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Nach 8 Jahren als Geliebte emotional zerstört

R
Hallo,

ich bedanke mich schon jetzt für das Lesen meiner Geschichte und ernstgemeinte Ratschläge.

Die letzten acht Jahre pflegte ich ein Dasein als Geliebte. IHN, mehrere Jahrzehnte älter, lernte ich mit 19 kennen. Wir lernten uns auf beruflicher Ebene kennen; er gab mir Tipps. Auf diese Weise lernte ich ihn schätzen. Daraus wurde Mögen und kurze Zeit später Verliebtsein. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie eine Affäre. Daran war gar nicht zu denken und ich war nach so einem Erlebnis auch nicht auf der Suche. Ich fühlte mich dennoch magisch angezogen; nicht nur vom Äußeren, auch vom Intellekt, der Eloquenz...

Im Vorfeld wusste ich, dass er Frau und Kinder zu Hause sitzen hat, die er nicht verlassen wird. Das war für mich ok, schließlich nahm ich mir vor, keine tieferen Gefühle für ihn aufzubauen, was ich natürlich bei all den Jahren nicht verhindern konnte. Wir verbrachten Sternstunden. Aufgrund mehrerer hundert Kilometer Entfernung hielten sich Treffen in Grenzen. Das war aber noch das geringere unserer Probleme: Er ist nämlich ein Workaholic, stets darauf bedacht, dass sein soziales Umfeld von seinen Nachtschwärmereien nichts mitbekommt. Dementsprechend waren auch Telefonate fast so selten wie Sternschnuppen. Wir beide sind zwei sture Charaktere; beide meistens unnachgiebig in dem, was sie durchsetzen möchten. Dementsprechend gab es häufig Streit... weil die Geliebte sich wohl nicht an den inoffiziell existierenden Verhaltenskodex gehalten hat... wie bspw. tagsüber gefälligst nichts von sich hören zu lassen. In Stresssituationen ging er gleich zum Anblaffen über, als könnte ich hellsehen, dass er gerade in purem Stress stecke. Im Prinzip war ich wie eine Sklavin, die auf Abruf bereit zu stehen hatte und permanente Verfügbarkeit gewährleisten musste.

Mit den Jahren habe ich mich immer mehr auf ihn fixiert; mein Interesse für andere Männer tendierte während der ganzen Zeit gen Null, weil mein Begehren für ihn die Oberhand über mich hatte. Von Natur eher sehr zurückhaltend brauche ich meine Auftauphase. Bei ihm war das kein Problem; ich habe ihm mein Vertrauen, die Leidenschaft, tiefe Freundschaft geschenkt. Und nach einigen Monaten schon merkte ich, dass ich ihn nicht nur mag oder anziehend finde. Ich verspürte Verliebtsein; heute würde ich behaupten, dass ich ihn liebe. Eine Liebe, die - leider oder zum Glück - einseitig ist. Ich fühle mich, als mache das Leben keinen Sinn mehr ohne ihn, als wäre das, was ich mir erarbeitet habe, und meine Zukunft völlig irrelevant, solange er nicht bei mir ist, damit wir den Weg gemeinsam beschreiten. Vielleicht könnt ihr verstehen, was ich meine...

Je mehr ich für ihn Gefühle aufbaute, umso mehr distanzierte er sich von mir. Sein Credo beinhaltete ganz einfach die Aufforderung, dass ich mich nicht in ihn zu verlieben hätte. Immerhin bliebe uns keine Zukunft vergönnt. Ja... wo ich es selbst schreibe, klingt das Wahnsinn, dass ich es so hingenommen habe, aber ich hoffte auf eine Wandlung bei ihm. Und mir fällt es so schwer, meine Sympathien für ihn zurückzunehmen oder aufzugeben. Momentan fühle ich mich verzweifelt und hilflos, auf einen normalen Pfad zurückzukommen - ohne ihn. Der Kontakt zu ihm war wie ein Rausch, wie eine Sucht.

