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Ich habe sehr oft mit dem Spiegel meiner Seele gesprochen oder mit dem Spiegelbild, welches dieser Spiegel mir immer gezeigt hat. Allerdings, könnte man auch sagen, dass es immer nur eine Projektion meiner Gefühle waren. Widersprüchliche Gefühle. Verdreht, versponnen, manchmal reflektiert, manchmal sogar wirr aber immer meine Gefühle. Ich versuche diese Gefühle zu beherschen, zu zähmen und in Schach zu halten. Ich will mich nicht von ihnen beherrschen lassen. Ich möchte ihnen nicht die Macht geben, mein Leben zu bestimmen. Ich will Herr meiner Entscheidungen sein, logische Entscheidungen treffen, Emotionen ausblenden. Schalter an, Schalter aus.
Doch wie sinnlos und vergebens sind doch diese meine Bemühungen. Ich kann nämlich eines nicht auschalten, nämlich das ICH, und somit mich. Den mein ICH wird von Gefühlen und Stimmungen beherrscht. Logik gehört nicht dazu und mit Logik läßt sich das ICH nicht ein.
Das ICH setzt sich immer wieder hin und fängt an darüber nach zu grübeln, was es meint verloren zu haben. 'Die Liebe ist weg. Ich habe sie für immer verloren. Ich bin einsam und allein. Nicht mehr liebenswert. Meine Welt zerbrochen, meine Träume dahin, meine Welt zerstört. No Hope, no Future.' so denkt das ICH. ...und dann kommt das Karussel und das Kopfkino......und es dreht sich immer wieder alles im Kreis ohne Anfang, ohne Ende......
Es ist schwierig diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Schwierig sich davon frei zu machen und Veränderungen herbei zu führen. Den Veränderungen würden bedeuten, alte und vertraute Pfade zu verlassen, andere Wege zu gehen. Die damit verbundenen Risiken will man nicht mehr eingehen. Es würde bedeuten, allein weiter zu gehen, sich nur noch auf sich selber zu stützen. Wie ein Kind klammert man sich an das, was war oder das, was hätte sein können, Vorstellungen von gestern, Träume von gestern hält man fest, versucht es zumindest, und so will man in die Zukunft, in das Morgen und Übermorgen gehen. Doch so wird das nichts. So kann man nicht in die Zukunft gehen oder in das Morgen schauen.
Wird man verlassen, dann fängt man an, die alte Beziehung auf einmal zu idealisieren und für lebenswichtig und lebensnotwendig zu erachten. Auf einmal wird die Sehnsucht nach dem Verlasser oder der Verlasserin so groß und so übermächtig, dass man glaubt diesen Menschen als einzigen Menschen auf der Welt geliebt zu haben. Als einzigen Menschen zu sehen, der es wert sei, sein Leben mit ihm/ihr zu teilen und nie, nie, niemals wieder, würde man jemanden finden, der einen so geliebt hat oder so lieben wird. Man verzehrt sich vor Angst bei dem Gedanken, man könnte den anderen Menschen, mit dem man sein Leben teilen würde nicht finden oder nie wieder einen solchen Menschen finden. Man ist verzweifelt, weil man denkt, den einen richtigen oder die eine richtige für immer und ewig verloren zu haben. Man denkt, man würde nie wieder einen Menschen finden, wie den Einen oder die Eine und nie niemals wieder einen anderen in die Augen schauen und darin das Leuchten und das Begehren sehen.
Man versucht alles, um diese innere Welt der Gefühle zu verändern. Man spricht von loslassen, überwinden, akzeptieren, beherrschen. Doch nichts davon ist möglich. Es ist nicht möglich, weil wir es nicht zulassen. Weil wir Angst davor haben, es zu zulassen, denn es ist ein schmerzhafter Prozess und Schmerzen wollen wir nicht. Doch eine Wunde heilt nur unter Schmerzen. Jeder von uns kann diese Schmerzen ertragen aber wir denken, dass wir es nicht können. Wir denken dafür zu schwach und unfähig zu sein. Doch es stimmt nicht, in jedem von uns steckt eine unglaubliche Kraft. Woher diese Kraft kommt, kann ich nicht sagen aber sie ist in jedem von uns in so großer und ausreichernder Menge vorhanden, dass man jedes Unglück, jeden Schmerz, jeden Verlust und jede Veränderung ertragen und meistern kann.
Ich habe keine Angst mehr vor der Angst. Ich habe meine Situation anlysiert und reflektiert und alle pro und contra revue passieren lassen. Es gibt ab jetzt nur noch mich und die Welt. Ich will mich auf den Weg machen, die Straßen, Alleen, Wege und Pfade, die vor mir liegen zu erkunden und all das Neue und unbekannte, das ich dort finden werde, zu erleben und zu entdecken. Ich will den Forscherdrang des Kindes und das Herz des Kindes in mir annehmen und damit ein neues Leben beginnen. Lassen wir die zurück, die diese Abenteuer nicht mit uns erleben wollen. Dei uns in Schubalden gesteckt und uns in Schablonen gepresst haben und aufgehört haben uns zu sehen. Lassen wir sie zurück in dem Leben, das sie sich ausgesucht haben und das nicht mehr das unsere ist. Ich liebe meinen Verlasser auf eine Art und Weise wie ich es vorher nicht getan habe, denn jetzt sehe ich ihn wirklich. Verzeihe mir meine SChwächen und Fehler und ihm die seinen. Mit jedem Tag der vergeht, verändert sich in mir mein und sein Bild.
Auch verändere ich mich äußerlich und diese Veränderung vollzieht sich sehr langsam und sehr schwierig. Es ist schwieriger zu verändern, was draussen ist, als das was drinnen ist. Warum, fragt ihr?
Ganz einfach: erst, indem man sich äußerlich ändert, kann man erkennen, wie sehr man sich innerlich verändert hat. Das bedeutet aber nicht, dass man sich die Haare färbt oder schneidet oder sich aus den Jeans in Designerklamotten zwängt und jemand wird, der man nicht ist. Nee, es bedeutet, dass man sich annimmt und sich von dem Verhalten verabschiedet, das man sich angewöhnt hat, um dem anderen zu gefallen. Man entdeckt sein Ich wieder und sobald dieses Ich sichtbar wird, dann hat man sich auch innerlich verändert. Man hat seine Kraft, Zuversicht und seine Stärken wieder und man hat die Liebe wieder. Die Liebe zu sich selber. Denn diese Liebe währt ewiglich und ist eine der Quellen unserer Kraft
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