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Narzisses lassen und wahrscheinlich nicht los weil

A
wir so süchtig danach sind uns mit ihnen zu beschäftigen
wie Narzissen süchtig nach Anerkennung, Input, Aufmerksamkeit etc. sind.
Beide Seiten füllen eine Leere
Die eine mit immer neuen Partnern,
die andere mit immer dem gleichen (Ex)Partner
Kein normaler Mensch würde sich über Monate und Jahre so intensiv mit einem Menschen befassen der ihn unglücklich gemacht hat
Schreckliche Erlebnisse müssen aufgearbeitet werden
Aber es ist mehr als Aufarbeitung
Es ist Lebensinhalt
Wehe es kommt ein Partner daher
der nicht verkorkst genug ist
um sich über Jahre mit seiner Psyche zu befassen

17.03.2015 13:30 • #1


P
Spannender finde ich ja, warum sich jemand damit beschäftigt, wie N-Geschädigte ihre Vearbeitung hinter sich bringen..
?

18.03.2015 12:14 • #2


A


Narzisses lassen und wahrscheinlich nicht los weil

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A
Zitat:
Spannender finde ich ja, warum sich jemand damit beschäftigt, wie N-Geschädigte ihre Vearbeitung hinter sich bringen..
?


Vielleicht weil jemand zu den N-Geschädigten gehört?

Gehört es noch zur Aufarbeitung der Beziehung
sich mit jedem Detail der Beziehung zu beschäftigen?
Die Seele des N zu durchleuchten?
Bezüge zur eigenen Biographie zu herzustellen?
Oder vertieft man damit die Sucht?
Was geschieht wenn man gedanklich den N einmal löscht?
Leere?
Vielleicht ist man unfähig
N loszulassen
nicht weil er einen gedanklich verstrickt, nicht weil vieles ungeklärt und unverständlich blieb, nicht weil er Wunden aufriss
sondern weil unser inneres Instrumentarium daran gewohnt ist
um Probleme zu kreisen?
Was wenn ein Partner in unser Leben tritt
der dieses Instrumentarium überflüssig macht?
Gewohnheiten vermitteln das Gefühl der Sicherheit
auch wenn es Gewohnheiten sind
die selbstzerstörerisch sind
Dort sind wir zuhause und wissen uns zu verhalten
So verhält es sich auch mit Gefühlsgewohnheiten
Im Verworrenen, Schmerzhaften, fühlen wir uns heimisch
In ihnen fühlen wir uns zutieft unglücklich
aber Verworrenes, schmerzhaftes sind wir gewohnt
Was den N betrifft
können wir uns sicher sein dass das Verworrene verworren bleibt
Wir fallen also nie aus unserer gewohnten Rolle
Wir sind Artisten die mit Feuerkeulen jonglieren
Was geschieht wenn man uns diese Keulen wegnimmt?
Oder das Feuer auspustet um uns zu schützen?

Ich habe als Kind einen wilden Schimmel geschenkt bekommen
Ich nannte ihn Teufel
Seither reite ich den Teufel
Er ist bis heute nicht zu bändigen
Sobald ich mich auf ihn setze
springt er hoch und versucht mich abzuwerfen
In all den Jahren bin ich eine kunstvolle Schimmel-Bändigerin geworden
Ich schaffe es, mich auf Teufel zu halten
Mir sind in all den Jahren keinen Schritt voran gekommen
Ich habe ganz vergessen dass ich ursprünglich reiten wollte
In die dunklen Wälder hinein
Manchmal habe ich die Sehnsucht danach
aber ich müsste Teufel verlassen
an den sich mein Herz gehängt hat
Ich müsste das Reiten langsam erst lernen
Ich fühle mich unsicher
Meine Muskeln, mein Können, meine geistigen Kräfte
haben sich in den Jahren auf Teufel eingestellt
Ich will ihn nicht verlassen

