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Schmerzhafte Trennung verarbeiten

D
Liebe Niuta, und liebe ihr alle die ihr hier geschrieben habt,

mir gehts auch so, seit der Trennung sind es jetzt etwas über 2 Monate und es ist ein tägliches Auf und Ab. Ich glaube aber im Grunde ist es genauso schlicht wie du es sagst, man muss es einfach aushalten. Es gibt viele Dinge mit denen man es sich ein bißchen besser gehen lassen kann, aber am Ende führt kein Weg daran vorbei, diese Wellen immer wieder kommen und gehen zu lassen. Da kannst du dir soviel gutes tun wie du willst, sobald du im Bett liegst kommt eh alles hoch.

Zitat von Niuta:
Und im Moment wünsche ich mir nur eines, nie nie nie wieder in so eine Situation zu kommen. Dass ich damit Mauern aufbau, ist mir sehr wohl bewusst. ...


Geht mir ganz genauso... ich bin mir mit Blick auf den Schmerz den die Trennung ausgelöst hat überhaupt nicht mehr sicher, ob ich mich nochmal wieder einlassen kann, gerade wenn du eine Trennung nicht kommen siehst. Ich hab Angst in Zukunft viel zu sehr zwischen den Zeilen zu lesen oder Zeichen falsch zu deuten. Dann denke ich aber auch, dass JETZT auch einfach nicht der richtige Moment ist um das alles beurteilen zu können. Ehrlich gesagt brauche ich gerade auch Mauern um mein Herz.
Ich habe auch gerade zum ersten Mal überhaupt keinen Impuls mehr mich von dieser Situation abzulenken, nach meiner letzten Trennung hatte ich mich schnell versucht durch Dating abzulenken, was natürlich nur kurzfristige Trostpflaster waren und am Ende die Heilung unnötig in die Länge zog.
Dieses Mal ist alles anders. Ich weiche dem nicht aus und die Gefühle von Einsamkeit und auch Selbstmitleid, Wut und Schuldgefühlen nehmen mir manchmal den Atem, ich hätte nie gedacht dass ich mich einmal so alleine fühlen würde, und dieser ganze Schmerz, diese ewigen Gedanken an die vergangene Zeit nehmen so viel Raum ein, aber ich muss euch ehrlich sagen, wenn der Schmerz plötzlich weg wäre, ich wäre mit dem ganzen leeren inneren Raum überfordert. Ich muss erst wieder lernen das Leben Stück für Stück zurückzuerobern. Wie in einem leeren Haus, noch wohnt der Schmerz und die Trauer in allen Räumen, nur langsam kann man hier und da eine Vase mit Blumen hinstellen, ein neues Bild an die Wand hängen, kleine Schritte um die Räume wieder zu füllen.

Es ist hart wenn man neben dem Partner auch noch den Glauben an Beziehungen an sich verliert, aktuell ist es so, aber wir sind eben auch fühlende Wesen und auch diese Phase wird vorbeigehen, so wie unsere Beziehungen zu Ende gingen, geht auch diese Phase irgendwann in etwas neues über.
Ich bin selbst auch total widersprüchlich, denn natürlich sage ich- ich WILL sie loslassen, gleichzeitig aber halte ich an den Gedanken und auch Schmerzen fest. Quäle mich mit denselben unsinnigen Fragen, die ja im Grunde zu nichts führen, als dass sie den Schmerz in uns aufrecht erhalten.

@baieutli Du schreibst, dass wir lernen können unsere Beziehungsmuster zu durchbrechen.
Trennungen sind mit Sicherheit eine Chance zu erkennen, wo die eigenen Defizite liegen und welches emotionale Gepäck man selbst in eine Beziehung bringt. Aber am Ende kannst du soviel an dir arbeiten wie du willst, alles Muster- verstanden-haben, selbstfürsorglicher sein- gibt dir keine Garantie für eine lange währende Beziehung, es bleibt bei 50/50. Und dann gibt es ja noch zig andere Gründe warum wir einen Partner verlieren können.
Versteh mich nicht falsch, ich glaube sehr daran, dass wir unsere Gewohnheiten und Muster erkennen und auch verändern können, aber dieser Prozess darf nicht dazu führen, dass wir glauben wir müssten erst richtig oder perfekt oder geheilt sein, um für einen anderen Menschen liebenswert zu sein.

