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So lange schon - und es ist nicht mehr zu ertragen

herz über kopf
So. Jetzt hat es doch geklappt.
Ich finde übrigens das Bild mit der Schallplatte prima.
An manch einen Schmerz muss man sich vielleicht auch einfach gewöhnen. Aufhören, gegen ihn zu kämpfen, sondern ihn als Teil des Lebens, der eigenen Geschichte annehmen. Ohne schwarz und grau gibt es auch keine schönen Bilder.
Die allgemeinen Tipps von wegen Hobby suchen und so...Das klappt bei mir auch nicht. Aus zeitlichen Gründen (Kleinkind) und weil ich mich einfach müde und lustlos fühl. Und es müde bin, mich immer wieder zusammenzureißen und aufzurappeln.
Deswegen habe ich beschlossen, die Aktion brennende Brücken einzuleiten und alle alten Muster zu verlassen. Neue Bilder, Herausforderung und neuen Input. Neue Lieder eben . Wenn es nicht funktioniert, dann soll es wenigstens am Strand nicht funktionieren.

09.05.2015 11:12 • x 1 #16


N
Hallo ihr alle,

ich habe nicht alle Beiträge lesen können, vielleicht wurde einiges also schon gesagt.
Ich habe vor Jahren auch meinen geliebten Partner und mein Leben mit ihm verloren und fiel in ein tiefes Loch. Das Fallen wollte trotz therapeutischer Unterstützung und einer grundsätzlich positiven Lebenseinstellung garnicht aufhören. Ich habe circa ein Jahr lang fast nur geweint (ich habe mich in diesem Jahr nicht mehr geschminkt weil ich wusste, dass die Schminke keine drei Stunden halten würde), im zweiten Jahr versiegten die Tränen aber die Trauer blieb.
Heute geht es mir wieder besser. Die Zeit hat die Wunde verschlossen aber etwas schmerzhaftes bleibt.
Ich wollte diesen Schmerz stets abschütteln um wieder so unbeschwert wie vorher zu sein aber heute glaube ich, dass gerade das falsch war. Ich denke, es gibt Ereignisse im Leben, die bleiben zumindest mit einer Melancholie behaftet (so z.B. den Verlust eines Menschen durch den Tod). Ich habe mich trotzdem irgendwann wieder dem Leben zugewandt. Anfangs eher mechanisch, später mit echter Freude. Und ich habe akzeptiert, dass es neben dieser Freude auch traurige Elemente gibt.
Wichtig war für mich, dass ich mir ein neues Leben aufbaue (das brauchte viel Zeit) und heute läuft eine neue Schallplatte auf meinem Plattenspieler und zwischendurch stockt diese Schallplatte und es schleichen sich die Töne der alten, abgebrochenen Schallplatte ein. Dann werde ich wieder melancholisch aber diese Traurigkeit baue ich in mein neues Leben ein, sei es dass ich mit Freunden darüber rede, sei es dass ich einen Abend weine, oder die Trauer in Kreativität verwandel.
Dieses Auslöschen des Traurigen halte ich nicht für gut. Bei einer langen Ehe wird der Partner genau wie auch die eigenen Eltern oder Kinder zur Familie. Die Eltern löscht man auch nicht aus, wenn sie gehen. Aber es ist eben wichtig, sich etwas neues aufzubauen, in das man das Alte einbauen kann. Und jeder Mensch braucht seine Zeit dafür. Herr Groschke, verliere nicht den Mut, weil es lange dauert. Manch einer braucht ein Jahr, aber ich kenne auch einen Menschen, der hat über fünf Jahre jeden Tag geweint aber er ging trotzdem zur Arbeit und lebte sein Leben. Er nahm die Trauer einfach mit. Ganz wichtig sind enge Kontakte, Menschen, die Deine Trauer nicht ausklammern, sondern annehmen. Denn sie gehört nun mal gerade zu Dir.
Meine Erfahrung ist, dass nicht nur leichte, glückliche Momente glücklich machen, sondern Authetizität. Wenn ich mit einer Freundin spazieren gehe und mich nicht verstellen muss, mich in meiner Trauer angenommen fühle...Oder wenn ich mir schöne Musik anmache und Tagebuch schreibe, dann fühle ich genauso eine Art Glück, wie wenn ich etwas leichtes erlebe. Genauso können z.B. Trauerfeiern manchmal etwas bewegt-melancholisch-schönes haben.
Das wichtige ist, dass Du Orte findest, in welchen Du diese Trauer in Dir auch leben kannst. Sie muss nicht in einem verborgenen Kämmerlein versteckt und versiegelt werden. Sie will genauso gelebt werden wie alles schöne im Leben.

09.05.2015 11:45 • x 2 #17


Tiefes Meer
Hallo Herr Kroschke,

um aus so einem Liebeskummer wieder herauszufinden, gibt es wohl nicht den grossen Schalter, den grossen Wurf. Der Weg besteht aus vielen kleinen Schritten. Leider gibt es auch immer wieder Rückfälle und dann denkt man, man hätte noch gar nichts geschafft. Aber das stimmt nicht.

Ich war auch lange stark im Rückwärtigen, in der Vergangenheit verhaftet. Inzwischen gelingt es mir besser und öfter, in der Gegenwart zu bleiben.

Was mir bis heute hilft, ist meine Wahrnehmung ab und an bewusst auf das Hier und Jetzt zu lenken und in die Dankbarkeit zu gehen für das, was ist. Ich meine damit z.B. bewusst wahrzunehmen, wenn mir ein Sommerwind durch die Haare streicht. Für einen Augenblick die Augen zu schliessen. Zu atmen, wahrzunehmen, dass sich das gut anfühlt und ein kleines Dankeschön dafür zu sagen.

Bei Dir ist es vielleicht die Musik, ein gelungener Akkord, eine gelungene Melodie, die Du nachklingen lassen kannst. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass Dir die Gabe geschenkt wurde, zu musizieren.

Es ist nicht so, dass der Schmerz von diesen kleinen Übungen in Dankbarkeit verschwindet. Die ersten Male fühlte es sich auch komisch an, sich bewusst für so kleine, vermeintlich selbstverständliche Dinge zu bedanken. Denn was zählen die schon, gemessen am Schmerz ?

Aber - zumindest bei mir war es so - dass diese winzigen, kurzen Momente dann doch wie kleine Perlen sind, die sich zu einer Schnur reihen. Und mit zunehmender Übung entwickelte sich so ein Gefühl von Hey, geht doch. Ich kann den Schmerz zwar nicht abstellen, aber ich kann mir zumindest für kurze Momente Linderung verschaffen.

In den dunklen Phasen kam mir das dann zwar oft wieder unbedeutend vor. Ich dachte, da mache ich mir was vor. Das doch alles Quatsch ... usw. , aber in den Phasen, in denen ich etwas heller war, konnte ich erkennen - diese Perlen haben einen Wert für mich. Sie sind ein Anfang auf meinem Weg in die Gegenwart.

Oder, um in Deinem Bild mit der Schallplatte zu bleiben - es sind Momente, in denen ich denen ich probehalber ein paar Takte einer neuen Platte spielen liess. Um dann fürs erste zum alten Modell zurück zu kehren.

Ich finde nicht, dass Du die alte Platte entsorgen sollst oder musst. Aber vielleicht kannst Du Dir vorstellen, sie irgendwann behutsam in ihr Cover zu packen. Ihr einen Ehrenplatz in der Vitrine einräumen. Um einer neuen Melodie zu lauschen. Leben ist Veränderung

Herzliche Grüsse

09.05.2015 12:09 • x 1 #18




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