Partner mit Alexithymie-Gefühlsblindheit

Hey ihr,

mich interessiert, ob ihr ihr selbst vom Thema Alexithymie betroffen seid oder einen Partner habt, der keine Emotionen hat,zeigen kann bzw. diese nicht versteht.

ich habe seit ein paar Jahren einen sehr lieben Freund, mit dem ich Stundenlang philosophieren kann. Seine Beziehungen waren immer nur von kurzer Dauer und ich habe nie verstanden, warum das so ist. Vor ein paar Tagen haben wir die halbe Nacht wieder herum philosophiert, gelacht, Filme geguckt und Spass gehabt. Das Thema wurde irgendwann ernst und er sagte mir, dass er seit er denken kann, keine Gefühle spüren kann.Ich empfand das als ungewöhnlich und leicht verstörend, weil er in seinen Aktionen sehr warmherzig und liebevoll ist. Er meinte, dass er sich dieses Verhalten über die Jahre hinweg angelernt hat, weil die normale Gesellschaft, es nicht verstehen kann. Jetzt ist natürlich meine Neugier geweckt und mich interessiert, ob es Menschen hier im Forum gibt, die ähnlich ticken und wie sie mit Beziehungen umgehen.
Merci

Hallo Mirathalia ,

Interessantes Thema , wozu ich sicher bereit wäre auch darüber mehr zu lernen über Alexithymie - Gefühlsblindheit , doch ich denke nicht dass dein lieber Freund gleich gefühlsblind ist etc , vielleicht braucht er länger Zeit oder hat Schlechte Erfahrungen etc .. aber ich bin auch eher der Typ der gern herum philosophiert anstatt über Gefühle zu reden , außer es ist wirklich ertnst etc ..

Aber interessantes Thema

Liebe Grüße .

Hallo Mira, hallo Alex,


ja ein interessantes Thema und sei dir gesagt, er ist nicht Gefühlslos. Und auch nicht blind, er weiß seine Gefühle einfach nicht zu zuordnen Er hat sich verschlossen und nie versucht zu lernen, was er gerade fühlt. Er hat aufgehört sein innerstes Wesen an zu schauen und einfach weiter gelebt. Ich nehme an, er hat keine großen Ziele im Leben? Wie sieht sein Freunderkreis aus?

Dadurch, dass er seine Gefühle nicht versteht oder vllt auch meint, dass er keine spüren kann, kann er keine nach außen hin zeigen. Er kann nur das zeigen, was er unter Gefühlen bisher versteht. Das ist dann aber so etwas wie schauspielern, er versucht irgendwie Gefühle zu äußern. Deshalb halten seine Beziehungen wahrscheinlich auch nicht so lange, denn er kann nicht wirklich zeigen, wie es ihm wirklich geht. Jede Beziehung braucht irgendwann die Gefühlswelt und wenn ein Part dies nicht zeigen kann, wird es für den anderen sehr schwer.
Seine Gefühle zu zeigen, nachdem man diese so lange verschlossen hat, ist eine Übungssache. Ihm würde ich eine Verhaltenstherapie empfehlen, es wird lange dauern, bis er seine Gefühle wieder versteht und auch zeigen kann. Und es wird ein steiniger Weg. Aber ohne Gefühle ist er sicherlich nicht.

LG

Askius

Askius und Alex Hey. Schön euch mal wieder zu lesen.

nein er hat es tatsächlich. Es ist eine Fehlfunktion im Gehirn und nur 10% der Bevölkerung leidet daran. Das wurde auch von mehreren Stellen Diagnostiziert. Er fühlt nicht. Er versteht Gefühle nicht bzw. kann sie nicht nachempfinden. Beispiel: Sein Bruder lag im Krankenhaus und es stand auf der Kippe ob er überlebt. Mein guter Freund hat nichts dazu empfunden.
Wenn seine Beziehungen zuende gingen, war es ihm immer egal. Er kam immer schon mit schlechten Nachrichten besser zurecht, als andere.
Er hat noch nie geliebt und war noch nie verliebt.

Um dann eine Beziehung zu führen braucht es wirklihc jemanden, der auf Gefühle zeigen wirklich verzichten kann. Ich weiß zwar nicht, in wie fern er Gefühle zeigen kann, wenn er nichts fühlt. Mir kommt dennoch nur in denn Sinn irgendeine Verhaltenstherapie zu machen, damit er lernt, in den richtigen Momenten etwas aus zu drücken. Wenn du nie trauer zeigen kannst oder was anderes und immer nur das freundliche Gesicht hast, wird es wirklich schwer. Dann fühlt sich jeder normale Mensch ungeliebt, nicht genug beachtet.

Ich war zeit meines Leben dem Verhalten ähnlich, diese Störung habe ich aber nicht. Da ich zu der Zeit auch die Affäre hatte, kann ich nur ein bisschen dazu erzählen, denn es war keine wirkliche Beziehung. Aber der Partner weiß mit dir selbst nicht an zu fangen, wenn es zu streit kommt oder wenn du von dir aus nichts über dich und deine Gefühle redest, was dir Spass macht oder wobei du geweint hast. Entweder braucht es einen Parnter, der genau so ist, oder jemanden, der sehr viel Verständnis mit auf bringt. Deswegen gehen auch viele Beziehungen schnell auseinander.

Ist nur meine Meinung. Hoffe das konnte ein bisschen helfen.

Askius

Zitat:

Er fühlt nicht. Er versteht Gefühle nicht bzw. kann sie nicht nachempfinden. Beispiel: Sein Bruder lag im Krankenhaus und es stand auf der Kippe ob er überlebt. Mein guter Freund hat nichts dazu empfunden.