Mir hat dieses Buch, bzw. Hörbuch viele neue Gedanken gegeben:
Wenn alles zusammenbricht
Es ist sehr buddhistisch, vielleicht ist das abschreckend für einige, aber vielleicht ist der ein oder andere gute Gedanke für euch dabei:

( )

20.10.2020 11:28 • x 6 #16


D
Zitat von Serention:
Sich selbst verstehen, seine Gefühle und Schwächen sehen und diese dann verarbeiten und vielleicht anders oder besser wahrnehmen um auch sich selbst zutrauen zu können, mit diesen Schwächen ein liebenswerter und wundervoller Mensch zu sein. Das ist vielleicht ein Schlüssel. Und wer weiß... vielleicht gibt es auch Menschen, die einen genau wegen dieser vorhandenen Schächen lieben...



Das hat du schön gesagt!

20.10.2020 11:31 • x 1 #17


A


Schmerzhafte Trennung verarbeiten

x 3


N
@_derwanderer_ du schreibst mir aus dem Herzen! Was mich gerade so niederschmettert ist, dass mein Expartner so sehr selbstfürsorglich war und immer in sich hereingehört hat, was ihm gut tut und was nicht, geprüft hat, wie sich was anfühlt und mir gesagt hat, ich solle es auch so machen und mich doch mal in eine positive Abhängigkeit begeben. Bei all der Selbstbetrachtung und Selbstklärung hat er nur leider mich mit meinen Eigenheiten, positive wie negative, nicht gesehen und schlussendlich für sich entschieden, ohne mich in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen, dass ihm die Beziehung nicht gut tut. Beziehungen können fehllaufen und man kann sich entlieben und man kann sich auch fremdverlieben...alles kann passieren, aber dann rede ich doch mit dem Gehenüber darüber und das nicht erst dann, wenn man selbst schon die Entscheidung getroffen hat und die andere Seite sowieso keine Chance mehr hat. Was erwartet man dann von einem solchen Gespräch? Eine Art Absolution für die eigene Entscheidung? Und das, wenn man gerade jemanden in einen Schock versetzt hat?

Natürlich will ich meine Wünsche und Neigungen kennen, aber ich will mich auch weiterhin auf einen Partner einstellen und mich gemeinsam mit einem Menschen entwickeln können. Zu viel Selbstfürsorge lässt das meiner Meinung nach nicht zu. In gewisser Weise sollte man auch offen bleiben können.

20.10.2020 11:56 • #18


N
@_derwanderer_ du schreibst mir aus dem Herzen! Was mich gerade so niederschmettert ist, dass mein Expartner so sehr selbstfürsorglich war und immer in sich hereingehört hat, was ihm gut tut und was nicht, geprüft hat, wie sich was anfühlt und mir gesagt hat, ich solle es auch so machen und mich doch mal in eine positive Abhängigkeit begeben. Bei all der Selbstbetrachtung und Selbstklärung hat er nur leider mich mit meinen Eigenheiten, positive wie negative, nicht gesehen und schlussendlich für sich entschieden, ohne mich in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen, dass ihm die Beziehung nicht gut tut. Beziehungen können fehllaufen und man kann sich entlieben und man kann sich auch fremdverlieben...alles kann passieren, aber dann rede ich doch mit dem Gehenüber darüber und das nicht erst dann, wenn man selbst schon die Entscheidung getroffen hat und die andere Seite sowieso keine Chance mehr hat. Was erwartet man dann von einem solchen Gespräch? Eine Art Absolution für die eigene Entscheidung? Und das, wenn man gerade jemanden in einen Schock versetzt hat?

Natürlich will ich meine Wünsche und Neigungen kennen, aber ich will mich auch weiterhin auf einen Partner einstellen und mich gemeinsam mit einem Menschen entwickeln können. Zu viel Selbstfürsorge lässt das meiner Meinung nach nicht zu. In gewisser Weise sollte man auch offen bleiben können.

20.10.2020 11:58 • #19


Serention
Zitat von Niuta:
Bei all der Selbstbetrachtung und Selbstklärung hat er nur leider mich mit meinen Eigenheiten, positive wie negative, nicht gesehen und schlussendlich für sich entschieden, ohne mich in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen, dass ihm die Beziehung nicht gut tut. Beziehungen können fehllaufen und man kann sich entlieben und man kann sich auch fremdverlieben...alles kann passieren, aber dann rede ich doch mit dem Gehenüber darüber und das nicht erst dann, wenn man selbst schon die Entscheidung getroffen hat und die andere Seite sowieso keine Chance mehr hat. Was erwartet man dann von einem solchen Gespräch? Eine Art Absolution für die eigene Entscheidung? Und das, wenn man gerade jemanden in einen Schock versetzt hat?


