Totale Finsternis

E
Liebe Uschi,

ich kann Dir nur aus meiner Erfahrung sagen: Eine Freundschaft oder auch nur etwas ähnliches geht nicht, wenn der eine noch liebt und der andere nicht mehr. Es ist zumindest sehr sehr schwierig, der noch Liebende müsste ständig *sein Herz im Zaum halten* - überleg mal, könntest Du das oder würdest Du das wollen? Es tut glaube ich noch mehr weh, wenn der einst geliebte Mensch Dir gegenüber sitzt und freundschaftlich mit Dir plaudert. Bestimmte Themen sind Tabu, berühren darfst Du ihn nicht, dass was Dir am meisten auf der Seele brennt musst Du am besten vor ihm verstecken... Und dann noch dieses Gefühl, ihm irgendwie ausgeliefert zu sein, weil Du ja fühlst und er nicht... Würdest Du das wollen? Das oder so ähnlich wäre es, wenn Euer Umgang jetzt *normaler* wäre. Ob Du es wolltest oder nicht, ganz tief in Dir drin würdest Du Dir auf Grund kleiner Gesten von ihm Hoffnungen machen, die vielleicht von ihm gar nicht so gemeint waren, die sich nicht erfüllen. Uschi, ich glaube wirklich, so weh wie die Distanz und vermeintliche Kälte und Abweisung des anderen auch tut, sie ist sehr wahrscheinlich vom anderen nicht so gemeint. Es ist eine Art Selbstschutz. Er hat im Moment Angst vor Deinen Gefühlen, weil er sie nicht erwiedern kann.
Ich glaube, für Dich ist es ganz wichtig, zunächst mal die Distanz und Abweisung akzeptieren zu können, ja ich weiss, das heisst, Du musst Deine Gefühle für ihn irgendwie *auf Eis legen*... Wenn Du das kannst, dann wird er es spüren und die Situation wird sich sicherlich entspannen. Auf dieser Basis ist dann sicherlich auch ein Gespräch möglich und wahrscheinlich auch ein *normaler* Umgang.

Liebe Uschi, ich weiss nicht, ob meine Worte Dir etwas helfen konnten. Ich glaube, andere können einem in solchen Situationen alles Mögliche erzählen, und sie mögen sogar Recht haben, aber nur man selbst steckt da drin ... Jedenfalls wünsche ich Dir einen schönen Urlaub, nutze ihn für Dich, versuche Deine Gedanken und Gefühle zu ordnen und ein wenig Abstand zu gewinnen ...

Ich wünsch Dir Sonne, Entspannung, Beruhigung und Kraft!
Gia

03.09.2002 12:36 • #16


U
Liebe Gia,

Du hast ja Recht. Ich habe es ja auch schon angedeutet, dass ich glaube, dass er zu weniger Distanz seinerseits nicht bereit ist, solange er das Gefühl hat, dass ich noch nicht damit abgeschlossen habe. Wahrscheinlich ist das alles, was mir so weh tut von ihm auch nicht so gemeint. Trotzdem tut es furchtbar weh, das von ihm zu spüren. Eine Freundschaft wäre sicher für mich auch schmerzhaft und ja, wahrscheinlich würde ich mir wieder Hoffnungen machen. Aber ich hätte das Gefühl, nicht alles verloren zu haben. Denn wenn er freundschaftlich mit mir umgehen würde, wüßte ich wenigstens, dass ich ihm als Mensch was bedeute, daß ich ihm nach allem was war nicht einfach gleichgültig bin. Ich kann es natürlich nicht garantieren, aber ich glaube, damit könnte ich besser leben.
Es wäre sicher leichter für uns beide, wenn wir nicht durch die Arbeit jeden Tag miteinander konfrontiert wären. Ich kann ihm garnicht aus dem Weg gehen. Dafür ist die Firma zu klein. Ich weiss, dass die Entscheidung die überhaupt was ändern kann von mir kommen muß. Die Entscheidung endlich loszulassen. Aber es ist so viel leichter gesagt oder im Kopf beschlossen, als vom Herzen akzeptiert. Mal sehen, was der Urlaub bringt.

