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Nach 22 Jahren von Ehemann verlassen

A
Guten Abend,

ich habe hier eine Weile still mitgelesen und muss heute abend mal von meinem Schicksal berichten. Ich bin seit 22 Jahren mit meinem Mann zusammen und seit 14 Jahren verheiratet. Wir haben 2 Kinder (14 und 19), einen Hund, eine Katze und leben seit ca. 4 Jahren im Eigenheim. Unser Großer ist für seine Ausbildung bereits ausgezogen.

Wir haben alles in allem eine gute Beziehung geführt. Hatten die gleichen Vorstellungen vom Leben, die gleichen Ziele, haben in der Erziehung der Jungs an einem Strang gezogen, konnten miteinander reden und lachen, haben selten gestritten. Wir haben auch eine ganze Weile im Ausland gelebt, haben uns zurück in Deutschland das Haus in der Nähe seiner Familie - in welcher ich als älteste Schwiegertochter voll integriert bin - gekauft und ich dachte, ich würde hier alt mit ihm werden.

Nun hat er mir vor ca. 2 Wochen, am 2. Weihnachtsfeiertag eröffnet, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein kann und sich trennen möchte. Eigentlich wollte er bis nach Silvester warten, mir seine Entscheidung mitzuteilen - immerhin war meine Mutter noch für 1 Woche zu Besuch und es waren einige Gäste zwischen den Feiertagen und für Silvester eingeladen - aber, er könne nicht mehr solange warten und es müsse jetzt raus.
Ich war geschockt, völlig überrumpelt, und ich denke auch heute manchmal noch, gleich sagt er April, April, aber nein; er meinte und meint es wirklich ernst!

Wir haben in den letzten Tagen viel geredet und ja, ich habe gemerkt, dass es vor allem im letzten Jahr in unserer Beziehung Probleme gab. Und zwar der Art, dass wir beide immer mehr nebeneinander her statt miteinander gelebt haben. Er hat seine Probleme immer weniger mit mir besprochen und wenn ich ehrlich bin, hatte ich auch kaum ein Ohr für ihn, weil ich mit mir selbst beschäftigt war. Ich hatte eine berufliche Veränderung, musste Vollzeit arbeiten und zu Hause viel für den neuen Job lernen. Natürlich fiel dadurch auch mehr Hausarbeit für ihn an und wir hatten viel weniger Zeit für uns. Es kam auch immer häufiger vor, dass ich im Gästezimmer übernachtet habe, einfach um ihn nicht zu stören, wenn ich früher aufstehen musste und auch, um hin und wieder meine Ruhe zu haben. Und ja, wenn er sich mir annäherte oder Kontakt suchte, fand ich es in der letzten Zeit eher lästig und anstrengend.

Er sagt, er hätte über längere Zeit Zuneigung, Interesse und Wertschätzung von meiner Seite vermisst, aber mittlerweile würde es ihm nichts mehr ausmachen. Es gäbe nicht den besonderen Zeitpunkt bzw. das besondere Ereignis, an dem seine Liebe erloschen wäre. Es kam schleichend und wäre jetzt unumkehrbar.
Und er war felsenfest überzeugt, dass er bei mir mit seiner Entscheidung offene Türen einrennen würde. Er ist der Meinung, ich hätte mich schon längst innerlich getrennt und er würde es mir leichter machen, indem er einfach konsequent ist und die Trennung offen ausspricht. Und in einem Jahr wäre ich ihm dankbar für diese Konsequenz.

Jetzt geht es mir so schlecht, dass ich kaum atmen kann, nicht schlafen kann, mich am liebsten ständig übergeben möchte. Er ist überfordert mit meinen Stimmungsschwankungen. Kann damit schlecht umgehen und möchte mich nicht leiden sehen. Ist aber selbst unglaublich beherrscht.

Noch lebt er mit im Haus, ist aber auf der Suche nach einer Wohnung. Ich weiß, ich habe den Fehler gemacht, die Krise zwar zu sehen, aber nicht zu handeln. Habe gedacht, darum kümmere ich mich, wenn Zeit ist. Hatte unsere Beziehung also nicht sehr weit oben auf meiner Prioritätenliste.
Aber ich liebe ihn! Ich will mir keinen anderen Mann an meiner Seite vorstellen! Und auch wenn ich eigentlich keinerlei Groll gegen seine Entscheidung hege, sondern nur unglaublich traurig bin, ärgert es mich doch, dass er nicht früher mal auf den Tisch gehauen hat und was gesagt hat. Dann hätte ich/ hätten wir noch eine Chance gehabt, das Ruder herumzureißen. Jetzt stellt er mich vor vollendete Tatsachen und ich kann nichts dagegen tun. Hilfe von außen (z.B. Partnerberatung) lehnt er ab, denn: . Gefühle ließen sich nicht herbeireden. Und auch, wenn wir mittlerweile viel geredet haben und sogar auch häufiger intim miteinander wurden, sagt er doch, sein Entschluss steht fest.