Und das, liebe Niuta, habe ich 1 zu 1 genau so erlebt. Vielen Dank für diese Beschreibung und ich wundere mich gerade, dass es anderen genau so ergeht. Es wird alles mit sich selbst ausgemacht, bis man schon innerlich so weit von der gemeinsamen Beziehung distanziert ist, dass man problemlos einen Schlussstrich ziehen kann (in meinem Fall wurde dann einfach übergangslos auf einen anderen Partner gewechselt). Und anschließend wird man dann vor vollendete Tatsachen gestellt und hatte keine Chance. Man hätte reden können, gemeinsam einen Weg finden können. Aber dazu muss der andere schließlich auch bereit sein und die Charakterstärke haben. Mir ist mittlerweile klar, dass ich keinen Menschen an meiner Seite brauche, der nicht mit mir über Probleme oder Gefühle sprechen kann und Dinge nur mit sich selbst und aufgrund seiner mentalen Haltung oder Verdrängungstaktiken ausmacht. So jemanden braucht man nicht.

20.10.2020 12:07 • x 5 #20


jimmylight69
Sternenwander schreibt: Aber am Ende kannst du soviel an dir arbeiten wie du willst, alles Muster- verstanden-haben, selbstfürsorglicher sein- gibt dir keine Garantie für eine lange währende Beziehung, es bleibt bei 50/50. Und dann gibt es ja noch zig andere Gründe warum wir einen Partner verlieren können.
Versteh mich nicht falsch, ich glaube sehr daran, dass wir unsere Gewohnheiten und Muster erkennen und auch verändern können, aber dieser Prozess darf nicht dazu führen, dass wir glauben wir müssten erst richtig oder perfekt oder geheilt sein, um für einen anderen Menschen liebenswert zu sein.
Im Grunde stimme ich dir da zu: Es gibt nie ne Garantie. Es gibt kein perfekt , kein geheilt und die Zeit der vergangenen Beziehung ist ja auch keine verlorene Zeit, man kann sie als das nehmen, was sie war. In all ihrer Schönheit, auch mit allen Schmerzen.
Aber: 50/50 -Chance, das gilt vielleicht hochgerechnet, als Mittel der Gesellschaft. Ich bin aber überzeugt: Wenn man erkannt hat, was die eigenen Anteile sind, wenn man in einer Beziehung nicht die Erfüllung eigener Leere oder die Beruhigung eigener Verlustängste erhofft ( meist unbewusst), wenn man sich selbst füllen kann und die Beziehung als zusätzliche gegenseitige Bereicherung eines an sich schon schönen Lebens sieht. Dann ist die Chance bei weit mehr als 50% und wenn du von der Beziehung (unbewusst) die Heilung eigener Ängste und Unsicherheiten willst, dann sind die Karten auf dauer schlecht gegeben und die Chancen stehen schlechter als 50 %. Und es ist in Zukunft, wenn du dir selbst das wesentliche geben kannst, das du brauchst, leichter damit zu leben, dass es eben keine Garantie gibt. All das ändert nicht den Schmerz am aktuellen Liebeskummer. Aber ich halte es definitiv nicht für vergebliche Liebesmüh, seine Muster zu erkennen und seine Gefühle zu verstehen!

20.10.2020 12:21 • x 2 #21


N
Ich muss gestehen, dass ich auch dazu neige, viel mit mir selbst auszumachen, zumindest wurde mir das gesagt. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob das wirklich stimmt. Ich schätze mich eher als empathisch, reflektiert offen ein. Ich kann nur nichts mit Floskeln anfangen. Wenn mir jemand sagt Ich liebe Dich, dann kann ich das schlecht erwiedern. Nicht weil es nicht so ist, sondern, weil man das doch spürt, dass muss ich dann nicht immer hören. Mein Gegenüber sollte mir mit Respekt und Zuneigung begegnen und dazu gehört, mir rechtzeitig Zweifel mitzuteilen und nicht nur zu sagen: Ich bin jemand, der zweifelt. Wie soll ich das denn verstehen?

