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Nach 7 Jahren ging es auf einmal sehr schnell

I
Hallo zusammen!

Erst einmal dankeschön für dieses Forum und die vielen Beiträge und Tipps und Hilfestellungen. Man kommt sich definitiv schon nicht mehr so alleine vor. Ich habe schon viel von hier nutzen können in der kurzen Zeit dieser mir völlig neuen Situation.

Vor 2 Tagen wurde ich nach fast 7 Jahren von meiner Freundin verlassen. Es kam recht schlagartig. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, aber das scheint nicht selten zu sein wie ich gemerkt habe. Ich bin 26 Jahre alt und sie war meine erste wirkliche Beziehung, davor hatte ich nur eine einzige Freundin über einen kürzeren Zeitraum und in einem Alter wo ich das nicht wirklich als relevant bezeichnen würde. Damals war ich froh überhaupt mal eine Freundin gehabt zu haben und war auch nicht sehr emotional an sie gebunden.

Die Situation jetzt ist aber um einiges anders. Ich habe sie mit 18 in meinem Freundeskreis kennengelernt. Sie war mit meinem besten Freund zusammen aber ich hatte mich wie man das so kennt auf den ersten Blick verliebt. Das mit meinem besten Freund hielt dann auch nicht lang und war auch nicht wirklich eine Beziehung. Kurz darauf bin ich mit ihr zusammengekommen. Wir haben ziemlich schnell unser gemeinsames Leben geplant und sind in eine Großstadt gezogen um zu Studieren/Arbeiten/einfach Leben. Es lief eigentlich alles ziemlich gut. Ich war mir, wie wahrscheinlich viele hier, sicher dass es für immer so bleiben wird. Ich habe mit ihr in diesen Jahren viel durchgemacht. Dadurch dass sie vorher mit meinem besten Freund zusammen war der in meinem Freundeskreis war, ist der Kontakt zu den meisten meiner Freunde schon damals abgebrochen. Der Umzug hat dann noch den Rest weggespült.

In den letzen zwei Jahren war unser Leben ziemlich anstrengend mit vielen nicht Beziehungsbezogenen Problemen und auch nicht zwischenmenschlich. Sie bekam die Diagnose einer chronischen Krankheit die das ganze Leben und unseren Alltag maßgeblich geändert hat. Ich war vorher schon immer für Sie da und das hatte ich auch beibehalten. Wir haben uns arrangiert und ich habe sie unterstützt so gut es nur ging. Ich muss dazusagen dass ich eine Person mit einer ziemlich ausgeprägten Empathie und einem leichten Helfersyndrom bin und ich im Prinzip das Glücklichsein anderer, vor allem meiner Ex-Freundin, immer über mein Glücklichsein gestellt habe. Ich glaube auch dass hier genau das Problem (natürlich nicht nur) lag.

Vor kurzem kam jetzt auch noch die Diagnose einer psychischen Krankheit. Kann sich wahrscheinlich fast jeder Denken worum es geht. Als ich das erfuhr und hörte wie schlecht es ihr geht wollte ich nur noch mehr für Sie da sein. Mein letztes Hobby (in Anführungszeichen weil PC-Spiele doch nicht ganz die Akzeptanz eines Hobbies haben) was ich mir gelassen hatte, weil es mich auch ablenkte und Spaß brachte ist mir dadurch völlig weggebrochen. Freunde kann ich an einer Hand abzählen, alle davon Kollegen, aber Menschen denen ich vertraue, von denen ich weiß dass sie ein ähnliches Mindset wie ich haben. Auch meine Arbeit und eigentlich mein ganzes Leben war nur noch auf diese eine Person ausgelegt. Es gab für mich nichts mehr anderes, nichts mehr wichtigeres. Ich schien mir selbst auch ziemlich unrelevant und war damit (glaube ich) glücklich.

