Nutzloses Leben?

L
Hallo @ alle!
... bin ganz neu hier und bin völlig am Ende, eine längere Geschichte:
:'( :'( :'(
Jetzt ist es soweit, meine Frau fordert meinen Auszug aus der gemeinsamen Wohnung. Die Geschichte ist lang, schmerzlich wird mir bewusst, welche Fehler ich gemacht  habe.
Wir sind jetzt 8 Jahre verheiratet und unsere Lebensumstände waren immer schwierig, durch die Kinder (jetzt 6 und 4 Jahre alt) wird alles nur noch viel schwieriger, besonders, weil ich alle Drei über alles liebe ... Als ich sie kennenlernte, war mein Gefühl: das ist SIE! Wir haben innerhalb von drei Monaten geheiratet. Zunächst haben wir noch mehrere Monate getrennt gewohnt, doch dann zogen wir zusammen, wir waren beide selbständig in der Erwachsenenbildung tätig, ich nebenbei noch  Dauerstudent ...
Dann kam das erste Kind und die Schwierigkeiten begannen, weil ich nicht im Stande gewesen bin, ihren Erwartungen gemäß meinen Teil der Hausarbeit und der Kinderbetreuung  zu leisten, es war nie wirklich aufgeräumt, wenn Sie von der Arbeit kam und irgendwie hatte ich nichts geschafft. Das gab permanent Anlass zu Streitereien.
Dann habe ich  entgegen unserer Abmachungen meine Arbeitstätigkeit auch in die Vormittagszeit ausgeweitet - immer in der Absicht, möglichst viel Geld zu verdienen, weil wir immer  Schwierigkeiten hatten. Dann haben wir gemeinsam eine Wohnung gekauft und das zweite Kind ist dann wohl der Auslöser der Trennung geworden, meine Frau musste während der Endphase der Schwangerschaft liegen und hat von mir die nötige Unterstützung nicht erhalten, ich habe genau zu der Zeit einen Job angenommen, der mir grosse Chancen - besonders der finanziellen Absicherung - bot. Deswegen habe ich permanent gearbeitet und darüber alles andere vernachlässigt - vernachlässigen müssen, wie ich fand. Meiner Frau hat dies sehr, sehr verletzt und dieser Riss, der jetzt  fünf Jahre alt ist, ist nicht wieder verheilt. Meine Frau ist sehr intelligent und in hohem Maße depressiv, sie hat in den letzten Jahren häufiger suizidale Absichten geäußert - nicht meinetwegen, die Gefühle für mich scheinen unwiederbringlich erkaltet, sondern wegen ihres Lebens, in dem (angeblich) alles schief gegangen ist. Sie hat mit 12 ihren Vater verloren, dies war ein sehr starkes Trauma, dann hat sie jahrelang ihre Mutter in Allem unterstützt und ihre Bedürfnisse permanent hintangestellt - jetzt ist ihr ihre Mutter ebenso egal wie ich, denn auch durch sie wurde sie permanent enttäuscht, ausgenutzt und immer mussten ihre Bedürfnisse ausgeblendet werden. Ihr Studium hat sie sich hart erarbeiten müssen und hat es miserabel abgeschlossen (Note 3), weil sie in ihrer Magisterarbeit unkorrumpierbar das Ergebnis ihrer Forschung wiedergab...
Sie sagt, dass sie in ihrem Leben immer die falschen Entscheidungen getroffen hat und dass Sie sich am liebsten sozialverträglich entsorgen würde - dies macht mir grosse Angst.
Jetzt soll ich gehen, damit sie sich frei und nicht mehr eingesperrt fühlt. Ich weiss im Moment weder ein noch aus ... ich kann und will sie nicht verlassen, ich will bei meinen Kindern sein ...

Gibt es Hoffnung, oder ist das alles verloren, gibt es Hilfe ...
:'(

09.12.2002 14:45 • #1


V
Hallo Lusche!

Da muss ich jetzt mal ein paar Zeilen dazu schreiben - Deine Schilderung hat mich ziemlich bewegt, nicht weil ich schon mal in einer ähnlichen Stituation gewesen wäre, nein, aber dennoch...