20.10.2020 12:23 • #22


D
@Niuta Das war bei mir ganz ähnlich...meine Ex Freundin war auch sehr selbstfürsorglich und gut mit sich und irgendwie so mit sich verbunden, dass ich mich manchmal frage, ob sie sich eigentlich wirklich auf mich eingelassen hat. Da spielte schon auch Kontrolle ihrerseits eine große Rolle. Angst sich auch mal wirklich fallenzulassen.
Und dann war es wie bei dir, zack, sie sagt, die Beziehung tut ihr nicht mehr gut, bis dahin gab es kein Gespräch über solche Zweifel, der Moment als sie ihre Zweifel äußerte war der Moment als es für sie schon vorbei war.
Ich bin da auch überhaupt nicht mit einbezogen worden, sie hat das alles mit sich selbst ausgemacht, das macht wütend und ohnmächtig.
Ich verstehe dich so gut...
Aber nicht jeder ist in der Lage im richtigen Moment seine Bedürfnisse zu spüren und auch zu äußern.
Wir haben uns dann noch ein paar Wochen danach zum Gespräch getroffen, ich hatte damit die Hoffnung verbunden, sie würde es sich vielleicht anders überlegen, aber das Gegenteil war der Fall, sie schien erleichtert und glücklich ohne mich. Im Nachhinein war das Gespräch gut für mich, weil ich danach wirklich alle Hoffnungen verloren habe und ich dadurch auch eine Seite an ihr gesehen habe, die sie mir vorher nie gezeigt hatte. Sie kann ohne mit der Wimper zu zucken einen Schlussstrich ziehen, keine Bedenken mehr, kein Interesse zu schauen wo vielleicht auch ihre Defizite waren, die zum Ende der Beziehung geführt haben.
Ich bin da mehr bereit hinzuschauen und Kompromisse einzugehen, aber das eben meine ich mit 50/50. Am Ende tanzt man Tango zu zweit, du kannst dich auf den Kopf stellen, wenn der andere nicht will, dann muss man das akzeptieren, so weh das auch tut, und auch wenn der Prozess nicht fair war, weil man so gar nicht mit einbezogen wurde.
Aber das Leben und wir Menschen sind so komplex, es nützt nichts auf Fairness zu pochen. Es gibt keine Schiedsrichter, es werden keine Noten oder Punkte verteilt. Ich kann immer wieder wütend und enttäuscht sein und rufen, das war unfair, ich hatte keine Chance, ich hätte doch etwas tun können, ich will doch kämpfen- am Ende ist die schlichte Wahrheit, dass es für den Anderen nicht (mehr) gepasst hat.
Es ist vorbei.
Alles andere sind die Geschichten die wir uns selbst erzählen, darüber dass wir es ja eh nicht wert sind geliebt zu werden, darüber dass der Andere selbst irgendwelche Komplexe hat, die er nur nicht sehen will, darüber dass wir nun für immer alleine sein werden, drüber dass wir an allem selbst Schuld sind.
Aber unser Denken ist durch den Verlust völlig verzerrt und einseitig, wo ist die Fairness die wir bei der Trennung so vermissen, wo ist diese Fairness uns selbst gegenüber?
In Wahrheit gibt es da draußen genug Menschen die uns wahrscheinlich genauso lieben würden wie wir sind, mit all unseren vermeintlichen Fehlern, aber dafür sind wir eben gerade nicht offen.
Glaub mir, ich würde alles tun um diese Beziehung zu drehen, um gemeinsam aus der Krise herauszukommen, daran zu wachsen, näher zu rücken. Es ist zutiefst unbefriedigend für mich, dass es keine gemeinsame Lösung gibt, kein happy end, kein Story wo man hinterher sagt, puh, dass war knapp, aber wir haben es geschafft.
Dann hätte dieses Leid und dieser Prozess etwas schönes, beide könnten sagen, gut dass wir uns die Zeit genommen haben, wir haben etwas begriffen und dann am Ende wieder zusammen gefunden.
Aber das ist zumindest in meinem Fall nicht die Realität. Denn das setzt die beiderseitige Bereitschaft voraus.
Das alles tut weh, aber es muss nicht das Ende von allem sein auch wenn es sich so anfühlt, auch wenn wir uns gerade an nichts mehr erfreuen können, auch wenn wir Angst haben vor allem was kommt (von den Feiertagen will ich noch gar nicht reden). Ich glaube auch nicht das wir in ein paar Monaten oder Jahren plötzlich eine Antwort bekommen und genau verstehen was eigentlich schief gelaufen ist, es wird dann einfach okay sein, es wird keine große Rolle mehr spielen, es ist einfach passiert...

