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Partner ist depressiv

sunshine67
Hat jemand Erfahrung mit einem depressiven Partner mit Burn out?
Ich spreche nicht von etwas hoch dramatischen, keine Gewalt, kein Suchtverhalten - einfach nur ein Mensch der seinen Alltag nicht mehr schafft.

Mein Mann ist in Therapie, aber der Erfolg für mich noch unsichtbar. Ich unterstütze ihn soweit möglich und halte das auch für selbstverständlich in einer Ehe. Ich bin mir nur manchmal nicht sicher ob ich noch einen Ehemann habe... und ich möchte auch nicht schleichend selbst depressiv werden. Es dreht sich alles nur noch um die Krankheit, auch die meisten Gespräche.

Ich suche Menschen mit denen ich mich austauschen kann.

19.10.2014 19:06 • #1


A
Hallo Sunshine,
ich kann dir von der anderen Seite erzählen.
Ich wurde quasi wegen einer ähnlichen Krankheit verlassen. Sie konnte das ganze einfach nicht mehr aushalten. Ich habe mich auch sehr viel um mich selber gedreht und fast nur noch darüber gesprochen. ABER ich konnte auch nicht anders und war sehr froh über die Hilfe und den Rückhalt den den ich der Zeit von ihr bekommen habe. Naja gerreicht hat es dann am Ende trotzdem nicht.

In deiner Situation ist vielleicht Geduld erstmal das Mittel der Wahl. Er hat eine Therapie begonnen und das ist für einen Mann ein großer Schritt. Erwarte nicht sofort Erfolge, sowas braucht Zeit. Solche Krankheiten sind behandelbar und er hat den Weg eingeschlagen. Was würdets du von ihm erwarten, wenn du Krank wärst?

Vielleicht ist es auch ein Weg, dass du mal mitkommst zum Psychologe und er dir erklären kann, wie du damit umgehen kannst. Solche Angebote gibt es bestimmt.

19.10.2014 20:09 • x 1 #2


A


Partner ist depressiv

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K
Hallo
Als ich meinen Mann kennenlernte, hatte er schon eine heftige Depression mit langer und teilweise medikamentöser Behandlung hinter sich. Ich war Mitte zwanzig und verliebt, ich konnte das damals wohl nicht richtig einschätzen. Drei Jahre war Ruhe, dann verlor er seinen Job und erlitt einen Rückfall. Eine Behandlung lehnte er ab. Das ging fast 6 Monate. Danach wurde es mit neuer Arbeit wieder etwas besser.
Heute (vier Jahre später) merke ich immer noch teils Anflüge davon wenn etwas nicht stimmt (Antriebslosigkeit, bekommt nichts fertig, will nur schlafen, sitzt bloß vorm PC, ständig unzufrieden - aber immer sind alle anderen schuld.....).
Depressionen können in ganz unterschiedlichen Formen daherkommen. Mein Mann spricht nicht viel darüber, sondern zieht sich halt total zurück, da kann ich dann überhaupt nichts machen.
Eine Therapie ist ein guter Anfang. Richte dich aber lieber auf einen langen und beschwerlichen Weg ein.
Es gibt Beratungen und Gruppen speziell für Partner von Depressiven. Mach dich schlau, ließ viel und Bau dir Zeit ein, für dich Kraft zu sammeln.
Leider ist das ne harte Nummer, die mich auch immer wieder an meine Grenzen bringt und im Zuge derer auch schon öfter mal das Wort Trennung im Raum stand. Am Ende hat es immer noch irgendwie hingehauen.
Bei uns steht jetzt nach einer Phase langen Frusts mal wieder ein Jobwechsel an. Ich hoffe, wenn die Belastung durch den Schichtdienst wegfallt, wird es wieder etwas besser.....

20.10.2014 10:20 • x 1 #3


chris75
Guten Morgen Sunshine !

Ich habe vor 2 Jahren auch eine Therapie gemacht und es hat mich weiter gebracht.
Meine damalige Partnerin hatte es toleriert und es war kein Problem für unsere Beziehung.

Leider ist es im Arbeitsleben sehr kalt geworden, Empathie ist fehl am Platz. Das ist schade, weil wir sind alle Menschen. Da umzuschalten zwischen Arbeit und Beziehung ist nicht einfach.
Ich kann ein Lied davon singen. Auch meine Ex-Partnerin hatte damit Probleme und hat nicht den richtigen Hebel gefunden.
Das scheint das Problem zu sein, weshalb viele Beziehungen zerbrechen

20.10.2014 10:44 • #4


B
Ich stimme kenneich da zu, eine Therapie ist, je nach Schwere der Depression und Komplexität des Problems, manchmal ein langer und beschwerlicher Weg- für den Betroffenen und für Partner und Angehörige. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, denn ich war auch vor einigen Jahren in Therapie und hatte in dieser Zeit einen Freund.

