannen aber auch schon ansatzweise zu besprechen, wie die Trennung ablaufen und eine weitere Zukunft aussehen kann. Er wird ausziehen und mir die Wohnung überlassen, auch die Katzen bleiben bei mir, das Finanzelle wird ohne Diskussion fair geregelt. Es ist ihm aber wichtig, mich als Mensch nicht zu verlieren, es wird sich auch gar nicht vermeiden lassen, dass wir uns immer wieder sehen, da bei uns im (Miets-)Haus auch seine Mutter lebt, und er möchte auch mich und die Katzen in Zukunft ab und zu sehen.
Gestern war ich noch einigermaßen gefasst, und fragte mich, ob es weh tut, weil der geliebte Partner geht, oder ob es weh tut, weil die liebgewonnene Gewohnheit, das Leben der letzten Jahre, eine krasse Veränderung erfährt.
Wir sind seit 17 Jahren verheiratet, kennen uns seit 20 Jahren, und haben eine eigentlich sehr harmonische Ehe. Streit gab es bei uns so gut wie nie, wir haben lieber viele Dinge (auch wichtige), die hätten ausgesprochen werden müssen, totgeschwiegen und verdrängt.
Bedingt durch eine Angststörung, die mich viele Jahre begleitet hat, hatten wir seit ca.10 Jahren keinen S. mehr, waren aber nicht in der Lage, offen darüber zu reden. Ich hatte absolut kein Bedürfnis mehr, und seine anfangs noch vorhandenen Versuche habe ich immer wieder abgeblockt. Bis er es irgendwann gar nicht mehr versucht hat. Und da ich ja absolut kein Verlangen auf S. hatte, macht es mir auch gar nichts aus, dass da zwischen uns gar nichts mehr stattfand. Wir haben uns trotzdem geliebt, und mein Mann hat mir immer versichert, dass er volles Verständnis für meine Probleme hat und bereit ist, zu warten. Aber nach 10 Jahren ist seine Kraft am Ende, er kann mehr, und leidet sehr unter dieser Situation, so sehr, dass auch er psychisch angeschlagen ist.
Durch verschiedene Umstände haben wir einen kaum vorhandenen Freundeskreis, was dazu führte, dass wir uns abgekapselt und sehr aufeinander konzentriert und nahezu alles gemeinsam unternommen haben. Bei ihm hat sich durch seinen Sportverein in den letzten Monaten ein größerer Bekanntenkreis entwickelt, bei mir sieht es da ganz anders aus. Ich habe keine Freundin, geschweige denn eine beste Freundin. Somit fehlt mir die Schulter, an der ich mich momentan ausheulen kann, und meine Freizeit wird künftig noch einsamer werden, wenn ich nicht massiv an mir und meinen Lebensumständen arbeite.
Wann und wie wir seine Mutter und meine Eltern einweihen, ob das schon an Weihnachten geschehen soll, das wissen wir noch nicht, zumal wir beide auch Angst vor diesen Gesprächen habe. Obwohl es unser Leben und unsere Zukunft ist, wofür wir uns vor niemandem außer uns selbst rechtfertigen müssen, graut es uns jetzt schon, der Familie reinen Wein einzuschenken.
23.12.2012 20:30 •
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