20.10.2020 12:33 • x 2 #23


jimmylight69
...und , Nachtrag zu meinem letzten Beitrag: Selbstfürsorglich zu sein, kann natürlich auch ne verkappte Form von Egoismus sein. Man darf den Partner natürlich nicht außen vor lassen und sich nur für sich selbst interessieren. Aber, wenn man seine Baustellen ein wenig abgearbeitet hat, in Verbindung zu seinen Gefühlen steht und sich alleine nicht unglücklich fühlt, gerade dann muss man sich nicht mehr so viel mit den eigenen Bedürfnissen befassen und kann sich besser auf einen Partner einlassen. Deshalb, nach wie vor meine Meinung: Liebeskummer ist auch eine Chance!

20.10.2020 12:34 • x 3 #24


D
Zitat von jimmylight69:
Sternenwander schreibt: Aber am Ende kannst du soviel an dir arbeiten wie du willst, alles Muster- verstanden-haben, selbstfürsorglicher sein- gibt dir keine Garantie für eine lange währende Beziehung, es bleibt bei 50/50. Und dann gibt es ja noch zig andere Gründe warum wir einen Partner verlieren können.
Versteh mich nicht falsch, ich glaube sehr daran, dass wir unsere Gewohnheiten und Muster erkennen und auch verändern können, aber dieser Prozess darf nicht dazu führen, dass wir glauben wir müssten erst richtig oder perfekt oder geheilt sein, um für einen anderen Menschen liebenswert zu sein.
Im Grunde stimme ich dir da zu: Es gibt nie ne Garantie. Es gibt kein perfekt , kein geheilt und die Zeit der vergangenen Beziehung ist ja auch keine verlorene Zeit, man kann sie als das nehmen, was sie war. In all ihrer Schönheit, auch mit allen Schmerzen.
Aber: 50/50 -Chance, das gilt vielleicht hochgerechnet, als Mittel der Gesellschaft. Ich bin aber überzeugt: Wenn man erkannt hat, was die eigenen Anteile sind, wenn man in einer Beziehung nicht die Erfüllung eigener Leere oder die Beruhigung eigener Verlustängste erhofft ( meist unbewusst), wenn man sich selbst füllen kann und die Beziehung als zusätzliche gegenseitige Bereicherung eines an sich schon schönen Lebens sieht. Dann ist die Chance bei weit mehr als 50% und wenn du von der Beziehung (unbewusst) die Heilung eigener Ängste und Unsicherheiten willst, dann sind die Karten auf dauer schlecht gegeben und die Chancen stehen schlechter als 50 %. Und es ist in Zukunft, wenn du dir selbst das wesentliche geben kannst, das du brauchst, leichter damit zu leben, dass es eben keine Garantie gibt. All das ändert nicht den Schmerz am aktuellen Liebeskummer. Aber ich halte es definitiv nicht für vergebliche Liebesmüh, seine Muster zu erkennen und seine Gefühle zu verstehen!


Da hast du bestimmt recht. Ich hab es durch viel Arbeit auch geschafft, toxische Beziehungen zu meiden, Frauen eine Chance zu geben, bei denen ich nicht erst kämpfen muss, das war ein Prozess. Und trotzdem kannst du auf jdn. treffen die dann ihre eigenen Themen mitbringt und dann geht es doch in die Brüche. Aber es ist ja ohnehin die große Frage ob eine Beziehung ein Misserfolg war nur weil sie zu Ende ging. Oder anders gesagt, sind nur die Beziehungen gut die für immer halten? Ich hab durch meine Ex Freundin sehr viel gelernt, was Selbstfürsorge und Geduld angeht, ich durfte einfach Ich sein. Dann ist es umso härter wenn der Partner versäumt hat eigene Bedürfnisse klar zu formulieren, aber so ist es eben, deswegen sind die Erfahrungen natürlich trotzdem wertvoll.
Und das mit der Bedürftigkeit ist natürlich richtig, wenn ich glaube ohne einen anderen Menschen nicht leben zu können, dann komme ich in Abhängigkeit und die hat mit Liebe nichts zu tun.