Nun ist es so, dass ich mit ihm nur wenig über meine Depression und die Therapie gesprochen habe,weil ich mich geschämt habe und wahrscheinlich auch aus Angst ihn zu überfordern. Es ist also gar nicht so selbstverständlich und durchaus als positiv zu bewerten, dass dein Mann sich dir in dieser Hinsicht öffnen kann. Was ich sehr kritisch sehe, ist, dass sich alles ausschließlich um seine Krankheit dreht. Depressive sehen nur ihre Depression, das gehört, vor allem in den ganz schlimmen Phasen, zum Krankheitsbild. Es tut ihnen allerdings nicht unbedingt gut, wenn sie von ihrer Umgebung darin unterstützt werden. Auch wenn er mit dir über sein , derzeit sehr trauriges, Innenleben sprechen können sollte - gelegentlich davon abgelenkt zu werden ist mit Sicherheit nicht schlecht. Zu Plaudern, auch über Belanglosigkeiten. Das sorgt, auch wenn ihm nicht danach ist für mehr Unbeschwertheit. Für die Gewissheit, dass das Leben weitergeht. Und nicht zuletzt hast du ja auch noch ein Leben und emotionale Bedürfnisse, selbst wenn du diese ihm zuliebe derzeit etwas hintenanstellst. Und eine Therapie mit professioneller Anleitung sollte ja gerade auch den Vorteil haben, überforderte Mitmenschen etwas zu entlasten. Vielleicht solltet ihr ein zeitliches Maß für Gespräche über seine Therapie festlegen, das für euch beide akzeptabel ist? So erfährst du, was ihn beschäftigt, gibst ihm Raum, sich zu äussern, gehst aber nicht in seinem negativen Gefühlsstrudel (für den er nichts kann!) mit unter.

Sehr vorsichtig solltest du mit Äußerungen zum Therapieerfolg sein. Das erzeugt einen enormen Druck, denn die Heilung einer Depression, die tatsächlich sehr gut möglich ist, dauert meistens länger, als alle Beteiligten sich das wünschen. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schlimm es sich anfühlt und wie nutz- und hilflos man sich vorkommt, wenn man innerhalb einer Therapie gerade ein Tief durchleben muss und die Mitmenschen dies als Misserfolg werten. Am Besten kannst du ihn vermutlich unterstützen, wenn du ihm signalisierst, dass du ihm zutraust, die Therapie erfolgreich für sich zu nutzen. Dass du ihm die Zeit gibst, die er braucht und das, was er dabei durchmachen muss, nicht ablehnst oder verurteilst. Und gleichzeitig selbst stabil bist, nicht von ihm und seiner Krankheit runtergezogen wirst (das verstärkt noch die Schuldgefühle, die er ziemlich sicher ohnehin schon hat, weil er nicht so wie sonst funktioniert. Steck also ruhig aber bestimmt ein paar Grenzen ab. Das wird euch nicht schaden, sondern eher gut tun.

20.10.2014 11:09 • #5


sunshine67
Vielen vielen Dank für eure Antworten, da sind schon viele Anregungen für mich dabei. Ihr habt sicher recht, dass es wichtig ist den richtigen Grad der Abgrenzung zu finden und trotzdem für den anderen da zu sein. Und dass ich ihm Zeit geben muss. Aber ich verstehe es auch, dass der eine oder andere Partner den Weg nicht mehr mit gehen konnte. Manchmal vermisse ich einfach die FREUDE, wisst ihr was ich meine?
Uns geht es eigentlich gut, wir haben gute Jobs und gesunde Kinder, es sollte sich nicht alles so schwer anfühlen. Ich möchte mal wieder mit ihm im Regen tanzen

20.10.2014 19:06 • #6


A
Zitat von sunshine67:
Manchmal vermisse ich einfach die FREUDE, wisst ihr was ich meine?
Uns geht es eigentlich gut, wir haben gute Jobs und gesunde Kinder, es sollte sich nicht alles so schwer anfühlen.