Vor etwa sieben Monaten haben wir uns das letzte Mal gesehen. Ein Treffen, das ich gern ungeschehen machen würde. Die Stunden, die ich auf ihn wartete, zermürbten mich. Meinen Frust bekämpfte ich unklugerweise mit Dickmachern. Bei jenem Treffen entgegnete er dann, ich sei eben nicht mehr sein Typ... mangelnde Attraktivität. Seither haben wir trotzdem noch Kontakt. Ich weiß, dass es absolut nichts mehr mit ihm gibt; jeder Kontakt nur Selbstqualen verursacht und doch kann ich nicht widerstehen, ihn anzurufen oder anzutelen. Aktuell ist er einmal wöchentlich für einen Dialog verfügbar. Das entspricht einer Kontaktreduzierung um 500 Prozent. Dennoch pocht mein Herz bei den Zusammenkünften, denn ohne diese Möglichkeit wäre dieser kalte Entzug für mich, den ich, glaube ich, nicht durchzustehen würde. Als solchen empfinde ich es, da er früher mehrmals täglich sein Begehren gezeigt hat, mit Komplimenten um sich warf. Daher meine Frage: Wie soll ich weiter reagieren? Was kann ich tun, um ihn endlich endgültig aus meiner Gedankenwelt zu verbannen und mich neuen Partnerschaften so nicht mehr zu verschließen? Es fällt mir schon schwer genug, mich mit dem einen Mal pro Woche zu arrangieren. Abends schaue ich mir immer noch alte Bilder an, lese seine Briefe etc.... bei denen ich es nicht über's Herz bringe, sie zu vernichten.

PS: Natürlich hat er während der ganzen Zeit immer wieder betont, dass er seine Frau überhaupt nicht liebe, nur aus Verantwortungsbewusstsein bei ihr bleibe... obwohl es auch s.uell nicht laufe. Abgekauft habe ich ihm das nie, ihm das auch gesagt.

23.12.2013 02:55 • x 1 #1


H
Wow, treffender als Du hätte man die Gefühlswelt einer Geliebten nicht beschreiben/formulieren können, nämlich daß es eben 'solche' gibt, die halt nicht der landläufigen Meinung von Lieschen Müller entsprechen... Nix männermordender Vamp, der sich zielgerecht den 'armen', ihr scheinbar arglos und willenlos ausgelieferten verheirateten Mann 'krallen'krallen' will. Nein, oftmals ist es doch so, daß solche Verheirateten die Solisten in ihre Ehe hineinziehen, in dieses bereits angekatschte oder gar kaputte System, um dieses vor dem Kollaps zu bewahren. Und wenn das dann ganz gut geklappt hat, segeln sie weiter, so lange, bis ein neues Ehe-Sturmtief aufzieht und die nächste 'rettende' Insel in Sicht ist.

23.12.2013 09:36 • x 2 #2


A


Nach 8 Jahren als Geliebte emotional zerstört

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P
Zitat:
Wie soll ich weiter reagieren? Was kann ich tun, um ihn endlich endgültig aus meiner Gedankenwelt zu verbannen und mich neuen Partnerschaften so nicht mehr zu verschließen?


Wenn Du dich für den kalten Entzug entscheidest, wirst du merken, wo deine Anteile an dieser nicht-Beziehung sind. Ohne Entzug geht es nicht wie bei jeder Dro..
Auch wenn du viel gelitten hast, ist diese Art der Beziehung also eine Beziehung auf Distanz und ohne Wärme Vertrauen und Zukunft das was deinen Bedürfnissen entsprach.

23.12.2013 11:07 • x 1 #3


R
Vielen Dank für eure Kommentare.

Er manipulierte sehr geschickt mit seinen Äußerungen; soll heißen, er spielte gelegentlich die Rolle des Sorgenden und ermahnte mich, ich solle mir einen Partner suchen - die Geschichte mit ihm bräuchte ich währenddessen jedoch nicht zu beenden. Er liebe und begehre mich immerhin, und - eine der jemals von mir gehörten größten Floskeln - Ältere seien ganz besonders sensibel und reagierten in höchstem Maße auf die Bedürfnisse der jungen Freundin... Äußerungen wie die letztere packte ich unkommentiert zur Seite getreu dem Motto Er will sich mal wieder aufspielen. Zu Zeiten, in denen sein Lustpegel auf Normalzustand stand, war er bemüht, mir seine Vorstellungen zu verklickern. Sein Hauptargument dabei war, dass er mich nicht lieben könne - Liebe gehe nämlich mit Verantwortung einher, für den Liebsten zu sorgen. Jene Verantwortung habe er vor zig Jahren mit dem Jawort seiner Frau versprochen. In meinem Gedächtnis hallen diese Aussagen schon lange nach. Natürlich deutet so etwas nicht auf den Beginn einer wundervollen Beziehung, aber ich wollte es damals nicht so dramatisch sehen. Ich habe ihn gemocht, in hohem Maße auch als Freund und dachte, dass er so gar nicht reagieren könnte, wenn er mich nur ernsthaft mag. Naiv, ich weiß.

