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Nach 9 Jahren ist er einfach so gegangen

A
Dies ist eine Kopie meines Beitrags im Thread Wie war dein Tag?, wo er wohl nicht so richtig rein gehört. Ein aufmerksames Forenmitglied hat mir empfohlen, einen eigenen Thread zu eröffnen. Das mache ich nun hiermit. Ich muss noch lernen, mich hier zurecht zu finden. Ich versuch es. Also, hier mein hierhin kopierter Text (an ein paar Stellen abgeändert):
Nachdem ich schon eine ganze Weile fleißig mitlese, ist dies nun mein erster Beitrag, den ich schreiben möchte, bevor ich durchdrehe. Mein Freund, mit dem ich seit fast zehn Jahren zusammen bin, hat mich Anfang Februar mit einem Mailvierzeiler verlassen. Keine Aussprache, keine Auseinandersetzung, nur die Äußerung, er wolle allein leben. Ich bin aus allen Wolken gefallen, habe beruflich Stress, bin ausgebrannt und musste auch oft am Wochenende etwas für die Arbeit tun. Nicht toll, da wir eine Wochenendbeziehung führten. Weiß ich. Aber meine Sehnsucht nach Nähe, nach stinknormalem Alltag wurde auch nicht erfüllt. Ich war die treibende Kraft, drängte und spürte zugleich, dass ihm die Wochenendsituation prinzipiell nichts ausmachte. Nur wollte er die Wochenenden sicherlich entspannter verbringen. Bis heute glaube ich, dass mein Ex mir treu war. Ich bin nicht mehr die Jüngste, er ist nicht mehr der Jüngste und ich dachte immer, wir werden miteinander alt und wissen, was wir aneinander haben, auch wenn es hier und da nicht 100% harmonierte. Wie kann es sein, dass ich mit einem Vierzeiler abgefertigt wurde? Ich habe ihm danach noch einige Male kurz etwas geschrieben, aber er reagierte nicht. Dieses Nicht- Erklären, diese fehlende Aussprache bringt mich innerlich komplett um. Ich leide unendlich. Ich habe erwachsene Kinder (nicht von ihm), denen er neulich noch zum Geburtstag gratulierte. Gruselig. Ich komme gar nicht mehr vor. Meine Seele brennt, zurück bleibt ein Fragezeichen. Ich kann nicht schlafen. Ich friere in der Sonne, ich weine auf der Arbeit, zu Hause, im Auto, beim Spaziergang. Fühle mich schuldig, weil ich in der letzten Zeit so viel gearbeitet habe. Ich denke sowieso, ich sei an allem Schuld und muss mein Selbstwertgefühl wieder herstellen. Nur wie? Ich möchte erstmal überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihm, weil ich so etwas nicht mit mir machen lassen kann, und im gleichen Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, als ihn ganz in meiner Nähe zu spüren. Was soll ich bloß tun? Irgendwie kann ich nicht realisieren, dass alles vorbei ist. Ich spüre einen Schmerz, der mein Inneres zu pürieren scheint. Es tut weh, es hört nicht auf, . ich möchte wieder leben! Geht das?

27.03.2018 08:54 • x 1 #1


M
Zitat von Akelei:
Dieses Nicht- Erklären, diese fehlende Aussprache bringt mich innerlich komplett um.

Du wirst feststellen, das die meisten hier, keine Aussprache hatten
und das diese Aussprache, wenn sie denn stattfindet
tolle nichts sagende Sätze beinhaltet
wie: ich lieb dich nicht mehr
oder weil ich dich liebe, geb ich dich frei
oder Du verdienst was besseres

Klassiker auch, weil ich hab ne andere, die besser zu mir passt ..

Willkommen aus traurigen Anlass
leider sind die wenigsten Menschen mit Fairness bei Beenden unterwegs

27.03.2018 09:12 • x 2 #2


A


Nach 9 Jahren ist er einfach so gegangen

x 3


A
Ach Akelei, das tut mir sehr leid - aber jetzt hast Du das Forum gefunden und hier bekommst Du zumindest seelische Unterstützung.

Alles, wirklich alles, was Du schreibst kann ich nachvollziehen und wenn Du hier schon seit einiger Zeit mitliest, dann weißt Du, dass so etwas zumindest kein Einzelfall ist. Auch mir ging es so. Von jetzt auf gleich, ohne Aussprache, ohne Chance. Deine inneren Schmerzen sind völlig nachvollziehbar, Dein Wunsch nach totaler Kontaktsperre das einzige, was Dir helfen wird.

Leider kann ich Dir nicht sagen, wie lange der Zustand dauern wird, bis Du wieder Licht am Horizont sehen wirst. Ich kämpfe selbst nach drei Monaten immer noch. Es gibt Tage, da komme ich schon prima zurecht und kann mich auch amüsieren, aber dann kommt wieder ein Tag, der mich zurück wirft. Oder: ich höre, dass jemand anderes aus meinem Umfeld mit ihm Kontakt hatte - das haut mich auch jedes Mal wieder um. Ich bin übrigens auch nicht mehr Thema in seinem Leben. Unbegreiflich, genau wie für Dich.

