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Thread zum Thema glücklich sein

Kamill
Zitat von LostGirl1:
... schließt das eine denn das andere aus? Ich halte mich ebenfalls für ziemlich introvertiert und bin seeeehr glücklich, wenn ich mal ein paar Stunden meine Ruhe vor der Welt hab und mich im Schlabberlook an den Rechner setzen und fast 20 Jahre alte Spiel zum x-ten Male zocken kann.

Neee Natürlich nicht.
Ich bin meistens auch zufrieden, wenn ich daheim alleine bin und ein wenig zocke oder lese. Aber Introvertiertheit hat verschiedene Stufen, ich z. b. hab auch ein paar extrovertierte Züge in mir und wäre gerne mehr unter Menschen, das erfüllt mich auch. Aber dann bin ich oft schnell müde, wenn ich unter Menschen bin. Das nervt mich. Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich persönlich gerne mehr sozialen Umgang zum absoluten Glück hätte, aber mir mein Wesen ein bissl einen Strich durch die Rechnung macht

27.12.2019 12:59 • x 1 #16


L
Zitat von Kamill:
Aber dann bin ich oft schnell müde, wenn ich unter Menschen bin.

Ich hab mal irgendwo gelesen, dass introvertierte Menschen ihre Batterien aufladen können, wenn sie allein sind. Extrovertierte Menschen dagegen laden ihre Batterien auf, wenn sie unter Menschen sind. Passt auch zu meiner Erfahrung.

Zitat von Kamill:
dass ich persönlich gerne mehr sozialen Umgang zum absoluten Glück hätte

Was hieße denn bei Dir mehr?

27.12.2019 13:34 • #17


A


Thread zum Thema glücklich sein

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F
Das Thema ist schwer auf einen Nenner zu bringen. Mich persönlich hat diesbezüglich ein 8 Wöchiges MBSR Seminar und die Lehren v.a. von John Kabat Zinn sehr viel weiter gebracht. Ist auch auffallenden, wie oft Mediation hier im Zusammenhang glücklich zu sein erwähnt wird, ich meditiere selber jeden Tag und da ist eben schon was dran:

Ein aus meiner Sicht großes Problem des modernen Menschen und unserer Gesellschaft ist es, dass wir uns von Anfang an nach Außen und durch Leistungen definieren. Von Anfang an wird dem Kind eingeprägt: Schule, gute Noten, dadurch gut bezahlter Job, viele Freunde, Haus, Ehe, mittlerweile viele Likes auf Social Media etc. sind das wichtigste im Leben. Was dabei verloren geht ist der Bezug zum eigenen Inneren. Der Mensch zieht das durch, funktioniert anstatt zu leben, erreicht sogar diese Ziele, wacht dann irgendwann auf: All das genannte ist erreicht und trotzdem ist er nicht glücklich - wie verwunderlich.

Da steht er nun plötzlich, arbeitet in einem hochbezahlten Job, den er niemals selber machen wollte und seine Eltern ihm das ganze Leben suggeriert haben. Über beide Ohren verschuldet in einem großen Haus, obwohl ihm eine kleine Mietwohnung mehr zugesagt hätte und er lieber mehr Geld für Reisen hätte. Mit 4 kleinen Kindern, obwohl er selber niemals einen Kinderwunsch hatte. Quält sich seit 10 Jahren jeden Tag ins Fitnessstudio, ohne dass ihn das erfüllt, um einen schönen Körper für die anderen zu haben. Hat für heute Abend eine Einladung zu einer Party angenommen, obwohl er er lieber Zeit alleine verbringen würde.

Das geschieht eben aus dem Funktionieren, dem Handeln ohne wirkliche innere Beteiligung und dem mangelnden Bezug zum eigenen Inneren. Meditation kann dafür das Tor sein, um genau diesen Bezug wieder herzustellen. Eine Möglichkeit Achtsamkeit zu üben und im hier und jetzt anzukommen, ohne zu bewerten - dadurch wirklich zu leben, sich lebendig zu fühlen, Filter auszuschalten und offen für die Schönheit und alle anderen Facetten des Lebens zu werden.