Nun ist alles anders. Ich weiß dass ich es nicht mehr umkehren kann. Das habe ich schon eingesehen.
Wir wohnen noch zusammen in einer Zweiraum-Wohnung. Derzeitig schläft Sie bei verschiedenen Freundinnen und kommt tagsüber nach Hause. Wir verstehen uns noch. Wir haben sehr viel gesprochen. Wie es weitergehen soll. Wie wir miteinander umgehen. So blöd es klingt wir wollen Freunde bleiben. Von ihr aus ist es keine Liebe mehr. Und ich glaube ich sehe langsam ein dass ich mich auch ziemlich belogen habe in letzter Zeit und vielleicht auch schon davor. Ich habe auch schon während der Beziehung Nähe vermisst, aber durch unsere externen Probleme dachte ich dass das alles nur aus dem Problem resultiert. Vielleicht war es aber eher andersherum. Aber wie ich hier jetzt öfter gelesen habe: es gehören immer zwei dazu.

Ich habe jetzt auch schon einiges über Kontaktsperre hier gelesen. Es klingt eigentlich vernünftig, aber mit ihren derzeitigen Problemen... Mir fällt selbst beim Schreiben auf wie egoistisch dieser Gedanke eigentlich ist. Es war eben meine Lebensaufgabe, alles andere im Leben war nur zur Umsetzung da.
Wir werden wohl in nächster Zeit unsere Wohnung als WG nutzen. Sie sucht sich bereits ein neues Zimmer/Wohnung.

Ich bin logischerweise immernoch traurig. Wahrscheinlich aber eher über das urplötzliche (haha wann kommt sowas geplant :/). Sie sagte zu mir ich solle raus gehen. Mehr unternehmen. Mehr Menschen kennen lernen und mich auf mich konzentrieren. Nachdem ich hier die letzten zwei Tage ausgiebig gelesen habe und am Montag Abend auch zwei meiner Freunde sich sofort auf einen 1h Weg zu mir aufgemacht haben damit ich den Abend nicht alleine verbringe, seh ich bereits jetzt schon einiges klarer.

Ich habe mich sofort ran gemacht Termine auszumachen. Habe alle Freunde kontaktiert und Ihnen gesagt dass sie sich melden sollen sobald sie irgendwas machen oder machen wollen, im Prinzip egal was es ist.
Ich will wieder mit einem Sport anfangen den ich aus Zeitgründen aufgehört hatte wieder anfangen.
Ich will ihr nicht wehtun damit, ich merke aber dass ich glücklich sein will. Und wenn Sie beschlossen hat dass sie ohne mich glücklicher ist, muss ich jetzt schauen dass ich mir selbst helfe und auch helfen lasse. Ich bin leider auch eifersüchtig auf sie. Sie hat ziemlich viele Freunde. Für sie sind viele Menschen da und 1. bin ich nicht mehr wirklich einer davon und 2. habe ich nur wenige und Zeit ist ja bei jedem ziemlich begrenzt.

Am Dienstag hatte ich noch versucht auf Arbeit zu gehen. Erscheint mir gerade aber nicht als möglich. Ich muss auf Arbeit hauptsächlich Kopfarbeit leisten und meine Gedanken schwirren in alle möglichen Richtungen aber nicht in Richtung Arbeit.

Diese Woche werde ich erstmal noch eine Auszeit nehmen. Ich war heute morgen sogar einkaufen und bin spazieren gegangen. Ich komme mir gerade noch etwas lächerlich dabei vor, aber ich muss mir wahrscheinlich eingestehen dass ich das Leben so ziemlich verlernt habe und von Null anfangen muss.
Vielleicht ist es besser so.

So erstmal soviel dazu. Ich wollte mir nur ein bisschen von der Seele schreiben. Ich bin eigentlich sonst nicht der Typ der sich an andere wendet sondern umgekehrt. Es war aber am Montag und auch die zwei Tage jetzt schon schön zu sehen dass es andere Menschen gibt denen ich zumindest wichtig bin. Die viel für mich machen würden. Auch wenn es nicht viele sind.

Vielen Dank an jeden der sich das hier durchliest. Und an die Forenbetreiber dafür dass es sowas gibt.

viele grüße!

01.07.2015 09:51 • #1


P
haii itsdifferent...

erstmal willkommen hier!

Du klingst in Deinem Text sehr gefasst.
Was mich sehr für Dich freut, da die meisten - mich eingeschlossen - erstmal in Panik verfallen und kopflos alles versuchen um die Trennung zu verhindern...

