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Treffpunkt Lagerfeuer

Anlachen
Manchmal ist es auch situationsgebunden. Es gibt Tage, da bin ich voll auf meins konzentriert, und hinterher denke ich, da hätte ich mal dies oder das fragen, machen, helfen können.

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Fliesentisch
Zitat von leilani:
Schon klar. Aber um jetzt mal den Bogen zu bekommen zu den vielen Diagnosen gerade in bestimmten Bereichen frage ich mich manchmal ob es nicht besser ...


Die Frage ist ja grundsätzlich, ob und wie viel an Medis du einsetzen willst. Das, was da im Umlauf ist und gegen die verschiedenen Spielarten des Autismusspektrums wirkt, sind ja keine Smarties, deswegen wird vorher viel mit Therapie und im Umfeld der Betroffenen gearbeitet. Da, wo das aber nicht klappt, keine Linderung bringt, musst du irgendwann den Bogen zu einer gewissen Grundmedikation schlagen, weil sonst einfach nichts funktioniert und durch die fehlende Ursachenkenntnis auch da nicht angepackt werden kann.

So wenig Medikamente wie möglich, so viele wie nötig, diesen Grat versucht man zu finden. Ganz früher war alles Teufelszeug, in jüngerer Vergangenheit hat man kurzzeitig alles mit Ritalin zugeworfen, inzwischen ist der Approach differenzierter, aber natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss.

@Doppelherzchen Das ist auch so ein Punkt. Diese direkte Konfrontation mit einem Verhalten, dass (vorgeblich) nicht der Norm entspricht, sorgt für Abwehrverhalten, ist dementsprechend nicht empathisch. Sowas fängt nicht deine Gefühle auf, sondern haut mit einer Pfanne auf sie drauf oder schürt ihr Feuer nur noch mehr, je nach betroffener Person. Empathie soll in den allermeisten Fällen nicht konfrontieren oder sich aufdrängen, wie @leilani schreibt, sondern da sein und Möglichkeiten bieten. Wenn du sie nutzen willst, dann gerne, du hast aber auch jederzeit die Freiheit, dass nicht zu tun. Wenn ich dir auf den Kopf zusage War bestimmt nicht einfach für dich, mit so vielen Menschen!, dann werfe ich dich direkt auf die Situation zurück, die entweder wirklich schwierig für dich war oder, wie in leilanis Fall, in der du immer so reagierst. So oder so, ich ernte kein schönes Ergebnis.

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A


Treffpunkt Lagerfeuer

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D
Zitat von Fliesentisch:
Sowas fängt nicht deine Gefühle auf, sondern haut mit einer Pfanne auf sie drauf oder schürt ihr Feuer nur noch mehr, je nach betroffener Person.


Ich bin da mittlerweile bereits schnell dabei, diese Menschen zu filtern und mich zu distanzieren. Denn nach meiner Erfahrung sind das Egozentriker (was ja hier bei Leilani nicht so sein muss). Statt Situationen und auch Verhalten von Menschen einfach mal so anzunehmen und stehenzulassen, denken sie sich Mensch, der andere ist ja gar nicht so wie ich. Sie erheben sich über andere und tarnen das am besten noch damit, dass sie es ja nur gut meinen und helfen wollen. Weil sie eine bestimmte Vorstellung davon haben, wie jemand oder der Abend auszusehen hat. Abweichungen sind unerwünscht, da ja eben die Empathie fehlt und sie sich gar nicht vorstellen können, dass andere nicht so ticken wie sie.

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Fliesentisch
Zitat von Doppelherzchen:
Sie erheben sich über andere und tarnen das am besten noch damit, dass sie es ja nur gut meinen und helfen wollen.


