Nach 5 Jahren will ich ihn immer noch?

E
Liebe Draußenwelt,

5 Jahre ist es her, dass der Mann, in den ich verliebt war, mich abgewiesen hat.
Ich wollte ihn so sehr, obwohl ich weiß, dass wir sehr unterschiedlich sind.
Wir haben den Kontakt abgebrochen, er hat seit zwei Jahren eine neue Freundin, mit der er auch zusammenlebt und (wahrscheinlich) in der Familienplanung steckt.
Ich war ein Jahr in therapeutischer Behandlung, weil ich ihn nicht loslassen konnte. Ich hatte in der Zwischenzeit auch eine andere Beziehung, die ich aber beendet habe. Ich bin umgezogen....
Und dennoch denke ich fast täglich an ihn und habe immer noch den Wunsch, ihn anzurufen Und den Kontakt wieder aufzunehmen. Nicht mehr so schlimm wie am Anfang, aber die Gedanken sind unbestreitbar da.

Was soll ich denn noch alles tun? Sollte ich ihn vielleicht anrufen um das Ganze mal zum Abschluss zu bringen?

12.02.2015 18:34 • #1


N
Zitat von Endless Fall:

5 Jahre ist es her, dass der Mann, in den ich verliebt war, mich abgewiesen hat.

Und dennoch denke ich fast täglich an ihn ...


Hallo Endless Fall,

5 Jahre Leiden müssen dich doch zermürben, oder?
Dass dir nicht einmal die therapeutische Unterstützung dabei helfen konnte, die Situation zu verarbeiten, finde ich schlimm und frustrierend.
Aber vllt liegt es daran, dass der Therapeut einen falschen Ansatz gewählt hat, weil du ihm vllt nicht alles erzähltest? Ich will dir erklären, was ich meine:
Die Trennung von meinem Ex vor fast drei Jahren hat mir schier den Boden unter den Füßen weggezogen und mir meine persönliche Hölle beschert. Das Loch, in das ich fiel, wurde immer größer und finsterer und statt einen Weg nach draußen zu suchen, richtete ich mich dort häuslich ein.
...
Ich hatte während einer Kur, die ich aufgrund meines desolaten Zustandes zugesprochen bekam, die Möglichkeit, professionelle Hilfe in Form von psychologischer Beratung in Anspruch nehmen zu können. Ich nutzte diese Stunden auch und telefonierte hinterher stundenlang mit meiner besten Freundin. Diese meinte dann iwann, dass es an der Zeit sei, der Psychotante meine ganze Geschichte zu erzählen, damit sie mit mir gemeinsam an den wirklichen Ursachen meines Zusammenbruchs arbeiten kann. Ich hatte nämlich vor mehr als zwei Jahrzehnten meinen geliebten Bruder verloren, durch den von ihm gewählten Suizid. Ich hatte nie die Zeit, dieses Erlebnis zu verarbeiten, da ich zum Zeitpunkt seines Todes zwei Babys hatte und als einzig verbleibenes Kind zwischen meinen Eltern, die voneinander geschieden waren, hin und her tingelte, um sie zu trösten. Mich tröstete niemand.
Die Trennungsgeschichte hatte diese lange vergrabene andere Art von Trennungsgeschichte wieder ans Tageslicht geholt und ich musste mich mit zwei zu akzeptierenden und bewältigenden Trennungen auseinandersetzen.
Erst nachdem ich meiner Psychotante davon erzählte, konnte sie mir wirklich weiterhelfen. und nur deshalb gelang es mir das eine genauso zu akzeptieren wie das andere und zu erkennen, dass sowohl die eine Geschichte als auch die andere mit mir als Menschen nichts zu tun hat, sondern lediglich mit den Entscheidungen der Menschen zusammenhing, die mir viel bedeuteten und die ich liebte.

Also: Überlege einmal, ob es in deiner Vergangenheit auch ein Erlebnis gibt, das du nicht verarbeiten konntest und ob das der Auslöser dafür sein konnte, dass du nicht in der Lage bist, mit deiner Trennung umzugehen. Es muss eine Ursache dfür geben, dass du nach so langer Zeit immer noch nicht von ihm loskommst.(Auffällig ist für mich auch deine Formulierung, dass er dich abgewiesen hat. Diese Formulierung nutzt man meistens dann, wenn das Selbstbewusstsein einen gewaltigen Knacks hat. Finde heraus, warum das so ist!)

