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ON/ OFF Beziehung oder Anleitung zum Unglücklichsein?

I
Sonntag Nachmittag.
Da habe ich die letzten Jahre auch allein auf dem Balkon gesessen.
Von diesem Forum wusste ich da noch nichts.

Ich (48), wurde vor fast exakt 4 Monaten von meinem Partner (46) abends nach der Arbeit mit der Nachricht: Ich will mich von dir trennen. Wir drehen uns im Kreis, treten auf der Stelle, missverstehen uns, ich empfinde nur noch Zuneigung, will keine Liebesbeziehung mehr mit dir. Ich suche mir so schnell wie möglich eine eigene Wohnung . überrascht.

Es war bereits das zweite Mal und ich war gar nicht sonderlich schockiert.
Nach 9 Jahren unserer insgesamt 14 jährigen Beziehung kam es schoneinmal zu einer solchen Konsequenz.
Da hatte ich erfahren, das er unser gemeinsames Leben inkl. Beziehungsproblemen mit anderen Frauen im Chat diskutierte statt mit mir.
Er hatte sich ein Zweithandy angeschafft und in einem Seitensprungportal kostenpflichtig angemeldet. ( Stand auf seinen Kontoauszügen, falls wer fragt )
Ich war nicht gewillt das hinzunehmen und seine Konsequenz hieß damals: Ich ziehe aus. Es kam schlussendlich noch nicht dazu.
Nach zwei Wochen schlug er mir damals eine Paarberatung vor und wir gingen gemeinsam hin. Nach der ersten Beratung fanden wir die Dame nicht kompetent und dachten uns. ach, wir schaffen das allein.

Es folgte ein Jahr der scheinbaren Glückseligkeit und dann verliebte ich mich in einen anderen Mann.
Platonisch und fast ausschließlich über Onlinekontakt.
Ich habe diesen Mann in 3 Jahren 5 mal persönlich für ein Geschäftsessen semiprofessionell getroffen, der Kontakt war auf beruflicher Ebene entstanden. Wir waren uns sympathisch, beide gebunden und er nie an mir als Partnerin interessiert.
Letzten Herbst haben wir jeden Kontakt eingestellt, es gab einfach keine Basis, weder für eine Liebesbeziehung noch für eine Freundschaft.

Kennt ihr das, das man trotzdem derart lange an so einer illusorischen Verliebtheit erkrankt ?

In dieser ganzen Zeit lag aber auch meine Beziehung quasi brach.
Kein S. mehr, kaum Intimität, kaum Zärtlichkeiten, kaum Vertrautheit, kaum gemeinsame Unternehmungen.
Ich. immerzu am Handy in Warteposition. Frustriert. Unglücklich. Sprachlos.
Mein Partner. immerzu schlecht gelaunt. Angespannt. Unglücklich. Sprachlos.

Der Alltag lief gut organisiert weiter.
Holprige Versuche, dem anderen Gefühle und Nähe zu vermitteln, scheiterten. Konfliktvermeidung wo es nur geht. Nie Streit, nie Diskussionen.
Gleichgültigkeit?

Als ich endlich mit mir aufgeräumt hatte, war es zu spät. Ich fand nicht mehr die richtigen Worte für meinen Partner um mich zu erklären. Ich wusste nicht, wie ich wieder den Weg zu ihm finden kann. Ich wusste nicht, was ich sagen könnte, um es auf den Punkt zu bringen.
Was mir fehlt, was ich mir wünsche, was ich erhoffe.

Das hat er mir dann vor 4 Monaten durch seinen Trennunngswunsch abgenommen.

Alles gut. Könntet ihr sagen.
ABER: Ich wollte ja gar keine Trennung.
Ich wünschte mir eine ehrliche Auseinandersetzung mit unseren Unsicherheiten, Problemen, Zweifeln, Ängsten.
Ich wollte Veränderung innerhalb unserer Beziehung, mein Ex - Partner sieht die Möglichkeit zur Veränderung nur in einer neuen Beziehung.

Wir sind seit 3 Monaten wieder in einer Paarberatung. Systemisch. Ausgang offen.

Zu guter Letzt:
Er hat seinen Aussagen zufolge etwa ein Jahr lang seine Konsequenz Trennung überdacht. Ratgeber gelesen, sich informiert, gehofft.
Eine verdammt lange Zeit, in der ich ahnungslos war und er nicht das Gespräch mit mir suchte.
Jetzt will er nicht mehr warten.
Er will nicht mit mir einfach nur alt werden, alt würde man auch allein und Erwartungen, die nicht erfüllt werden, könne man auch allein haben.