Ich entschuldige mich sehr für den langen Text, aber es hat tatsächlich auch ein bisschen geholfen, sich mal alles von der Seele zu schreiben. Was glaubt ihr? Gibt es noch eine Chance?

11.01.2022 23:41 • x 1 #1


P
Zitat von Anrojahe:
ärgert es mich doch, dass er nicht früher mal auf den Tisch gehauen hat und was gesagt hat. Dann hätte ich/ hätten wir noch eine Chance gehabt, das Ruder herumzureißen. Jetzt stellt er mich vor vollendete Tatsachen

Hallo Anrojahe

Nicht nur ein Partner ist für die Beziehung verantwortlich, sondern Beide, das heisst auch du. Du kannst erstmal deinem Mann nicht die alleinige Schuld geben. Es lag, und das finde ich ehrlich von dir, auch viel an dir, die Ehe lebendig zu halten.

Die Krise ist nicht an allem Schuld, klar ist ne schwere Zeit, aber grade da ist es doch wichtig, wenigstens in der Ehe die Leichtigkeit zu erhalten, grade auch, weil eure Kinder nicht mehr klein sind

Dass ihr miteinander redet, finde ich gut. Lass deinen Mann erstmal den Weg gehen, aus dem Haus in eine Wohnung zu ziehen, aber versuche, mit ihm weiterhin guten und auch schönen Kontakt zu halten, denn das Trennungsjahr ist ja dazu da, um zu sehen, ob nicht doch nochmal die Chance besteht, dass ihr wieder zusammen kommt!

Ich möchte dir also raten: Leg dich jetzt bissl ins Zeug, deine Kinder brauchen zum Spielen keine Mama mehr und können sich auch mal was selber zum Essen machen und kümmere dich um deinen Mann, der es an viel Zärtlichkeit und Liebe gefehlt hat. Zeig ihm, was für einen tolle, begehrenswerte Frau du bist

L G Pinkstar

11.01.2022 23:54 • x 1 #2


A


Nach 22 Jahren von Ehemann verlassen

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LillyP
Hallo, das tut mir sehr leid. Oft ist schon die Nächste am Horizont, wenn Männer so abrupt gehen. Könnte es da jemanden geben? Dich vor vollendete Tatsachen zu stellen ist unfair.

12.01.2022 00:00 • x 5 #3


A
Danke für deine Anteilnahme!
Nein, ich denke nicht, dass es eine Andere gibt. Ich muss aber auch sagen, dass ich in der Beziehung nie sehr misstrauisch war und es vielleicht gar nicht so schnell wahrnehmen würde, wenn es denn so wäre...
Es klingt jetzt zwar wie Hohn, aber ich dachte wirklich, seine Liebe zu mir wäre unverbrüchlich.

12.01.2022 00:15 • #4


P
Zitat von Anrojahe:
Es klingt jetzt zwar wie Hohn, aber ich dachte wirklich, seine Liebe zu mir wäre unverbrüchlich.

Ja, aber wenn du ihn ja vernachlässigt hast, was du ja auch von dir aus schreibst, dann verkümmert die Liebe und auch die Leidenschaft.

12.01.2022 00:16 • x 1 #5


A
Ich weiß. Letztendlich bin ich diejenige, die weniger investiert hat und eine große Mitschuld am Scheitern trägt. Ich habe mich immer gefragt, warum es Beziehungsarbeit heißt. Ich hatte nie das Gefühl, für unsere Beziehung arbeiten zu müssen. Alles schien so leicht.
Jetzt natürlich weiß ich es besser. Und ich würde alles tun, um seine Entscheidung rückgängig zu machen. Weiß aber nicht genau wie. Will auch keinen Fehler machen.
Ich handle gerade nur nach meinem Gefühl und versuche, ihm das zu geben, was er solange vermisst hat. Sofern er das auch zulässt.
Und ich hoffe, er sieht darin nicht nur den Versuch, an Altem festzuhalten, weil man es solange kennt und es so vertraut ist, sondern, dass es mir tatsächlich auch um ihn, um seine Person geht. Ich möchte, dass er wieder glücklich wird. Und wenn es mit mir nicht mehr möglich ist, muss ich es akzeptieren. Aber ich möchte natürlich auch nichts unversucht lassen...