Alles Gute!

13.02.2015 13:02 • #2


A


Nach 5 Jahren will ich ihn immer noch?

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E
Vielen Dank für deine liebe Antwort.
Die Therapie hat schon was gebracht, ich habe mehr Selbstbewusstsein entwickelt - also praktisch von Minus zehn auf Normal Null und die Beziehung zu meinem Vater aufgearbeite, bei den ich ständig um Anerkennung kämpfen musste und der mich gleichzeitig stark unter Erfolgsdruck setzte (Mittelmaß oder Durchschnitt war nie gut genug). Das wiederholte sich hier: ein starker, unabhängiger Mann mit großem Ego, der mich zappeln ließ, was dazu führte, dass ich umso mehr um seine Gefühle gekämpft habe.
Allein: die emotionalen Muster sitzen natürlich tief tief drin. Vom Kopf her sehe ich das recht klar, aber ich fühle es eben leider anders.
Ich denke nun nicht jeden Tag: Ruf ihn an! - Aber ich denke täglich an ihn, frage mich wie es ihm geht, ob er glücklich ist? Und bilde mir ein, eine Freundschaft führen zu können. Aber ich weiß nichtma, ob er das noch wollen würde. Vermutlich nicht. Und wenn er mir auch die Freundschaft abschlagen würde, müsste ich glaub ich von ganz von vorne wieder anfangen.
Andererseits: wenn er sich auf ein Treffen einlassen würde, vielleicht könnte ich das dann irgendwie für mich klären. Wie weiß ich auch nicht, aber er wäre zumindest nicht mehr so ganz weg, wisst ihr?!
Meine Beziehung zwischendurch habe ich deswegen auch beendet. Ich spürte nicht dieselbe Leidenschaft, nicht das Verlangen und Interesse. Es war schön, es war ein warmes und gutes Gefühl und wirklich, ich MOCHTE den Mann sehr sehr. Aber er fehlte mir nicht. Er war eben da. Ich habe mich nicht gefreut, wenn er von der Arbeit kam. Ich war nicht traurig, wenn ich allein geschlafen habe. Deswegen habe ich es dann beendet und klar war ich kurz traurig und etwas einsam. Aber diesen Mann konnte ich loslassen.

14.02.2015 11:11 • #3


T
Liebe Endless Fall,
manchmal sind wir sehr verstrickt mit einem anderen Menschen. Wir suchen etwas bei ihm, wovon wir glauben, daß nur dieser Mensch es uns geben kann. Doch das ist eine Illusion. Denn das was wir so dringend suchen können wir nur in uns selbst finden. Was ist es, was Du brauchst? Anerkennung ? Du hast in Deiner Therapie viel geschafft worauf Du stolz sein kannst. Selbstbewußtsein auf Normalmaß klingt klasse. Auch warst Du stark genug eine unbefriedigende Übergangsbeziehung zu beenden. Du warst stark genug die Distanz zu Deinem Ex zu wahren. Das alles verdient Anerkennung. Meine Anerkennung hast Du. Hast Du auch Deine ? Ist Deine eigene Anerkennung für Dich Dir etwas wert ? LG Tiefes Meer

14.02.2015 12:57 • #4


E
Vielen Dank
Tja, das ist ja grade der Witz: ich wollte die Anerkennung - und genau das hat er mir versagt. Ich wollte es dann umso mehr.
Ich selbst weiß vom Kopf her, dass ich zufrieden mit mir sein und mein Leben gestalten sollte - aber auch hier: Mein Gefühl ist anders. Es gibt nichts an mir oder in meinem Leben auf das ich wirklich ehrlich stolz bin, weil es immer besser gegangen wäre.
Er kann mir nicht geben was ich brauche und er hatte hätte mich nie als Partnerin so behandelt wie ich mir das gewünscht hätte. Manchmal dachte ich selbst sogar: ach, du Spinner.... - mein Gefühl ist leider immer noch, dass da was offen ist.
Ich mein, ich könnte ihn einfach anrufen. Aber ich hab auch zuviel Schiss davor.