Und dennoch:
Leben wir beide, nach seinem Auszug aus unserer gemeinsamen Wohnung vor 3 Monaten, wie ein Paar.
Wir verbringen alle Wochenenden miteinander, sind zärtlich und haben S., schlafen fast jede Nacht in einer unserer Wohnungen kuschelnd ein, essen gemeinsam, kaufen gemeinsam ein, machen gemeinsam Sport, fahren gemeinsam Motorrad, erzählen uns von unserem Tag, interessieren uns füreinander, loben uns. streiten uns. finden Kompromisse.

Er sagt: Trotz grosser Zuneigung will ich keine Liebesbeziehung zu dir.
Ich sageEine Freundschaft mit dir ist nicht was ich will.

Und jetzt?

03.06.2018 18:30 • x 1 #1


F
Mindestens einer von euch muss die Ei.. in der Hose haben und den konsequenten Cut machen, sonst zieht sich die Trennungsphase ins unendliche, zumindest solange, bis jemand neues auf der Bildfläche auftaucht.
Die Trennung ist unabwendbar, auch wenn die Hoffnung noch immer Wunsch des Gedankens ist....
Ihr genießt euch, weil ihr es beide zulässt und weil der Druck unter dem ihr beide in der Beziehung standet, beendet ist. Diese Phase jetzt ist ähnlich zu vergleichen mit der Anfangsphase, die Leichtigkeit ist auf einmal wieder da, die Spontanität, die Zärtlichkeit, die Empathie zueinander, warum? Weil ihr losgelassen habt (von der Beziehung und den darunter leidenden Problemen)

Falls du dich fragst, ob es so wie es jetzt ist nicht weitergehen kann?! Nein, kann es nicht, eure Erwartungen werden euch zerfleischen, die Enttäuschungen werden immer größer, solange bis ihr euch sogar menschlich voneinander entfernt, also lasst es nicht soweit kommen und behaltet euch lieber gegenseitig in guter Erinnerung.

03.06.2018 18:59 • x 2 #2


A


ON/ OFF Beziehung oder Anleitung zum Unglücklichsein?

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I
Hätte ich E..., wüsste ich davon.
Danke für deine Offenheit.
Es ist also an mir für Distanz zu sorgen?

03.06.2018 20:15 • #3


F
Du weißt, wie ich es meine....!
Ja, einer von euch muss für konsequentes Handeln sorgen und lieber tust du es, kannst dich dementsprechend innerlich darauf vorbereiten als das er es überraschend macht und du musst den Schmerz des Verlustes erneut ertragen, der dich ganz schnell wieder zur Ausgangslage zurück katapultieren wird.

04.06.2018 07:04 • #4


H
[quote=Intra]Kennt ihr das, das man trotzdem derart lange an so einer illusorischen Verliebtheit erkrankt ?[/quote]


Ja ich kenne das und Du beantwortest Dir deine Frage In der Frage schon selbst . On/ off bzw Pull / Push ist REAL SUCHT erzeugend und macht daher krank . Es führt zu einer emotionalen Abhängigkeit die dann mit LIEBE verwechselt wird . Das ist wie ein Dro. der nicht an Stoff kommt. Alptraum . Mein Tipp wäre definitiv raus aus der Nummer . Viell magst Du meinen alten Tread mal lesen ? Da beschreibe ich wie ich in den Strudel geriet . On/ off ist nicht dasselbe aber eng verwandt mit Pull / Push . Die suchterzeugenden Prozesse sind fast identisch . Ich wünsche Dir dass Du den Ausstieg schaffst . Zuerst ist es kalter Entzug aber es wird besser ....

04.06.2018 07:25 • x 1 #5


I
Zitat von Fahrenheit:
Du weißt, wie ich es meine....!
Ja, einer von euch muss für konsequentes Handeln sorgen und lieber tust du es, kannst dich dementsprechend innerlich darauf vorbereiten als das er es überraschend macht und du musst den Schmerz des Verlustes erneut ertragen, der dich ganz schnell wieder zur Ausgangslage zurück katapultieren wird.


Überraschen kann mich das nicht mehr, es ist ja Realität das er die Trennung wollte.
Seine Ambivalenz ist irritierend.
Er sucht nach einer Lösung für seinen inneren Konflikt ( Neuanfang oder Auflösung aller Verbindlichkeiten ) und ich werde ihn nicht dabei unterbrechen.
Selbstverständlich kennen wir die Gründe unseres Scheiterns, die zentrale Frage ist: Wie verhindert man das Muster?

Es schmerzt mich nicht mehr wenn ich an ihn denke, es fühlt sich eher im Moment alles nach tiefer, innerer Ruhe an.
Auch wenn wir uns regelmäßig sehen und Zeit miteinander verbringen, tut es nie weh wenn ich bzw. er wieder gehen.
Ich leide also nicht.