Danke, dass Du für mich da bist.

Uschi

03.09.2002 13:22 • #17


A


Totale Finsternis

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E
liebe uschi,

ich freue mich für dich, dass du bald in urlaub kannst .... du wirst sicherlich merken, dass distanz gut tun kann ... ich bin auch ab freitag für eine woche in urlaub, zusammen mit ganz vielen freunden und bruder etc. ich freue mich sehr, habe auch ein bisschen angst vor einbrüchen (normalerweise ist f. immer mit dabei gewesen!) ... aber ich weiß, dass ich mir dort erlauben kann, traurig zu sein.

ich wünsche mir für dich, dass du wie ausgewechselt zurückkommst ....

alles liebe,
c-c-l

03.09.2002 16:01 • #18


U
Liebe c-c-l,

danke! Du bist echt lieb.
Ich hoffe sehr, dass mir der Abstand gut tun wird. Habe aber auch Angst vor Einbrüchen. Den am selben Tag, an dem ich nun fliege, wäre ich eigentlich mit ihm in den geplanten Urlaub geflogen. Das wird doch trotzdem im Hinterkopf bleiben. Ich weiss auch nicht, ob ich es mir wirklich erlauben kann, dort traurig zu sein. Meine Freundin hat auch Liebeskummer, kommt zwar besser damit klar, aber wenn ich anfange Trübsal zu *beep*, wird sie mich nicht wirklich aufbauen können sondern eher selbst traurig werden und dann wäre es wohl kein besonders schöner Urlaub. Möchte ja auch versuchen, auf andere Gedanken zu kommen. Aber die Erinnerungen und Sehnsüchte werde ich sicher nicht ganz abschütteln können.

Wünsche Dir auf jeden Fall auch einen wunderschönen Urlaub, viel Spaß und dass Du mit sehr viel Kraft und Energie zurückkommst.

Liebe Grüsse

Uschi

03.09.2002 16:40 • #19


E
Liebe Uschi!

Ich nehme an, das du mein Posting erst nach deinem Urlaub lesen wirst (Ich hoffe und wünsche dir, du kommst erholt und gestärkt wieder zurück).

Trotzdem möchte ich einige Worte zum Thema Freundschaft mit dem Ex schreiben.

Ich weiß nicht, ob du meine Geschichte kennst. Mein Mann trennte sich im Februar nach 23 Jahren zusammensein (davon 16 Jahre verheiratet) von mir. Ich lernte ihn kennen, da war ich erst fast 16 Jahre alt. Wir haben zwei Kinder (Tochter 15J., Sohn 11J.).

Er machte mir am Anfang der Trennung großzügig das Angebot, Freunde zu bleiben. Zu Anfang hab ich das auch gewollt, einmal wegen der Kinder und zum Anderen, wegen der 23 gemeinsamen Jahre. Ich wollte die Zeit nicht in Frage stellen und mich gerne daran erinnern wollen.

Aber so einfach ist das leider nicht.
Meine Gefühle stehen mir dabei im Weg. Ich liebe ihn immer noch, obwohl auch oft genug Hass in mir aufkommt. Nicht so sehr wegen der Trennung selber, sondern wie die Trennung abgelaufen ist. Wir hatten auch das letzte halbe Jahr vor der Trennung schon Streit und Schwierigkeiten.