Das Thema Depression und dann noch Suizidäusserungen (womöglich vor den Kindern?) bedingt in meine Augen, dass du äusserst sensibel um nicht zu sagen vorsichtig vorgehen musst. Herrje, ich würde mich in so einer Situation wahrscheinlich schon mit den beiden kleinen unter die Arme geklemmt weglaufen sehen, sie in Sicherheit bringen. (von wegen vorsichtig und sensibel...) Leiden eure Kinder unter ihren Depressionen? Schau sie dir mal mit ein wenig Abstand an, vergleich ihr Verhalten mit dem anderer gleichaltriger. Warst du und deine Frau schon in professioneller Betreuung - eurer Partnerschaft wegen und sie in einer ebensolchen - ihrer Depressionen wegen?

Alles zum Wohl der Kinder - würd ich sagen. Wie würden die beiden mit einer Trennung klarkommen? Sind es starke kleine Kerlchen oder sehr sensible? Ich will garnicht darauf eingehen, was du meinst in deiner Vergangenheit falsch gemacht zu haben, geschehn ist geschehn und wir leben im hier und jetzt.

Ich würd alles tun um meine kleinen vor etwaigen Auswirkungen ihrer Depressionen zu schützen...

Viel Kraft, Lusche,

voyager

11.12.2002 21:46 • #2


A


Nutzloses Leben?

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K
Hallo,

ich möchte nur was zum Depressiv-Sein sagen. Es ist ganz sicher ein traumatisches Erlebnis, wenn sich die Mutter umbringt, und das ist es auch, wenn sie vor den Kindern darüber redet.
Wenn das aber nicht geschieht, und sie einfach ein depressiver Typ ist, dann werden die Kinder das ja wohl ertragen. Und wie drückt sich die hohe Depressivität überhaupt aus? Ich würde mir auch Sorgen machen, aber wohl eher abklären, was da dahintersteckt. Vielleicht ist es ja auch nur ihre Art Aufmerksamkeit zu ziehen, schließlich tut sie es schon jahrelang.
Die Kinder zu entfernen finde ich, wenn das obige nicht zutrifft, masslos überzogen, in höchstem Grade diskriminierend für Menschen, die unter einer solchen Krankheit leiden. Die Kinder geben ihr vielleicht (wahrscheinlich) Lebenskraft und dann bist Du vielleicht noch Schuld wenn sie sich aus Kummer was antut.
Ich persönlich bin auch der Ansicht, dass man halbwegs! funktionieren sollte als VATER UND ALS MUTTER! Aber hysterrisch zu werden ist auch nicht notwendig. Und überhaupt ist die Welt halt einmal nicht nur Sonnenschein und alle sind schön und lächeln. Die Traurigkeit gehört in die Welt als Umkehrseite des Glücklichsein, vielleicht.

Zum Selbstmord möchte ich sagen, dass ich mit ihr dringendst reden würde. Die Sorge um die Kinder zum Ausdruck zu bringen fände ich auch gut (und zwar dass sie vielleicht furchtbares erleben könnten und nicht nur weil sie traurig ist). Und so einen Therapeuten finde ich auch eigenartig. Vielleicht hat sie so eine starke Persönlichkeit, dass er sich nicht 'drübergesehen' hat. Das hätte er dann aber auch so sagen müssen.

Also alles in allem wird eh nur reden helfen, und ihr die Überforderung nehmen. Du kannst ja in der Nähe einziehen, ihr könnt Euch die Kinder teilen (sowas hab ich auch schon einmal gesehen). Sie hat ziemlich viel durchgestanden, und auch was erreicht (Studium). Das hört sich irgendwie auch widerstandsfähig an. Ist sie das?

Liebe Grüsse

Kathi






12.12.2002 00:00 • #3


L
Danke für die Beiträge!
Die Suizidabsicht wurde noch nie vor den Kindern geäußert, eigentlich ist meine Frau sehr, sehr verantwortungsbewußt.
Gestern haben wir das erste Mal mit einem Freund als Drittem über die Beziehungsproblematik gesprochen, sie hat eine Paartherapie als Rettungsversuch für die FAMILIE akzeptiert. Es wird sicher schwierig, hier den passenden Therapeuten zu finden, da sie auf Grund ihrer hohen Intellektualität nicht wirklich therapiefähig ist (das ist ihre Erfahrung aus einem Versuch vor unserer Ehe).