Ich möchte mal wieder mit ihm im Regen tanzen
hallo sunshine

mit ihm jetzt im regen tanzen zu wollen ist in etwa so als würdest du von einem blinden wünschen, dass er gefälligst sehen soll ...

dein mann scheint mit seinen kräften nicht angemessen gehaushaltet zu haben und fühlt sich jetzt leer und ausgebrannt. es kann einige zeit dauern bis er wieder in seine kraft zurückkommt und seine lebenslust wieder geweckt wird.

wichtig finde ich, dass du dich selbst nicht verlierst und deine dinge für dich selbst nicht vernachlässigst. versuche dich selbst gut zu schützen, du kannst deinem mann zur seite stehen und ihn zeigen, dass du für ihn da bist, bist aber nicht für ihn verantwortlich - seine wege muss er selbst finden und gehen um da herauszukommen.

du bist nicht sein therapeut, den kann er sich suchen und/oder eine selbsthilfegruppe, vielleicht ist auch ein längerer aufenthalt in einer psychosomatischen klinik hilfreich.

versuche euren alltag so normal wie möglich zu gestalten und lasse seinen burnout und seine depressionen nicht zu eurem lebensinhalt werden. je weniger aufmerksamkeit man dieser erkrankung gibt, je weniger macht bekommt sie, damit meine ich nicht, dass diese erkrankung nicht ernstzunehmen ist, sie gehört in fachliche hände und in eine angemessene behandlung, aber man selbst ist der beste arzt und nur man selbst kann sich heilen, andere können einen nur einen anstoss geben, dass muss auch deinem mann klar gemacht werden.

vielleicht kannst du deinem mann sagen, dass du für ihn da bist wenn er dich braucht, du ihm aber nicht die verantwortung abnehmen und nicht euren alltag davon bestimmen lassen willst.
passe gut auf dich auf, dass es dich nicht mit herunterzieht.

alles gute!

20.10.2014 21:28 • #7


B
Liebe Sunshine,

wenn du vor seiner Krankheit mit ihm im Regen tanzen konntest, wird das auch sicher wieder zurückkommen Denn auch wenn es sich für dich vielleicht so anfühlt: Dein Mann ist durch die Depression nicht zu einem gänzlich anderen Menschen geworden. Seine Lebensfreude wird wieder zurückkehren. Kein Leid ist für immer, auch nicht das einer Depression! Gerade, die durch Burnout hervorgerufenen depressiven Verstimmungen sind gut therapierbar, da nicht so tiefenpsychologisch gearbeitet werden muss. Bei mir war das zugrundeliegende Problem sehr viel komplexer. Ich war daher jahrelang in Therapie, es wurde besser, wieder schlechter, wieder besser. Und selbst mir konnte geholfen werden Ich bin heute gesund, es geht mir sogar besser als vor der Krankheit.

Es ist trotzdem normal, dass du nicht in jeder Situation verständnisvoll sein kannst. Gerade wenn sich die Erschöpfung breit macht, kann einem schnell die Empathie abhanden kommen. Warum kann er nicht einfach...? Weil er nicht kann. Warum ist es so schwer und nicht leichter? Weil es für ihn gerade sehr schwer ist. Depressivenwahrnehmung folgt ihren eigenen Regeln. Es ist normal, dass du diese nicht nachempfinden kannst, das zeigt, dass du selbst gesund bist. Es ist gut, dass du hier deinen Gefühlen Luft machen kannst. Tu das ruhig, hier trittst du niemandem auf die Füße Und natürlich ist klar, dass du deinen Mann als den attraktiven Partner vermisst, der er normalerweise ist. Aber dein Mann hat nun einmal auch viele andere Anteile in sich und der gerade vorherrschende ist schwach und verwundbar. Das heißt jedoch nicht, dass der Rest verschwunden ist. Er ist immer noch da. Ganz sicher.

Denk übrigens nicht, dass dein Mann die positiven Aspekte eures Lebens nicht mehr spürt. Er ist sich dessen vielleicht nicht jederzeit bewusst,aber die Beziehung zu dir und euren Kindern trägt ihn jetzt in dieser schweren Zeit. Das allein kann ihn gerade nicht heilen, aber es ist ihm eine wertvolle Stütze- mehr als er selbst weiß und vermutlich auch mehr als du ahnst.

Ich wünsche dir alles Gute! Und achte auf dich! Er kann sich gerade nicht freuen, aber du kannst und darfst das!

21.10.2014 01:38 • x 1 #8


sunshine67
Danke!
Ich war skeptisch mich hier anzumelden aber eure Antworten tun mir gut und ich fühle mich nicht mehr so alleine.

25.10.2014 14:48 • #9


bibi66
Einfach ignorieren. Der oder die Gute hat schon in verschiedenen Threads den gleichen Text mit unterschiedlichen Namen reingestellt. Einfach asozial.

03.12.2014 17:53 • #10


S
Zu spät, habs gemeldet.

03.12.2014 18:03 • #11


A


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