Heute ist ja nun eigentlich schon Tag 9. Ich kann mich so ganz detalliert schon gar nicht mehr erinnern. Also an den Schmerz schon. Der ist auch heute sehr präsent. An den Inhalt der Gespräche eher weniger. Mein Leben, es scheint irgendwie vorbei. Alles was ich mir ausgemalt habe, ist jetzt wegradiert worden. Aber so unordentlich. So wie in der Schule früher, wenn man sich beeilen musste. Man kann das alles noch lesen, was da steht, aber irgendwie isses weg. Angst, die pure Angst, vor allem. Vor dem Schmerz, vor dem Vermissen, vor dem Gefühl allein zu sein... sehr warscheinlich für immer. Das habe ich gedacht, und denke es immernoch. Das war meine verpasste Chance im Leben. Die Eine und sonst Keine. Alles geht mir durch den Kopf. Die Pläne, der Wochenendtrip nächste Woche. Der Sch. New-York-Urlaub zum Jahrestag in 6 Wochen. Der geplante Sommerurlaub. Das vor 3 Tagen noch miteinander schlafen. Das schei. morgens im Bett. Wut und Trauer und Angst wechseln sich ab. Aber mehr Trauer. Das wird immer schlimmer. Meine schlimmsten Befürchtungen von den letzen Wochen oder sogar Monaten sind Realität geworden. Was tun? Ich gehe also erstmal nicht mehr nach Hause. Es ist mein Haus. Es ist egal. Ich fühle mich fremd. Und fremdbestimmt. 2 Tage gehe ich nun schon nicht arbeiten. Tingele vom Hundeplatz zu Mutti, zu Ben (ein wahrer Freund). Bloß nicht nach Hause. Abends dann irgenwann doch. Ich gehe ins Bett. Schlafe nicht. Nachts um 2h reichts mir. Ich gehe ins Gästezimmer. Dort schläft sie. Wir reden. Wie es so ablaufen soll. Oranisatorisches. Nicht viel Herz. Sie ist sehr kalt. Das ärgert mich. Warum leidet Sie nicht? Ich will, dass sie auch leidet.
Donnerstag. Ich gehe arbeiten. Nach nun 3 Nächten ohne Schlaf und 2 Tagen ohne Essen. Ich bin ein Zombie. Ich heule immernoch. Die Worte "wir haben uns getrennt" kommen erstaunlicher Weise recht einfach über die Lippen. Ich arbeite nicht effektiv, so viel steht mal fest. Ich fahre nach Hause, hole die Hunde, fahre zu Mutti. Mutti sagt noch: "Lass es raus". Papa nicht. Der sagt: "Du musst dich jetzt mal zusammen reißen". Er kann es nicht sehen wenn ich leide. Aber den Gefallen kann ich ihm nicht tun. Kann ich heute noch nicht. Abends wieder nach Hause. Sie ist zu einer Freundin gegangen, bleibt dort über das Wochenende. Fragt mich am Tage aber noch ständig wie es mir geht. Das macht mich wütend. Aber noch wütender, wenn sie nicht fragt. Abends fragt sie nicht mehr. Sie ist beschäftigt. Abgelenkt. Millionen Dinge in meinem Kopf. Vielleicht geht sie fremd. Ist das überhaupt noch Fremd-gehen, wir sind ja getrennt. Rational ist grade nicht drin. Ich versuche pausenlos beschäftig zu sein. Wenn ich nicht irgendwo hin kann, telefoniere ich. Mit allen, die noch abnehmen. Und es sind einige. Eine Freundin rufe ich nachts um halb 4 an. Sie nimmt ab. Begleitet mich bis um halb 7, wenn wir beide aufstehen müssen
Freitag. Sie ist weg. Ich stehe morgens auf und sie ist weg. Irgendwie erleichternd. Trotzdem, arbeiten gehen, die Hölle. Ich telefoniere sofort nach dem Aufstehen und wieder sofort nach der Arbeit. Heute Abend kommt Jule. Sie schläft bei mir. Ich heule nicht mehr. Aber ich leide.
