1

Partner mitBindungsangst - die Qual des Loslassens

M
Hallo zusammen,

puh, eine ganz schöne Überwindung, mich hier an dieses Forum zu wenden. Alleine schon die Kategorien-Auswahl beim Thema fiel mir nicht ganz leicht, da ich gar nicht weiß, wo mir der Kopf steht, wo ich in meiner Beziehung stehe, ob diese überhaupt noch als solche zu bezeichnen ist/jemals so zu bezeichnen war. Nunja, ich fange einfach mal an.

Ich war letztes Jahr in einer psychiatrischen Klinik und habe dort einen wunderbaren Mann kennengelernt. Er hatte alles, was mir in meiner bis dahin 3 Jahre bestehenden Partnerschaft gefehlt hat oder untersagt wurde - der Freigeist, das spirituelle, politische, kulturelle, seelische Interesse. Ich fühlte mich auf Anhieb so aufgehoben und vertraut mit ihm. Ich beendete meine langwierige Partnerschaft, nicht (nur) unbedingt aus der Hoffnung, mich in die nächste mit T. (der Mann aus der Klinik) zu stürzen, sondern einfach, weil ich die ganze Zeit annahm, aufgrund meiner Depression keine Liebesgefühle mehr für meinen damaligen Partner empfinden zu können, mir die Bekanntschaft mit T. aber deutlich klar machte, das dies sehr wohl noch möglich war und mir einfach wichtige Attribute in meiner damaligen Beziehung fehlten.
Es ging allerdings schon in der Klinik direkt mit einem unglaublich nervenaufreibenden Hoch und Tief los. Ständig zog T. mich an sich heran, suchte meine Nähe, nur um mich gleich darauf (vorzugsweise wenn ich mich auf die Nähe einließ oder gar mehr forderte/wünschte) wieder von sich wegzustoßen, auf brutale Art und Weise (verbal).
Ich konnte nicht von ihm lassen, trotz dem er mich warnte, dass ich womöglich sehr viel Zeit und Kraft in ihn investieren würde, ohne das gewünschte Ziel einer festen Bindung erreichen zu können (er fing schon damals mit Themen an, dass Liebe für ihn nicht zwangsläufig eine polygame Partnerschaft zur Folge hätte. )
Wir verrannten uns in eine sehr intensive Zeit miteinander, liebten uns total innig und konnten kaum noch ohne den Anderen. Dann plötzlich, nachdem wir beide unsere Klinikaufenthalte beendet hatten, kam das Angebot eines Kreuzfahrtschiffes: Er könne für einen Job für 5 Monate in die Karibik reisen. Er war hin und her gerissen, wollte bei mir sein, wollte sich andererseits nicht von mir in einer solchen Lebensentscheidung beeinflussen lassen. Also ging er. Er ließ mich zurück, wir waren uns aber einig, dass ich ihn besuchen käme, ich wohnte in der Zeit in seiner (zu der Zeit schon quasi unserer) Wohnung und wartete auf ihn. Ich hatte ihm ein Care-Paket gebastelt (nur eine der vielen Kleinigkeiten, mit dem ich ihm meine Liebe zum Ausdruck brachte) und wollte ihn wo ich nur konnte unterstützen, da klar war, dass die Zeit auf dem Schiff nicht einfach für ihn werden würde. Die Vorfreude auf meinen Besuch war riesig. Dies hielt allerdings nur zwei Wochen an. Plötzlich der Schock: Nur zwei Wochen auf dem Schiff, und er hatte mich betrogen. Zwei mal. Mit einer anderen Frau, die er gerade erst kennen gelernt hatte. Ich war zu tiefst enttäuscht und hatte panische Angst. Ich hatte mich so sehr auf diese Bindung und diesen Mann eingelassen, endlich hatte ich das Gefühl, von jemandem verstanden und gesehen zu werden und dann das. Natürlich fand er zahlreiche Begründungen und Entschuldigungen, sodass ich mich irgendwann trotz erheblichem Misstrauen wieder auf ihn einließ. Er gab mir zwar nie das Gefühl, ihm wieder vertrauen zu können, er sagte ständig, für ihn sei es in Ordnung so, er hätte zu jeder Frau eine andere, unabhängige Beziehung und empfinde keine Ausschließlichkeitsgefühle für mich. Dennoch hatte ich die Hoffnung, wenn er erstmal wieder in Deutschland ist und wir gemeinsam unsere Tage verbringen, würde er