Freundschaft zum Ex-Freund wieviel muss ich ertragen?

Guten Abend in die Runde.
Seit ca. drei Monaten bin ich in einer neuen Beziehung. Ich würde sagen, charakterlich habe ich noch nie ein größeres Match gehabt als mit dieser Frau. Das Besondere an uns ist, dass wir uns durch ein gemeinsames Hobby schon seit 1,5 Jahren intensiv kennengelernt haben und unsere regelmäßigen Treffs der letzten Monate dazu geführt hat, dass wir zusammengekommen sind. Beste Voraussetzungen - eigentlich. Ich kann mich also nicht davon frei sprechen, dass ich wusste, wen ich da in mein Leben lasse.

Meine Freundin hat einen besten Freund. Ihren Ex. Hat sie mir offenkundig erzählt, quasi als wir uns kennenlernten. Für die Beziehung hats nicht gereicht (von 10 Jahren Beziehung fühlte sie sich 8 Jahre lang als Single und S. hatten sie ihrer Aussage hunderte Jahre nicht). Aber sie sind Urlaubsbuddies geworden. Sie machen jährlich ca. zwei Fernreisen, weil ihre Interessen matchen. Sie schlafen in Hotels in einem Bett. All diese Fakten wusste ich schon bevor ich mit ihr zusammen kam. Ich kann mich nicht beschweren.

Jetzt tut sich allerdings ein Problem auf, dessen Ausmaß ich so nicht erwartet habe. Die Verbundenheit außerhalb der gemeinsamen Urlaube. Auch da unternehmen sie viel und auch das wusste ich vorher.

Allerdings gibt es da auch noch das Haus. Das hat sie vor 15 Jahren alleine gekauft. Er hat damals beim Renovieren geholfen. Und nun fängt mein Problem an. Obwohl nicht mehr zusammen geht er da ein und aus als würde er da wohnen. In den drei Monaten wo ich mit ihr zusammen bin habe ich schon mehrfach die Kröte schlucken müssen, dass x. heute bei ihr übernachtet. Er schläft auf der Couch, sie im Bett. Was hinter den verschlossenen Türen passiert weiß der liebe Gott. Meine Freundin versichert mir, dass da nix ist. Angeblich könne sie sich nicht mal vorstellen jemals mit ihm intim geworden zu sein. Sie sieht ihn als Freund. Ich ihn als Ex-Freund. Vor zwei Wochen wurde ich darüber informiert, dass er sich für drei Nächte einquartiert hat. Das macht er unter der Woche, verkürzt den Arbeitsweg. Ich habe Bedenken angemeldet und ihr gesagt, dass ich die Übernachtungen nicht gut heiße. Urlaube ja (so hab ich sie kennengelernt, darf ich im Nachgang nicht schimpfen) aber wenn sie wirklich Platz für jemanden neuen schaffen will sollte das Übernachten des Ex tabu sein. Drama; er hat so viel im Haus gemacht, da ist nix, ich vertraue ihr nicht usw. ich bin der eifersüchtige Affe.

Ich habe meiner Freundin meine Gefühle am Dienstag so erklärt. wenn ich dich besuche komme ich zuerst an seinem Namensschild am Postkasten vorbei (er schickt seine Post da noch hin), komme ich in den Flur stehen da drei Paar Schuhe von ihm, gehe ich ins Bad ist seine Seite noch komplett eingerichtet mit Hygieneartikeln (praktisch, er schläft ja oft da). Ein Zimmer ist noch voll mit seinen Klamotten, der Schuppen sowieso. Er hat in ihrem Haus quasi immer etwas zu tun und nutzt es auch, weil er sich in seiner Mietwohnung nicht wohl fühlt und gerne im alten Haus abhängt. Sie findet das völlig okay, weil er ihr immer hilft usw. Freunde eben. Ihr kommt gar nicht in den Sinn dass ich ihn nicht als Freund sondern Ex sehe.

Tja, und heute kam es zur Eskalation. Ich befürchte ich bin Single
Meine Freundin ist krankgeschrieben. Am Montag habe ich auf Arbeit erfahren, dass er sie zum Arzt gefahren hat, weil er passenderweise auch krankgeschrieben ist. Er hat den ganzen Tag in ihrem Haus verbracht, hat Rasen gemäht usw. Abends nach der Arbeit haben wir uns ganz normal getroffen, er war weg.

