Seit 5 Wochen getrennt

Hallo zusammen,
Auch ich möchte mir eine Trennung von der Seele schreiben.
Vor gut 4 Jahren lernte ich meinen (inzwischen) Exfreund kennen. Wir waren beide am gleichen Reitstall, ich zum reiten und er begleitete seine Tochter zum Reitunterricht. Wir lernten uns ganz entspannt als Menschen kennen. Er war seit etwa 9 Monaten von seiner Frau und Mutter der Tochter getrennt, aber noch nicht geschieden. Im Verlauf des Sommers 2016 hatten wir immer häufiger auch außerhalb des Stalls Kontakt. Irgendwann dämmerte mir, dass er mehr in mir sah als eine nette Frau. Er bat um eine Date und ich bat es aus Rücksicht vor seiner Tochter bitte langsam angehen zu lassen. Trotzdem wurden wir offiziell ein Paar.
Um Weihnachten rum kannten wir uns schon recht gut und erfuhr, dass er mit seinem aktuellen Leben sehr unzufrieden ist. Er wohnte noch in der Nähe seiner Ex-Frau bei einem Familienmitglied und dachte über eine Wohnung nach. Allerdings war er finanziell zu der Zeit sehr knapp, da er für 2 Kinder Unterhalt leistet und Schulden aus der Ehe abträgt. Kurzer Hand bot ich ihn mein Zuhause als gemeinsames Zuhause an. Er zog also vollständig bei mir ein.
Zu allem Überfluss schlief der Kontakt zu seiner damals 10 jährigen Tochter bereits im Herbst 2016 langsam ein. Darunter hat er sehr gelitten. Was folgte war ein fast 3 jähriger Kampf um Umgangsrecht, später auch alleiniges Sorgerecht. Ich stand ihm in der Zeit bei allem mit Rat und Tat zur Seite, auch finanziell. In den Jahren gab es ein ständiges auf und ab mit Zeiten von verdammt viel Umgang mit der Tochter und Zeiten von gar kein Umgang. Ich hatte ein wirklich gutes Verhältnis zu dem Mädel aber dieses ständige auf und ab hat auch mich belastet, vor allem zu sehen wie es ihm schlecht dabei geht. Ich habe irgendwann nicht mehr viel in den Kontakt zu seiner Tochter investiert, da es eh immer nur eine Frage der Zeit war, bis es wieder über Monate gar keinen Kontakt gab.
Zusätzlich gab es in der Beziehung auch zwei mal sehr merkwürdige Kontakte zu einer anderen Frau. Die erste war schon im Winter 2016. Da schrieb mich eine mir unbekannte Frau in einem sozialen Netzwerk an und schickte mir sehr eindeutige Screenshots aus Kontakten die sie mit ihm hatte. Er erklärte sich mit einer verschmähten ex-Freundin die ihn fast stalkte. Die Nachrichten hätte er mit ihr geschrieben um sie ihrem Mann zu schicken in der Hoffnung sie gäbe auf. Nach jeder Menge Nachdenken und Gesprächen mit meiner besten Freundin glaubte ich ihm. Und er gab mir zu keiner Zeit das Gefühl, ich hätte Grund an seiner Treue zu zweifeln.
Die nächste Frau gab es dann im Frühjahr 2018, eine gemeinsame Bekannte von uns. Sie bat mich irgendwann um ein Treffen und erzählte mir, dass er ihr ständig schreibt. Ihr Mann empfand die Kontakte als anbaggern da sie morgens schon einen wunderschönen Morgen gewünscht bekam und Nachts dann noch süße Träume. Mein Ex beteuerte wieder da sei nichts bei, ihr ginge es nicht gut und er wollte lediglich nett sein. Ich kam also auch darüber weg und vertraute ihm.
Vor jetzt inzwischen 5 Wochen war ich freitags morgens an meinem letzten Urlaubstag bei meinem Pferd, ich schrieb mit meinen ex, wir telefonierten noch kurz, als ich Heim fahren wollte, sah ich noch eine Nachricht von ihm. Ich öffnete sie und mir blieb die Luft weg.
Ich trennte sich per WhatsApp: er hat das nötigste gepackt, sei untergekommen und hätte mit etwas Glück ab kommende Woche eine Wohnung.
Ich raste nach Hause, er und als Socken, Unterhosen, Jeans und T-Shirts waren weg.
Ich rief ihn an und wusste nichtmal was ich sagen sollte, bestand aber in meiner Verzweiflung, dass bis Sonntag alle seine Sachen raus sind.
Er holte also am Wochenende nahezu alles ab und erklärte er brauche Abstand und Zeit zu überlegen was er will.
Gründe für Trennung konnte er nur wenig nennen, aber er habe das Gefühl ich komme nicht damit klar, dass er Kinder hat.
Bei der Trennung hat er angeboten, noch im September 3 Rechnungen zu übernehmen damit alles geregelt ist. Hat er nicht, ich zahlte am Ende alles selbst mit vermeidbaren Mahnkosten.
Auf meine Nachfrage teilte er mir dann noch vor fast 3 Wochen mit es gäbe auch jemand Neuen, das habe sich so entwickelt.
Seit dem haben wir keinerlei Kontakt mehr gehabt, auch meinen Geburtstag vor einer Woche hat er ignoriert.
Erstaunlicherweise geht es mir nicht wahnsinnig schlecht, natürlich trauere ich immer mal wieder und es fließen auch noch manchmal Tränen.
Und auch ich habe über Ex-zurück viel gelesen und natürlich auch nachgedacht. Aber irgendwie weiß ich, dass ich es vermutlich nicht verzeihen könnte, wie er gegangen ist. Keine Vorwarnung, kein Gespräch. Ich hab wohl gemerkt, dass bei uns stark der Alltag überwog, aber ich hätte ein Gespräch erwartet wenn es ihn so stark störte, dass er auch trennen will. Hauptsächlich wirft er mir vor, ich habe mich nicht mehr genug für ihm interessiert und zumindest damit hat er Recht. Ich habe die letzten Wochen viel über die Beziehung nachgedacht. 3 Jahre ging es, egal was wir machten oder wen wir aus seinem Umfeld besuchten, um seine Ex-Frau und die gescheiterte Ehe. Es ging um seine Kinder, seinen Prozess, seine Finanzen und dann noch die 2 Geschichten mit den anderen Frauen.
Ich denke ich habe irgendwann aufgehört emotional in unsere Beziehung zu investieren.
Jetzt im Moment weiß ich gar nicht was ich fühle: ich bin enttäuscht und traurig, mein Leben geht weiter, ich liebe meinen Job, ich habe in kurzer Zeit viel organisiert um finanziell alles weiter alleine hinzukriegen. Hin und wieder wünschte ich mir er würde sich melden und mich vermissen, aber es würde wahrscheinlich nichts ändern.

Ist jetzt doch sehr lang geworden, ich hoffe es liest trotzdem jemand

ohje, da hast du eine Menge an Zeit, Gefühlen und Geld investiert. Und bist wohl angelogen worden. Also was die 2 Frauen betrifft, von denen du schreibst.
Du hast mehr gegeben, er hat zu viel genommen. Ungleichgewicht.
Ich hoffe, dass du alles Geld, was er dir schuldet, auch zurückbekommst.

Finde es sehr aussagekräftig, dass er abdampft,sobald sich nicht alles um ihn dreht.

sieht so aus, als hätte er ein Hotel, eine Therapeutin, eine Kreditgeberin und Kinderbetreuerin in einem gehabt

Hallo,
wenn ich ganz ehrlich bin, wundert mich das Ende irgendwie nicht.
Schon wärend deines Textes vorher, hatte ich so ein paar Warnleuchten aufblitzen.

Ich glaube, dass er so weiter machen wird.
Die Situation mit seiner
Ex-Frau und den Kindern passt ihm da ganz gut.
Er kann sich weiter als Opfer fühlen und darstellen und am Ende ist es dann der andere, der ihn nicht verstanden hat oder zu wenig gegeben hat.

Ich finde es eigentlich ganz gut wie es dir gerade geht und hoffe, dass du weiter so damit umgehen kannst.
Ich denke, dass du nach einer gewissen Zeit sehen wirst, dass da insgesamt bei ihm etwas nicht so ganz gestimmt hat und wirst dich irgendwann befreit fühlen.

Geh weiter vorwärts und ich denke du wirst irgendwann jemanden finden, der besser mit dir umgeht.

Alles Liebe

Danke für eure Reaktionen auf meinen Beitrag. Und tatsächlich geht es mir erstaunlich gut. Eine meiner Kolleginnen hat mich gestern nach 2 Wochen Urlaub das erste Mal wieder gesehen und meinte zum Mittag wow, du siehst so wahnsinnig zufrieden und selbstbewusst aus, fast als wäre die Trennung eine Befreiung für dein Innerstes.
Und so ist es auch irgendwie. Ich weiß, dass ich mir mehr wert sein darf, als so eine Beziehung oder so eine Trennung.
Er war kein schlechter Mann, hatte auch tolle Züge und mich manches Mal auch auf Händen getragen. Aber er hatte auch rückwirkend zu hohe Ansprüche an mich. Er brauchte mehr Aufmerksamkeit, mehr Bestätigung und wollte das ich sein Leben lebenswerter machte.
Ein offenes Gespräch hätte uns vielleicht helfen können. Aber fern Schuh muss ich mir auch anziehen, ich habe auch nicht gesagt, dass auch ich nicht mehr zufrieden mit dieser Beziehung war.
Auch ich gehe davon aus, dass es ihm wieder so ergehen wird und er daraus keinen Entwicklungsschub mitnimmt. Und ich werde meinen Anteil bedenken und daraus lernen.
Wir müssen noch ein paar Kleinigkeiten austauschen, aber damit lasse ich mir noch etwas Zeit. Das ist für mich alles nichts Lebensnotwendiges. Und ich freue mich auf den Tag, ihn wiederzusehen. Nicht wegen ihm sondern um ihm zu zeigen, du hast mir nichts angetan, ich gehe gestärkt aus dieser Trennung hervor.