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Neues Leben

S
Hi zusammen,

ich möchte mich kurz vorstellen, ich bin Anfang vierzig, habe zwei wunderbare Kinder und lebe in der schönsten Stadt von Deutschland
Hmm, warum schreibe ich hier?! Auf der einen Seite aus Dankbarkeit, auf der anderen Seite hilft es vielleicht dem einen oder anderen durch eine schwierige Lebensphase zu kommen.
Vorweg ein kleiner Hinweis, meine Erfahrungen und Erlebnisse sind subjektiv und nicht unbedingt auf Euer Leben übertragbar, aber vielleicht gibt es trotzdem eine gemeinsame Schnittmenge und Ihr könnt ein wenig mitnehmen. Dies soll auch kein Ratgeber für ein glückliches Leben sein, dafür sind wir alle zu individuell. Durch unterschiedliche Lebenserfahrungen und Wertvorstellungen besitzt jeder seine eigene Realität und Sichtweise.
Vor genau vier Jahren ging es mir wahrscheinlich sehr ähnlich wie einigen von Euch heute. Ich saß sinngemäß in einem tiefen Loch, fühlte mich einsam, hatte keine Lebensenergie und keinen Plan da wieder rauszukommen. Alle Dinge die mir immer viel Spaß und Freude bereitet hatten, waren auf einen Schlag unwichtig und nichts mehr wert. Ich fühlte mich so, als ob ich aus einem ungebremsten Freiflug auf einen Betonboden aufgeschlagen war und alles tat so schrecklich weh… Es gab Tage, da bin ich am Morgen schweißgebadet und mit ganz schlimmen Angstzuständen aufgewacht. Mein ganzer Körper hat gezittert und ich fühlte mich einfach nur Sch... Es gab auch Situationen, da wollte ich nicht mehr leben und ich weiß nicht ob es mich heute noch geben würde, wenn damals meine Kinder für mich da gewesen wären… Was war das für ein Gefühl, warum machte mein Körper so etwas mit mir!? Dieses Gefühl kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht und ich war mit dieser Situation völlig überfordert. Wie kann es dazu? Hier meine ganze Lebensgeschichte zu erzählen würde den Rahmen sprengen und ich möchte Euch auch nicht langweilen. Deshalb nur die Kurzform. Meine erste Partnerin hatte ich mit 16 Jahren kennengelernt und wir waren 12 Jahre zusammen. Eigentlich passten wir nicht richtig zusammen und ich mache die ganze Zeit immer mein eigenes Ding. Ich ging öfters fremd und war auch sonst ziemlich Sch… zu ihr. Kurz vor dem Aus wurde unser Sohn geboren, vielleicht wollte sie damals mit einem Kind die Beziehung retten. Wie auch immer… Mein Sohn hatte sehr lange unter der Trennung gelitten und dadurch auch bestimmt ein großes Packet für sein Leben mitgenommen. Die anschließende Beziehung hielt 9 Jahre und verlief ähnlich wie die Erste. Ich bin zwar nicht mehr fremd gegangen, habe aber weiterhin nicht viel für die Beziehung getan. 2004 wurde unsere Tochter geboren. Naja, die Beziehung war zu diesem Zeitpunkt auch schon wieder fast am Ende… Da ich aber meiner Tochter das gleiche Schicksal ersparen wollte, hatte ich an der Beziehung festgehalten. Die letzten zwei Jahre verliefen ohne S., waren geprägt durch Gleichgültigkeit und teilweise auch Respektlosigkeit. Es war nur noch eine Frage der Zeit und es kam wie es kommen musste… Ende Mai 2009 kam der Wendepunkt in meinem Leben. Bis dahin hätten mich die meisten von Euch als Ar. bezeichnet und das hätte es auch getroffen. Ich war materialistisch, egoistisch, unfair zu meiner Freundin und Freunden. Diese Erkenntnis kam allerdings erst später. Ich war wieder einmal ohne Familie übers verlängerte Wochenende zu einem Freund zum Segeln gefahren. Dort lernte ich eine Frau kennen die auch eine leidenschaftliche Seglerin ist und auch sonst eine toller Mensch war. Sie