Ich frage mich grade, wo beginnt dann der Unterschied zur Psychopathie? Da ist das Hauptmerkmal ja auch die komplette Gefühllosigkeit und das Vorspielen von Gefühlen bei Anderen. Die meisten Psychopathen werden wohl auch keine Verbrecher, sondern leben ganz unbemerkt unter uns. Vielleicht ist es nur der Drang Böses zu tun? Dein Freund scheint den ja nicht zu haben.

Ich stelle es mir schrecklich vor, diese Krankheit zu haben. Wie kommt seine Familie damit zurecht? Wie sein berufliches Umfeld?

Zitat:

ich frage mich grade, wo beginnt dann der Unterschied zur Psychopathie?

Der Psychopath (i. S. dissozialer oder narzisstischer Persönlichkeitstendenzen) ist nicht zur Empathie fähig, das ist was grundsätzlich anderes als die hier diskutierte Gefühlsblindheit.

Sogenannte Psychopathen können Gefühle haben und diese sowohl erkennen wie auch ausdrücken. Die Defizite bestehen bei ihnen aber darin, sich nicht die emotionale Lage ihres Gegenübers hineinversetzen zu können / zu wollen.

Zitat von Grace_99:

Ich stelle es mir schrecklich vor, diese Krankheit zu haben. Wie kommt seine Familie damit zurecht? Wie sein berufliches Umfeld?

das ist es ja, es weiß niemand. Nicht mal seine Familie. Er wurde immer als seltsam empfunden und auch oft gemobbt und verprügelt in der Schule. Ich bin die erste der er das erzählt hat. Und meine Neugier ist dementsprechend groß. Mein Gehirn spielt auch die ganze Zeit mit den Gedanken, dass es nicht sein kann, er wirkt einfach nicht so. Aber ich finde diese Gedanken fast schon unfair ihm gegenüber, weil er sein Lebenlang eine Rolle gespielt hat. Er hat Menschen beobachtet, wie sie in gewissen Situationen reagieren und passte sein Verhalten dementsprechend an. Er hat das ganze soweit verfeinert, dass er genauso weiß, wann er jemanden in den Arm nehmen muss.

Wenn ich ihn frage, ob er vermissen kann, sagt er ganz klar nein. Je länger er einen Menschen nicht sieht, und dabei kann es sich schon um eine Woche handeln, dann gilt für ihn: Aus den Augen aus dem Sinn auch für Menschen die er jahrelang kennt und eine intensive Freundschaft hegt. Wobei das intenstiv eine andere Rolle für ihn spielt, als bei mir.

Zitat:

Ich frage mich grade, wo beginnt dann der Unterschied zur Psychopathie? Da ist das Hauptmerkmal ja auch die komplette Gefühllosigkeit und das Vorspielen von Gefühlen bei Anderen. Die meisten Psychopathen werden wohl auch keine Verbrecher, sondern leben ganz unbemerkt unter uns. Vielleicht ist es nur der Drang Böses zu tun? Dein Freund scheint den ja nicht zu haben

die Frage habe ich mir auch gestellt. Aber die kann ich mit einem ganz klarem Nein beantworten.

@Grace_99

er hat gelernt damit umzugehen und ist zufrieden mit seinem Leben. Noch. Ich denke durch meine vielen Fragen die ich ihm stelle, setzt er sich auch mit seiner Vergangenheit auseinander und er fängt an zu hinterfragen. Es ist für mich und wohl auch für ihn eine interessante Reise ich bin gespannt was passiert.

Zitat von MiraTalia:

mich interessiert, ob ihr ihr selbst vom Thema Alexithymie betroffen seid oder einen Partner habt, der keine Emotionen hat,zeigen kann bzw. diese nicht versteht.

Nein, denn ich finde es sinnfrei, mit jemand eine Liebesbeziehung einzugehen, der gar keine Liebe empfinden kann.

Zu wissen, dass er nichts fühlt, verdankt er einer Selbsterkenntnis oder Erkenntnis durch andere oder ärztl Diagnose.?

Zitat von Voll-LENE:

ärztl Diagnose.?

Auf Wikipedia steht dazu folgendes:
Alexithymie ist nicht im ICD-10 oder DSM-IV klassifiziert.

Therapeuten können dies schon sehen ...
Die Betroffenen gehen aber zuerst zum Arzt wegen der körperlichen Begleiterscheinungen von Alexithymie,
die psychosomatisch sind.
Es ist daher eher unwahrscheinlich dass jemand mit Alexithyie zuerst einen Therapeuten aufsucht wegen fehlender gefühlter Wahrnehmungen - ein Arzt kann ihm nicht helfen. Also was tut er? Er diagnostiziert sich selbst oder ein Therapeut tut dies für ihn. Was ist wahrscheinlicher?

Bin eher irritiert, dass seine Familie das nicht weiß? Wie soll das funktionieren? Ich bin bei meinen Kids bei jedem Pups zum Doc, Auffälligkeiten wahr genommen etc. pp. Wie konnte das an seiner Familie vorbei gehen? Wie an Erziehern in der Kita, wie an Lehrern? Ist für mich unvorstellbar.

Meine Familie hats auch nicht bei mir gesehen, das geht ganz schnell, wenn man sich daran gewöhnt. Wenn es sich einfach einlebt und zur Normalität wird, wenn das von den anderen Familienmitgliedern einfach so angenommen wird, dass du so geworden bist, dann ist es auch so. Und da haben andere Perosnen nicht viel zu sagen, egal ob Erzieher in der Kita oder Lehrer. Die denken sich auch nur, der entwickelt sich noch. Die haben auch nicht immer die Möglichkeit bei jedem genau hin zu schauen.