12.12.2002 11:18 • #4


J
Hallo Lusche,

Therapiefähigkeit hört sich für mich danach an, als ob jemand krank ist und jetzt durch Maßnahmen wieder gesunden soll! Sicherlich gibt es Definitionen, wann Depression einen krankhaften Ausmaß annimmt. Vielleicht bis auf ganz eindeutige Fälle werden auch Fachleute diesbezüglich unterschiedlicher Ansicht sein und entsprechende Indikationen ausstellen.
Ich denke daß die Familientherapie euch selber einen Weg finden lassen wird, wie ihr zusammen und mit eueren Kindern weitermachen könnt (wenn IHR das auch wollt), ohne im Gespräch in eingefahrene Argumentationsmuster zurückzufallen. Grade wenn Deine Frau hoch intellektuell ist, sollte sie dies erkennen und auch Verantwortungsbewusst und optimistisch wahrnehmen.

Auf mich macht Deine Frau nach Deiner Beschreibung den Eindruck zwar intelligent und intellektuell jedoch ohne soziale Kompetenz zu sein (wirft sie das vielleicht DIR vor??). Ich finde zurückstecken und gerne die Schuld auf sich nehmen sehr ritterlich, aber das ist nicht wirklich ein konstruktiver Beitrag zum zusammenleben. Ihr Verhalten, ihr leben als verpfuscht darzustellen (und wie ich verstanden habe, sich auch in diese Melancholie zu suhlen) finde ich übrigens nicht nur ungesund für sie selbst, sondern auch sehr unfair Dir gegenüber. Damit macht sie nicht nur sich selber Kaputt, sondern auch das was ihr zusammen aufgebaut und erreicht habt! Bei mir entsteht das Gefühl, daß sie Dir suggeriert nicht genug für die Partnerschaft zu investieren und das macht sie auch sehr geschickt (mal ehrlich zu Dir selbst... ist das wirklich so? Hast Du wirklich so wenig investiert?).
Ich bin eh ein Nichts, und Du hast mich auch noch genommen ist der Tenor, der bei mir anklingt... das ist nicht grade gut für Dein Selbstwertgefühl von ihrem ganz zu schweigen! Überleg warum sie das macht oder gar braucht!

Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, daß sie in den meisten ernsten Gesprächen als finales Argument die Schuld auf sich nimmt, sagt daß sie eh immer alles falsch gemacht hat, daß alles eh keinen sinn hat und daß Du immer recht hast und damit dem Gespräch jede vernünftige Grundlage einer Weiterführung entzieht (so daß Du letztendlich resignierst!!) und sie sich selber mit weiterem ich-habe-schon-wieder-zurück-gesteckt-wie-immer-,-so-werde-ich-den-Rest-meiner-Tage-fristen.Ich-versager-Stoff versorgt! Nun das ist meine Spekulation, aber kommt Dir das bekannt vor?

Vielleicht hättest Du wirklich von Zeit zu Zeit Deine Prioritäten wechseln müssen und den Stellenwert zwischen Arbeit und Familie zu verschieben, aber Du hast Dich nicht in die Arbeit gestürzt um vor der Familie zu Flüchten sondern hast das getan damit Du Deiner Familie hilfst, aber eben auf Deine Art und was Du als Dein Beitrag empfunden hast. Intelligenz und Intellektualität rechtfertigen ihr Verhalten nicht, ganz im Gegenteil! Ich frage mich warum sie dieses Leid braucht!

Gruß

Juice

13.12.2002 16:38 • #5


E
Hallo Lusche,

mich haben deine Worte und generell eure Situation sehr beeindruckt. Sowohl deine Schilderung als auch die ihre, die du so grosszügig hier präsentiert hast (da muss ich mich Juice anschließen).

