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Nur kurze Liaison oder Angsthase?

R
Zitat von Totto:
Am Morgen, nachdem ich ihr sagte wie ich fühle, sagte sie mir, dass sie vor vier Jahren für 9 Monate in einer Beziehung war (ihre einzige, seitdem Single und nur Liaison) und als der Mann es beendete völlig aus den Wolken viel, da sie dachte alles sei inordnung.

Bindungsängste können (meistens ist es so) bereits in der Kindheit erworben werden. Manche auch erst später. Ob der Schock durch das abrupte Ende der 9 Monats Beziehung dazu gehört, wage ich zu bezweifelt. Eher hat das wohl etwas getriggert bei ihr, denn richtig wie du schreibst:

Zitat von Totto:
dass man in Beziehungen oft ers tiefliegende Dinge wie Verlust- und Bindungsangst zu spüren bekommt.


Das ist absolut so.

Mit dem Wissen jetzt, kann ich dir sagen, da ich mich sehr viel mit dem Thema beschäftigt habe, du kannst sie als Partner nicht heilen. Leider habe ich den Fehler auch gemacht und immer wieder gedacht mit Geduld und Verständnis geht das. Blödsinn er hat immer mehr Angst bekommen, umso tiefer die Beziehung wurde und die Wechsel von Ranziehen und Wegstossen wurden immer brutaler und die Zeit dazwischen immer kürzer.

18.02.2020 15:24 • x 1 #16


T
Da ich zur Verlustangst neige, denke ich zumindest, war ich wohl ein gefundenes Fressen... Ach herrjee...

18.02.2020 15:37 • x 1 #17


A


Nur kurze Liaison oder Angsthase?

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R
Zitat von Totto:
Da ich zur Verlustangst neige, denke ich zumindest, war ich wohl ein gefundenes Fressen... Ach herrjee...

Mit Sicherheit... Schloss / Schlüssel Prinzip...

Du scheinst es aber gut im Griff zu haben, weil aus deinen Schilderungen lese ich jetzt nicht, dass du irgendwie geklammert hast.

18.02.2020 15:40 • x 1 #18


T
Zitat von Rana:
aus deinen Schilderungen lese ich jetzt nicht, dass du irgendwie geklammert hast.

Das Freut mich sehr! Hätte sie vllt. mehr investieren lassen können. Aber ansonsten habe ich keinen Druck gemacht. Wer weiß aber, ob es das gebracht hätte...

Habe mich im Zuge einer vorigen sehr leidvollen Trennung viel damit auseinander gesetzt. Vor allem mit dem Thema Selbstwert. Ich erwische mich jetzt in verlustängstlichen Situationen und kann dann bewusst gegensteuern, ohne einfach so hineinzugeraten und dann unangemessen zu reagieren. Hat mich schon sehr viel stärker gemacht. In so Trennungssituationen wie aktuell kommt es dann aber doch hervor, dass ich mich runterputze und denke viel falsch gemacht zu haben. Subjektiv empfunden leide ich auch mehr als andere, weil ich länger brauche bis die Krone wieder richtig sitzt und glänzt....

18.02.2020 16:03 • #19


R
Zitat von Totto:
Das Freut mich sehr! Hätte sie vllt. mehr investieren lassen können. Aber ansonsten habe ich keinen Druck gemacht. Wer weiß aber, ob es das gebracht hätte...

Ich glaube, dass das Ergebnis das Selbe gewesen wäre. Und das Ding ist ja auch, wer will sich in einer Beziehung schon ständig in seinen Bedürfnissen und Wünschen zurücknehmen. Das muss schon passen. Überhaupt glaube ich, dass das Nähe/Distanz Bedürfnis beider Partner auf etwa dem selben Level sein muss, sonst leidet einer sehr und der andere ist genervt und fühlt sich kontrolliert.
Zitat von Totto:
Ich erwische mich jetzt in verlustängstlichen Situationen und kann dann bewusst gegensteuern, ohne einfach so hineinzugeraten und dann unangemessen zu reagieren.

Das ist klasse und war bestimmt nicht einfach. Allerdings, wenn du es noch bewusst steuern kannst, kann es nicht sooo schlimm ausgeprägt sein. Bei meinem Bindungsängstler war es so schwer ausgeprägt, dass er sofort nach einem schönen Tag und Nähe, Streit anzetteln musste um wieder Abstand zu gewinnen und sich Tage nicht zu melden. Dann ging es wieder und er kam wieder an und so weiter und so weiter... Hamsterrad.

18.02.2020 16:14 • x 1 #20


T
Zitat von Rana:
wer will sich in einer Beziehung schon ständig in seinen Bedürfnissen und Wünschen zurücknehmen.