Mir fällt aber auch ad hoc keine Lösung ein, die sich innerhalb von Wochen bewerkstelligen ließe.

04.06.2018 13:47 • #6


F
Entschuldige, wenn die folgenden Worte hart werden...
Er hat schon längst die Entscheidung getroffen, er nimmt lediglich nur noch alles mit, was er kriegen kann, weil du es eben auch zulässt, dass wird solange gehen, bis er eine potenziell Neue am Start hat, dann hast du ausgedient und bis dahin gaukelt er dir irgendeine Ambivalenz vor.
Seine hoffnungsvollen Worte säht er mit Bedacht, er kennt dich und weiß, wie er dich bei der Stange halten kann und für die Übergangszeit ist es besser als nix.

Du wirst ihn nicht dabei unterbrechen..., weil du viel zu neugierig auf das Ergebnis seiner Gedankenwelt bist.... Lass dir gesagt sein, das ist alles nur heiße Luft, ein Spiel auf Zeit, dass für dich negativ ausgehen wird, sobald für ihn der beste Zeitpunkt gekommen ist, dich komplett abzuschießen, weil du nieee eine konsequente Grenze gezogen hast und diesen Vorwurf kannst du dir danach noch ewig machen.

04.06.2018 22:59 • #7


I
@fahrenheit, ich entschuldige dann mal.
Was soll denn noch negativer ausgehen?
Ich lebe getrennt.
Und natürlich lasse ich es zu.
Kein Scheidungsrichter in Deutschland scheidet dich vor Ablauf des Trennungsjahres. Warum nicht?
Weil ungeklärte Trennungen im Nachhinein nur Ärger machen.

Wenn er eine Neue will, kann ICH das doch nicht verhindern, ob ich da jetzt konsequent bin oder nicht.

Ich habe es erlebt, das ein Expartner ein Jahr später bei mir vor der Tür stand und bereute. Nicht das ich diesen Menschen hätte wieder als Partner in Betracht gezogen, aber dann durfte ich das ganze Prozedere nocheinmal aufrollen.
Soweit will ich es nicht kommen lassen.

Meiner Ansicht nach kann man sich benutzen lassen oder benutzen.
Dazwischen gibt es nicht viel.

Ist es nicht möglich, das ICH diejenige bin, die IHN gerade benutzt?

05.06.2018 07:09 • #8


Gretchen
Ich finde das sehr interessant was du schilderst.

Beratung klingt doch schon mal gut.

Bei paarproblemen lohnt sich ja oft ein Blick auf die ersten Beziehungen (also zu den Eltern bzw auf die Eltern) und innere beziehungsmuster die daraus erwachsen.

Sehr schön geschildert in dem Buch von Jellouschek: ich liebe dich weil ich dich brauche (Froschkönig)

Es schildert eine spezielle beziehungsdynamik in denen beide etwas von anderen haben möchten was der aber nicht geben kann. (Nämlich was man nicht bekommen hat als Kind)

Richtig also erwachsen müsste es heißen: ich liebe dich, deshalb brauche ich dich.

Vielleicht helfen dir solche Gedanken.

Alles gute Gretchen

05.06.2018 09:02 • x 1 #9


F
Zitat:
Meiner Ansicht nach kann man sich benutzen lassen oder benutzen.
Dazwischen gibt es nicht viel.

Ist es nicht möglich, das ICH diejenige bin, die IHN gerade benutzt?


Nur unter der Prämisse, das du keine Gefühle mehr für ihn hast! Ist dies so? NEIN....
Sonst würdest du dir nicht soviele Gedanken machen, hier schreiben und irgendwie immernoch auf das Ergebnis seines angeblichen Gedankenwirrwarrs hoffen.


Intra, letztlich musst du selbst wissen, was du machst und was du zulässt. Mir fällt aber auf, dass DU nicht diejenige bist, die Grenzen aufzeigt, Wege vorgibt, DU lässt vielmehr mit DIR machen....:
Zitat:
Ich (48), wurde vor fast exakt 4 Monaten von meinem Partner (46) abends nach der Arbeit mit der Nachricht: Ich will mich von dir trennen. Wir drehen uns im Kreis, treten auf der Stelle, missverstehen uns, ich empfinde nur noch Zuneigung, will keine Liebesbeziehung mehr mit dir. Ich suche mir so schnell wie möglich eine eigene Wohnung . überrascht.