faszinierte mich und es war Liebe auf ersten Blick. Damals durchlebte ich schon ein Gefühls-Chaos, war aber nicht in der Lage es einzuordnen noch zu verstehen. Ich trennte mich von meiner damaligen Freundin und klammerte mich an meine neue große Liebe. Sie merkte schnell auf was sie sich da eingelassen hatte und reflektierte mir sehr oft mein Leben. Ich wollte es nicht hören und hatte immer irgendwelche Gegenargumente gefunden. Ich wollte einfach mein „altes“ Leben weiterleben, das war doch so bequem… Da ich so weitermachte wie ich es gewohnt war und mein Leben nicht änderte, hatte sie Ende Januar 2010 das einzig Richtige getan und die Notbremse gezogen! Krawum! Da stand ich, der einst so große Macho ein Häufchen Elend…
Etwa vier Wochen lang hatte ich kaum etwas gegessen, dadurch 15 kg abgenommen, so gut wie nicht geschlafen, hatte mich total verkrochen und sah aus wie der Tod auf Latschen. Ich hasste das Leben, meine Ex und schlussendlich mich selbst… Es kam der Zeitpunkt wo ich mich entscheiden musste, so wollte ich nicht weiterleben und da Suizid nicht in Frage kam, musste ich einen Ausweg finden. Aber wie? Wo war der Schalter? Was konnte ich tun? Gehe ich zum Arzt und hole mir bunte Lustigmacher? Tja, langsam stellt ich fest, dass es da im Leben noch andere Dinge gab, wie Materialismus, Egoismus, Vorurteile und eine beschränkte Denkweise! Heute beschreibe ich es gern so, dass es damals jemanden gegeben haben musste, der mein Leben verfolgt hatte und sich irgendwann dachte „mein Freund so kann es nicht weitergehen...“ Aus heutiger Sicht, war es das Beste was mir passieren konnte. Das sah ich natürlich damals ganz anders! Tja, was nun! Der Plan war die Ex zurückzugewinnen! Prima Idee, sofort ins www und los ging es, das sollte doch kein Problem sein! Hmm, je mehr ich in irgendwelchen Foren und Seiten gelesen hatte, musste ich mir eingestehen, dass ich das Problem war und ich dringend an meinem Leben und vor allem an meiner Einstellung was ändern musste. Plötzlich begriff ich, was meine Ex immer erreichen wollte, ich musste mich mit meiner Psyche auseinandersetzen. Am Anfang ein schrecklicher Gedanke, all diese Psychopaten die da draußen herumlaufen, arbeitsscheues Gesindel… ne, einer von den will ich nicht sein... Nun kam der lange Weg der Selbsterkenntnis, ich hatte tatsächlich eine Psyche und begann diese zu entdecken… Ich hatte mich damals unter anderem mit der Bedürfnispyramide oder auch dem Sinn des Lebens auseinandergesetzt. Ich hatte in dieser Zeit sehr viel gelesen, vor allem in Foren, hatte aber selbst nie etwas geschrieben. Auch Bücher wie „Wer bin ich und wenn ja wie viele“ brachten mich weiter. Ich war zwar immer noch am Boden zerstört, aber um die Erkenntnis reicher, das nur ICH SELBST etwas ändern kann. Die Option, mir ärztliche Hilfe zu suchen stand noch, aber ich wollte es erst einmal aus eigener Kraft versuchen und begann mit der „Reparatur“ meiner Psyche. Dabei kamen Dinge ans Tageslicht, die seit meiner Kindheit in mir schlummerten. Trennung der Eltern, Verlustängste… naja das volle Programm! Langsam begriff ich auch warum ich so war, ich hatte die ganzen Jahre niemanden an mich heran gelassen, hatte mich nie geöffnet und nie so richtig Gefühle zugelassen. Ich begriff auch, dass die Trennung nicht das Problem sondern nur die Initialzündung war… Aber wie bekomme ich die Freude am Leben zurück? Um diese Frage zu beantworten, musste ich mich erst der Frage stellen, was ist der Sinn des Lebens? Jeder definiert es anders. Schlussendlich bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ganz