Start Kontaktsperre - wer macht mit? Tag 1

Ich wäre manchmal, auf absonderliche Weise, fast froh, wenn es Bösartiges und Verletzendes gebe - das würde mir helfen, leichter gehen zu können. Wenn ich, wie bei allen bisherigen Beziehungen, sagen könnte: Es war gut, es hat wirklich auch nicht mehr funktioniert. Wenn ich in meinen Chatverlauf sehe, ist da eine Frau, die zwei Tage vorher noch schreibt, wie sehr sie mich vermisst, dass sie sich am liebsten gerade ankuscheln will und sich auf das Wiedersehen freut. Den Schalter hat es sprichwörtlich über Nacht umgelegt, von Ich liebe dich zu Ich habe keine partnerschaftlichen Gefühle mehr für dich.

Mein wirres Hirn schafft es noch nicht, von der Vergangenheit zu lassen, das blockiert mich leider selbst. Ständig schaue ich alte Bilder an, lese ihre Liebesbriefe, höre all die liebevollen Sprachnachrichten aus den Tagen zuvor oder denke an das letzte Treffen eine Woche vorher, das noch vertraut und nah war. Am letzten Abend haben wir uns noch wie Frischverliebte schick gemacht und gedatet, uns Kaffee ans Bett gebracht und uns mit einem zarten Kuss am Bahnhof verabschiedet. Mir war einfach nicht bewusst, wie weit sie, trotz all den liebevollen Gesten und Worten, innerlich vielleicht schon zu der Zeit von mir entfernt war. Es ist ein wenig so, als würde man einen guten Freund mit fettem Grinse verabschieden und am Abend von den Angehörigen erfahren, dass er Suizid begangen hat. Es fehlt einfach völlig der Kontext, ich hab es einfach nicht gespürt.

Loslassen fällt daher unglaublich schwer. Ich glaub, das ist eine Trennung, die mich Monate, vielleicht auch Jahre kosten wird, bis ich sie ganz realisiere.

Zitat von Funkelstern:

Ich weiß, ich kenne diesen Schmerz auch und man glaubt es hört nicht mehr auf zu schmerzen, aber das tut es. Nicht jetzt, nicht morgen oder in einer Woche, aber es hört auf. Ablenkung, sich selbst etwas Gutes tun, raus gehen und sich mit Freunden treffen, ist das Beste.

Ich bin mir auch sicher, dass der Schmerz eines Tages nachlässt. Es ist mehr, dass das Grundvertrauen in Bindungen erschüttert wurde, weil ich nach diesem Erleben nichtmal mehr meiner eigenen Intuition glauben kann (die ich eigentlich für gut gehalten habe).

Für mich wirkt die ganze Geschichte immernoch wie ein absurder Film, als hätte sie einfach nüchtern beschlossen, dass die Gefühle jetzt eben weg sind und sich damit arrangiert. Keine Lösung finden wollen, kein Gespräch mehr vorher, einfach Ende.

Zitat von Scheol:

Diese tiefen Täler dauern meist sehr lange. Es kann sich ziehen und unerträglich werden. Man sollte aber daran denken , wenn man wieder einen Schritt zurück geht und ein Bild , ein alten Brief , sms , WhatsApp oder ähnliches anschaut , das man dann wieder bei Tag Null ist. und das ist es wirklich nicht wert. Und ...

So viel Wahres.

Vielleicht ist das wirklich ein guter Punkt, einfach davon auszugehen, dass wirklich nichts mehr kommt und sich auf den Fall vorzubereiten. Die Bilder sind alle abgehängt, die vom Handy könnte ich noch auf den Laptop überspielen (löschen mag ich sie nicht, das ist auch nicht meine Art, sie war nunmal ein sehr wichtiger Teil meines Lebens), damit ich sie nicht tagsüber ständig anschaue. Das würde vielleicht schon helfen.