20.10.2020 12:44 • x 3 #25


D
Zitat von jimmylight69:
Aber, wenn man seine Baustellen ein wenig abgearbeitet hat, in Verbindung zu seinen Gefühlen steht und sich alleine nicht unglücklich fühlt, gerade dann muss man sich nicht mehr so viel mit den eigenen Bedürfnissen befassen und kann sich besser auf einen Partner einlassen


Finde ich einen sehr richtigen und wichtigen Punkt. Vor allem machst du dann deinen Partner nicht für deine eigenen Gefühle verantwortlich, sondern weißt was dein eigener Anteil daran ist und kommst dir selbst schneller auf die Schliche!

20.10.2020 12:48 • x 1 #26


jimmylight69
Finde ich einen sehr richtigen und wichtigen Punkt. Vor allem machst du dann deinen Partner nicht für deine eigenen Gefühle verantwortlich, sondern weißt was dein eigener Anteil daran ist und kommst dir selbst schneller auf die Schliche! [/quote]

Ja, das sehe ich auch so und das sich selbst auf die Schliche kommen das kann man dann auch mitnehmen, in alle Lebenssituationen, die einen zukünftig noch so beschäftigen werden.
Man ist natürlich nicht gleich Herr seines Innersten , auch das ist ein Prozess und man ist auch dann ein liebenswerter Mensch, wenn noch einiges abzuarbeiten und zu tun ist. Und Menschen dürfen Fehler machen. Das ganze soll nicht in einen Perfektionsanspruch ausarten. Und natürlich gibt es in einer Beziehung immer noch das Gegenüber, man muss also damit leben, dass man nicht alles unter Kontrolle hat. Aber als Chance sollte man den ganzen Prozess auffassen und es trotzdem annehmen, wenn man mal grad gar nix sicher weiss und nur Schmerz fühlt. Das ist im Trennungsschmerz so, so fies es auch ist!

20.10.2020 13:01 • x 2 #27


A
Zitat von Niuta:
Ich habe bereits mehrere Beziehungen in meinem Leben geführt und bin meistens von einer Beziehung in die nächste gerutscht, immer auf der Suche nach einer passenden Verbindung.

Kannst du gut mit dir alleine sein? Ein halbes Jahr oder ein Jahr am Stück ohne Beziehung? Geht das? Wenn nicht, warum, was spürst du da, welche Angst? Woher kommt die Angst des Alleinseins, wann hast du das zum ersten Mal gespürt in deiner Kindheit?

Zitat von Niuta:
war aber offensichtlich für eine neue Beziehung noch nicht offen bzw. neige generell dazu, mich in Beziehungen nicht wirklich öffnen zu können und stelle das Gefühl des Verliebtseins über das Gefühl einer innigen Partnerschaft.

Hast du Bindungsangst? Ich neige dazu, als Partnerinnen auch unerreichbare Jägerinnen zu suchen. Das ist 100% ein inneres Thema aus der Kindheit, das versucht einen nicht-verfügbaren Elternteil verfügbar zu machen. Und aus deiner Sicht vielleicht eine riesengroße Angst vor dem Erdrücktwerden oder Freiheitsentzug, Angst was zu verpassen, Angst davor, wirklich als die gesehen zu werden die du bist? Oder Kompensation für einen inneren Mangel, lieber ständig Hormon-Kick anstatt ein normales Level in Stabilität?

Zitat von Niuta:
Auch dieses Mal war es so, dass ich mir zwar eine Partnerschaft wünsche, aber den Menschen an meiner Seite doch immer wieder weggestossen habe, wenn er mir zu nahe kam.

Genau das passiert dann. Wie hat sich dein Ex in der Beziehung gefühlt, meinst du? Wenn er nie wirklich an dich ran kam?

Zitat von Niuta:
nach aussen wirke ich selbstbewusst, bin aber innerlich eher unsicher, auch darüber, wer ich eigentlich bin.

Das ist leider auch ganz typisch für unsereins, mangelnde oder fehlende Ich-Identität, unabhängig von anderen, von außen.

Zitat von Niuta:
Wir waren in unseren Beziehungswerten eher unterschiedlich, haben uns aber auf einer gewissen Weise sehr zueinander hingezogen gefühlt.