Am Dienstag war er auch den ganzen Tag da. Stieß mir sauer auf und ich bat meine Freundin es mir wenigstens zu sagen wenn er da ist. Ich bot ihr sogar an dass sie es mir nur schreibt, sie fand es besser es mir persönlich zu sagen. Am Abend haben wir uns auch gesehen, er war dann nicht mehr da.

Mittwoch habe ich auf Arbeit nichts von ihr bzgl seiner Anwesenheit gehört. Als dachte ich er sei nicht da. Da sie keine Cola mehr im Haus hatte war ich einkaufen und wollte ihr die Flaschen direkt nach der Arbeit vorbei bringen. Ach du Schreck, sein Auto stand vor der Tür. Ich bin weitergefahren. Habe abends wo wir uns gesehen haben auch nix gesagt, wollte keine Szene machen.

Und heute ist glaube ich der Tag an dem ich Single geworden bin. Ich muss dazu sagen, dadurch dass sie krank ist übernachte ich momentan nicht bei ihr. Wir telefonierten also heute morgen. Ich im Wissen, dass sie heute einen Arzttermin hatte. Am Telefon, habe ich dann auf meine Nachfrage hin erfahren, dass er sie zum Arzt gefahren hat. Ist morgens zu ihr gekommen. Die Frage ob er noch da ist bejahte sie, sie lag aber krank im Bett, konnte mir nicht sagen, was er gerade in deren Haus trieb. Da ihr Haus klein ist und es draußen in Strömen regnete habe ich nur gefragt was er gerade macht. Und damit habe ich eine Lawine losgetreten. .das wüsste sie nicht, sie sind seit Jahren Freunde, ich bin zu misstrauisch, vertraue ihr nicht und es wäre besser wenn wir uns bis Sonntag nicht sehen würden. Ich könnte auch gerne `ne Kontrollfahrt machen, er verbringt die Nacht nicht bei ihr.

Da ich es als Beziehungsende verstehe wenn mir jemand sagt, dass er mich bis Sonntag nicht sehen wollte ich ihr gerade ihren Haustürschüssel in den Briefkasten werden. Und welches Auto stand um 20:30 Uhr noch vor der Tür ? Genau.

Warum schreibe ich das alles hier? Ich habe sie kennengelernt mit dem Wissen, dass der Ex platonisch eine wichtige Rolle spielt. Ich habe es akzeptiert. Aber muss ich es auch akzeptieren wenn ich keinerlei Anstrengungen spüre, dass in deren Kosmos ein wenig Raum für mich geschaffen wird? Bin ich in dieser Story echt das eifersüchtige Monster? Ich habe mich bis dato als durchaus tolerant und entspannt wahrgenommen, aber das raubt mir jeden Nerv.

Meine Frage an Euch, wieviel Ex ist normal wenn keine Kinder im Spiel sind? Sind fünf Übernachtungen im Monat normal? Ich komme mir echt vor als wäre ich ein Psycho.

Hört sich so an, als sei das weniger eine Ex/Bestie-Sache, sondern eher so ein Gefühl wie bei Geschwistern. Hatte ich mit meinem Ex irgendwann auch. Wenn wir uns auch räumlich nie so krass nah waren. Bei uns war es eher so eine Sache von streitenden Geschwistern. 20 Jahre nach der Trennung noch Streits wie ehemals als Teenies. Gleichzeitig hat er einen wichtigen Teil meiner Jugend und schlimmsten Familiendramen mitbekommen und ich seine. Das verbindet einfach. Heute sind wir beide glücklich verheiratet, der Kontakt ist nur noch sporadisch. Vor allem, weil seine Frau mich nicht mag und drei Kinder, Hausbau und Job ihn fordern. Ist ok für mich.