Das stimmt. Genau das halte ich mir auch immer vor Augen, wenn ich ihr nach trauere. Für meine Bedürfnisse und Wünsche war zu wenig Platz. Ich wünsche mir eine Partnerin, die mehr Nähe geben kann als sie und die es auch schön findet, sich öfters als maximal einmal in der Woche zu sehen. Nur so als Beispiel.... Da möchte ich zukünftig für einstehen und das, bevor ich emotional drin hänge...

Zitat von Rana:
Streit anzetteln musste um wieder Abstand zu gewinnen und sich Tage nicht zu melden. Dann ging es wieder und er kam wieder an


Puh, das hört sich auch richtig richtig anstrengend an. Dann doch lieber alleine bleiben. Ist so einfach gesagt, wären da nicht die Gefühle - ich weiß!

18.02.2020 16:22 • x 1 #21


R
Zitat von Totto:
Das stimmt. Genau das halte ich mir auch immer vor Augen, wenn ich ihr nach trauere. Für meine Bedürfnisse und Wünsche war zu wenig Platz. Ich wünsche mir eine Partnerin, die mehr Nähe geben kann als sie und die es auch schön findet, sich öfters als maximal einmal in der Woche zu sehen. Nur so als Beispiel.... Da möchte ich zukünftig für einstehen und das, bevor ich emotional drin hänge...

Und das wirst du auch finden. Es gibt durchaus mehr bindungsfähige Menschen als unfähige.

Gefühle sind ja gut und wichtig, aber andere Sachen müssen eben auch passen.


Zitat von Totto:
Puh, das hört sich auch richtig richtig anstrengend an. Dann doch lieber alleine bleiben. Ist so einfach gesagt, wären da nicht die Gefühle - ich weiß!

Ist zum Glück schon Jahre her. Ich habe es dann nachdem ich in diese Beziehung Energie ohne Ende reingesteckt habe aus Selbstschutz beendet. War echt schwer. Insofern, auch wenn es noch weh tut, sei froh, dass es schon am Anfang so gekommen ist.

18.02.2020 16:29 • x 1 #22


T
Zitat von Rana:
Und das wirst du auch finden

Das wünsche ich mir sehr und freue mich drauf!

Zitat von Rana:
Es gibt durchaus mehr bindungsfähige Menschen als unfähige

Problem ist nur, dass die natürlich oft in Beziehungen sind und nicht auf dem Markt.

Und scheinbar scheine ich die unischer gebundenen anziehend zu finden und die sicheren nicht so sehr. Das beschäftigt mich auch, weil die sicheren so erst gar keine Chance bekommen...

Zitat von Rana:
aus Selbstschutz beendet

Richtig gut, dass du das geschafft hast! Rational habe ich mir das auch gedacht aber emotional ging es halt nicht. Muss ich unbedingt früher beenden. Also wenn zwar Anziehung dar ist aber der Rest sich nicht gut anfühlt....

18.02.2020 16:45 • x 1 #23


R
Zitat von Totto:
Und scheinbar scheine ich die unischer gebundenen anziehend zu finden und die sicheren nicht so sehr. Das beschäftigt mich auch, weil die sicheren so erst gar keine Chance bekommen...

Ja, das ging mir früher auch so. Nach der Erfahrung damals ist es aber so, dass mir bei unzuverlässigen bindungsunfähigen Menschen fast schon körperlich übel wird, wenn sie mich mit ihrem Verhalten konfrontieren. Kann das gar nicht richtig beschreiben. So als wenn ich damals geimpft wurde und die Erreger keine Chance mehr haben in meinen Körper zu gelangen.
Ich weiß mittlerweile auch, dass ich um Liebe nicht kämpfen muss. Entweder sie wird mir freiwillig gegeben oder das Ding ist für mich erledigt. Ich habe nach der Erfahrung bei der Partnerwahl auch noch mal ganz anders auf bestimmte Sachen geguckt. So wie du dir das auch vorgenommen hast. Das ist gut und wird dich schützen.

18.02.2020 17:00 • #24


B
Spontane Idee beim Lesen: sie ist bindungsvermeidend.
24 Jahre alt, voll im Saft stehend, auf der Höhe ihrer Jugend und die letzte Beziehung liegt VIER Jahre zurück und dauerte gerade mal 9 Monate! Unfassbar!