Schuldgefühle: das lass mal lieber gleich bleiben. Bringt überhaupt gar nix.

Es hört auf. Ganz bestimmt. Nicht heute, nicht nächste Woche, aber in absehbarer Zeit. Wirklich. Was Du dazu tun kannst?

- nimm Dir Zeit für Gespräche mit Freunden
- nimm Dir viele Sachen vor am Wochenende (Ausflüge, Kneipentouren, Sport (fang mit Laufen an, wenn Du magst - oder walken)
- geh Deine Kinder besuchen, gehe mit ihnen Frühstücken am Wochenende
- plane Wochenendtrips
- plane Urlaub

Es reicht, wenn Du unter der Woche zu Hause sitzt und die Wand anstarrst, weil Du Dich zu nix anderem aufraffen kannst. Und wenn Du heulen willst, dann mach das hingebungsvoll!

Halte durch, auch wenn es jetzt so schrecklich ist. Und halte die Kontaktsperre - unbedingt!

27.03.2018 09:15 • x 5 #3


Vitaminstoß
Dein Wunsch nach einer Erklärung ist verständlich, jedoch ist es so, dass eine Aussprache noch mehr verletzen kann.
Er will sich wahrscheinlich schützen, deshalb diese Form, hat vielleicht auch nicht die Kraft, sich deinem Schmerz zu stellen. Dass es für dich schmerzlich ist, das ist ihm sicher klar.

Und doch ist es so, dass du an einem Punkt angelangt bist, an dem du in deinem Leben etwas ändern solltest. Du bist ohnehin ausgebrannt, arbeitest zu viel. Hast dich selbst vernachlässigt. Vielleicht wirst du in ein paar Jahren sagen, dass sein Weggehen das Beste war, das dir passieren konnte.

27.03.2018 09:20 • x 1 #4


J
Zitat:
leider sind die wenigsten Menschen mit Fairness bei Beenden unterwegs


Und oft genug auch wegen Scham/schlechtem Gewissen, oft genug steckt in Summe mehr dahinter, obwohl der Verlassene so wie auch du @Akelei, die Hand ins Feuer legen würde. Aber mal ehrlich, ihr seid beide schon etwas älter, 10 Jahre Fernbeziehung, ein Schelm wer böses dabei denkt.

Und selbst wenn er grundsätzlich treu gewesen ist, könnte es gut möglich sein, dass er zumindest gegen Ende der Beziehung Ausschau gehalten hat, und vielleicht schon etwas gefunden hat was ihm gefällt. Solche Dinge passieren schneller als man denkt.

Zumindest würden diese Möglichkeiten den freundlichen Vierzeiler ein wenig erklären, wenn sonst nichts schlimmes zwischen euch vorgefallen ist.

27.03.2018 09:29 • #5


sozialtussi
Das ist furchtbar für dich und nicht nachvollziehbar, sich nach 9 Jahren einfach so zurückzuziehen.
Was für ein Feigling.
Du bist 57 und da finde ich es besonders schwer, jemand Neues zu finden.
Daher trifft es unser Alter nochmal so hart.
Was du im Moment machen kannst:
Den Schmerz zulassen und nicht unterdrücken.
Vielleicht kannst du dich eine Zeit aus dem Job rausziehen lassen?
Es wird seine Zeit dauern, bis du das verkraftest.
Ich bin anfangs viel unterwegs gewesen.
Habe Reisen unternommen und mich viel unter Menschen begeben.
Das Forum hat mir Kraft gegeben und die vielen netten Menschen hier.
Schreib dir alles von der Seele, du wirst viele Antworten bekommen.
Wie gesagt, lass den Schmerz zu und weine, wenn du weinen musst.
Haft du Verwandte, oder eine beste Freundin?

27.03.2018 09:46 • x 1 #6


A
@sozialtussi
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Ich gehe unter Leute, brauch aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Mal so, mal so. Ich habe Freundinnen, bei denen ich mich aussprechen kann, aber ich will sie nicht permanent mit meinem Kram belasten. Aus dem Job kann ich mich nicht herausziehen. Im Moment hilft er mir, indem ich auf andere Gedanken komme. Die Alpträume kommen vor allen Dingen an den Wochenenden, wir hatten ja eine Wochenendbeziehung und da fehlt mir jetzt alles, alles. Hab keine Lust, was mit Paaren zu unternehmen, mit Freundinnen gehts. Ich lese, wie viele von euch durch diesen Trennungsabschnitt gegangen sind und wie lange das weh tut. Hilft alles nichts. Auch ich muss da durch. Vielleicht sage ich in ein paar Jahren, dass es gut war, so wie es war. Vielleicht öffnet mir das Verschwinden meines Freundes neue Möglichkeiten, die ich mir jetzt noch gar nicht ausmalen will und kann. Ich brauch ne Portion Wut. Hab ich aber nicht. ..Vielleicht sollte ich über Ostern mal seinen Kram, der bei mir liegt, wegpacken.
Liebe Grüße!