Und damit genau das Gegenteil von Empathie - Egozentrik bezieht sich ja schon den Namen nach nur auf das eigene Ego, während Empathie gerade dem Anderen Raum lassen will. Da benutze ich Empathie dann nur als Schild gegen den Vorwurf, eine eigene Agenda zu fahren und fühle mich gleichzeitig gut, weil ich ja explizit angesprochen habe, dass mein Gegenüber anders ist. Warum es anders ist, ist mir in diesem Fall egal. Genau darum geht es aber, Verständnis für andere Denk- und Verhaltensweisen, die Gewissheit für den Anderen, im Gespräch mit mir so zu sein, wie er ist, auch wenn ich vielleicht initial die Gründe nicht verstehe. Sich in den Vordergrund zu drängen, Gefühle aufzuwühlen und gleichzeitig noch dafür zu sorgen, dass es am Besten jemand Drittes mitbekommt, ist mindestens untere Schublade...

x 3 #9244


L
Zitat von Fliesentisch:
Und damit genau das Gegenteil von Empathie - Egozentrik bezieht sich ja schon den Namen nach nur auf das eigene Ego, während Empathie gerade dem ...

Ist aber auch tagesform abhängig oder nicht?
wenn du bspw den ganzen Tag von Berufswegen mega empathisch sein musst, dann braucht es schon was Ego im privaten. Sonst drehst ja durch

x 3 #9245


Fliesentisch
Zitat von leilani:
Ist aber auch tagesform abhängig oder nicht? wenn du bspw den ganzen Tag von Berufswegen mega empathisch sein musst, dann braucht es schon was Ego ...


Natürlich, irgendwo musst du die Ellenbogen ausfahren. Wenn du ständig nur für andere denkst, für andere da bist, andere zu unterstützen suchst, dann zieht das unglaublich viel Energie. Auf Dauer verdammt ungesund, da bist nach nicht allzu langer Zeit plötzlich du derjenige, der Hilfe braucht.

x 1 #9246


D
Ganz genau! Und wie du auch vorhin schon geschrieben hast, wenn ich wirklich ernsthaft helfen möchte, damit sich die Person besser integrieren kann (wenn überhaupt nötig und gewünscht), dann gehe ich da behutsam heran. Er hätte sie auch erstmal fragen können, wie sie den Abend fand. Oder noch besser bei sich bleiben. "du, das können wir gerne mal wiederholen, war ein toller Abend.." Dann hätte er auch schon sehen können, wie sie reagiert und ob da was kommt von ihr.

x 2 #9247


L
Zitat von Fliesentisch:
für andere da bist, andere zu unterstützen suchst, dann zieht das unglaublich viel

Noch nicht mal das.
Aber wenn du oft mit Menschen zu tun hast die wirklich kein schönes Leben mehr haben wegen heftigster Einschränkungen kommen dir so Alltagssorgen nur noch trivial vor.
Zumindest phasenweise

x 1 #9248


Fliesentisch
Zitat von Doppelherzchen:
Ganz genau! Und wie du auch vorhin schon geschrieben hast, wenn ich wirklich ernsthaft helfen möchte, damit sich die Person besser integrieren kann (wenn überhaupt nötig und gewünscht), dann gehe ich da behutsam heran. Er hätte sie auch erstmal fragen können, wie sie den Abend fand. Oder noch besser bei sich ...


Eben, sie soll erzählen, nicht meine Fragen beantworten. Für mich ist, aus eigener Erfahrung, der Witz an der Sache, dass Menschen auf dich zukommen, nicht umgekehrt. Bei vielen flüchtigen Bekanntschaften weiß ich plötzlich viel mehr, als es eigentlich bräuchte, weil sie sich aus irgendeinem Grund wohl genug gefühlt haben, das in meiner Gegenwart auszuplaudern. Ohne Fragen, ohne besonderes Lenken in diese Richtung. Je mehr du drängen musst, desto unangenehmer wird die eh schon unangenehme Situation für das Gegenüber, da geht dann der Wunsch, zu helfen, auch sehr schnell ins Leere.


Zitat von leilani:
kommen dir so Alltagssorgen nur noch trivial vor.