Unter dem Schirm der Scheinheiligkeit, die hintenrum nichts anderes als eine Rechtfertigung für das Verheimlichen dieser Liebelei war, gab er viele Plattitüden von sich: Bspw. dass ich genau das sei, was er schon seit Jahren gebraucht hätte. Oder dass er ILD aus reiner Uneigennützigkeit nicht äußert, da er nichts bei mir/in mir kaputtmachen wolle. Schließlich solle künftig kein Hass auf ihn entstehen. Seine Forderungen verpackte er mit edelmütigem Geschenkpapier. Das Ganze war eine Verbindung unter Bedingungen, die ich erst jetzt richtig einzuordnen vermag.

@piago: Es gab durchaus Romantik, Geborgenheit - das beinhalteten diese Sternstunden. Ich habe mich selbst immer wieder versucht, das Positive an der Kontaktreduzierung zu sehen; nämlich dass ich mich ganz langsam entwöhnen kann. Ich bin allerdings ratlos, warum das bei mir nicht klappt.

23.12.2013 11:44 • #4


G
während ich bei anderen geliebten hier in der tat eine nebenbeziehung oder sogar liebesgeschichte sehe, komme ich bei deiner auf keine beziehnung dieser eigenartigen verbindung.
und würde dir schnellstens raten, suche dir einen therapieplatz. 8 jahre Skla. bekommst du alleine nicht mehr bewältigt.
warum er so gehandelt hat, was das für ein mensch ist, sollte nicht mehr im vordergrund stehen. sondern was hat dich zu dem gemacht, was du heute bist. denn alleine er, wäre zu einfach!
du trägst große anteile an dieser geschichte und diese solltest du für dich erkennen.
sonst sind 8 weitere jahre für dich fast pflicht. oder der nächste partner macht mit dir was ähnliches.
suche in dir, was diese ungesunde muster so festhält, dass du im 21.jahrhundert uns was von Skla. erzählst.

23.12.2013 12:08 • x 1 #5


R
@gast2244: Ganz unbestritten trage ich Anteile an dieser Verbindung; davon spreche ich mich in gar keinem Fall frei. Übrigens war die Bemerkung mit dem Skla. nur eine Reflektion auf meine Gefühlswelt; nichts anderes. Und warum ich so geworden bin, wie ich bin? Aus der Hoffnung heraus, er würde mich nicht entsorgen wie einen altgedienten Putzlumpen. Aber natürlich hätte mich diese weitere Heimlichkeit immer weiter zermürbt...

23.12.2013 12:17 • #6


G
widerspruch in sich, wie ich finde:
Aus der Hoffnung heraus, er würde mich nicht entsorgen wie einen altgedienten Putzlumpen.
Aber natürlich hätte mich diese weitere Heimlichkeit immer weiter zermürbt...
was war denn dein ziel an seite dieses mannes?
was hat dir diese beziehung gegeben?
was hast du in ihm gefunden?
wie hat er dich ergänzt?
was hat er dir geschenkt?
was dürftest du ihm schenken?

die antwort? ich denke wird sehr rar und ungenügend ausfallen. und wenn es so ist, was trägst du in dir, dass dir diese krümmel reichen?

das mit der Skla. habe ich übrigens verstanden.