Also versuche ich weiter ihn zu bändigen
Vielleicht wird er eines Tages doch noch ein zahmes Pferdchen
das mit mir in die Wälder reitet?
Ich steige wieder auf Teufels heißen Rücken
Dieses Mal schafft er es schnell mich abzuwerfen
Ich falle hart, breche mir alle Knochen
Für viele Wochen liege ich in Gips
Teufel kommt mich nicht besuchen

Irgendwann wird mir der Gips abgenommen
auf schwachen Beinen
mache ich meinen ersten Ausflug in die Wälder
Ich bleibe stehen und schaue versonnen in die Ferne
Ich fühle dass mich etwas zaghaft berührt
Es ist die zarte, feuchte Schnute eines wunderschönen, freundlichen Pferdes das mich sanft anstupst
Es signalisiert mir auf seinen Rücken zu steigen
In mir steigt eine große Lust auf
Mein Herz hüpft vor Freude
Ich steige auf seinen Rücken
Er bleibt ganz ruhig, wirft mich nicht ab
Ich spüre nur seine freudige Nervosität
die fragt Wohin soll es denn gehen junge Dame?

Ich fühle wie meine Kräfte zurückkommen
mein ganzer Körper erhitzt sich
Meine Muskeln spannen sich an
Meine Hände krallen sich in seinen Rücken
Aber er wendet nur irritiert und fragend seinen Kopf zu
Er ist ein freundliches Pferd
Aber irgendwie fehlt mir hier die Resonanz
denke ich
Alles was ich kann
benötigt er nicht
Ich zeige was ich gelernt habe und was ich drauf habe
aber er reagiert garnicht darauf
Ich glaube
ich bin ihm gleichgültig
Er weiß mich garnicht zu schätzen
Er erkennt nicht mein wahres Wesen
Das kann keine Liebe sein
Mein Wesen und mein Können bleibt ohne Echo

In mir steigt eine unermessliche Sehnsucht auf
erkannt zu werden
Ich fühle mich einsam und verloren
Ich sehne mich nach Teufel
Immerhin haben wir Jahre miteinander verbracht
Er hat mich zwar immer wieder abgeworfen
aber er hat mich ebenso wieder aufsteigen lassen
Vielleicht ist es doch Liebe gewesen?
Vielleicht sehnt er sich nach mir?
Und wird mich dieses Mal nicht abwerfen?
Sondern mit mir durch die tiefen Wälder reiten?
Ja so wird es sein

Ich steige von dem freundlichen Pferd ab und mache mich auf dem Weg zu Teufel
Die Sehnsucht brennt in mir
Wie konnte ich ihn nur im Stich lassen?!
Er hat doch sein Bestes gegeben
Er ist nunmal kein zahmes, gebändigtes Pferd
Und ich habe mich ja erholt
und habe mir neue Bändigungs-Strategien ausgedacht
Vielleicht werden sie ihm gerecht?
Ausprobieren schadet doch nicht!
Ich muss ihm eine Chance geben!
Und ich habe mich verändert seit wir uns zum letzten Mal sahen
Ich bin fast wieder gesund und sehe sehr schön aus
Das wird ihm sicher Lust machen
mit mir durch die Wälder zu reiten

Ich verabschiede mich vom freundlichen Pferd und eile zu Teufel
Und als sei die Zeit stehen geblieben seitdem wir uns zum letzten Mal sahen
steht er dort und grinst mich verschmitzt an
Heißer Dampf steigt von seinem Fell auf
Ja, wir haben uns nicht nur wieder erkannt
Wir haben uns erkannt
Meine ganze Natur findet Widerhall in ihm
Ich fühle Glück und tiefe Liebe
Und springe leidenschaftlich auf seinen Rücken
Kralle mich mit versammelten Kräften an ihm fest
Und erstmals seit Wochen spüre ich mich ganz intensiv
Ja das ist das Gefühl das ich so sehr vermisste
Sofort schnellt er in die Höhe
Und ehe ich mich versehe
liege ich am Boden