Sowohl eine chronische Krankheit, denn auch eine psychische verändern einen Menschen enorm und es hört sich bei Euch auch so an, dass ihr Euch einfach aneinander gewöhnt habt, gefühlstechnisch aber auseinander gedriftet seid...

Klar, ist es am Anfang schwierig... Der Mensch ist ein Gewohnheitstier...
Die Eifersucht, die Einsamkeit, das kenn ich auch alles...

Aber es wird vergehen. Du wirst schnell neue Leute kennen lernen... ein neues Hobby tut sein Übriges...
Viel Kraft für Deinen Neuanfang...

01.07.2015 10:04 • x 2 #2


A


Nach 7 Jahren ging es auf einmal sehr schnell

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I
@Phoeniix: danke für diese schnelle antwort.

Den Großteil bin ich mittlerweile gefasst. Ich versuch es positiv zu sehen und meine egoistische Ader zu finden. Das habe ich zum Großteil dieser Seite hier zu verdanken. Aber hin und wieder brichts halt doch gerade noch aus. Ist ja auch noch frisch und es war ein langer Lebensabschnitt. So ziemlich alle wichtigen ersten Lebenserfahrungen haben wir geteilt. Werde ich denke ich auch nie vergessen. Ich will einfach dass wir beide glücklich werden... und jetzt isses gerade ein bisschen ausgebrochen...

Die Situation ist nur gerade etwas komisch. Wir haben beide ziemlich viel geweint und ihr ist das definitiv auch nicht leicht gefallen. Und trotzdem sehen wir uns jetzt halt doch immer ab und zu. Ich bin mir noch nicht sicher ob wir das so hinkriegen werden. Für mich steht fest dass sie nicht mehr meine Freundin ist. Aber das macht sie trotzdem nicht zu einem unwichtigen Menschen für mich und das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

Ich hoffe nur das wir das irgendwie hinbekommen.

01.07.2015 11:51 • #3


Tränenlos
Hallo,
herzlich willkommen
Ich finde Deine Art, wie Du schreibst echt klasse. Du versuchst einen klaren Kopf zu behalten, auch wenn es nicht immer einfach ist. Ich denke, Du bist auf einem guten Weg. Dahin brauchen hier noch viele sehr lange Zeit. Ich bewundere Dich seh r. Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute.

01.07.2015 12:08 • x 1 #4


P
haii nochmal...

Du wirst es nicht vergessen, aber es wird irgendwann auch etwas mehr in den Hintergrund rücken.

Natürlich wird sie ein wichtiger Mensch bleiben, und wenn ihr beide getrennte Wege gehen wollt, spricht ja nichts gegen eine Freundschaft - irgendwann...

Für mich ist das nicht möglich, weil ich eben kein getrennten Weg gehen will... werde es aber wohl so hinnehmen müssen...

Fühl Dich gedrückt

01.07.2015 13:34 • x 2 #5


I
@tränenlos: Vielen Dank . Ich versuche nur das beste daraus zu machen. Und ich bin mir ziemlich sicher wenn ich mich sofort abgeschottet hätte und nicht hier angefangen hätte zu lesen (und jetzt auch zu schreiben) würde es mir ganz anders gehen. Aber ich will nicht dass ich es schwer habe und ich will nicht dass sie es schwer hat. Haben wir beide nicht verdient. Und den Großteil meiner Entscheidungen treffe ich ziemlich rational.
Ich verschließ mich nicht meinen Gefühlen, das auf keinen Fall. Aber rational ergeben im Moment andere Entscheidungen und Aussichten mehr Sinn. Oder sogar nur Sinn.

Ich bin auch jetzt schon fest überzeugt dass es irgendwann besser sein wird. Und ich glaube das sollte jeder im Hinterkopf behalten. Es ist hart und ich muss selbst erst einmal schauen wie das in Tagen/Wochen/Monaten/Jahren aussieht. Ich glaube da sieht es einfach bei jedem anders aus. Gerade weil die äußeren Umstände und spezielle Bedingungen da ziemlich viel mit reinspielen.