Samstag. Jule muss morgens los. Ihre Katze, Ihre Wohnung. Ich fahre zum Hundeplatz. Dort, eine andere Seele, der ich mein Leid klage. Mit jeden Mal wird es besser, bilde ich mir ein. Ob es stimmt? Fraglich. Leiden kann ich gut. Meine New Yorker Freundin sagt immer, ich kann mich in Emotionen baden, bis ich ertrinke. In Guten und in Schlechten. Völlig egal, hauptsache intensiv. Und intensiv hatte ich länger nicht. Es kommt etwas Wut. Was ich alles gemacht habe? Hat sie nichts gemerkt? Ausgenutzt hat sie mich. Wut, Trauer, Verzweiflung
Montag. Meine 6 Nacht ohne Schlaf. Der 6 Tag ohne Essen. Ich kann nicht mehr. Immernoch rufe ich ständig jemanden an. Ich nehme Schlafmittel, die nicht helfen. Und sie steht morgen gemütlich in der Küche und macht sich einen Tee. "Hast du geschlafen?". "Nein" sage ich ohne sie anzusehen. Eigentlich will ich gar nicht fragen, machs aber trotzdem. "Du?". "Naja, gut nicht aber schon ein bisschen. Essen geht auch wieder". gut. für mich nicht. Warum? Warum ist überhaupt eine gute Frage. Warum das alles? Kann es nicht einen lauten Knall geben und alles wieder vor genau einer Woche war? Ich bin so. Ich vergleiche viel und gerne. Ich glaube langsam, das ist nicht gut. Es ist nun mal nicht vor einer Woche. Jetzt ist jetzt. schei. egal was vor einer Woche war. Aber ich bin taub vor Schmerz. "Gute Nachrichten für dich, am Freitag bin ich hier weg". "Ah gut, schön dass du eine Lösung gefunden hast...". Und jetzt bloss nicht fragen, was die Lösung ist. "Und was machst du?" schei.. Man du brauchst das aber auch. "Mein Ex hat mir eine Wohnung besorgt. Da kann ich ab 11.2. hin. Nächste Woche bin ich bei ner Freundin." Es brauchte wirklich alles um nicht völlig auszuflippen. "Was ist dein Problem? Du wolltest doch das ich gehe und nun gehe ich". Ich war außer mir. "Ich wollte dass du gehst? Ich wollte dass du gehst? Du hast dich getrennt. DU willst mich nicht mehr. DU willst keine Zukunft mit mir, warum solltest du dann noch hier sein?". Eins führt zum Nächsten. Es ist zermürbend. Die Trauer wird immer schlimmer. Nach der Arbeit hole ich die Hunde und gehe zu Mutti
Dienstag. Eine Woche nach Tag X. Es ist kein bisschen besser. Das Entsetzen und die Fassungslosigkeit übernehmen mich komplett. Ich rede mir den ganzen Tag ein, dass ich sie eh nicht will. Es hilft nicht. Dank meiner Freundin in New York bin ich auch Nachts am Telefon. Ist ja ihr Tag. Super für mich. Ich kann nicht eine Sekunde mit meinen Gedanken alleine sein. Alles fängt wieder von vorne an. Wo ist sie? Mit wem? Was macht sie? Wenn ich bloß, dass nicht gemacht/gesagt/getan hätte... wäre sie noch da. Selbst wenn ich vor einer Woche das Gespräch nicht auf dieses Thema gelenkt hätte, wäre sie noch da. Wir wären noch ein Paar. Ich hab ihr in unserem kurzem aber intensiven Zusammenleben alles abgenommen....alles. Und sie hat es sich abnehmen lassen. Und sogar das habe ich ihr abgenommen. Sie musste nicht selbst kommen und sagen "ich will nicht mehr". Sie musste nur meine Frage beantworten. Was bin ich nur für ein Idiot. Ehe ich mich versehe, bin ich wieder am Telefon. Meine Cousine gibt Ratschläge. Sie ist vor zwei Jahren durch eine krasse Trennung gegangen. Wie hat sie das nur überstanden. Ich sehe keine Sonne
05.02.2017 16:07 •
x 4 #9