oben Glück und Zufriedenheit stehen, mehr kann man im Leben nicht erreichen! An dieser Stelle muss jeder für sich selbst entscheiden was einem NACHHALTIG glücklich und zufrieden macht. Darunter zählen ganz bestimmt nicht Macht und Geld! Aber es ist auch ganz wichtig, dass die unteren Bereiche der Bedürfnispyramide erfüllt sein müssen. In der Literatur werden die drei Säulen eines glücklichen Lebens beschrieben. Familie, soziale Kontakte und Aktivitäten. Für mich sind diese drei Dinge immer noch die Grundlage eines glücklichen Lebens. Man kann auch nicht das Leben eines anderen führen oder glücklich sein, wenn man sich für jemanden verbiegt! Ich fing an meine sozialen Kontakte auszubauen und vor allem mich meinen Freunden zu öffnen. Die meisten erkennen mich heute nicht wieder – im positiven Sinn Dies ist allerdings eine eigene Geschichte… Am Anfang hatte ich mich gezwungen wieder weg zu gehen und die ersten Aktivitäten (Klettern, mit Freunde was unternehmen…) hatten mir nicht viel gebracht… aber mit der Zeit gab es immer wieder kleine Zeitfenster wo ich glücklich war, das war zwar nicht allzu lang, aber immerhin ein Anfang. Mit der Zeit wurde es immer besser und die Zeitfenster wo ich glücklich war immer größer. Dann hatte ich mir überlegt, was ich immer schon machen wollte. Mein größer Wunsch war es zu studieren, außerdem war es eine gute Gelegenheit sich mit Lernen abzulenken und neue Leute kennenzulernen. Ja, ich habe mit 38 noch mal angefangen mein Hirn zu foltern und ein Fernstudium in E-Technik durchgezogen. Momentan schreibe ich gerade die Abschlussarbeit. Es war eine geniale Zeit, Vorlesungen in Stuttgart, Berlin, Regensburg, Leipzig, Erlangen und München. Studentenleben mit 40
Wenn ich heute zurückblicke, konnte mir nichts besseres passieren. Nach der Trennung gab es Zeiten wo es mir richtig schlecht ging, es gab Zeiten wo ich getrieben war von einer Party auf die andere zu gehen, es gab Zeiten wo ich wieder ein Stück zurück geworfen wurde… Heute bin ich ein glücklicher und entspannter Mensch um sehr viele Erfahrungen reicher, ich bin gern unterwegs, aber finde es auch schön einfach mal nur Zeit mit mir selbst zu verbringen. Ich liebe meine Familie und meine Freunde und habe wieder ins Leben zurückgefunden, in ein anderes besseres Leben Es liegt an Euch selbst, Euer Leben zu verändern! Erwartet nicht, dass es von selbst passiert! Freunde und Familie werden Euch dabei unterstützen, aber umsetzen könnt Ihr es nur selbst!
Ich weiß, dass Ihr das schafft und ich wünsche Euch ganz viel Kraft für die nächste Zeit!

Chris

PS: bitte entschuldigt die Rechtschreibfehler, Satzbau… ich kann besser rechnen als schreiben

16.02.2014 19:10 • x 4 #1


F
So ähnlich geht es mir auch. Ich bin zwar noch am Anfang meines neuen Weges, aber ich werde ihn konsequent gehen.
Vielen Dank für deinen Beitrag.

16.02.2014 19:36 • #2


T
Tausend Dank für Deinen Beitrag. Er macht so viel Mut und gibt so viel Zuversicht.

Vor einigen Wochen hätte ich nicht gedacht, dass ich nochmal das Licht am Ende des Tunnels sehen kann. Aber es wird Schritt für Schritt. Zwar langsam, aber ich merke es, dass er nicht mehr komplett meine Gedanken beherrscht.

Ich habe jetzt auch ein Fernstudium begonnen und beginne gerade eine Ausbildung für ein Ehrenamt. Meine Kontakte habe ich auch ausgebaut und ich bin wesentlich aktiver als früher.

Ich bin zwar noch lange nicht über dem Berg, aber es wird. . Und Beiträge wie Deine machen einfach Mut.

16.02.2014 20:08 • #3




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