Was du erzählst, muss dir nicht gut tun. Muss dich aber auch nicht unbedingt bedrohen. Wichtig wäre doch den Fokus auf euch zu setzen, zu schauen, was sie dir da entgegen bringt und natürlich auch, ob sie bereit ist Raum für dich zu schaffen. In ihren Gedanken, Haus und Badezimmer, in ihrem Herzen. Wenn dieses Gefühl nicht bei dir angekommen ist, dann wird das berechtigt sein.

Erstmal danke für die ganzen Antworten. Ich habe wirklich Nächte damit verbracht Foren zu durchforsten, wo ein ähnliches Thema in ähnlicher Konstellation gepostet wurde. Erfolg war mäßig.

Meine Freundin vermittelt mir den Eindruck ich bin zu eifersüchtig, misstraue ihr usw. Ich habe von mir eigentlich seit zwei Jahrzehnten den Eindruck ich bin relativ cool und entspannt. Mir fehlte es aber auch an Erfahrungen wie dieser. Daher ist mein erster Step herauszufinden, ob ich überreagiere wenn ich sage, dass es mich wirklich anpisst, verletzt und jenseits dessen ist, was ich als normal betiteln würde.

Nochmal danke an alle.

Das ist genau der Grund warum ich mich an ein Forum wende. Der neutrale Blick Dritter. Gefühlsmäßig stecke ich viel zu tief drin. Mein Verstand sagt mir, dass das alles too much ist bzw. nicht normal. Aber dann muss ich mir anhören ich würde ihr nicht vertrauen und wäre zu eifersüchtig. Als wäre es das normalste der Welt. Aber selbst wenn ich das Ex wegstreiche und es nur ein Freund wäre, der dauernd bei ihr übernachtet, reicht es nicht um das Gefühl zu vermitteln da ist Platz und Raum für was Neues. Ich notiere mir für heute, dass ich kein Psycho bin.

@RatlosimViertel

Zitat:

Ich kann mich also nicht davon frei sprechen, dass ich wusste, wen ich da in mein Leben lasse.

Richtig !

Meine wäre das nicht.

Zitat:

Meine Freundin hat einen besten Freund. Ihren Ex. Hat sie mir offenkundig erzählt, quasi als wir uns kennenlernten.

Also wusstest du Bescheid.

Zitat:

All diese Fakten wusste ich schon bevor ich mit ihr zusammen kam. Ich kann mich nicht beschweren.

Richtig.

Zitat:

Jetzt tut sich allerdings ein Problem auf, dessen Ausmaß ich so nicht erwartet habe.

Zitat:

In den drei Monaten wo ich mit ihr zusammen bin habe ich schon mehrfach die Kröte schlucken müssen, dass x. heute bei ihr übernachtet.

Warum müssen ? Man will und man möchte etwas oder man will oder möchte etwas nicht. Müssen tut man es nicht.

Zitat:

Ich habe Bedenken angemeldet und ihr gesagt, dass ich die Übernachtungen nicht gut heiße. Urlaube ja (so hab ich sie kennengelernt, darf ich im Nachgang nicht schimpfen)

Zitat:

aber wenn sie wirklich Platz für jemanden neuen schaffen will sollte das Übernachten des Ex tabu sein.

Sie scheint eine andere Lebensführung zu haben wie sie es erzählt hatte vorher.

Zitat:

ich bin der eifersüchtige

Ja bist du für ihre Vorstellung von Beziehung.

Sie erzählt dir vorher von diesem Konstrukt , womit man umgehen kann oder eben nicht.

Du dachtest das du damit umgehen kannst , und merkst gerade das du es nicht kannst.

Die Vorgabe ihrer Vorstellung von Beziehung wusstest du . Meins wäre es von Anfang an nicht gewesen.

Du dachtest , hast gehofft , das sie sich ändern wird für dich , wegen dir. Nur war dein Denken falsch.

Du bist in ein Restaurant gegangen was sagt das es nur vegetarisch Speisen hat.
Du setzt dich an den Tisch weil du Hunger hast und sagst nun , das du es doof findest das es kein Fleisch gibt und wenn das Restaurant wirklich Geld verdienen will würden sie auch Fleisch verkaufen.

Du bist in eine Sachen rein gestolpert wo du dachtest das das was wird. Ihre Vorstellung ist eine völlig andere.

Zieh die Konsequenzen, sonst geht es dir auf den Magen.