Mir hilft es meistens, wenn ich von den Fakten ausgehen. Lass und versuchen:
- ihr seit ein intelektuelles Paar, das sich durch das Leben schlägt, jeder auf seine Art, aber jedoch BEIDE
- ihr habt 2 Kinder, die ihr liebt und weiterhin beschützen wollt
- deine Frau scheint das Gefühl zu haben, zu kurz im Leben gekommen zu sein, teilweise durch eigene, teilweise durch fremde Verschuldung
- sie möchte, dass du aus der gemeinsamen Wohnung ausziehst und
- du siehst es ein, dass du einiges falsch gemacht hast (auch wenn es bei dir heißt hast falsch machen müssen).

Das wären die Fakten wenn ich mich nicht irre, aber ich sage dir, was ich dahinter noch sehe. Ich sehe, dass du das Gefühl hast, ihr nicht zu genügen. Ich sehe, dass ihr beide eine Art Wettbewerb miteinander führt, unter anderem was den beruflichen Erfolg betrifft. Sie, weil sie ehrgeizig ist, du, weil du der Meinung bist, dass sie das von dir erwartet. Die Mutterrolle scheint deiner Frau nicht zu genügen, was ich sehr gut verstehen kann und deswegen wirft sie dir vor, deine als Vater nicht gut genug spielen zu wollen. Sie musste liegen und du hast ihr nicht genug geholfen - schreibst du, hast dich gefragt warum du ihr nicht geholfen hast? Um Geld zu verdienen - ging es wirklich um Geld, oder vielmehr um ihr zu beweisen, dass du auch für die Familie sorgen kannst?

Sei mir bitte nicht sauer, aber ich habe ein bisschen das Gefühl, dass ihr kein normales Verhältnis wie von Erwachsenen zum Erwachsenen habt, sondern sie irgendwie eher eine Mutterrolle dir gegenüber annimmt. Und es ist keine liebende Mutter, sondern eine frustrierte, der das Kind (du) nicht genügen kann. Du scheinst sehr darum zu eifern, sie dir gegenüber positiv zu stimmen und das klappt nicht. Wenn ich mich nicht irre, dann ist eure Beziehung total unausgeglichen und sehr schwer zu retten. Ja, nimmt profesionelle Hilfe in Anspruch, es ist die einzige Hoffnung. Du schreibst sie sei durch Intellektualität nicht therapierfähig - ich nehme an, dass sind ihre Worte - und derer Bedeutung kann ich allzu gut nachvollziehen. Aber das stimmt nicht, wenn sie erkennt, dass nicht nur ihr beide miteinander ein Problem habt, sondern sie selbst nicht mit ihrem Leben klarkommt, dann kann eine Therapie was bringen. Jedoch bräuchte sie wahrscheinlich mehr wie eine Paartherapie, etwas viel tieferes als das.

Zurück nun zu dir, ich glaube nicht, dass es deine Rolle ist, sie zu retten, außerdem kannst du auch recht wenig für sie tun. Das einzige wäre meiner Meinung nach zu warten und zu hoffen, dass wenn sie besser mit sich selbst und mit ihrem Leben klarkommen wird, sie dir eine angemessenere Rolle als Partner und Vater einräumen kann. Oder du musst sie gehenlassen.

Ich möchte noch hinzufügen, dass sie nicht ganz allein dich in einer Kinderrolle versetzt hat, sondern es waren auch einige von dir abhängigen Sachen, die dazu geführt haben (z.B. dass du Dauerstudent warst. Schon die Tatsache, wie du das ganz am Anfang hinschreibst vermittelt einem ein ungutes Gefühl, als ob du dadurch ein Geständnis ablegen würdest ich beeile mich nicht, das Leben als Erwachsener anzufangen).

Es tut mir leid, wenn ich dir zu nahe getreten bin und wenn vielleicht manches von dem, was ich geschrieben habe, schmerzhaft sein könnte, aber ich bin der Meinung, dass wenn die Lage wirklich kritisch wird, nur die Wahrheit helfen kann. ch wünsche dir viel Glück, Ella.

13.12.2002 17:50 • #6




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