27.03.2018 14:47 • #7


M
Zitat von Akelei:
Ich brauch ne Portion Wut. Hab ich aber nicht.

noch nicht, kommt erst, gibt auch verschiedene Phasen der Trennung

Ja sein Zeug wegpacken, in Kisten in Keller, damit erst mal aus dem Weg. Vielleicht auch Zimmer mit Farbe umgestalten oder umstellen.
Du kannst dich auch hier durch den Ratgeber lesen, sind auch hilfreiche Tipps bei

27.03.2018 14:54 • #8


Kummerkasten007
Vielleicht hat er ja versucht zu reden, aber er wurde nicht gehört bei dem ganzen Streß, den Du hast?

Welche Priorität hatte er für Dich?

27.03.2018 14:59 • #9


sozialtussi
Auf jeden Fall wirst du neue Leute kennenlernen.
Man legt den Fokus nach einer Trennung mehr auf Singles, auch wenn die Freundschaften manchmal nur vorübergehend sind.
Menschen kommen und Menschen gehen.
In unserem Alter haben manche so einige Macken entwickelt (ich zumindest) und da ist es nicht so einfach, sich neu anzupassen.
Ich habe zwei beste Freundinnen, aber die sind beide verheiratet und machen nicht alles mit.
Ich habe mich allerdings recht gut ans Alleinsein gewöhnt.
Zum Essengehen, oder kurzweilige Treffen finde ich immer jemanden.
Nur dauert es bestimmt ein gutes Jahr, bis du das Alleinsein auch genießen wirst.
Und es hat den Vorteil, dass du auf niemanden mehr Rücksicht nehmen musst.
Du wirst Dinge tun, die du vorher nie gemacht hast.
Dein Leben wird anders, es muss nicht schlechter werden.
So eine Wochenendbeziehung stelle ich mir eigentlich ganz praktisch vor, man hat seinen Freiraum.
Der Nachteil ist wahrscheinlich, dass man nicht weiß, wohin sich der andere Partner entwickelt.
Ich bin gespannt, ob dein Freund sich nochmal herunterlässt, dir eine Erklärung für das plötzliche Ende zu geben.
Nach 9 Jahren sollte das drin sein.
Was sind das nur für Menschen, die so feige sind?

27.03.2018 15:07 • x 2 #10


A
Das solltest Du auf jeden Fall machen. Karton nehmen, alles reinpacken und ab in den Keller oder Dachboden oder sonst was.

27.03.2018 15:08 • x 1 #11


A
@kummerkasten: Er hat sicherlich Zeichen gesetzt und durchklingen lassen, dass ich rumstresse. War auch so. Ich muss dazu schreiben, dass ich schon ganz zu Anfang unserer Beziehung deutlich meinen Wunsch nach Zusammenleben geäußert habe. Er ist bis zum Schluss nie darauf eingegangen. Eine Wochenendbeziehung hat nicht viel mit Alltag zu tun, ist ohnehin langfristig nervig und anstrengend.
@sozialtussi: Manchmal hat eine Wochenendbeziehung sicherlich auch Vorteile. Der Trott bleibt außen vor. Man freut sich immer auf Freitag. Es ist eine Typfrage, was man bevorzugt.

27.03.2018 15:12 • x 1 #12


Kummerkasten007
Zitat von Akelei:
Ich muss dazu schreiben, dass ich schon ganz zu Anfang unserer Beziehung deutlich meinen Wunsch nach Zusammenleben geäußert habe. Er ist bis zum Schluss nie darauf eingegangen. Eine Wochenendbeziehung hat nichts mit Alltag zu tun, ist ohnehin nervig und anstrengend


Ähm, und Du hast 9 Jahre lang insgeheim gewartet, dass er doch will? War das ein ständiger Diskussionspunkt zwischen Euch? Und wie groß war die Entfernung? War das Pendeln ausgewogen zwischen Euch?

Zitat von Akelei:
Er hat sicherlich Zeichen gesetzt und durchklingen lassen, dass ich rumstresse. War auch so


Es ist nun keine Entschuldigung, vielleicht eine Erklärung: es könnte sein, dass er keine Lust mehr aufs Nicht-Zuhören hatte und auch nicht auf irgendeinen Streß.

27.03.2018 15:19 • #13


A
Zitat von Anis17:
Das solltest Du auf jeden Fall machen. Karton nehmen, alles reinpacken und ab in den Keller oder Dachboden oder sonst was.


Ich denke, du hast völlig Recht.

27.03.2018 15:21 • #14


A
@Kummerkasten
Wir hatten schöne Jahre, aber unterschiedliche Zielvorstellungen. Er hat nie über sich geredet, aber seine Liebe mit Taten ausgedrückt, aufmerksam sein, helfen, Verantwortung übernehmen...und ich hab für seinen Geschmack viel zu viel geredet, bin emotional, er eher rational. War trotzdem gut. Jeder hatte seinen Platz und wir haben uns ergänzt. In letzter Zeit hat mich meine Arbeit allerdings überbelastet. Hab ständig darüber geredet. Ich hab immer vorgeschlagen, dass wir uns durch gemeinsames Wohnen Kosten sparen könnten, man könnte die Arbeitszeiten runterfahren usw. Nö, kein Bedarf...

27.03.2018 15:34 • #15


A


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