wieder zu seinen Gefühlen zurückkehren. Er sagte auch ständig, er müsse in sich hinein fühlen, wenn er wieder in unserem gemeinsamen, gewohnten Umfeld ist und wolle mich auf keinen Fall verlieren; ich sei der wichtigste Mensch in seinem Leben. Wir freuten uns also einerseits auf unser Wiedersehen, hatten aber auch beide Angst, dass es nicht funktionieren würde. Als er dann wieder da war, war alles so schön. Er wollte mich ständig um sich haben, stützte sich völlig auf meine Zuverlässigkeit und Liebe und war jedes Mal traurig, wenn ich mal weg war. Wir wohnten sozusagen gemeinsam in seiner Wohnung. Er war jedoch sehr verzweifelt aufgrund seiner beruflichen Planung, die momentan vor einem großen Nichts stand. Er ist Musiker und hat aufgrund traumatischer Erlebnisse wie S. Missbrauch seines Lehrers und emotionalen Missbrauch seiner Mutter einen sehr geringen Zugang zu eigenen Methoden, Erfolg und Geld zu machen. Dann plötzlich kam der Bruch, nach nur ein paar Wochen. Es hieß auf einmal wieder, er brauche seinen Freiraum, wolle sich nicht an mich binden. Ich war total vor den Kopf gestoßen. Natürlich wusste ich, dass er wohl Bindungsängste hat, doch kam er mir so unglaublich vertraut und glücklich in unserer Beziehung vor. Im Nachhinein denke ich, dass ihm genau das Angst machte. Nur einen Tag, nachdem wir einfach mal einen Tag Freiraum vom Anderen haben wollten (er sagte ausdrücklich, ich soll da jetzt nicht zu viel rein interpretieren, er bräuchte nur mal etwas Zeit für sich), schlief er mit einer Anderen. Er fuhr vorsätzlich über einer Stunde zu einer alten Bekanntschaft und übernachtete sogar bei ihr. Ich fühlte mich unglaublich verletzt. Und so ging das dann über zwei Monate weiter - Ständig verletzte er mich durch eine brutale Abweisung und gleich darauf bettelte er mich an, ihn nicht zu verlassen und weinte, weil er mir nicht wehtun wollte und er mich ja auch liebte. Ich wusste inzwischen gar nicht mehr, wo ich eigentlich dran war. Und durch meine eigenen psychischen Problematiken suchte ich ständig den Fehler bei mir. Was habe ich falsch gemacht? Bin ich so wenig liebenswert, dass er neben mir noch 5 andere Frauen braucht? Reiche ich nicht aus? Ich hab ihm immer wieder Vorwürfe gemacht, dass man jemanden, den man liebt, nicht so behandelt und nicht wegstößt. Ich hab ihm dennoch immer wieder verziehen und ihm zeigen wollen, dass ich ihn auch mit seinen (für mich in dem Moment klar ersichtlichen) Bindungsängsten und Problemen liebe und wir das zusammen schaffen können. Dennoch folgten immer wieder auf die schönsten gemeinsamen Momente die schlimmsten Abweisungen überhaupt. Eines Tages hatte ich bei ihm übernachtet, musste am nächsten Tag zu einem Termin und er war enorm traurig, dass ich gehen musste, hat mich direkt gefragt, wann wir uns wieder sehen könnten und auf das nächste Treffen am nächsten Abend hingefiebert. Am nächsten Morgen erfahre ich, dass er sich mit einer anderen Frau abends getroffen hat (mit der angeblich nichts lief). Dies gesteht er mir unter Tränen, sagt er schäme sich so, wolle mich auf keinen Fall verlieren etc etc. Ich verzeihe ihm also, aus Hoffnung. Hoffnung, dass er irgendwann erkennen würde, wie sehr er mich liebt und von seiner Angst loslassen kann - dadurch, dass ich ihn akzeptiere, egal wie viele Fehler er macht.
Doch mein Vertrauen war gebrochen. Ich konnte nicht mehr die entspannte, vertrauensvolle Partnerin für ihn sein, die ich mal war. Ich war sehr misstrauisch und hatte extreme Verlustangst (diese ist bei mir sowieso schon vorgeprägt). Dies engte ihn natürlich zunehmend ein sodass er immer wieder Reißaus nahm, obwohl er sich im nächsten Moment wieder nach meiner Nähe sehnte und diese suchte.