Es war bereits das zweite Mal und ich war gar nicht sonderlich schockiert.
Nach 9 Jahren unserer insgesamt 14 jährigen Beziehung kam es schoneinmal zu einer solchen Konsequenz.
Da hatte ich erfahren, das er unser gemeinsames Leben inkl. Beziehungsproblemen mit anderen Frauen im Chat diskutierte statt mit mir.
Er hatte sich ein Zweithandy angeschafft und in einem Seitensprungportal kostenpflichtig angemeldet. ( Stand auf seinen Kontoauszügen, falls wer fragt )
Ich war nicht gewillt das hinzunehmen und seine Konsequenz hieß damals: Ich ziehe aus. Es kam schlussendlich noch nicht dazu.
Nach zwei Wochen schlug er mir damals eine Paarberatung vor und wir gingen gemeinsam hin.


Nach solch einem Vertrauensmissbrauch hast du dich sehr wahrscheinlich schön einlullen lassen von ihm und hast deine anfänglichen Worte über Bord geschmissen, obwohl du nicht gewillt warst, das hinzunehmen! Warum?

und weiter:
Zitat:
Ich habe es erlebt, das ein Expartner ein Jahr später bei mir vor der Tür stand und bereute. Nicht das ich diesen Menschen hätte wieder als Partner in Betracht gezogen, aber dann durfte ich das ganze Prozedere nocheinmal aufrollen.

Wozu? Nach einem Jahr gibt es nichts mehr aufzurollen.... Hier hat ebenfalls DEINE Grenze gefehlt.


Zitat:
Wenn er eine Neue will, kann ICH das doch nicht verhindern, ob ich da jetzt konsequent bin oder nicht.

Nö, verhindern sicherlich nicht aber du kannst dich selbst davor schützen, dass er nicht mit dir und der Neuen was am laufen hat, zumindest bis das Neue in trockenen Tüchern ist. Zu den Aktionen, die er schon gebracht hat (Zweithandy, Seitensprungportal, etc) würde das auch noch passen.


Du merkst schon, dass du selbst auch zu deinem Glück beisteuern kannst?!
Ihr seid getrennt, eigentlich im Loslösungsprozess und schafft es nicht, konsequent zu sein....
Gut, nach so langen Beziehungen ist es auch nicht einfach, gar keine Frage. Vergiss aber nicht, dass dein EX dir emotional viel weiter voraus ist, als du es bist und dir selbst eingestehen willst.
Eine Reunion wird es nicht mehr geben, also warum dann nicht gleich Fakten schaffen, verarbeiten und an deiner neuen Zukunft feilen, um vielleicht einen Partner zu finden, der dich nachhaltig glücklich macht?
Wovor hast du Angst?

05.06.2018 21:07 • #10


I
Angst ist ein Instinkt um uns vor Schaden zu bewahren.
Ich empfinde keine Angst.
Meine Grenzen sind offensichtlich offen.
Das hat mir als Mensch noch nie geschadet.

Ohne Offenheit und Verständnis wird es keiner sehr weit bringen.
Für Verbitterung fehlt es mir an Negativität.

Ich will eine konstruktive Lösung und kein Adieu auf Grund verletzter Gefühle.
Letzteres scheint mir nämlich der Hauptgrund für das Scheitern vieler Paarbeziehungen.
Das ist mir zu wenig.

Ich grenze mich nicht ab, weil ich eine Trennung in meinem Fall nicht für konstruktiv halte.
Es wird ähnliche Probleme auch in nachfolgenden Beziehungen geben.
Wenn man da jetzt nicht interveniert.
Deshalb die Beratung und meine Fragen hier und ich habe Zeit...

07.06.2018 14:47 • #11


F
Zitat:
Ich will eine konstruktive Lösung und kein Adieu auf Grund verletzter Gefühle.


Du hast dich wie ein pitbull darin verbissen... Deinen Kampf kämpfst du alleine, merkst es aber irgendwie nicht. Wach auf, akzeptiere die Realität und vor allem, den Wunsch deines Ex, auch ihm fällt der Abschied und ein rigoroser cut sehr schwer aber er sagt ehrlich, dass er keine Liebesbeziehung mit dir möchte.

Leider bin ich fast alleine hier mit meiner Meinung, vielleicht finden sich ja auch noch weitere, die etwas zu deiner Thematik sagen möchten?!
Manchmal hilft ein Blick von außen, weil man selbst so tief drin steckt emotional, dass man vieles nicht erkennen oder wahrhaben kann. Es anzunehmen steht auch wieder auf einem anderen Blatt Papier.

Ich wünsche dir alles Gute und es wird kommen, wie es kommen wird...

07.06.2018 22:52 • #12


I
Jep.
Vielen Dank für deine Meinung.

07.06.2018 22:56 • #13


A


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