Heute war er bei mir (ich hab ihn darum gebeten), weil ich einige Dinge (sachlicher Art) regeln wollte.
Ich hab ihm klargemacht, das ich mehr Distanz will, um von ihm loszukommen. Ich hab ihn danach gefragt, was er sich unter einer Freundschaft zwischen uns vorstellen würde und er meinte, wenn ich Hilfe jeglicher Art brauchte, dann brauchte ich nur Bescheid zu sagen. Aber Hilfe brauche ich von ihm nicht, die hole ich mir von Anderen. Das sagte ich ihm auch. Denn wenn ich Jemanden helfen will, brauche ich nicht mit demjenigen befreundet zu sein (siehe Flutkatastrophe, Nachbarschaftshilfe usw.).
Ich fragte ihn danach, ob er freundschaftliche Gefühle wie Zuneigung oder so etwas für mich empfinden könnte (das bedeutet für mich, das jemand gern mit einem anderen zusammen ist, ohne ihn zu lieben). Er schwieg daraufhin und wußte nichts zu sagen. Es war wie immer, wenn Gefühle im Spiel waren. Damit kann er nichts anfangen und ist dann so verschlossen wie eine Auster. Das war nicht immer so extrem. Hat sich bei ihm erst die letzten zwei/drei Jahre so entwickelt.
Aber so eine richtige kalte Art, wie ich sie noch nie von ihm kannte, zeigte sich bei ihm erst nach der Trennung. Aber ich glaube, das ist bei ihm so eine Art Selbstschutz vor meinen Angriffen, Anschuldigungen und Gefühlsäußerungen. Er will damit nicht mehr konfrontiert werden. Denn wenn ich sachlich und ruhig mit ihm rede und keine Gefühle mit reinbringe, ist er selber ruhig und freundlich und gar nicht mehr so kalt. Das habe ich heute so erlebt.

Nur, und darin sehe ich das Problem, hab ich ja noch Gefühle für ihn, Gute wie Schlechte und deshalb kann ich im Moment keine Freunschaft für ihn empfinden und zu ihm aufbauen. Aus diesem Grund möchte ich vorläufig so wenig Kontakt wie möglich. Ganz kann ich den Kontakt nicht abbrechen, wegen der Kinder, aber auf ein minimum und das Wichtigste beschränken.

Ich habe ihm auch klargemacht, das ich seine Hilfe, vorläufig, in Zukunft nicht mehr benötige, weil ich andere Leute dafür habe...das ich sogar lernen will, mit Elektrowerkzeug umzugehen...das ich mir einen neuen Freundeskreis aufgebaut habe und den noch weiter ausbaue...das ich mit alten Hobbies wieder angefangen habe und neue ausprobiere...kurz und gut, das ich auch ohne ihn klarkomme und ihn für mein Leben nicht mehr brauche, auch wenn ich ihn noch liebe.
Und selbst, wenn er morgen vor der Tür stehen würde und zu mir zurück kommen wollte (was ich mir immer noch am meisten wünsche), wüßte ich nicht, ob ich ihn wieder zurück nehmen würde. Zumindet nicht so, wie er sich in den letzten zwei Jahren vor und die Monate nach der Trennung, mir gegenüber verhalten hat.
Ich sagte ihm, das mich die Trennung verändert hat und ich mir nicht mehr das bieten lassen würde, was ich mir alles vorher gefallen lies (seine Kaufsucht/schuldenmacherei, seine Heimlichtuereien in Punkto Geld, seine Lügen und Halbwahrheiten, seine ständige ausgeherei, seine Kumpelhaften Freundinnen, die meiner Meinung mit dazu beigetragen haben, das unsere Ehe kaputt ging usw.).

Glaub mir, das alles ist mir nicht leicht gefallen, im Gegenteil, es zerriss mir das Herz, aber ich bin mir sicher, das es der richtige Weg ist. Ich kann ihn mir nicht einfach aus dem Herzen reißen und meine Gefühle für ihn auch nicht und auch die Erinnerungen an glückliche Zeiten überfallen mich immer wieder, aber dann auch wieder die Dinge, die den Hass in mir wieder hochkommen lassen. Aber wenn ich irgendwann tatsächlich so etwas wie Freundschaft zu ihm aufbauen möchte, muß ich ihn erst loslassen und vielleicht sogar verzeihen können und das kann ich im Moment noch nicht.