Dieses Mal bleibe ich am Boden sitzen und schaue mir Teufel genau an
Wie schön er ist
Was für eine traurige und wilde Ausstrahlung er hat
Ich liebe ihn trotz allem
Ich liebe ihn genau deswegen
Ich liebe seine Stärke
die meine Stärke herausfordert
Er siegt immer
Das zeugt von seiner unbändigen Kraft
Und vielleicht werde ich es eines Tages schaffen
ihn zu besiegen?
Schließlich hat keine andere Pferdebändigerin bisher
es vermocht, Teufel so lange zu reiten wie ich
Und ich habe mich doch ganz gut gehalten
Manchmal schaffe ich es
mich minutenlang an ihm festzukrallen
während er unablässig hoch fährt und versucht mich abzuschütteln

Ich glaube
das bin einfach ich
Ich bin eine Pferdebändigerin
Und wenn ich eines Tages Teufel bändige
dann habe ich den Höhepunkt meiner Karriere erreicht
Dann haben sich all die Mühen gelohnt
Ich habe ja auch nichts anderes gelernt
Wieso also nicht das vervollkommnen
was ich bereits kann?
Ja das werde ich tun!
Und Teufel wird so beeindruckt von meinem Können und meiner Virtuosität sein
dass er sich eines fernen Tages so freundlich verhalten wird
wie das Pferd das ich im Wald traf

Ich schaue Teufel an
In diese vor Wildheit und Verzweiflung funkelnden, wunderschönen Augen
Ich glaube
in ihm steckt der noch verborgene aber tiefe Wunsch
von mir erlöst zu werden
Eigentlich will er garnicht Teufel sein
Er will genau so sein wie dieses freundliche Waldpferd
Ich spüre ganz genau
wie er eigentlich sein will
Und wahrscheinlich kann er es nur durch mich sein
Ich bin wichtig für ihn
Wir sind existenziell aneinander gebunden
Wir brauchen uns
Ich kann es nicht verantworten
ihn im Stich zu lassen
Ich muss ihm die Chance geben
das zu werden
was er nicht ist
und auch nicht sein will

Ist es also wirklich der richtige Weg
mich weiterhin innerlich
intensiv mit N zu befassen?
Dient es der Verabeitung?
Oder ist es die Entscheidung
bei Teufel zu bleiben?
Wenn auch nur in Gedanken
Immerhin!
Hier ist mein ganzes Talent gefragt!

Ich brauche noch eine Weile
bis ich mich entschieden habe
ob ich meinen alten Weg fortsetze
oder ob ich etwas neues lerne

Noch einmal bei Null anfangen?
Will ich das?
Kann ich es ertragen
dass meine Kräfte, meine Gaben nicht gebraucht werden?
Wer bin ich denn noch
wenn niemand mich braucht?
Wohin mit meinen Kräften?

Könnte ich sie vielleicht für mich selbst einsetzen?
Ja vielleicht
Aber es fühlt sich so einsam an
Etwas nur für mich zu tun
Niemand der auf mich reagiert
Niemand der gegen mich kämpft
Ich fühle mich irgendwie überflüssig
und ohne Resonanz von außen

Ich versuche es dennoch
Ich nutze meine Kräfte
um einen großen wilden Garten anzulegen
Es gelingt mir
Ich grabe und säe
Ich gieße und rupfe
Und schneller als erwartet sprießen die ersten Blumen
Ich mache eine Pause und schaue auf mein Werk
Es ist ein wunderschöner Anblick