Jetzt aber der absolute Schock: Er hatte erneut ein Vertragsangebot für das Schiff (diesmal für 6 Monate). Dies überlegte er, ohne mich als Faktor mit einzubeziehen. Als Begründung dafür nannte er meinen wiederholten Kontaktabbruch und dass ich ihn immer wieder im Stich gelassen hätte. Dass dies nur Gegenreaktionen von mir auf seine Abweisungen waren, ließ er außen vor. Er meinte, er wolle keine Beziehung mit mir und seine Lebensentscheidungen nicht von mir abhängig machen. Das schlimmste daran: Dieser Job hat ihm beim letzten Vertrag und auch bei dem davor, ein Jahr vorher, ganz und gar nicht gut getan. Weder konnte er hier sein künstlerisches Potenzial ausleben, noch wurde dieses anerkannt. Zudem hat er dort keine Freizeit, keine Privatsphäre. Und trotzdem nimmt er dieses Angebot nun an. In dieser Entscheidung komme ich nicht vor. Er meint, er könne sich ja ab und an bei mir melden, ich könne ihn auch mit Freundinnen auf dem Schiff mal besuchen kommen. Aber eine feste Beziehung, in der ich auf ihn warte und in seiner Wohnung lebe, wie letztes mal - das kann er sich nicht vorstellen. Er will jetzt nicht meinetwegen 6 Monate auf S. verzichten müssen. Er bräuchte diese Oberflächlichkeit, sich mit anderen Frauen zu umgeben, um in der oberflächlichen Gesellschaft des Kreuzfahrtschiffs zu überleben. Er hat jetzt auch einfach - ohne Besprechung mit mir und ohne mein Wissen - seine Wohnung gekündigt (die er wie er selbst sagt als unsere Wohnung angesehen hat), da er plant, danach in den Norden zu ziehen und dort beruflich weiter zu kommen. Auch hier komme ich in keiner Weise in seiner Planung vor, wie in etwa dass ich mit komme oder ähnliches. Er meint auf meine Nachfragen hin ständig, er wolle im Hier und Jetzt leben und sich nicht festlegen - er wüsste ja nicht mal, ob ich in einem halben Jahr noch etwas von ihm wissen wolle. Einerseits zeigt er sich unheimlich bedürftig, geradezu abhängig von meiner Liebe - andererseits stößt er mich so brutal aus seinem Leben aus - ich habe das Gefühl, er will mich manchmal zwingen, zu gehen, damit er seine eigenen Gefühle nicht ertragen muss.
Ich weiß jetzt absolut nicht was ich machen soll - in nicht mal einem Monat wird der Mann, den ich liebe in Tausenden Kilometern entfernt wohnen. Ich bin kein Mensch, der ihm diese Freiheit nehmen wollen würde, hatte ich ja beim letzten Vertrag auch nicht. Aber nach den ganzen Vertrauensbrüchen habe ich natürlich eine (meines Erachtens nach berechtigte) Verlustangst. Ich kann mir seiner Zuneigung nie sicher sein - die letzte Woche haben wir komplett miteinander verbracht, jetzt (nachdem ich mal meine Wut und Enttäuschung zum Ausdruck gebracht hatte) verhielt er sich mir gegenüber so schrecklich boshaft und wollte mich nicht mehr sehen (was gerade mal zwei Stunden angehalten hat, sobald ich weg war, lief er mir wieder nach).
Bitte helft mir. Ich kann ihn doch nicht einfach loslassen. Es muss doch irgendetwas geben, das ich tun kann, damit er merkt, wie sehr er mich liebt, und das auch zulässt. Doch egal welche Variante ich wähle - Wenn ich ihm meine Bedürfnisse und Grenzen aufzeige, macht er sofort dicht und hat Angst vor meinen Ansprüchen und Erwartungen ; Andererseits betont er immer, er wolle eine Frau die in sich steht und wisse was sie wolle, ich soll nicht so abhängig von ihm sein (wie ironisch in Anbetracht dessen, wie abhängig er sich manchmal mir gegenüber verhält) ; Wenn ich ihm meine bedingungslose Liebe zeige, reicht ihm das allerdings auch nicht aus, um seine Angst abzulegen, dann fühlt er sich nur eingeengt.
Bitte - was soll ich tun? Ich dachte zu wissen, dass er mich liebt. Und ich liebe ihn auch. Ich will ihn doch nur glücklich machen, fühle mich aber total hilflos. Egal was ich tue - es ist falsch.