Leider auch ganz typisch, ich kenne das von mir, das führt leider meist in eine toxische Kurzbeziehung mit vielen Streitigkeiten, aber dafür einer sehr hohen Intensität und Anziehungskraft. Wie zwei Magnetpole. Macht süchtig und das ist es was du nun spürst. Dir fehlen die Ausschläge nach oben und unten. Dein Körper lechzt jetzt danach wie nach einer Dro.ge.

Zitat von Niuta:
Alle paar Wochen kam es zu einem heftigen Streit

Fehlt dir das jetzt, ein wenig? Kennst du das aus deiner Kindheit vielleicht, von deinen Eltern?

Zitat von Niuta:
Am Tag der Trennung bin ich schockartig zusammengebrochen und habe gefleht und gebettelt, er solle sich nicht trennen.

Toxische Verlustangst, Angst vor dem Verlassenwerden, Panik, Todesangst des kleinen Kindes wenn Mama zu lange weg ist. Hast du das einmal erlebt früher?

Zitat von Niuta:
Ich bin aber der Typ dafür, dass man sich zumindest als Mensch nicht verliert.

Wäre es für neue Beziehungen manchmal nicht besser, wenn man nicht noch alle Exen irgendwie als gute Freunde im Hintergrund hat, sondern sich mal ganz neu frisch frei macht für einen neuen Partner? Für mich gab es nie einen guten Grund, mit Exen noch befreundet zu bleiben. Ich tat es oft trotzdem, aber im Grunde aus der tiefen Angst vor dem Alleinsein heraus und nur mit denen, denen ich mich nicht ganz hingegeben hatte in der Beziehung (so wie es eigentlich sein sollte, mMn)

Zitat von Niuta:
Und im Moment wünsche ich mir nur eines, nie nie nie wieder in so eine Situation zu kommen. Dass ich damit Mauern aufbau, ist mir sehr wohl bewusst

Hast du diese Mauern evtl. schon sehr sehr lange um dich herum? Wäre es an der Zeit die mal anzuschauen und Stück für Stück abzutragen, bevor du dich ins nächste Liebesabenteuer stürzt und der nächste wieder nicht richtig an dich heran kommt?

Zitat von Niuta:
Jetzt bin ich wieder traurig und voll mit Schuldgefühlen und Ängsten.

Schuld und Angst kommen oft aus der Kindheit. Guck da mal hin, nutz die Chance. Diese Beziehung zeigt dir viel auf.

Zitat von Niuta:
Ich schätze mich eher als empathisch, reflektiert offen ein. Ich kann nur nichts mit Floskeln anfangen. Wenn mir jemand sagt Ich liebe Dich, dann kann ich das schlecht erwiedern. Nicht weil es nicht so ist, sondern, weil man das doch spürt, dass muss ich dann nicht immer hören.

Empathie wäre, dass man versteht was der andere braucht und es ihm gibt, nicht das was man selbst braucht. Du überträgst deine Erwartungen auf andere. Man gibt es nicht. Dein Freund hätte das hören müssen um sich geliebt zu fühlen. Jeder hat eine andere Liebessprache. Er fühlte sich in der Hinsicht sicher ungeliebt und nicht gesehen. Das ist eine hohe Kunst, die Sprache des anderen zu lernen, ich bin daran auch oft gescheitert. Und - die magischen drei Worte nicht aussprechen zu können, ist ganz ganz ganz typisch für Bindungsängstler. Man könnte sich ja viel zu nahe kommen dadurch.. Unaushaltbar nahe...

Ich hoffe dir geht es bald besser und du kannst was daraus mitnehmen, das ist eine große Entwicklungschance jetzt, dieser Schmerz zeigt dir ganz viel, wenn du hinschaust.

20.10.2020 13:27 • x 4 #28


N
Hallo @Alex1386

Danke für die vielen Fragen, über die ich sehr nachdenke, weil viele davon tatsächlich den/meinen Punkt treffen. Ich versuche mal zu antworten, vor allem für mich.


Zitat von Alex1386:
Kannst du gut mit dir alleine sein? Ein halbes Jahr oder ein Jahr am Stück ohne Beziehung? Geht das? Wenn nicht, warum, was spürst du da, welche Angst? Woher kommt die Angst des Alleinseins, wann hast du das zum ersten Mal gespürt in deiner Kindheit?