Trotzdem ist in mir eine Leere
Irgend etwas fehlt mir
Irgend etwas in mir kommt nicht zur Geltung, nicht zum klingen
Freundliche Menschen kommen des Weges
und erfreuen sich an meinem Garten
Sie setzen sich ein Weilchen zu mir und loben mich
Sie geben mir wertvolle Tipps wie ich mit dieser und jener Pflanze umgehen kann
Wie ich die Schnecken loswerde
Sie laden mich in ihre Gärten ein
Ein Schmetterling setzt sich kurz auf meine Hand
und flattert dann weiter zu einer der Blumen die ich säte
Es raschelt in einer wilden Rosenhecke
Und plötzlich lugt das freundliche Gesicht meines Waldpferdes
durch meine Rosenhecke
Ich sehe sofort an seinem Blick
Mein Freund das Waldpferd versteht
Und hat mir längst verziehen
Ich freue mich und streiche ihm über sein glänzendes Fell

Und trotzdem fehlt mir etwas
Etwas in mir ist einsam
Zutiefst einsam
und sehnsüchtig
In mir brennt es

Wie lange wird es dauern bis
es nicht mehr in mir brennt?
Wird es je aufhören zu brennen?
Wird in mir etwas wachsen
das sich durch Freude füllen und zufrieden stellen lässt?

Oder werden in mir für immer
all diese sehnsüchtigen Hände in mir nach dem Unerreichbaren greifen?
Diese Hände wollen etwas zu tun haben
Sie haben nichts zu tun
wenn mein Garten blüht, meine Nachbarn freundlich sind und mein Waldpferd mich zärtlich mit seiner Schnute berührt

Werden diese Hände in mir
sich irgendwann zurückbilden?
Wenn ich nur lange genug und beharrlich
das Glück ertrage?
Ich will es schaffen
Ich will es ertragen

Es ist Abend
Ich lege mich in mein Bett
Und träume
Von meinem geliebten Teufel
Ich fühle Schmerz, Sehnsucht, S., Leidenschaft, Zärtlichkeit, Vetrautheit
Ich fühle mich
ganz
Ich fühle mich in meiner ganzen Kraft
Es ist ein wundervolles Gefühl
Ich taumle, ich schwebe, ich tanze, ich bin Feuer und Flamme
Da bin ich!
Ich fühle mich vollkommen
Bin ich das?

Ich wache von den Sonnenstrahlen die meine Nase kitzeln auf
Vögel zwitschern
Ich schaue aus dem Fenster
Direkt in meinen Garten
Hunderte von Insekten flirren um die Blumen und Gräser
Ich höre das fröhliche Wiehern meines Pferdefreundes
Ich fühle mich ruhig und friedlich
Dieser Frieden
findet keinen Anklang in mir
Die Schönheit meines Gartens ödet mich an
Halte ich dieses Glück noch lange aus
?

18.03.2015 14:48 • x 3 #3


W
Hallo Aire,

wunderschön poetischer und seelenvoller Text.

Auch ich bin lange um meinen Teufel gekreist.
Auch ich hab mich gefragt, ob ich ihn denn jemals loslassen kann
so halb wie ich bin
ohne ihn

Und doch lernt mein Herz.
Es lernt langsam.
Es ist gründlich.
Es will immer und immer wieder ENT-TÄUSCHT werden
Solange bis nichts mehr übrig ist
von der Täuschung
von den Illusionen

So oft habe ich mich gefragt, warum ich das tue, warum ich immer noch kreise
Doch zuletzt habe ich verstanden
Ich brauche den Schmerz, immer und immer wieder
Weil das, was ich zu (ver)lernen habe, für mich so schwer ist, dass es vieler Lektionen bedarf

Weil ich all das, was ich an ihm so hasse
auf dem Grunde meiner eigenen Seele finden muss

Meinen eigenen Schatten
Meine eigene Wildheit
Meine eigene Unberechenbarkeit
Meinen eigenen Egoismus
Meinen eigenen Hang zur Grandiosität

All das und noch viel mehr will gefunden, angesehen und umarmt werden

Mein Licht alleine ist zu wenig.
Ich brauche auch meine Dunkelheit
um ganz zu sein
und die Leere zu überwinden

18.03.2015 19:46 • x 1 #4


K
Das habt ihr so wunderschön geschrieben.... ich finde mich in beiden euren Posts sehr wieder.

22.03.2015 22:10 • #5




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