23.12.2013 12:25 • x 1 #7


Traumtänzer
Ist schon eine krasse Geschichte. Und warum man so geworden ist, wie man eben ist, fragt man sich hinterher immer. Vor allem wenn man den Teufelskreis der emotionalen Abhängigkeit durchbrochen hat und endlich mal mit etwas Distanz zurück blicken kann. Letzten Endes hat er dir das gesagt, was du hören wolltest und du hast dich einlullen lassen. Geht wohl fast jedem so irgendwann mal. Und als ihr euch kennen gelernt habt, warst du ja noch recht grün hinter den Ohren, was das Leben und die nötige Erfahrung anbelangt. Und dann kommt der weltmännische Machtmensch daher, der dich unterstützt usw, um im Grunde eigentlich doch nur das zu bekommen, was er selber begehrt. Wichtig ist mMn erst mal, daß du dir über dich selbst im Klaren wirst. Das du erkennst was da eigentlich passiert ist, wie du es aufarbeiten kannst und vor allem wieder frei wirst. Denn sonst rennst du beim nächsten Mann wieder genau an den gleichen Typ ran und das Karussell dreht sich von vorne.

23.12.2013 12:35 • x 1 #8


G
hallo ratsuchende,

Ich möchte dich hier nicht verurteilen, obwohl ich diesen ganzen geliebtenschmus nicht verstehen kann, denn wenn mir jemand sagt, dass er zuhause jemanden hat und dann auch noch
kinder im spiel sind, wäre er für mich tabu.

Aber wieviel bist du dir denn selbst wert? Glaubst du nicht, dass auch du eine normale beziehung verdient hast.
Such dir hilfe, tu nur was für dich und hab am besten überhaupt keinen kontakt mehr zu ihm.
Du bist nicht auf der welt um ihm ein schönes leben zu machen- sondern um dir selbst ein schönes leben zu machen.

liebe grüsse greta

23.12.2013 12:36 • x 1 #9


groupie
Du fragst, was Du tun kannst.
Bist Du denn schon länger hier im Forum?
Hast Du schon einmal etwas von Kontaktsperre gehört (KS)?

23.12.2013 12:44 • #10


R
Bin erst seit kurzem hier. Ich versuche mich an einer Kontaktdrosselung, schaffe es aber einfach nicht. Zu wissen, gar keinen Kontakt zu ihm zu haben, nimmt mir den Atem. Iimmer noch. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, suchte ich nach einem vaeterlichen Partner. Was er mir gab: Lebensfreude in den Momenten, in denen wir zusammen waren, Selbstvertrauen, war, wenn ich ihn arbeitsmaessig brauchte, meist verlaesslich und er gab mir ein Gefuehl von Behuetetsein.

23.12.2013 13:38 • #11


H
Liebe Ratsuchende, der erste Schritt in die richtige Richtung wurde von Dir bereits getan und deshalb ist Deine Situation zwar verfahren, jedoch in keinster Weise ausweglos! Du reflektierst und bist ehrlich zu Dir selbst, dazu gehört Mut. Und wie jemand, der 'gerne' leidet, also den 'Sterbenden Schwan' gibt, kommst Du mir wahrlich nicht vor. Du hast das Zeug und den nötigen Mumm dazu, Dich über kurz oder lang von diesem Herrn zu trennen, weil Dir sein großfürstliches Benehmen nämlich nicht passt, besser gesagt, immer weniger in den Kram passt. Und das ist gut so.

23.12.2013 14:41 • #12


groupie
Liebe Ratsuchende,

ich lese Deine Geschichte nur in kleinen Häppchen. Regt mich zu sehr auf.

Ich war selbst Geliebte und kann Dir sagen:
ohne Kontaktsperre (KS) geht es nicht, sich daraus zu lösen.

Meine letzte Affäre half mir, den Kontakt abzubrechen,
indem er mich als sein Verhältnis bezeichnete.
Hört sich nett so nett an wie Geliebte.
Ich war sauer und sah ihn nie wieder.

Geliebte klingt nach Liebe.
Ist echt das falsche Wort für so ne ausbeuterische Beziehung.
Er baut Dein Selbstwertgefühl nicht auf, sondern nutzt Dein schwaches Selbstwertgefühl aus.
Bis bald.

23.12.2013 15:18 • x 1 #13


H
Ratsuchende, ist alles okay bei Dir? Viele Grüße, Hildegard

23.12.2013 21:42 • #14


J
Ich würde mir an deiner Stelle Hilfe von außen holen. Die wirst du wahrscheinlich brauchen.

Alles gute!

23.12.2013 23:38 • x 1 #15


A


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