Ihr Verhalten war zwiespältig, pendelte zwischen Nähe (wie an Silvester) und Distanz. Sie erkannte sofort, dass Du emotional mehr investierst, während sie eher kühl blieb.
Sie hat sich in Deine Nähe begeben, weil auch bindungsvermeidende Menschen Nähe brauchen, aber oft nur auf Zeit. Wenn die Beziehung in eine ernstere Phase übergeht durch Dein Geständnis, driftet sie ab, weil sie das als Druck empfindet. Dahinter stecken Bindungsängste die meist in der Kindheit erworben wurden. Das Unterbewusstsein arbeitet gegen Nähe, Zutrauen und Beständigkeit, weil das Kind mit Bindungen schlechte Erfahrungen gemacht hat. Gerade sensible Kinder sind hier oft gefährdet und für das Leben geschädigt.
Scheidungen, wechselnde Bezugspersonen wie Ersatzväter, die nach ein paar Jahren verschwinden, Erziehung durch Großeltern, zu viel Abschieben des Kindes in den Hort sind ein guter Nährboden dafür. Das Kind fühlt sich nicht genug geliebt und sucht die Schuld bei sich. Wenn ich so und so wäre, dann hätten mich Mami und Papi wieder lieb.
Da es sich mit Ängsten schlecht lebt, wird das Unverdauliche ins Unterbewusstsein verschoben und dort sozusagen vergraben. Leider wirkt es aber auch von dort und das äußert sich eben in Nähe- und Distanzverhalten, Abdriften nach der Werbungsphase und unklaren Beziehungsverhältnissen. On-/Off-Beziehungen sind nicht selten, weil die Betroffenen zwischen Nähe und Distanz pendeln. Sie täten ja gerne wollen, aber sie schaffen es einfach nicht, ein klares Ja zum Partner zu sagen.

Später kommen dann oft noch schlechte Erfahrungen hinzu, die die sich selbst erfüllende Prophezeihung wieder spiegeln. Der Partner geht und das innere Programm verinnerlicht sich. Bindungen sind gefährlich, sie tun weh und halten eh nicht. Also schützt man sich lieber, indem man keine Bindung eingeht.

Klassischer Fall ist auch ihre Reaktion auf Dein Ansinnen. Als Du ihr offenbarst, dass Du mehr willst als eine lockere Affäre oder was auch immer das sein soll, schafft sie erst mal Distanz und muss es sich überlegen. Bei Gefühlen muss man nicht überlegen, normalerweise, weil Gefühle nicht der Ratio folgen!
Und anstatt froh zuzustimmen, kommen ihre Bedenken. Dann kannst Du es auch gleich vergessen, weil eine Beziehung aufgrund von Erwägungen eingegangen wird (oder auch nicht), aber nicht weil man sich verliebt hat und sich nichts mehr wünscht als jetzt eine richtige Beziehung zu leben.

So lange alles im Unverbindlichen bleibt, funktionieren sie prächtig, sind lieb und zugewandt.Kommst Du dann mit Deinen Gefühlen an, wittern sie Gefahr und müssen überlegen (und schaffen dadurch Distanz als harmlosere Variante) oder verschwinden lieber gleich. Du fühlst jetzt Unverständnis und Verwirrung. Was soll das jetzt, sie sagte doch, dass ..., damals war sie doch so liebevoll! Und jetzt nicht mehr, wie kann das sein?

Beziehungen, die unter erschwerten Vorzeichen zusammen kommen, haben oft keine lange Haltbarkeit.

Meine Meinung:
Sie war fair zu Dir, sehr fair und hat Dich nicht mit lauwarmen Halbwahrheiten hingehalten und in die Warteschleife geschoben.
Das muss man ihr echt zugute halten. Noch fairer wäre es gewesen, erst keine Beziehung einzugehen, aber da war auch wieder ihr Wunsch nach Nähe Ausschlag gebend. Diese Menschen schwanken in ihrem Inneren und eine klare Linie ist oft nicht erkennbar.
Sie war auch nicht bösartig, aber das Ungleichgewicht der Gefühle hat auch sie gespürt und dann sagte sie sich, das halte ich nicht aus, daher muss ich gehen. Gegen die Mächte des Unterbewusstseins kommt man schlecht an, weil sie einen dirigieren ohne dass man es merkt.
Sie wird auf lange Sicht sicher keine feste Beziehung eingehen, vielleicht sogar nie, da eine innere Sperre da ist, der sie folgt, um sich zu schützen.

Du hast die Sache - so finde ich - gut gemacht. Du hast klar gesagt, wie Du fühlst und was Du gerne möchtest. Dazu gehört auch Mut, weil Du ja auch das Risiko einer Absage auf Dich nimmst und das tut dem Herzen und dem Ego nicht gut.
Du erscheinst aber doch recht stark und vor allem einsichtig zu sein. Ja, Du hast durch Deine Äußerung einen Druck aufgebaut, was Du aber nicht wissen konntest. Eine bindungswillige Frau wäre Dir vor Freude in die Arme gefallen! Sie nicht, sie blieb kühl und abwägend. Damit war die Sache eigentlich schon klar, es wird nichts.
Auch gut, dass Du eine gute Akzeptanz hast und hier nicht mit Vorwürfen, Jammern, Klagen reagierst und ihr nachrennst. Ich würde den Kontakt erst Mal ganz zurück fahren, denn als eine Freundin kannst Du sie später vlt. auch noch haben, wenn Du entliebt bist.
Chapeau für Dein einsichtiges Verhalten!