14.02.2015 15:29 • #5


D
Oh man...
liebe Endless Fall,

helfen kann ich dir wohl nicht, aber ich fühle sehr mit dir.
Ich glaube, so ähnlich geht es mir grad auch.
Meine Geschichte ist zwar erst wenige Monate her...aber ich habe große Angst, dass ich nie loslassen kann. Alles was du beschreibst erkenne ich irgendwie in mir wieder...

Fühl dich gedrückt!

14.02.2015 15:39 • #6


N
Zitat von Endless Fall:
Es gibt nichts an mir oder in meinem Leben auf das ich wirklich ehrlich stolz bin, weil es immer besser gegangen wäre.


Aus deinen Worten spricht immer noch dein übermächtiger Vater, merkst du das?

Ehrgeiz ist ja nichts schlimmes, aber wenn du dir die Latte immer so hoch legst, dass du sie nie erreichen kannst, dann wirst du auch nie mit irgendetwas in deinem Leben zufrieden sein können.
Du übernimmst die gehassten Werte und Bewertungen deines Vaters, statt eigene zu entwickeln und diese deinen Fähigkeiten, Leistungen, Maßstäben ...anzupassen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirkliuch NICHTS gibt, auf das auch DU stolz sein kannst.
Gibt es denn nichts Positives über dich selbst zu sagen? Wo liegt dein Selbstwert? (Den bestimmst nur DU, niemand anderes!)

14.02.2015 15:43 • #7


T
Selbst-Wert-Gefühl aufzubauen ist nichts was von heute auf morgen klappt. Aber es ist jede Mühe wert. Es verbessert die Lebensqualität ganz enorm. Es gibt gute Ratgeber mit denen Du arbeiten kannst. Sofort Hilfe - ein paar Zettel für Deine Wohnung auf die du filgendes schreibst - ich bin gut genug. Immer. Aufhängen und laut aussprechen wenn Du daran vorbei gehst. Auch gut - vor den Spiegel stellen. Laut aussprechen - ich bin wundervoll und ich liebe mich. und ich liebe auch all meine Macken. Fühlt sich garantiert am Anfang seltsam und vielleicht sinnlos an. weil Dein Unterbewusstsein sowas von Dir gar nicht kennt. LG

14.02.2015 16:06 • #8


E
So schöne Ratschläge und Tipps. Vielen lieben Dank.
Das mit den Zettel werde ich mal ausprobieren. Ich merke aber schon, dass da eine Schranke in meinem Kopf ist, die sagt: so ein Quatsch. Niemand ist immer gut genug....

Das ist ja genau das Schwierige. Ich weiß vom Verstand her um diese Mechanismen und Muster und dass sie von jemand anderem kommen und das Unfug ist.
Mein GEFÜHL sagt aber was anderes.
Nein, es gibt nichts. Es gibt ein paar Dinge, die ich ganz gut kann, aber... Naja, ich bin in nichts RICHTIG gut. Also stolz sein gut.
Ich hab viele positive Eigenschafte, doch. Aber das ist halt...nett. Nichts worauf ich stolz bin. Dieses Dieses: Cool, guckt mal, was ich gemacht/geschafft hab! - das kenne ich nicht. Klar war ich erleichtert, einen passablen Studienabschluss gemacht zu haben. Aber mal ehrlich: wenn ich mehr gelernt hätte, hätte der auch besser sein können....

Schwierige Aufgabe. Aber genau deswegen fällt es mir, glaube ich, so schwer, diesen Mann für immer und endgültig zu streichen. Irgendwie habe ich das Gefühl, er wäre mir wenigstens eine Freundschaft schuldig - wenn er mich schon nicht liebt. Weil ich eigentlich ein ganz nettes Mädchen bin und diese totale Blockade nicht verdient habe.
Versteht ihr?
Und dann habe ich genau davor Schiss. Dass ich eine Freundschaft gar nicht packe, dass er es von vorne herein ablehnt. Mich ganz ablehnt....
Ich will das nur loswerden dieses blöde Gefühl, die Grübelei und dass er ständig im Bild steht.

14.02.2015 18:13 • #9


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