@Phoeniix: Das stimmt wohl mit den Erinnerungen. Und es wird wahrscheinlich alles irgendwie werden.
Es wird bei dir bestimmt auch bergauf gehen! Fühl dich zurückgedrückt

01.07.2015 14:07 • #6


I
Hallo zusammen,

ich wollte mal wieder schreiben, da es mir gerade relativ schlecht geht. Ich kann mich kaum aufraffen und auf Arbeit bin ich auch total neben der Spur. Ich weiß gerade nicht wos hingehen soll. Ich bin so schon.nicht immer total gut gelaunt gewesen auf Arbeit und.habe mich immer auf den Feierabend gefreut.

Jetzt ist es mir ziemlich gleichgültig ob ich auf Arbeit oder Zuhause sitze... dreht sich alles nur im Kreis. Ich weiss dass ich aif mich selbst achten soll. Mich auf mich konzentrieren. Aber das klappt nicht wirklich gut. Ich versuche irgendwelche Dinge zu machen. Meine Freunde haben kaum Zeit und ich sitz da und dreh Däumchen und denke darueber nach dass ich meine Ausbildung+Arbeit auch nur für Sie begonnen habe. Bevor ich mit ihr zusammen kam hatte ich auch schon sehr wenig Antrieb. Ich denke einfach zu viel nach.

Mit ihr hatte sich alles geändert. Ich kam mir wie ein normaler Mensch vor. Jetzt bin ich wieder an dem Punkt wie vor der Beziehung. Ich bin alleine. Habe wenige Freunde mit denen ich auch kaum über meine Probleme reden kann. Ich kenne keine Frauen. Ich weiß nicht mal wann ich mich das letzte Mal privat mit einer Frau unterhalten habe außer mit meiner Ex.

Ich bin am Hobbies suchen. Versuche irgendwie Sport zu machen. Aber das ist alles so sinnbefreit. Das bin eigentlich nicht ich. Ich fühl mich gerade als würde ich einfach nur versuchen anders zu sein. Meine Verwandten sagen auch ich solle machen, machen und nochmals machen. Soll trotzden weiter arbeiten. Soll mein Studium anfangen. Mehr Sport machen und mich gesund ernähren.

Ich weiß nicht ob ich das bin. Und ich weiß nicht ob ich das werden will. Ich hatte mich auf das Studium gefreut. Ich wusste dass es hart für mich wird und das ich sehr viel weniger Zeit mit meiner Freundin hätte verbringen können. Aber ich wusste dass ich nach Hause komme und irgendwann dann dort eine Person ist mit der ich über alles reden kann. Jetzt ist da niemand mehr. Mir fehlt die Basis. Mir fehlt es gerade an allem.

Heute geh ich das erste mal seit 8 Jahren zum Friseur. Das hatte Sie sonst immer für mich gemacht. Ich weiss nicht mal wie ich aussehen will. Interessiert gerade eh nicht.

Sie hat es so gut. Sie hat viel Zeit als Studentin. Sie hat viele Freunde die sich teilweise den ganzen Tag um sie kümmern. Jetzt ist sie für ein paar Tage in ihre Heimat zu ihrer Mutter gefahren. Und ich sitz hier auf Arbeit, wie die letzten Jahre auch. Wegkommen ist keine Option da ich sonst die Schulungen die ich erhalten habe anteilig tragen muesste. Das koennte ich mir derzeitig erst recht nicht leisten. 700 km nach Hause ziehen ist für mich auch keine Option. Meine Eltern und Verwandten haben über die letzten Tage genug komischen Stuß von sich gegeben.

Mein Cousin (der fuer mich wie ein Bruder ist) schrieb mich vorgestern Nacht an. Eine kurze Nachricht mit blabla. Danach dann 4 Fotos von seiner Familie mit seiner Frau und seiner Tochter. Man kam mir die Wut und gleichzeitig Traurigkeit hoch. Warum tun Menschen sowas anstatt kurz nachzudenken, sich in Empathie zu ueben, und dann zu merken wie das wohl sein muss.

Es soll ihr gut gehen. Ich habe begriffen dass es für sie das beste ist wahrscheinlich. Leider nicht für mich.

gruß
Linnart

07.07.2015 10:23 • #7




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