Es ist einfach absurd. Eine Reihe von Sachen von ihr sind noch hier, bei ihr ist auch noch was von mir (sie hat dazu nichts gesagt bisher, ist bei mir aktuell alles unterm Bett verstaut). Im Schrank liegt selbst noch ihr verpacktes Weihnachtsgeschenk.

Zitat von Myskin:

Ich bin mir auch sicher, dass der Schmerz eines Tages nachlässt. Es ist mehr, dass das Grundvertrauen in Bindungen erschüttert wurde, weil ich nach diesem Erleben nichtmal mehr meiner eigenen Intuition glauben kann (die ich eigentlich für gut gehalten habe). Für mich wirkt die ganze Geschichte immernoch wie ein ...

Dass dein Grundvertrauen erschüttert ist, verstehe ich - das geht hier vielen so.
Es braucht Zeit und es muss heilen.

Was du nicht tun solltest, dir deine Chat-Verläufe, die Bilder und alles was sich angesammelt hat,
immer wieder anzuschauen.
Es schmerzt und verhindert deine Heilung. Es wirft dich immer wieder zurück und die Frage,
Warum kommt immer wieder und darauf bekommst du keine Antwort.

Ich habe alles gelöscht und das hat sehr, sehr weh getan, aber es war die richtige Entscheidung.

Ich hab auch nichts mehr behalten. Einen Anhänger mit einem Herz und das Datum des Kennenlernens hab ich in einen Fluss geworfen und auch alles andere nach und nach entsorgt. Kein einziges Bild mehr auf dem Handy, nur auf dem Laptop sind noch ein paar.
Klar denke ich noch jeden Tag an sie, aber es wird immer weniger. Bei mir ist es ein bißchen eine andere Situation, aber ich hab auch nur ein Leben und das möchte ich gerne überwiegend glücklich verbringen.

Ich glaube diese Art von rituellem Löschen und Verbrennen ist nicht ganz meine Art. Ich habe noch heute allle Geschenke, Briefe und Kleinigkeiten von meinen Ex-Freundinnen bei mir und manchmal schau ich mir das nach Jahren wieder an und denke Ach schön, war schon auch ne spannende Zeit. Trotzallem. Mir würde was fehlen, wenn ich den Mensch einfach ausradieren würde. Wenn ich daran denke, wie sehr die vorletzte Trennung weh getan hat (weniger, aber auch), als sie aus unserer gemeinsamen Wohnung ausgezogen ist - und wie es mich heute freut, wenn ich sie mal wieder an der Straßenecke stehen sehe und mir einfach wünsche, dass es ihr gut geht, dann ist das eine guter Sprung.

Aber alles aus dem Blickfeld zu entfernen, ist gut. Ich muss mich disziplinieren, nicht wie ein J. immer und immer wieder eine tägliche Dosis Vergangenheit zu brauchen.

Ihre Sachen habe ich hier verstaut tatsächlich aufbewahrt in der stillen Hoffnung, dass das vielleicht ein Zeichen ist, dass noch von ihr etwas kommt. Aber das ist natürlich auch absolutes Wunschdenken, genauso wie die Illusionen, dass es etwas bedeutet, wenn sie - wie vor ein paar Tagen - ein Bild von sich einstellt, das ich von ihr an unserem schönsten gemeinsamen Urlaubstag geschossen habe.

Tag 45: Eine irgendwie klare, aber doch schöne Erkenntnis hat sich heute morgen eingeschlichen.

Gestern habe ich mit meinem Vater telefoniert und ich fand seine Gedanken super beeindruckend. Er meinte, dass das Leben voller Variablen ist, dass er daran glaubt, dass es ein Wiedersehen im Leben gibt (in welcher Art auch immer), dass das, was wir mit Menschen geteilt haben, immer irgendwie auch bleibt und meinte am Ende: Du liebst sie sehr, dass nimmt dir doch keiner weg, oder? Ganz egal, was sie gerade im Moment fühlt.

