Plötzlich haben seine Gefühle doch nicht gereicht

G
Hallo, ich lese nun schon einiger Zeit in diesem Forum und möchte es nun für mich nutzen. Zu meiner Situation: Ich (40) lebe seit meiner Trennung von meinem Mann alleine mit meinen beiden Kindern (11 und 7). Damals habe ich mich getrennt, weil wir uns eigentlich nichts mehr zu sagen hatten und wenn, dann in fürchterlichen Streitereien eskaliert ist, die auch teilweise in körperlichen Übergriffen seinerseits endeten. Ich habe mich also getrennt, und es war wie ein Befreiungsschlag. Ich hatte soviel Elan, soviel Kraft, Mut und Zuversicht, das alles gut gehen würde. Und so hat es sich auch entwickelt. Mein Ex hat mir zwar das Leben mit ständigen SMSen, Anrufen, Pöbeleien, etc. das Leben zur Hölle gemacht, doch ich fühlte mich stark, dies alles zu überstehen.

Nach 4 Monaten Single-Dasein lernte ich dann einen tollen Mann kennen. Wir haben uns gesehen, er hat mich angesprochen und es war eben so. Wir haben uns bei unseren Treffen stundenlang unterhalten, mussten einander nicht die Sichtweise des anderen erklären, es war klar...Wir haben miteinander gelacht und viel unternommen, es war berauschend. Von Anfang an, war ich ehrlich zu ihm. Hab ihm von meiner Trennungssituation erzählt, von meinen beiden Kindern und er hat es akzeptiert. Weil ich so eine Hammerfrau sei, die er nicht einfach wieder davonlassen möchte. Natürlich hatten wir auch wunderbaren S.. Er hat nie Zweifel in mir aufkommen lassen, dass es nur eine Affäre wäre. Im Gegenteil. Irgendwann nach ein paar Wochen hab ich ihn meinem Freundeskreis, meiner Familie und auch meinen Kindern vorgestellt und er hat sich toll eingebracht. Alle fanden, dass wir ein tolles Paar abgeben würden und wie glücklich wir wirkten. Und er hat es mir immer wieder bestätigt.

Nach ca. einem halben Jahr kam es mir jedoch komisch vor, dass er mir zwar von seiner Familie erzählte und auch wie kompliziert das Verhältnis zu seinen Eltern sei (er ist türkischer Abstammung, jedoch nicht religiös), aber mehr auch nicht. Er hat mir von seinen Freunden erzählt, aber er hat nie Namen genannt. Auf Nachfrage meinte er nur, er sei nicht unbedingt Stolz auf bestimmte Teile seines Lebens und er würde mich da gerne raushalten. Das habe ich so hingenommen, denn bei unseren Treffen, zweimal wöchentlich, da wir ein ganzes Stück auseinander wohnen, war alles wieder gut. Wir haben auch unsere Alltagssorgen geteilt, lernten uns auf menschlicher Ebene immer besser kennen und haben uns gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Alles schien so perfekt.

Es gab auch Rituale, die wir so entwickelt hatten. Die Morgen-SMS, den Anruf abends. Vor ein paar Wochen dann, hab ich gespürt, dass sich irgendetwas geändert hatte. Die Antworten auf die SMSen kamen nicht mehr sofort, sondern nur noch sporatisch, die Telefonate wurden ausweichender. Doch auch da konnte er mich jedesmal wieder bei unseren Wiedersehen beruhigen. Trotzdem entwickelte ich so etwas wie Misstrauen und ich begann genauer hinzuhören, Hinweise auf irgendwas zu finden. Keine Ahnung, es war nur so ein dumpfes Gefühl...

Als wir einmal (gemeinsam!) Einstellungen auf seinem Handy verändert haben, öffnete sich die Bildergalerie und ich sah nur für den Hauch einer Sekunde das Bild einer Frau, die sehr offensichtlich in die Kamera schmachtete. Er strich es gleich weg und meinte nur ach, so ein Schmarrn...ich wollte nicht nachfragen, aber ab da war ich echt sehr verunsichert. Ein paar Tage danach, wir hatten beide Urlaub, wollte ich mich spontan mit ihm treffen. Das ging allerdings nicht, weil er mit einem Freund (wieder kein Name) schon vielleicht was vorhaben würde.

Kennt jemand das Gefühl, das irgend etwas nicht stimmt, aber man kann es nicht greifen? So ging es mir. Wir sind dann nach Prag gefahren, ich hab mich so auf unsere paar Tage gefreut. Am ersten Abend gingen wir aus und er hat sich wohl zu sehr mitreissen lassen, als er vor meinen Augen mit der blonden Kellnerin zum Rumflirten anfing. Ich hab ihm erklärt, dass mir das nicht gefällt und er solle sich mal an meine Stelle versetzen...hat er auch noch verstanden, doch ich solle mich mal souverän verhalten. Als wir nachts ins Hotel zurückkamen, hat er sich dann einfach ins Bett gelegt, kein Gute-Nacht, keine Umarmung, nichts....und in mir kam alles hoch. Ich hab ihn in dieser Nacht meine ganzen Befürchtungen, meine ganzen Vermutungen entgegengeknallt, hab ihn angeschrien und ich denke schon, sehr verletzt damit.

Am nächsten Morgen meinte er nur, es hätte ihn noch niemals jemand angeschrien und er hätte mir schließlich von seinem Umfeld erzählt und das es nun mal schwierig sei. Das er mit seinem Kumpel eben auch Abende verbringe, an denen sie illegale Dinge treiben (Dro.) und er das ab und an brauche. Er erklärte mir, dass er seine Freiräume bräuchte, und die Beantwortung der Morgen-SMSen mittlerweile für ihn eine Pflicht sei und nicht mehr nur Freude. Er fühle sich nun doch überfordert damit, dass ich schon eine Familie habe und er kann sich nicht vorstellen, eine Frau zu heiraten, die schon zwei Kinder mit einem anderen Mann hat. (Das war der Todesstoß!) Ich sei aber immer noch eine einzigartige Frau, die er froh ist, kennengelernt zu haben, auch wenn es für uns keine Zukunft gibt.

Seit zwei Wochen haben wir nun also keinen Kontakt mehr, es zerreißt mir das Herz und ich grüble und grüble darüber nach. Hab ich zu sehr geklammert? Oder ist es nicht normal, dass man nach neunmonatiger Beziehung, auch das Leben des anderen kennenlernen möchte? Und misstrauisch dabei wird, wenn einen derjenige gewisse Teile seines Lebens verweigert? Hat er mir die ganze Zeit nur etwas vorgemacht, aus welchem Grund auch immer? Ich fühle mich so verarscht. Ich möchte ihn nicht mehr anrufen, ihn nicht mehr sehen, weil ich weiß, dass ich ihn nur so aus meinem Leben streichen kann.

Hat jemand etwas ähnliches erlebt? Wo lagen die Gründe? Und wie schafft man es, diese Enttäuschung zu verarbeiten?

Genesha

10.09.2015 13:17 • #1




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