Das seltsame ist, das ich nicht weinen mußte, als er nach diesem Gespräch wegging. Ich fühlte mich sogar irgendwie erleichtert. Vielleicht, weil ich alles gesagt habe, was ich sagen wollte und dabei sogar noch ruhig blieb.
Aber es ist doch so, das ich jetzt, einige Stunden später, das Gefühl habe, das ich jeden Moment anfangen müßte zu weinen. Und ich denke, das wird wohl auch heute Abend oder Nacht auch passieren. Aber auch das werde ich überstehen.
Trotzdem bin ich froh, das ich diesen Weg eingeschlagen habe. Sonst werde ich es nie schaffen, von ihm loszukommen.

Was deine Lage betrifft, ist es sicherlich schwieriger, den Kontakt auf ein minimum zu beschränken, da ihr in der gleichen Firma arbeitet und du ihm da ja nicht aus dem Weg gehen kannst.
Ich denke auch, das er erst dann mit dir freunschaftlich umgehen kann, wenn er sicher ist, das du ihn losgelassen und mit der Sache abgeschlossen hast. Solange das nicht ist, wird er dich wahrscheinlich weiterhin so kalt, unpersönlich und abweisend behandeln. Ich weiß, das tut weh, aber an seinen Gefühlen und Handlungsweisen kannst du nichts ändern.

Das schlimme ist, ich kann dir nicht sagen, wie du es schaffen kannst ihn loszulassen und mit der Sache abzuschließen, denn auch ich habe das ja noch nicht geschafft. Ich wüschte, ich könnte dir mehr helfen, aber ich dachte, du solltest wissen, das ich deine Gefühle verstehe und auch nachvollziehen kann. Aber ich stimme auch den anderen zu, die dir geschrieben haben und dieses Titellied aus dem Tanz der Vampire passt auch zu mir, Aber bei mir kommt mittlerweile und Gott sei Dank auch mein Kampfgeist von früher wieder durch.

Liebe Uschi, ich weiß nicht, ob ich dir weiter helfen konnte. Ich wünsche es so sehr. Ich hoffe, das dir wenigstens der Urlaub wieder Auftrieb geben konnte.
Bis dahin alles Gute und in Gedanken bei dir

Wolfsfrau 1963

03.09.2002 22:15 • #20


E
Hallo U.K,
von Anfang an hast Du gewusst, das du mit einem verheiraten Mann zusammmen warst. Was hätte er dir bieten können in 2 Monaten? Warum bist Du auf ihn reingefallen? Hattest Du bei ledigen Tyypen keine Chancen?
lg
sir

04.09.2002 00:49 • #21


E
Hallo Sir,

nur wer die Wahrheit kennt, weiß wie sehr Dein Kleiner
leidet.

04.09.2002 01:12 • #22


E
Hast Du die Weisheit mit den Löffeln gegessen?

04.09.2002 01:31 • #23


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Liebe Gia, liebe Uschi,

Eine Freundschaft oder auch nur etwas ähnliches geht nicht, wenn der eine noch liebt und der andere nicht mehr. Es ist zumindest sehr sehr schwierig, der noch Liebende müsste ständig *sein Herz im Zaum halten*