Gleichzeitig beginne ich gerade auch zu reflektieren, wie es mir eigentlich in der Beziehung ging. Ja, ich war glücklich mit ihr. Die Wahrheit ist aber: Die Leichtigkeit, die wir vor Beginn der Fernbeziehung hatten, die kam nie wieder ganz zurück. Und an diesem Umstand hätte sich vermutlich über Jahre nichts verändert. Es wäre eine Bindung gewesen, die zwar wunderschön sein kann, aber zum eher größeren Teil über Bildschirm und Chats geführt wird. Vielleicht sind Menschen dafür langfristig einfach nicht wirklich gemacht, zumindest nicht die, die in ihrer Partnerschaft viel Nähe und Verbindlichkeit brauchen. Und das waren wir letztlich beide.

@Myskin: Das mag eine schöne Vorstellung sein, doch ich sehe diese Rituale als eine Verarbeitung. Wenn ich Bilder lösche und wegwerfen, dann komm ich nicht in Versuchung diese anzuschauen. Zudem schau ich mir Vergangenheit eh nicht mehr wirklich an. Aus vergangenen Beziehungen schon gar nicht. Diese Erlebnisse habe ich im Kopf und die kann mir keiner nehmen.
Und falls es einen Weg zurück geben würde mir meinem Ex, möchte ich neue Bilder. Gut bei manchen Geschenken hab ich noch die Dinge, die nützlich sind. Irgendwann kann man diese Dinge neutral betrachten und einfach nutzen.

Bei mir ist Tag 17 angebrochen und ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange durch halte. Mein Wunsch mit ihm wieder zusammen zu kommen ist allerdings weiterhin riesen groß. Ich kann ihn einfach nicht gehen lassen. Zu schön war unser Anfang. Wenn ich keinen Streit riskiert hätte, dann wären wir jetzt noch ein Paar. Es schmerzt. Ich habe es durchtrieben.

Heute ist Tag 4 der KS. Ich muss sagen, es geht mir wieder etwas besser aber habe schon noch öfters am Tag, Vorallem morgens und abends ziemlich Kummer.
Versuche mich jetzt abzulenken, habe ein Probetraining im Boxen vereinbart und mich sogar auf einen Minijob beworben. Ich muss jetzt darauf schauen was mir gut tut. Essen kann ich auch schon wieder ein wenig, mir wird nicht mehr so schnell schlecht davon. Es kann nur besser werden!

Tag 46:

Fühlt sich ein klein wenig so an, als wäre das allertiefste Tal jetzt durchschritten (hoffe, dass es so bleibt). Der erste Tag ohne Tränen und extremen Schmerz. Seltsame, dumpfe Nüchternheit stellt sich teilweise ein, dazu aber auch die Erkenntnis, dass die Wochen alles andere als spurlos an mir vorbeigegangen sind. Der Stress hat den Körper ziemlich ausgedörrt, kein Gefühl dafür, wie viele Kilos gefallen sind. Jetzt gehts wieder an den Aufbau.

4. Tag Wow, und heute hat er sich gemeldet. Wird wohl erstmal ignoriert..

Tag 5..heute wieder arbeiten und ich weiß nicht wie ich das auf die Reihe bekommen soll. Ich hoffe meine Chefin genehmigt mir diese Woche Urlaub denn ich bin zu nichts zu gebrauchen momentan..

Tag 47:

Und wieder Rückfall. Heulkrämpfe schon beim Aufwachen, wieder von ihr geträumt. Wieder das Gefühl: Wie konnte das passieren? Wie waren uns so nah, habe über die intimsten Geheimnisse gesprochen - und das einzige, was du hinbekommst, ist einfach zu gehen? Du kämpfst nichtmal ein wenig um uns? So gar nicht?.

In manchen Momenten würde ich ihr am liebsten schreiben und ihr alles um die Ohren hauen. Mit dem Ergebnis vermutlich, auf eine kühle, abgeklärte Eiswand zu prallen und danach emotional noch beschädigter zu sein.