Treffpunkt Lagerfeuer

Frühe und richtige Diagnostik ist auf jeden Fall super wichtig, um den Kindern zeitig helfen und sie fördern zu können. Es gibt zum Glück viel Expertise heutzutage und viele Fachstellen, wo man sich gut hinwenden kann, z.B. für Kleinkindalter die Frühförderstellen, später die SPZ's (SozialPädiatrische Zentren) usw.. Jedes Kind soll die bestmögliche Förderung bekommen, die zu haben ist.

Zitat von Anlachen:

Tjo, ich war so ein Mädchen, Arbeiterklasse und auf dem Gym ging ja gar nicht. Und zuhause die Mobberei, weil man was Besseres sein wollte und wie ...

Ich hab das nie so recht verstanden.
Ausgerechnet die Mädchen, die eh schon so reif bzw. aufgebrezelt waren, hatten es nötig die sowieso unscheinbaren Normalos runterzuputzen..
Da musste man ja nicht mal anders/speziell sein, kleines Körbchen oder breitere Hüfte oder die falschen Schuhe haben schon ausgereicht und ständig wurden neue Kritikpunkte gefunden auf denen sie rumhacken konnten.
Sind fast alle Erzieherin geworden

Zitat von Isnogud:

Ich hab das nie so recht verstanden. Ausgerechnet die Mädchen, die eh schon so reif bzw. aufgebrezelt waren, hatten es nötig die ...

Ich glaube, das Wort der Hackordnung trifft es schon ganz gut. Auch Menschen sind Rudeltiere (grob gesagt) - und wenn man es genau sieht, hast Du das auch im weiteren Leben, normale Unternehmen, Banken, sicher sogar im Staatsdienst.

In der Schule lernt man dann nur schon mal, sich abzugrenzen. Dann ist man eben mit den anderen, den Nerds (die es so ja noch nicht gab), denen, die nicht zur ersten Reihe gehören. Man lernt früh, ob jemand einen ausnutzen möchte oder was gerecht oder ungerecht sein kann. Ich habe mich früh raushalten gelernt, wahlweise den Klassenclown zu machen oder punktuell tiefzuschießen, wenn es zu bunt wurde. Ich war auch nicht frei von Weitergaben.

Es gibt aber Dinge, die gehen zu weit. Sollte klar sein, wird aber immer noch gemacht. Guck mal auf die Studentenverbindungen und deren Prüfungen hinterm großen Teich

Zitat von Lebengehtweiter:

Was betroffene (war bei meinen Bekannten so) Eltern am wenigsten brauchen, sind Mutmaßungen wie
zuviel Computer oder Fernsehen.

Absolut. Defizite mit denen ein Kind auf die Welt kommt, hat rein gar nichts mit Computer zocken und zu viel TV gucken zu tun.

Zitat von Zugaste:

Ich meinte meine Aussage, dass Kinder damit weniger Probleme haben damit, dass sie meist ein anderes Kind nicht nur mit einer Diagnose sehen.

Das ist richtig.
Ich sehe zb das Kinder mit Defiziten sich quasi magisch anziehen. Meine Tochter hat aus einem Haufen Kinder auf dem Spielplatz in meiner Nähe, ein Kind heraus gefiltert das tatsächlich auch Defizite hat. Die beiden passen wie A*sch auf Eimer. Die spiegeln sich und geben sich Kraft, Mut und Halt die sie von anderen nicht bekommen.

Zitat von XSonneX:

Darf ich dich fragen,ob deine Tochter auch öfter dieses ,,wegschreien hatte und Wutanfälle?

Natürlich. Frag mich jeder Zeit.

Meine große hat ESE und ne Auditive Wahrnehmungsstörung.
Bis zu Ihrer Diagnose hat sie sich massiv selbst körperlich verletzt. Die Bilder werde ich niemals aus meinem Kopf bekommen. Und selbst damit, wollte mir keiner glauben. Schlimmer, ich habe damals indirekte schuld für ihre Verletzungen bekommen. Obwohl ich alles dafür getan habe, dass sie sich nicht weh tut. Es war eine grauenvoll Zeit. Selbst mein Ex-Mann ( Erzeuger meiner Töchter) stand mir nicht zur Seite, nicht einmal meine Mutter.

Sie hatte Wut Anfälle, schrei-Orgien. Manchmal noch heute. Heute weiß ich allerdings, wie ich es bremsen kann, so dass es entartet was mich ( trotz das ich ihre Mutter bin) extrem an meine Grenze kommen lässt und mich wirklich Überwindung kostet.
Schwierig es in ein paar Sätzen zu erläutern, sie ist ein kind mit 2 Herzen in Brust. Jekyll Hyde. Ich weiß mittlerweile wann ich nachsichtig sein muss, weil ihre Defizite ober hand gewonnen haben und wann ich sie normal erziehen muss.

Tricky. Aber weißt du was mir hilft?

Ich sehe es mittlerweile so, wer sagt das sie nicht normal ist? Und wer hat das je fest gelegt? Vielleicht bin ich/wir auch die die nicht normal sind.

Ihre Welt ist doch richtig so. Sie ist richtig so.
Irgendwer sagte einst, das Menschen mit Defiziten nicht normal sind. Was ist wenn Menschen ohne Defizite die wahren Weirdos sind?

Klingt für manche komisch. Verzeih.

Zitat von PuMa:

Irgendwer sagte einst, das Menschen mit Defiziten nicht normal sind. Was ist wenn Menschen ohne Defizite die wahren Weirdos sind?

Und wer macht da die Grenze? Wann sind, ich nenne es mal Abweichungen von der Norm, Defizite und wann noch normal?
Und wer legt die Norm fest?