Ja und nein. Ich bin ja inzwischen Profi geworden im Herz im Zaum halten und ich komme mit meiner Ex wirklich gut aus freundschaftlich, und es tat mir schon lange nicht mehr weh wenn wir uns zum Essen trafen und wieder auseinandergingen. Es gibt auch keine Tabu-Themen, wir reden wirklich über alles. Sogar ein paar Zärtlichkeiten waren drin, beiderseits. Aber jetzt, nachdem sie ihren Hauptsitz und ihre Arbeit wieder zu mir in die Stadtwohnung verlagert hat, fällt es mir sehr schwer cool zu bleiben. Sie ist immer noch in ihren aktuellen Mann irgendwie verliebt, und das obwohl sie sich seit fast 2 Jahren über ihn ärgert. Und sie kommt weder von ihm noch von mir los. Jetzt probiert sie quasi die Beziehung mit mir auf Probe, aber viel mehr als eine WG ist es nicht. Sie liegt in meinem Bett, schläft und ich sitze wieder einmal da und bin hellwach. Morgen wird sie wieder bei ihm sein denke ich. Und so geht es wohl noch eine ganze Weile. Auf einen wirklichen Liebesbeweis warte ich vergebens. Manchmal denke ich, ob es nicht wirklich besser gewesen wäre, sie nicht mehr zu sehen, auch auf die Gefahr hin, sie ganz zu verlieren... Was ihr fehlt ist die Verlustangst bei mir. Sie weiß intuitiv daß ich ihr nicht auskomme. Aber sie täuscht sich da, ich war schon mal sehr weit weg von ihr und es kann jederzeit passieren daß ich mich wieder neu verliebe. Wahrscheinlich war ich zu offen zu ihr und habe ihr damit die myteriöse Spannung und Unsicherheit genommen, die sie wohl bei einem Mann braucht. Obwohl es genau das Gegenteil war was sie suchte, einen Mann der ihr Sicherheit bieten kann um eine Familie zu gründen. Mir hat sie das nicht zugetraut. Dabei kann sie bei mir 100% sicher sein daß ich zu ihr stehe, bei ihrem Neuen nicht! Damals, nach der Trennung, bin ich für ein paar Monate nach Österreich abgehauen, vielleicht sollte ich das wieder tun. Vielleicht wird sie dann endlich merken was sie verliert. Gia, Du bist in einer ähnlichen Situation, nur daß Deine Männer nicht mehr wollen und Du nun mit leeren Händen dastehst. Es wird ihr bestimmt auch so gehen wenn sie nicht bald die Kurve kratzt, denn meine unendliche Geduld ist angespannt und kann jederzeit reißen. Ich bin zwar sehr anhänglich aber irgendwann reißt bei mir der Faden und ich gehe einfach weiter, ohne sie...

ciao

04.09.2002 03:47 • #24


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Liebe Uschi, lieber , liebe Wolfsfrau,

das Thema Freundschaft nach der Liebe ist wirklich sehr weit gefächert und wie wir damit umgehen können, hängt meiner Meinung nach sehr stark von der eigenen Persönlichkeit, vom Temperament, von den Erfahrungen, die wir schon gemacht haben („The first cut is the deepest!“), auch davon, wie starr oder flexibel wir sind: gibt es für uns nur „schwarz/weiss“ oder sehen wir auch die Grautöne.

Wenn eine Trennung geschieht, dann müssen Bänder, die bis dahin zwischen zwei Menschen bestanden haben zerschnitten und – wenn der Mensch uns erhalten bleiben soll – neu geknüpft werden. Derjenige, der geht, fühlt sich schuldig und vielleicht auch verantwortlich dafür, dass der andere leidet. Er weiss nicht, wie er damit am Besten umgehen soll, gibt er Zuwendung, dann spürt er jedes Mal instinktiv – solange wir noch nicht loslassen konnten-, dass der andere noch mehr/alles will, mehr/alles jedoch kann und will er nicht mehr geben. Deshalb wird in den meisten Fällen wohl kurz nach der Trennung diese Distanz und abweisende Haltung aufgebaut, der Gehende zieht eine Mauer, einerseits um sich selbst zu schützen, vor unserem Schmerz und unseren Gefühlen, auf die er sich entschieden hat, nicht mehr einzugehen, auf seinem Weg zu bleiben, und andererseits will er es uns auch leichter machen, unseren Schmerz zu überwinden.

Uschi:

„Eine Freundschaft wäre sicher für mich auch schmerzhaft und ja, wahrscheinlich würde ich mir wieder Hoffnungen machen. Aber ich hätte das Gefühl, nicht alles verloren zu haben. Denn wenn er freundschaftlich mit mir umgehen würde, wüßte ich wenigstens, dass ich ihm als Mensch was bedeute, daß ich ihm nach allem was war nicht einfach gleichgültig bin.“

- Ich glaube nicht, dass Du ihm gleichgültig bist. Er würde sicher sehr gerne mit Dir anders umgehen, er kann es nicht, weil er spürt, was noch in Dir ist und das ist eine Gefahr für ihn. Du hast das ja auch selbst schon erkannt. Vielleicht fällt es Dir leichter damit umzugehen, wenn Du Dir vor Augen hältst, dass er selbst auch aus einer gewissen Hilflosigkeit heraus so zu Dir ist.