12.01.2022 00:30 • x 2 #6


P
Zitat von Anrojahe:
Weiß aber nicht genau wie. Will auch keinen Fehler machen.
Ich handle gerade nur nach meinem Gefühl und versuche, ihm das zu geben, was er solange vermisst hat. Sofern er das auch zulässt.
Und ich hoffe, er sieht darin nicht nur den Versuch, an Altem festzuhalten, weil man es solange kennt und es so vertraut ist, sondern, dass es mir tatsächlich auch um ihn, um seine Person geht. Ich möchte, dass er wieder glücklich wird. Und wenn es mit mir nicht mehr möglich ist, muss ich es akzeptieren. Aber ich möchte natürlich auch nichts unversucht lassen...

Das klingt sehr gut und ich finde es wirklich toll von dir, dass du deinen Anteil selber auch siehst.

Ich kann dir, wie oben schon geschrieben, nur raten, ihm wieder zu zeigen, dass du ihn begehrst, dass er dich begehren darf und kann. Koch für ihn das Lieblingsessen, wenn er kommt, kauf ihm, was er sich schon länger vielleicht wünscht (nichts teures, aber eben wo er sieht, wie sehr er dir wichtig ist).

Zeig, was in dir steckt, Versuch ist es alle mal wert und wie du sagst, wenns zu spät ist und er wirklich daran festhält, ein neues Leben starten zu wollen, dann solltest du, gerade aus Liebe, ihn gehen lassen.

Aber gib jetzt erstmal nicht auf, Gib alles, was du kannst.

12.01.2022 00:33 • #7


A
Ich danke dir für deinen Zuspruch!
Und ja, ich lege mich noch mal so richtig ins Zeug
Und insgeheim hoffe ich wirklich, dass es nach dieser langen Zeit ein Fundament gibt, auf das man noch mal aufbauen kann.

12.01.2022 00:51 • x 1 #8


P
Zitat von Anrojahe:
Und insgeheim hoffe ich wirklich, dass es nach dieser langen Zeit ein Fundament gibt, auf das man noch mal aufbauen kann.

Zeige deinem Mann, wie sehr du für ihn fühlst. Mehr kannst du nicht machen und ich wünsche dir viel Glück dabei, dass er wieder mit dir zusammen auflebt.

Sei aber auch gefasst, dass er trotzdem erstmal auch Abstand braucht. Weil er sich über seine Gefühle erstmal auch klar werden muss.

12.01.2022 00:56 • #9


P
Hat dein Mann denn öfters Nähe gesucht, du aber immer abgelehnt?

Kannst du mal son bisschen in Stichworte benennen, was dir jetzt im nachhinein alles aufgefallen ist, warum dein Mann die Trennung aussprach?

12.01.2022 01:00 • #10


Z
Also ich sehe es ganz anders als meine Vorrrednerin.

Klar sind beide verantwortlich aber 22 Jahre weg zu werfen weil 1 Jahr nicht so lief finde ich richtig Erbärmlich.
Und wenn er sowas wie Haushalt als Grund bezeichnet, ich will nicht wissen wie oft die TE ihm den Rücken gestärkt hat und jetzt wo es höchst wahrscheinlich 1x um sie ging (berufliche Veränderung) ist er beleidigt und trennt sich wie ein kleines bockiges Kind. Er ist Erwachsen und ich erwarte mir von einen Erwachsenen das er mir seine Bedürfnisse und Gefühle mitteilt . Es ist sehr sehr unfair was er getan hat. Und es ist niemals die Aufgabe von Partner riechen zu können was der andere sich erwartet.
Und ganz ehrlich? Ich würde mit ihm sprechen, ihm sagen das es dir leid tut aber du aufgrund seines Verhaltens dieser Miesen Aktion ihm alles Gute wünscht.
Und dann gehe bitte auf Abstand, je mehr du ihn bedrängst oder nach läufst desto mehr ist er unter Druck.
Entweder er kommt dann selber auf dich zu, den du hast ihm ja mehrfach gesagt das du eure Ehe retten möchtest oder es wars das. Du tust zurzeit mit Rückzug mehr für eure Ehe als wenn du mit ihm Kämpfst.