Als kleines Beispiel dafür: Ein Bergsteiger kann sich den Gipfel als Ziel setzen, blind mit diesem Ziel im Kopf diesen erklimmen und dann oben ein kurzes Glücksgefühl haben. Der andere Bergsteiger lebt im Moment, den Gipfel hat er während des Gehens noch gar nicht im Kopf: Er erfreut sich an der schönen Landschaft, der frischen Luft, der Sonne, dem Steinbock den er klettern sieht, dem Körpergefühl, dass er während des Laufens hat, dem Gefühl stark, ausdauernd und gesund zu sein etc. Beide sind zwar den selben Weg gelaufen, der erste Bergsteiger hat von dem Ganzen, was der zweite erlebte, aber keine Ahnung, hat das gar nicht erst wahrgenommen: Sein Filter war das Ziel / der Gipfel.

Deshalb würde ich selber eine Mediation auch nicht dazu nutzen, gezielt über meine Ziele nachzudenken. Meditieren ist zweckfrei, der einzige Erfolg den es anzustreben gilt, ist es den Geist auf den Moment zu lenken. Einsichten kommen von selber und sind oft sehr still. Wer sich selber dann gut kennt, kann von Moment zu Moment stimmig handeln, anstatt (oft ungeprüft) zu reagieren.

Dennoch sollte das alles keine Versteifung werden. Achtsamkeit ist eine Arbeit, die nicht weniger erfordert, als sie das ganze Leben zu praktizieren. Sie ist auch keine Garantie für ein Glücklicheres oder einfacheres Leben. Sie macht das Leben - bewusster. Und das kann große Unterschiede bringen und ich bin mit diesen glücklich. Allerdings muss jedem, der diesen Weg einschlagen will auch klar sein, dass auch negative Emotionen etc. bewusster und deshalb intensiver erlebt werden.

27.12.2019 13:39 • x 1 #18


Kamill
Zitat von LostGirl1:
Was hieße denn bei Dir mehr?

Hmmm! Das ist eine gute Frage! Ich glaube, bei mir ist das Problem, dass ich schon einige Freunde habe, die allerdings weiter weg wohnen. Man schreibt sich viel, telefoniert und es gibt Treffen, die aber immer geplant werden müssen. Ich vermisse spontane Treffen, wie ich sie im Studium hatte. Wenn ich Lust auf Menschen hatte, konnte ich immer jemanden spontan anhauen, der sich mal auf ein Bierchen trifft oder anderes.

Aber eigentlich gibt es sowas Spontanes eh nicht mehr, meine paar Freundinnen vor Ort sind beruflich stark eingespannt und haben selbst Beziehungen, da muss auch der Terminkalender gezückt werden und ein gemeinsamer Termin gefunden werden, verrückt

Es ist wohl eher weniger das Mehr, sondern eher das Spontane, das ich vermisse.

27.12.2019 13:47 • x 1 #19


megan
Zitat von Fullspeed:
Deshalb würde ich selber eine Mediation auch nicht dazu nutzen, gezielt über meine Ziele nachzudenken.


War missverständlich formuliert.

Erst die Meditation, dann das Nachdenken.

Das käme aber ohnehin fast von selbst. Denn wer längere Zeit meditiert, hat nicht mehr das Bedürfnis nach ständiger Zerstreuung.

27.12.2019 16:28 • x 1 #20


F
Zitat von megan:
War missverständlich formuliert.

Erst die Meditation, dann das Nachdenken.

Das käme aber ohnehin fast von selbst. Denn wer längere Zeit meditiert, hat nicht mehr das Bedürfnis nach ständiger Zerstreuung.


So macht das Sinn

27.12.2019 16:29 • x 1 #21


L
Zitat von Kamill:
Es ist wohl eher weniger das Mehr, sondern eher das Spontane, das ich vermisse.

Ja, das kenn ich, die spontanen Aktionen waren immer die Besten. Die Entwicklung im Freundeskreis ist bei mir die Gleiche.
Manchmal klappt das allerdings immernoch, einfach spontan zu fragen, ob wer Lust auf eine Hopfenkaltschale hätte.

27.12.2019 16:30 • x 1 #22




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