„Es wäre sicher leichter für uns beide, wenn wir nicht durch die Arbeit jeden Tag miteinander konfrontiert wären. Ich kann ihm garnicht aus dem Weg gehen. Dafür ist die Firma zu klein. Ich weiss, dass die Entscheidung die überhaupt was ändern kann von mir kommen muß. Die Entscheidung endlich loszulassen. Aber es ist so viel leichter gesagt oder im Kopf beschlossen, als vom Herzen akzeptiert.“

- Vielleicht könntest Du Dir ja selbst noch einen Zeitrahmen setzen, in dem Du versuchst, mit der Situation zu leben und loszulassen, trotzdem Du ihn täglich siehst. Versuche vielleicht ganz bewusst daran zu arbeiten in dieser Zeit. Eine Idee wäre, sich in der Zwischenzeit schon mal umzusehen, ob und welche beruflichen Alternativen es gäbe, das zeigt Dir zumindest mal auch noch eine andere Perspektive. Und weißt Du, vielleicht ist das ja DIE Chance für Dich. Wir wissen nie, was das Leben uns sagen will und oftmals bringt eine radikale Veränderung, die uns erst nur Angst und Schrecken einflösst am Ende für uns etwas ganz Positives.

Wolfsfrau:

Danke für Deinen Zeilen zu Liebe und Freundschaft, Du hast das sehr schön beschrieben: Freundschaft ist nicht nur die blosse Hilfe, wenn mal das Auto streikt oder eine Bohrmaschine benötigt wird, Freundschaft sind auch Gefühle und vor allem das Bedürfnis, mit dem anderen zusammen zu sein. Das wird oft miteinander verwechselt, zu letzterem sind wir selten wirklich imstande.

:

Du und Deine Ex – Ihr wart dazu imstande. Du wirst selbst wissen, welche Opfer da aber auch dazugehören. Du konntest das erbringen, weil Du in Deiner Lebenserfahrung schon recht fortgeschritten bist, Du hast gelernt abzuwägen, Dein *Herz im Zaum zu halten*. Bei einer allerersten Erfahrung dieser Art, wie Uschi sie gerade erlebt, ist das glaube ich fast nicht möglich. Die Emotionen sind einfach zu mächtig, als dass man sie durch eigenen Gedanken (Erfahrungen) wenigstens halbwegs in den Griff bekommen könnte.

Was Du über die jetzige Situation mit Deiner Ex (ist sie zufällig Zwilling?) schreibst, hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Sie kann sich offenbar nicht entscheiden und dadurch verletzt sie die Gefühle von zwei Männern. Ich selbst habe das erlebt, dieses Schwanken, weder den einen noch den anderen mit allen Konsequenzen aufgeben wollen. Und ich habe meine Lektion bekommen, ich habe Beide verloren. Und komischerweise habe ich von Anfang an geahnt, dass es so kommen würde. Und jetzt? Jetzt sind meine Gefühle verletzt und ich bin am Boden zerstört. Ich komme mir vor, als fange ich mit 34 Jahren an, das Leben neu zu lernen. Ich muss damit leben, dass mir JETZT ERST klar wird, welche Verletzungen ich produziert habe, und dass sie irreparabel sind. Ich weiss nicht, wie es bei Euch/bei Deiner Ex ausgehen wird. Vielleicht sieht sie die Gefahr noch nicht deutlich genug, sie erkennt die Verletzungen im Moment nicht, die sie hervorruft. Du schreibst ja, sie ist sich Deiner sehr sicher. Ein Trugschluss, den sie sehr wahrscheinlich noch erkennen wird, hoffentlich bevor es zu spät ist. Dass Du offen zu ihr warst solltest Du nicht in Frage stellen. Stell Dir mal vor, Du müsstest sie ewig in „Unsicherheit“ wiegen, dass sie bei Dir bleibt... Dafür muss man selbst auch geschaffen sein. Würde Dir das leicht fallen und könntest Du das? In der jetzigen Situation wäre es aber vielleicht gar keine schlechte Idee, Dich Deinerseits etwas zurückzuziehen, zu verreisen o.ä. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann hast Du ihr ja alles zu Füssen gelegt. Sie muss sich entscheiden und solange sie das Gefühl hat, es läuft auch so, wird sie die Entscheidung wahrscheinlich hinausschieben. Vielleicht hilft es, wenn Du ihr rüberbringst, dass Du eine klare Entscheidung von ihr erwartest. Du kannst ihr ja Zeit geben dafür aber irgendwann muss sie sich entscheiden, sie weiss im Grunde sicher auch, dass sie sonst Beide verliert.