Ihr müsst beide euch weiter entwickeln. So kann es für euch nicht weiterlaufen. Er muss Dinge genauso lernen. Wenn die letzte 21 Jahre so eine Leichtigkeit hatten dann ist was faul dran wenn er dann nicht sagen, das er dich öfters im Bett gehabt hätte, ihm der Haushalt etwas zuviel war(man hätte ja eine Putzfee einstellen können) das ihm Paarzeit fehlt. Aber das hat er nicht, es lag aber in seiner Verantwortung. Ich denke hier gibt's viel mehr Background der unbekannt ist seiner Seit' s.

12.01.2022 01:27 • x 7 #11


L
Liebe TE woher kommt denn bei ihm der Druck jetzt akut zu handeln?

Ich mein mit Besuch zwischen den Feiertagen so ne Ansage machen zu müssen, nachdem man so lange nichts gesagt hat und dann unwiderruflich zu agieren… seltsam

12.01.2022 04:47 • x 3 #12


D
Hallo,

meine Befürchtung: Er handelt so plötzlich und konsequent, weil da eine Andere ist und schiebt dir den schwarzen Peter zu.

Ich hoffe, ich irre mich, aber ich denke, du kannst nett sein und ihn bekochen wie du willst. Er wird daran kein Interesse mehr haben.

Und lass dich nicht auch noch dafür verantwortlich machen, dass er sich feige aus dem Staub macht.

Lieben Gruß

12.01.2022 06:06 • x 4 #13


B
Meine Beziehung endete auch schleichend, ich und sie haben einfach gemerkt das es nicht mehr passt, aber ich war dann derjenige der seine Sachen gepackt hat und gegangen ist.

So etwas passiert leider immer wieder, bei euch war es eine lange Zeit und natürlich ist man da traurig.

Ich denke auch gern zurück an die guten Zeiten, weiß aber auch das sich meine Ex um 90 Grad drehen müsste und ich mich um 90 Grad drehen müsste und das passiert leider nie.

Die Gefühle sind weg, man war unglücklich und ist jetzt wieder glücklich, warum sollte man das ändern?

Jedoch heißt das nicht das es vorbei ist. Ich kenne so viele die erstmal ne Pause voneinander gemacht haben und dann nach 8 oder 9 Monaten gemerkt haben das sie doch zusammen gehören.

In dem Moment ist es jetzt das richtige für ihn, er fühlt sich befreit, aber wer weiß ob das in 5 Monaten noch so ist.

Daher solltet ihr euch eine Auszeit nehmen, beruhigt eure Nerven, schaut das ihr glücklich werdet ohne den anderen und dann nähert ihr euch wieder an, auf einer ganz anderen Ebene.

Es ist erst vorbei wenn es vorbei ist

12.01.2022 07:30 • x 4 #14


Gorch_Fock
Ich glaube auch eher, dass das jetzt ein praktischer Exit für ihn war. Es ist doch oft so: Die Kinder sind aus dem gröbsten raus, dann geht einer. Und was sind die Gründe? Sehr häufig die nette Arbeitskollegin Ende 20ig, die Jugendliebe aus dem Dorf (Du bist ja in seine Region gezogen, sehr realistisch) odef Ex-Partnerin. Dazu hat er die perfekte Story, da Du ihn vernachlässigt hast. Und im Normalfall geht halt die Frau nach so einer Zeit. Männer gehen nur dann, wenn die Next parat steht. Ich würde daher seine Entscheidung akzeptoeren und Rechtsberstung einholen. Für das große Kind seid ihr bereits beide barunterhaltspflichtig, er nur noch für den jüngeren allein. Du scheinst wieder zu arbeiten. Auch diese Punkte sind -weil genau kalkulierbar - für eine Trennung oft ausschlaggebend. Seine Schuldumkehr solltest Du dir nicht anziehen. Es ist vielmehr so geplant gewesen aus meiner Sicht.
Sollte er eine Affaire haben üben diese ab einem bestimmten Zeitpunkt oft Druck aus: Sag es ihr noch im alten Jahr oder es ist aus. Trenn Dich von ihr. Auch das könnte für die spontane Trennung am 26.12. gesorgt haben. Wie hat sich sein Handyverhalten im letzten Jahr verändert?

12.01.2022 07:39 • x 6 #15


A


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