Solltest Du wieder mal an eine solche Frau kommen, investiere lieber nichts. Sie haben es schwer, wünschen sich einesteils Nähe und Liebe und haben starke innere Sehnsüchte, aber wenn sie es haben könnten, versauen sie sich es auch wieder. Der klassische Selbstboykott, den sie nicht ablegen können.

Bindungsängste sind eine schwerwiegende Störung, der man nicht mit dem Verstand beikommen kann. Langwierige Behandlungen und Sitzungen beim Psychotherapeuten wären notwendig, um Verdrängtes ins Bewusstsein zu holen. Das tut weh und daher wird es vermieden. Geht so ja auch und tut weniger weh.

Ich hoffe, Du findest eine Frau ohne diese Defizite. Du als Partner kannst sie nicht heilen, weil das das Kräfteverhältnis zu ihren Ungunsten verschieben würde, was keiner aushält, vor allem sie nicht. Als der bindungsschwache Partner hält sie die Zügel in der Hand und sie behält auch die Kontrolle, indem sie sich trennt.

Übrigens auch die Sache mit der Schwester ist ganz typisch. Man stellt den Partner der Familie nicht vor und man will auch nicht der Verwandtschaft des Partners vorgestellt werden, denn das sieht dann ja als feste Beziehung aus, was sie ja nicht wollen. Und da kommt dann der Eiertanz: Nein, das ist zu früh. Das geht nicht, weil. ... Nein, ich komme nicht mit zur Konfirmation Deiner Nichte, denn da muss ich dringend ... und überhaupt ... Vielleicht komme ich nächstes Jahr zum Geburtstag, wo es dann aber leider wieder nicht klappt.
Auch ein klassisches Anzeichen für Bindungsängste. Alles schwebt und schwurbelt vor sich hin. Das kann dem unterlegenen Partner grausam zusetzen. Gut, dass Du Dich gelöst hast.

Begonie

18.02.2020 17:01 • x 3 #25


T
Wow - viele vielen dank. Muss das erstmal sacken lassen aber fühle mich dadurch in meinem Gefühl und wie ich sie kennengelernt habe bestätigt. Würde ihr das am liebsten mal schicken...

Woher nimmst du die Expertise. Scheint als hättest du ähnliches erlebt und dich damit beschäftigt?

18.02.2020 17:18 • #26


R
@Totto wenn du dich zu dem Thema noch ein bisschen mehr belesen willst, wirst du auch über google viel finden oder ich empfehle dir das Buch Jein von Stefanie Stahl (die Fachfrau zu dem Thema Bindungsunfähigkeit). Das ist auch Klasse. Wollte mir damals beim Lesen das wichtigste unterstreichen. Fast das ganz Buch ist mit Markierungen versehen. Es ist noch dazu sehr verständlich geschrieben.

18.02.2020 17:23 • x 1 #27


T
Herzlichen Dank Rana!

Ich kenne die Autorin aus dem Buch Das innere Kind muss Heimat finden, in das ich mich schon eingelesen habe.

Eigentlich müsste sie es lesen. Ich weiß aber nicht, ob ich sie damit konfrontieren sollte. Was denkt ihr?

18.02.2020 17:29 • x 1 #28


R
Zitat von Totto:
Eigentlich müsste sie es lesen. Ich weiß aber nicht, ob ich sie damit konfrontieren sollte. Was denkt ihr?

Warum nicht, sie hat am Telefon ja gesagt, dass sie sich mit dem Thema beschäftigen will. Die Frage ist natürlich, ob dir Kontakt zu ihr gut tut bei der Verarbeitung und nicht nur alte Wunden aufreißt. Dann lass es lieber.

18.02.2020 17:32 • x 1 #29


M
Nein, das tust du nicht. Um Himmels Willen!
Lass sie doch in Ruhe, bist du ihr Therapeut?
Sie wird dir schon klar machen, wenn sie deine Hilfe braucht.

Komm mal von dieser Ritter-Mentalität runter. Du musst sie nicht vor irgendwas retten oder beschützen. Du fängst sonst ganz schnell an, sie zu nerven. Mach mal langsam. Sie hat dir eine Abfuhr erteilt und jetzt solltest du dementsprechend auch ein paar Gänge herunterfahren.

18.02.2020 18:01 • x 4 #30


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