Liebe Grüsse

Gia

04.09.2002 14:26 • #25


E
liebe gia,

deinen eintrag finde ich sehr schön. auf der anderen seite stimmt er mich auch traurig für dich; schadenfreude, weil du dich nicht entscheiden konntest und jetzt OHNE da stehst, emfinde ich keineswegs für dich (das sage ich bewusst, weil ich in meiner situation mitunter dieses gefühl gegenüber meinem mann aufbaue ...).

ich bin im übrigen auch 34 (und zwilling ;) ); zerrissenheit war und ist immer schon ein kleiner satan in mir gewesen ... ich hatte dir ja - glaube ich - einmal geschrieben, dass ich auch eine zeitlang nicht mehr wusste, ob ich noch mit f. zusammen sein will oder nicht. in der jetzigen situation ergreift auch wieder die wankelmut die oberhand, aber ich denke durchaus, dass es normal ist. je nach meiner tagesverfassung schwanke ich zwischen verletzung, wut, trauer, hoffnungslosigkeit/hoffnung, schadenfreude, rache etc.

mein mann war für mich immer ein standbild für treue, solidität und innerer ausgeglichenheit; hier haben sich die spieße völlig verdreht ... trotz trennungskummer fühle ich mich in meiner person o.k. und schlüssig, vielleicht kommt das in meinen einträgen nicht so rüber. bezüglich freundschaft bin ich der meinung, dass die ersten verletzungen erst verheilt sein müssen, um dieser eine echte chance zu geben. bislang habe ich mit meinen beiden ex-partnern eine gute freundschaft, einer davon bedeutet mir viel und steht mir auch jetzt treu zur seite. es geht also, aber: es muss viel zeit ins land gehen, und beide müssen/sollten wieder einen neuen partner haben. alles andere ist schwierig .. zumindest eine zeitlang!

ich wünsche dir und mir und allen anderen einen schönen neuanfang - und dass wir uns darauf einlassen können.

alles liebe für dich,
c-c-l

04.09.2002 16:18 • #26


U
Hallo,

nur kurz um euch zu danken und etwas klarzustellen. (Habe bereits einen neuen Beitrag über meine aktuelle Lage geschrieben.)
Liebe Wolfsfrau, Gia, , (hab ich jemand vergessen?), danke für eure Worte. Liebe Wolfsfrau, ich lese so viel in Deinem Beitrag, das mir aus der Seele spricht. So viele Gemeinsamkeiten (vor allem in dem Verhalten des Ex). Irgendwie ist es doch beruhigend, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht. Dass nicht nur er mich so behandelt, sondern das scheinbar ein bekanntes Verhalten ist. Obwohl das den Schmerz natürlich nicht mindert.

Lieber Sir, wie kommst Du darauf, dass ER verheiratet ist? Das habe ich nie geschrieben und ist auch absolut nicht der Fall. Er hatte eine Freundin, hat sich von ihr getrennt, bevor er mit mir angefangen hat und ist nach den 2 Monaten wieder zu ihr zurück. Er ist aber ganz sicher nicht verheiratet. Das wollte ich nur klargestellt haben.

Liebe Grüsse

Uschi

16.09.2002 09:36 • #27


A


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