Ich kann zwar gut mit mir alleine sein, aber ich kann nicht gut ohne Beziehung sein. Ohne Beziehung fühle ich mich verlassen und einsam. Dabei ist es nicht wichtig, dass ich meinen Partner ständig an meiner Seite habe, im Gegenteil. Es ist eher so, dass ich viel Freiraum benötige, zumindest denke ich, dass ich den brauche. Du hast diesen Drang weiter unten auch angesprochen. Andererseits fokussiere ich auch stark auf meine Partner, erfülle Wünsche, auch wenn diese nicht meine sind. Wenn es zu viel wird, muss ich unbedingt in den Abstand gehen, weil ich das Gefühl bekomme, mich sonst zu verlieren. Meine eigenen Wünsche zu benennen, fällt mir schwer. Daraus ergibt sich ein ständiges Nähe/Distanz-Verhalten, das sicher schwer auszuhalten ist.


Zitat von Alex1386:
Toxische Verlustangst, Angst vor dem Verlassenwerden, Panik, Todesangst des kleinen Kindes wenn Mama zu lange weg ist. Hast du das einmal erlebt früher?


Ja, das habe ich erlebt. Meine Mutter hatte eine schwere depressive Phase als ich drei Jahre alt war und war für mehrere Wochen in einer Klinik. Mein Vater war kaum da und das war sogar auch besser so...Zurückgeblieben ist eine Bindungsangst, auch wenn ich in der Lage bin Beziehungen über mehrere Jahre zu führen. Allerdings waren diese sehr geprägt von Abwechslung und Inszenierung, sehr intensiv.

Zitat von Alex1386:
Fehlt dir das jetzt, ein wenig? Kennst du das aus deiner Kindheit vielleicht, von deinen Eltern?


Gut streiten kann ich nicht. Ich werde eher ruhig und ziehe mich zurück, wenn jemand mir gegenüber laut wird. Das Verstummen ist dann wohl eine Art Bestrafung, solange bis mein Partner wieder auf mich zukommt.
Zitat von Alex1386:
Empathie wäre, dass man versteht was der andere braucht und es ihm gibt, nicht das was man selbst braucht. Du überträgst deine Erwartungen auf andere. Man gibt es nicht. Dein Freund hätte das hören müssen um sich geliebt zu fühlen. Jeder hat eine andere Liebessprache. Er fühlte sich in der Hinsicht sicher ungeliebt und nicht gesehen. Das ist eine hohe Kunst, die Sprache des anderen zu lernen, ich bin daran auch oft gescheitert. Und - die magischen drei Worte nicht aussprechen zu können, ist ganz ganz ganz typisch für Bindungsängstler. Man könnte sich ja viel zu nahe kommen dadurch.. Unaushaltbar nahe...


Das ist ein sehr guter Punkt. Habe ich noch nie so gesehen und meine Partner konnten es mir noch nie auf diese Weise vermitteln. Diesen Punkt nehme ich mit. Danke danke dafür. Sehr richtig.
Zitat von Alex1386:
Hast du diese Mauern evtl. schon sehr sehr lange um dich herum? Wäre es an der Zeit die mal anzuschauen und Stück für Stück abzutragen, bevor du dich ins nächste Liebesabenteuer stürzt und der nächste wieder nicht richtig an dich heran kommt?


Das versuche ich gerade anzugehen, zusammen mit einem Therapeuten.

Jetzt habe ich mich hier ziemlich offengelegt, tut aber auch gut! Wobei mir jetzt gerade etwas schlecht wird.

20.10.2020 17:07 • x 3 #29


Serention
Zitat von Niuta:
Jetzt habe ich mich hier ziemlich offengelegt, tut aber auch gut! Wobei mir jetzt gerade etwas schlecht wird.


Auf grund der Beantwortung der Fragen muss Dir nicht schlecht werden. Ganz im Gegenteil ist das doch ein tolles Zeichen, dass Du Dir damit selbst setzt. Du hörst in Dich hinein. Auch wenn die Fragen von außen kommen... Aber generell bist Du doch bereit dazu, Dich zu hinterfragen. Und ich glaube, dass ist ein ganz wichtiger Schritt auf dem Weg aus dem Loch und zu einer besseren und befreiteren Zukunft. Mach so weiter! Das ist gut!

21.10.2020 08:16 • x 3 #30


A


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