Liebe Forumsnutzer und Liebeskummer-Experten,
ich habe mich soeben neu hier angemeldet und hoffe ich finde hier einen geschützten Platz, um meine Gedanken und Gefühle niederzuschrieben. In der Vergangenheit habe ich in Krisensituationen des Öfteren in Foren einen achtsamen und unterstützenden Austausch erfahren und hoffe diesen auch hier zu finden.
Letzte Woche haben mein Freund (32) und ich (25) uns getrennt. Welche Fragen mich im Moment umtreiben: Wo finde ich Trost? Inwieweit kann und möchte ich überhaupt loslassen?
Zu unserer Geschichte: Wir haben uns vor etwa dreieinhalb Jahren kennengelernt, er ist damals in unsere WG gezogen und wir hatten zugleich einen ganz netten Draht zueinander, erstmal ohne Hintergedanken. Eines Abends saßen wir gemeinsam auf dem Sofa bei einem Film, unsere Unterarme haben sich gegenseitig berührt, wir beließen es dabei. Ich weiß noch mich durchfloss in dem Moment ein total angenehmes, warmes, geborgens Gefühl, wodurch ich noch den ganzen Abend glücklich und total ausgeglichen war. Danach näherten wir uns an, zögerlich, wollten uns nicht kopflos in etwas stürzen. Ich weiß noch, ich war von Beginn an unsicher, ob er wirklich mein Typ ist (auch optisch), wir sind in vielen Dingen sehr unterschiedlich (famlilärer Hintergrund, Art zu Kommunizieren, Freunde, Ausstrahlung, teilweise Interessen). Er wäre nie der Mensch gewesen, mit dem ich mir normalerweise ausgemalt hätte zusammenzukommen, dennoch war ich angezogen von seiner witzigen und liebevollen Art.
Zu mir sollte man noch wissen, dass ich zu diesem Zeitpunkt die letzten 6 Jahre Singe war und durch meine Depressionen und Verlustängste, welche ich seit dem 16 LJ hatte vorsichtig geworden bin, mich trotzdem aber natürlich nach Nähe sehnte.
Nach einem Streit mit ihm wurde ich erneut depressiv und beendete im Zuge dessen unser Verhältnis, um mich zu schützen. Eine Woche später erhielt ich von meiner Mitbewohnerin die Nachricht, er sei mit akuter Leukämie (Blutkrebs) ins Krankenhaus eingeliefert worden. Ich besuchte ihn, ich erinnere mich an sehr friedliche Stunden im Krankenhaus, in denen ich einfach bei ihm war uns uns eine ausgegliches Gefühl verband.
Nachdem er die erste Chemo überstanden hatte, stand natürlich im Raum, wie es mit uns weitergehen sollte. Wir sahen weiter regelmäßig. Im Winter bekam er eine Knochenmarktransplanation, musste hierfür einige Wochen auf der Isolationsstation liegen, wir schrieben uns jeden Tag. Meine innere Zerissenheit gepaart mit der Angst um ihn löste bei mir eine schlimme Depression mit einem Gefühl der Schockstarre, täglicher Übelkeit, Unvermögen normale Aktivitäten auszuführen und Überlegungen in eine psychiatrische Klinik zu gehen aus. Einige Wochen nachdem er seine Transplantation bekommen hatte schrieb ich ihm unter Schuld und Schmerz einen Brief, dass ich nicht weiter mit ihm zusammen sein könne.
Das Frühjahr über begann ich wieder ein paar Schritte in Richtung Leben zu machen und hatte ein paar hilfreiche Begegnungen. Ich ging viel in der Natur spazieren und weinte. Abends stellte ich mir vor, dass er doch irgenwie bei mir wäre. Als mich die Gedanken an ihn auch nach Monaten nicht losließen unternahm ich eine Fahrradtour zu ihm (er wohnte inzwischen bei seinen Eltern und bekam Immunsupressiva). Wir fingen langsam an uns wieder zu treffen und kamen zusammen (von heute aus gesehen für etwa 2 Jahre). In dieser Zeit haben wir natürlich viel erlebt und geteilt.
. Langer Text. Fortsetzung folgt.
24.10.2018 13:36 •
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