Das sowieso. Diese Phasen kenne ich auch. Ernst wird es aber, wenn dir deine eigenen Alltagssorgen plötzlich auch trivial vorkommen. Irgendwann erstreckt sich das wiederum auch auf Sorgen, die gar nicht mehr alltäglich sind, auf dein Selbstbild, auf deine Ziele. Und dann steuerst du sehr schnell auf Depression und Co. zu. Du nimmst die Dunkelheit anderer einfach mit in dein eigenes Leben und dort breitet sie sich aus.

x 4 #9249


L
Zitat von Fliesentisch:
Du nimmst die Dunkelheit anderer einfach mit in dein eigenes Leben und dort breitet sie sich aus.

Kommt drauf an.
Mir ist mal aufgefallen dass oft gerade diejenigen Patienten die nicht mehr lange haben super pflegeleicht und freundlich sind.
Die wissen sie haben nur noch wenig Zeit und genießen jeden Tag der ihnen noch bleibt.
Natürlich nicht alle klar.
Aber es zeigt mir dann schon dass es echt ein Privileg ist am Leben zu sein und zwar halbwegs gesund.
Mir hilft das schon ganz gut so die Perspektive zu richten wenn ich mich ärgere dass irgendein tüppi nicht anruft

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Fliesentisch
Zitat von leilani:
Mir ist mal aufgefallen dass oft gerade diejenigen Patienten die nicht mehr lange haben super pflegeleicht und freundlich sind.


In Bezug auf Suizidenten habe ich mal die Erklärung gelesen, dass der endgültige Entschluss, sich das Leben zu nehmen, genau diesen Peace of mind hervorruft, den du beschreibst. Stichwort Er hatte sich gerade ein neues Auto gekauft, warum bringt man sich dann um!? Ich könnte mir vorstellen, dass die Gewissheit, in XY zu sterben, einen ähnlichen Wandel mit sich bringt. Warum giften und sich ärgern, wenn man sowieso nichts mehr davon hat? Wäre jetzt zumindest mein Ansatz, wissen kann es natürlich nur derjenige, der in dieser Situation steckt und irgendwie damit klarkommen muss.


Zitat von leilani:
Aber es zeigt mir dann schon dass es echt ein Privileg ist am Leben zu sein und zwar halbwegs gesund.


Ist es, definitiv! Es gibt furchtbare Schicksale, und die Dankbarkeit für ein stinknormales Leben mit Familie, Dach über dem Kopf und genug zu futtern in einem funktionierenden Körper geht verdammt schnell flöten. Höher, weiter, schneller und so. Und wenn etwas passiert, sehnt man sich nach diesem Zustand...


Zitat von leilani:
Mir hilft das schon ganz gut so die Perspektive zu richten wenn ich mich ärgere dass irgendein tüppi nicht anruft


Eigentlich auch ein gutes Mindset - Wer nicht will, der hat schon. Aufdrängen wie die Bananen von vor zwei Wochen musst du dich nicht, und wer nicht anruft, der hat seine Chance eben verspielt.

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L
Zitat von Zugaste:
Es gibt bestimmt auch Menschen, die zwar hochsensibel sind, aber nicht sonderlich empathisch. Zu spüren und wahrzunehmen, was der Andere fühlt ist ...

Bist du eigentlich Therapeutin?

#9252


L
@Fliesentisch

Mit dir kann man echt nett erzählen ️

x 1 #9253


Z
Zitat von leilani:
Bist du eigentlich Therapeutin?

Ich arbeite mit Menschen, die auch psychische Probleme haben.
Psychotherapeutin bin ich aber nicht.

Warum fragst du?

#9254


L
Zitat von Zugaste:
Ich arbeite mit Menschen, die auch psychische Probleme haben. Psychotherapeutin bin ich aber nicht. Warum fragst du?

Hatte so den Eindruck.,, und stimmt ja auch fast

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A


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