17.07.2018 21:36 • #1


L
Lenke das Scheinwerferlicht auf dich, nicht auf ihn. Kümmer dich um dich selbst. Die Beziehung zu einem BA ist ein Katz und Mausspiel. Ignorierst du ihn, kommt er auf dich zu, drehst du dich um, haut er ab. Man kann als Partner die Welt auf den Kopf stellen, der Partner würde nicht mal mit der Schulter zucken. Die Bücher von S. Stahl fand ich damals super hilfreich um zu verstehen warum er so agierte und ich reagierte.

Wenn du es wirklich mit ihm versuchen willst, dann würde ich an eure Stelle professionelle Hilfe beanspruchen. Mit Liebe und Geduld kann man die Angst nicht nehmen.

Viel Erfolg!

17.07.2018 21:49 • #2


A


Partner mitBindungsangst - die Qual des Loslassens

x 3


G
Guten Tag,
rein von den Fakten betrachtet hat er Dir gleich zu Beginn gesagt daß Du bei Ihm auf Granit beißt und welche Vorstellungen er von *Beziehung* hat..
Du hast ihn gehört aber nict zugehört...und Deine Version und Wünsche mit seinen Aussagen vermischt.
Ich kann Deine Hoffnung und Angst verstehen aber letztendlich hast DU DIR was vorgemacht..nicht er Dir.
Besinne Dich auf Dich selbst und zwar so schnell und endgültig wie möglich. IHN wirst Du nicht ändern
Alles Gute Dir.

18.07.2018 07:55 • #3


Kummerkasten007
Immer wieder das Gleiche - Kur, Klinikaufenthalt und prompt läuft einem der berüchtigte Seelenverwandte über den Weg.

Es ist immer eine Ausnahmesituation, da wird projeziert und glorifiziert auf Teufel komm raus.

Und jetzt ist das Elend groß.

Zitat von Metterschling:
trotz dem er mich warnte, dass ich womöglich sehr viel Zeit und Kraft in ihn investieren würde, ohne das gewünschte Ziel einer festen Bindung erreichen zu können


Du bist mit offenen Augen und Anlauf ins offene Messer gerannt, so leid mir das tut für Dich.

Wenn Du nicht aufpasst, wirst Du in Deiner Hörigkeit und Verzweiflung wieder in der Klink landen.

Kümmere Dich um Dich selbst, damit solche Energievampire keine Chance mehr bekommen, an Dir anzudocken.

18.07.2018 08:42 • x 1 #4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag