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Sie ist gläubig, ich aber nicht - geht das gut?

Tim997
Hallo liebes Forum

erst einmal vorweg - vielen lieben Dank an jeden, der das hier liest und versuchen will, mir aus meinem Dilemma herauszuhelfen. Ich bin wirklich sehr hilflos und weiß nicht mehr, an wen ich mich sonst noch wenden soll. ‍

Erstmal zu mir - mein Name ist Tim, ich bin 24 Jahre alt und studiere Informatik. Bevor ich mit meinem Studium anfing, habe ich einen Mathematik-Vorbereitungskurs besucht und währenddessen eine Frau kennengelernt. Sie ist Muslimin und wusste nicht, in welchem Gebäude der Kurs stattfindet, also haben wir zusammen den Kursraum gesucht. Wir haben uns bis zum Kursbeginn sehr viel unterhalten und uns von Anfang an sehr gut verstanden. Nach kurzer Zeit wussten wir, dass wir nicht nur bloß Kommilitonen sein wollen und sind uns von Woche zu Woche immer näher gekommen.

Wir hatten bis heute sehr viele schöne Momente zusammen, doch ich befinde mich nun in einer Sackgasse. Sie hat mir bereits zu Beginn deutlich gemacht, dass ich nur mit ihr zusammen sein kann, wenn ich ein Moslem werde und fest vom Islam überzeugt bin. (Kurz zur Info: Im Islam darf eine Muslimin nur einen Moslem heiraten). Also habe ich mich seitdem mit der Religion auseinandergesetzt und alles versucht, um sie zu verstehen, damit ich die Chance auf eine gemeinsame Zukunft mit ihr habe.

Nun sind 9 Monate vergangen und ich habe viele Dinge über den Islam gelernt. Doch ich kriege es einfach nicht hin, mich für den Islam zu überzeugen. Ich denke, dass ich agnostisch bin, aber ich habe nicht diese tiefe Überzeugung für den Islam, also die Überzeugung, dass wirklich alles wahr ist, was im heiligen Koran steht, dass diese Worte in diesem Buch wirklich von Gott (Allah) stammen oder z.B. auch, dass Gott (Allah) wirklich existiert. Ich weiß nicht, ob ich irgendwann diese Überzeugung finden werde, aber ich weiß nicht mehr, was ich sonst noch tun soll, damit dies endlich mal geschieht. Ich bin komplett verzweifelt mit dieser Situation, aber ich kann mich ja auch nicht dazu zwingen. ‍

Ich bin mit ihr in einer festen Beziehung, jedoch darf ich Sie nur an der Hochschule während der Vorlesungszeiten treffen, um sie zu sehen. Ich kann erst mehr von ihr haben, wenn ich vom Islam überzeugt bin und sie auch islamisch heirate. Wir haben viel darüber geredet und es gibt keine Alternativen oder Kompromisse, es führt einfach kein Weg vorbei. Sie kann sich nur ein gemeinsames Leben mit mir vorstellen, wenn ich den festen Glauben habe.

Ich weiß echt nicht mehr weiter. Ich habe ihr gesagt, dass mir das mit dem Glauben sehr schwer fällt und sie hat oft deswegen geweint, weil sie mich nicht verlieren will. Ich will sie auch nicht verlieren und habe auch sehr oft geweint aus Verzweiflung, weil sie mir so unfassbar wichtig ist, aber ich so sehr Probleme mit der Religion habe. Ich beneide alle Jungs in meinem Alter, die nicht (bzw. nicht besonders) religiös sind und jederzeit mit ihrer Freundin ins nächste Cafe um die Ecke gehen können oder sich am Wochenende verabreden. All' das bleibt mir verwehrt, weil ich nicht den festen islamischen Glauben habe und auch, weil ich nicht mit ihr islamisch verheiratet bin. Erst dann, sobald diese Bedingungen erfüllt sind, wäre das alles möglich und es tut uns beiden so sehr weh, weil wir nicht wissen, wann wir das alles machen können bzw. ob wir es überhaupt je tun können.

Ich würde alles für sie tun. Ich respektiere, dass sie ihren Glauben hat, dass sie ein Kopftuch trägt und ich würde auch mit ihr zusammen im Ramadan fasten. Ich würde wirklich alles tun, damit Sie konfliktfrei und friedvoll ihren Glauben und ihre Kultur mit mir zusammen ausleben kann, aber sie kann es einfach nicht akzeptieren, wenn ich selbst nicht diesen festen Glauben habe.

Ich habe ihr oft gesagt, dass ich sie nicht aufgeben werde und alles dafür gebe, um unsere Beziehung aufrecht zu erhalten. Sie bedeutet mir sehr viel, doch langsam verzweifle ich immer mehr an der Religion. Ich kriege es einfach nicht in meinen Kopf und ich habe immer mehr das Gefühl, dass ich ihr das nicht erfüllen kann, weil ich es einfach nicht verstehe.

Ich habe schon oft überlegt, sie einfach zu fragen, ob ihr der islamische Glaube wirklich wichtiger ist als der Glaube an mich, aber ich habe Angst, dass ich sie dadurch nur noch mehr verletze. Deswegen habe ich es bis jetzt nicht über's Herz gebracht.

Dieses ganze Dilemma belastet mich sehr und zusätzlich auch mein Umfeld, mein Studium und meine Psyche. Sie hat dieselbe Situation. Ich muss endlich was tun, aber ich weiß nicht, was der nächste kluge Schritt wäre. ‍️ Ich bin kein Mensch, der aufgibt, aber ich weiß nicht, wie ich das alles noch länger ertragen soll. Ich habe Angst, dass ich deswegen noch irgendwann Depressionen oder ähnliches bekomme, weil ich wegen diesem Dilemma oft Phasen habe, in denen ich wirklich sehr traurig, verzweifelt und am Weinen bin. Bei ihr wird es nicht anders sein, dabei möchte ich nicht, dass sie permanent traurig ist. Ich will sie doch nur glücklich machen, aber irgendwie erreiche ich nur das Gegenteil, weil ich ihren Glauben nicht aufnehmen kann. ‍

Vielen Dank an alle, die bis hier her gelesen haben!

Ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand in dieser Situation helfen kann oder vielleicht auch ähnliche Erfahrungen gesammelt hat.

LG
Tim

14.06.2022 02:54 • #1


B
Was willst du mit jemandem, der an Märchen glaubt?
Für mich wäre Religiosität, egal welche, echt ein Ausschlusskriterium für eine Beziehung, da ich von meinem Partner schon kognitiv erwarte, dass er zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann. Vor allem eine Frau, die sich bereitwillig der patriarchalen und misogynen Religion und Tradition dieses Kulturkreises beugt und wie nicht mal anzweifelt.. Oh je.

Die Religion wird ihr immer wichtiger sein als du. Es spricht für dich, dass du an den Humbug einfach nicht glauben kannst.

14.06.2022 03:09 • x 9 #2


A


Sie ist gläubig, ich aber nicht - geht das gut?

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K
Zitat von Tim997:
Im Islam darf eine Muslimin nur einen Moslem heiraten


Bist Du da sicher oder erzählt sie das? Ist nämlich so, dass die Moslems gerne sehen wollen, dass Du zum Islam konvertierst, aber meines Wissens nach ist auch jede andere abrahmitische Religion in Ordnung. Wenn auch nicht so gerne gesehen.

Kann aber sein die spacken da rum weil sie eine Frau ist und dann geht es sorum nicht. Würde mich da unabhängig schlau machen und ihr erstmal nix glauben. Zumindest könntest Dir dann das Märchen aussuchen und Dich wahlweise taufen oder beschneiden lassen.

Das ist durchaus ernst gemeint.

Meine persönliche Meinung ist zwar deckungsgleich mit der meines Vorposters, aber wenn Du Dir so einen Unsinn wurklich geben willst, wäre das ja vielleicht ein möglicher Weg.

Aber ich glaube, es geht eh nur darum, Dich zum Islam zwangszumissionieren, selbst wenn nach islamischem Recht auch abrahmitisch okay wäre.

Lass es doch.

Am Ramadan mit ihr fasten? Echt jetzt?

Während sie Dir sagt, Du bist nix wert?

14.06.2022 03:27 • x 7 #3


Traurigg
Ich bin selbst Religiös und verstehe auch den Druck dem sie ausgesetzt ist. Aber es steckt viel zu viel emotionaler Druck für dich dahinter… du kannst nicht gezwungenermaßen zu einer Überzeugung gelangen. Das muss freien Herzens geschehen oder es würde früher oder später sowieso schwanken und ein Problem in eurer Beziehung (oder sogar ehe) sein. Du solltest nicht den Zwang verspüren etwas anzunehmen was dir (noch oder bleibend) widerstrebt nur um Liebe erfahren zu können… ich meine, du fühlst dich doch so auch nicht akzeptiert wie du bist… das ist doch keine Basis. Du scheinst sie sehr zu lieben (darum beneide ich sie) und du gehst schon so sehr an deine Grenzen für sie, aber dieser emotionalen Druck ist zu viel… man kann Überzeugung nicht erzwingen.

14.06.2022 03:35 • x 10 #4


K
Muss mich revidieren, hab nachgelesen. Nach Scharia dürfen zwar muslimische Männer Christinnen und Jüdinnen heiraten, Musliminnen aber dürfen nur Moslems heiraten. Bist also am Ar..

Nur ein weiterer Grund einer solchen Idiotie den Rücken zu kehren.

14.06.2022 03:47 • x 10 #5


Heffalump
Zitat von Tim997:
Ich würde alles für sie tun.

Falscher Ansatz, sie tut für Dich nicht das Gleiche.

14.06.2022 04:19 • x 18 #6


Gorch_Fock
Liest man Deinen Text, so denkt man dass Du nicht aus einem freiheitlichen Land schreibst, sondern aus einem Land, welches nur die (vermeintlich eine) Religion kennt. Denk mal darüber nach.
Und nicht böse gemeint: An Deinem Beispiel sieht man recht gut, warum MINT-Fächer nicht das einzig Wahre sind. Dein Horizont wirkt noch arg beschränkt.
Der Islam als Buchreligion -so wie Deine auch - fordert eine recht strikte Auslegung. Und so wie das dort klingt, wirst Du auf eine sehr gläubige Familie treffen. Ach ja, Lossagung vom Islam wird für Dich nicht oder nur mit Gefahren verbunden sein. Anders als Dir jetzt der einfache Wechsel angeboten wird. Persönlich würde ich hiervon doe Finger lassen, wenn ich nicht zu 100 Prozent von der Religion überzeugt bin. Ob Du von der Familie angenommen wirst, steht noch mal auf einem ganz anderen Blatt.

14.06.2022 05:04 • x 15 #7


OxfordGirl
Zitat von Tim997:
sie einfach zu fragen, ob ihr der islamische Glaube wirklich wichtiger ist als der Glaube an mich, aber ich habe Angst, dass ich sie dadurch nur noch mehr verletze.

Du kennst die Antwort, deshalb stellst du ihr die Frage nicht.
Zitat von Tim997:
Sie hat mir bereits zu Beginn deutlich gemacht, dass ich nur mit ihr zusammen sein kann, wenn ich ein Moslem werde und fest vom Islam überzeugt bin.

Zitat von Tim997:
sie kann es einfach nicht akzeptieren, wenn ich selbst nicht diesen festen Glauben habe.


Wenn bereits ganz am Anfang feststeht, dass eine Art K.O.- Kriterium existiert, damit eine Beziehung überhaupt entstehen kann, wird es meistens ziemlich kompliziert, wenn man nicht rechtzeitig die Kurve kriegt.

Zitat von Tim997:
Ich bin mit ihr in einer festen Beziehung,

Meiner Meinumg nach bist du das nicht. In einer Beziehung kann ich mich frei in der Öffentlichkeit mit meinem Partner bewegen, die Familie kennenlernen, Sx haben.
Du kannst nichtmal einen Kaffee mit ihr trinken? Das ist doch keine Beziehung?
Zitat von Tim997:
Ich beneide alle Jungs in meinem Alter, die nicht (bzw. nicht besonders) religiös sind und jederzeit mit ihrer Freundin ins nächste Cafe um die Ecke gehen können oder sich am Wochenende verabreden.


Zitat von Tim997:
Ich habe ihr oft gesagt, dass ich sie nicht aufgeben werde und alles dafür gebe, um unsere Beziehung aufrecht zu erhalten

Tu das nicht. Das hat nichts mit Liebe zu tun! Das ist Hollywood-Sprech, und am Leben vorbei. Du leidest, machst dich verrückt und setzt dich unter Druck, und ja: wenn du Pech hast, bezahlst du das mit deiner ( psychischen) Gesundheit. Du bist 24! Du solltest nicht leiden, sondern dein Leben genießen! Was sagen deine Eltern und Freunde? Finden die das gut, dass du völlig auf eine Frau und deren Glauben fixiert bist, und dich selbst dabei vergisst?

14.06.2022 07:34 • x 17 #8


Kampfschnake
Wie hast Du es vorher denn mit der Religion gehalten? Irgendwelche Verträge mit z.B. dem Christentum? Überhaupt ein Interesse daran gehabt?

Grüße

14.06.2022 17:21 • x 1 #9


aequum
@Tim997
Ich habe einen Arbeitskollegen der genau deshalb konvertiert ist.
sie sind seit vielen Jahren glücklich, haben eine Tochter und sind mit sich im Reinen.
Also, wo ist Dein Problem. Liebe überwindet jede Grenze... Go for it!

14.06.2022 17:30 • #10


tina1955
@Tim997 , ich stelle mir die Frage, warum Du Dich für sie umkrempeln willst ?
Warum legt sie nicht ihr Kopftuch ab und bekennt sich zu Dir ?

14.06.2022 17:45 • x 6 #11


tina1955
@aequum , ja Liebe überwindet jede Grenze , das sollte auch für die Frau gelten.

Und wenn Dein Kollege aus Liebe und tiefer Überzeugung zu dem Glauben konvertiert ist , ist es ein Unterschied , wenn er glaubt.

Der TE sieht jedoch erhebliche Widersprüche im Koran

14.06.2022 17:48 • x 6 #12


B
Also. Die Idee des Verbots ist es, dass der Mann in der Ehe das Sagen hat und somit muslimischen Frauen fürchten, dass die Kinder dann eben nicht im muslimischen Glaubens zu erziehen können.
Das wäre für mich ein Ansatz.

14.06.2022 17:49 • x 1 #13


Unterwegs
Nachdem ich deinen Text gelesen habe, kann ich dir nur einen Tipp geben.

Bleib dir selbst treu. Wenn du nicht vom Islam, als auch von Religion überzeugt bist, dann solltest du auf keinen Fall konvertieren.

Ja, ihr kennt euch jetzt ein paar Monate und habt Gefühle füreinander. Aber bleiben wir mal realistisch. Wenn’s mit euch nicht funktioniert, bringt dir das konvertieren auch nichts.

Ich finde es ziemlich schade, dass Eltern wichtiger sein soll, dass der Partner gläubig ist, als dass sich die beiden wirklich lieben und der Partner anständig ist.

Zumal das doch kompletter Schwachsinn ist, dass Moslems Christinnen etc. heiraten können, aber es umgekehrt verboten ist. Meiner Meinung nach auch eine Form, um Frauen zu unterdrücken.

Was ich in meinem Leben gelernt habe ist, dass man Moral auch unabhängig von einer Religion lernen kann und ich zu viele Gläubige kennen, die sich Tag für Tag heftig in die Tasche lügen.

Fakt ist, wenn deine jetzige Freundin die Beziehung zu dir verheimlicht, weil sie einen Moslem als Freund möchte (oder haben muss), dann passt es mit euch beiden leider nicht.

Hört sich hart an, aber vielleicht solltest du dich lieber versuchen mit der Wahrheit anzufreunden. Ich meine wie soll das denn mit euch weitergehen? Eine heimlich Beziehung, bist du gegen deinen Willen konvertierst?

Meiner Meinung nach ist eine Beziehung die auf so viel zwang und Lügen aufgebaut ist, zum Scheitern verurteilt

14.06.2022 17:49 • x 9 #14


Tim997
Hey @OxfordGirl, danke für deine ausführliche Antwort

Zu deiner Frage, was meine Familie dazu meint:

Meine Familie weiß nicht viel über den Islam und hat teilweise sogar ein negatives Bild darauf (durch den IS, die Anschläge usw.)

Meine Familie würde es sogar akzeptieren, wenn ich zum Islam konvertiere, jedoch würde ich diesen Schritt nur für sie aus Liebe tun, jedoch nicht aus meiner eigenen Überzeugung zu dieser Religion. Das habe ich ihr erzählt und das wäre keine Lösung für uns. Ihr ist es sehr wichtig, dass ich diesen Glauben habe. ‍

LG

14.06.2022 17:55 • x 2 #15


A


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