Zum Thema Mobbing oder rumhacken:
Also ehrlich gesagt finde ich es auch sehr defizitär, wenn man anderen Kindern bewusst weh tut. Bewusst auf anderen rumhacken ist doch auch nicht normal. Da fehlt doch was im Innen. Anders kann ich mir das nicht erklären.
Vor allem wenn das Opfer weint, verzweifelt ist und man dann noch weiter macht.

Zitat von PuMa:

ch sehe es mittlerweile so, wer sagt das sie nicht normal ist? Und wer hat das je fest gelegt? Vielleicht bin ich/wir auch die die nicht normal sind.

Ja gut, ich habe immer gespürt , das ich anders bin, ich lag immer etwas falsch, konnte keine Trends mitgehen, sah man an der Kleidung. In Worten fragte ich mal nach, was das bedeutet, gab es Gelächter. Bei einem Witz habe ich schon mal nach 5min gelacht , alle guckten verdutzt rein. Fragte der Lehrer nach einer Aufgabe ,war ich manchmal sprachlos. Aber in Mathe 3,14 noch 10Stellen nach dem Komma rechnen ,da hat der Lehrer seinen Zauberrechner angehabt erst, nur Sachaufgaben hatte ich Schwierigkeiten.

Zitat von PuMa:

Ihre Welt ist doch richtig so. Sie ist richtig so.

Wahnsinnig schön formuliert

@PuMa

Zitat von PuMa:

Natürlich. Frag mich jeder Zeit.

Meine große hat ESE und ne Auditive Wahrnehmungsstörung.
Bis zu Ihrer Diagnose hat sie sich massiv selbst körperlich verletzt. Die Bilder werde ich niemals aus meinem Kopf bekommen. Und selbst damit, wollte mir keiner glauben. Schlimmer, ich habe damals indirekte schuld für ihre Verletzungen bekommen. Obwohl ich alles dafür getan habe, dass sie sich nicht weh tut. Es war eine grauenvoll Zeit. Selbst mein Ex-Mann ( Erzeuger meiner Töchter) stand mir nicht zur Seite, nicht einmal meine Mutter.

Sie hatte Wut Anfälle, schrei-Orgien. Manchmal noch heute. Heute weiß ich allerdings, wie ich es bremsen kann, so dass es entartet was mich ( trotz das ich ihre Mutter bin) extrem an meine Grenze kommen lässt und mich wirklich Überwindung kostet.
Schwierig es in ein paar Sätzen zu erläutern, sie ist ein kind mit 2 Herzen in Brust. Jekyll Hyde. Ich weiß mittlerweile wann ich nachsichtig sein muss, weil ihre Defizite ober hand gewonnen haben und wann ich sie normal erziehen muss.

Tricky. Aber weißt du was mir hilft?

Ich sehe es mittlerweile so, wer sagt das sie nicht normal ist? Und wer hat das je fest gelegt? Vielleicht bin ich/wir auch die die nicht normal sind.

Ihre Welt ist doch richtig so. Sie ist richtig so.
Irgendwer sagte einst, das Menschen mit Defiziten nicht normal sind. Was ist wenn Menschen ohne Defizite die wahren Weirdos sind?

Klingt für manche komisch. Verzeih.

Danke das du so offen darauf Antworten tust.

Finde das grade sehr schwer zu beschreiben was ich dachte,als ich das gelesen habe. Mich hat das grad an einen Fall erinnert, von dem ich mal gelesen habe,aber der weitaus schlimmer... Weiß jetzt auch nicht,wieso mir dieser Fall dabei aufplopte.

Wie man sich als Mutter fühlt,wenn das Kind sich selbst verletzt...damit alleingelassen wird ... man dann teils selbst die schuldige dafür sein soll...stell ich mir sehr sehr belastend vor. Zudem geht Selbstverletzung,welche bereits im Kindesalter auftritt,als sehr belastend für das Kind. Das ist ja wie eine Art stiller Schrei nach Hilfe. Fing das schon sehr früh an mit den Verletzungen?

Das du trotz dessen die Kraft behalten hast,für deine Tochter Hilfe zu holen und nicht resigniert hast, stark! Wirklich schön zu hören wie wichtig dir das war,trotz der Belastung und prägender Erlebnisse. Löwenmama!

Eigentlich hab ich eher jetzt noch mehr Fragen, aber muss auch sagen,dass ich da nichts aufwühlen möchte. Das muss nicht sein,nur damit Fragen beantworten werden würden. Du Schreibst ja,dass du die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommst, dass sagt mir,wie belastend und schrecklich das für dich gewesen sein musste,erstrecht, wenn keiner dir in dem Moment hilft.
Für mich auch völlig unerklärlich,wie der Vater des Kindes da wegschauen kann.

Ich bewundere dich für deine Liebeserklärung deiner Tochter gegenüber, das du so lange nach dem warum gefragt hast und nicht aufgegeben hast,nach einer Antwort zu suchen. Da könnten sich einige Eltern ein Beispiel dran nehmen.

@PuMa ich als Mutter mit einem Kind, welches eine diagnostizierte (leider oft belächelte) Superpower hat, danke ich Dir!

Allo allo, klopf klopf..

Ich stelle mal einen Link herein, Dauer 15min.
Für mich ein sehr gutes Video, das zeigt wie Autisten lernen, gut gemacht, im übrigen habe ich so Eishockey spielen gelernt.

Zitat von PuMa:

Ihre Welt ist doch richtig so. Sie ist richtig so.

Volltreffer. Hach, da geht mein väterliches Herz auf. So ist das. So soll das sein.

Ich hab mich mal (wirklich nur wenig) mit Autismus beschäftigt.
Fand die Aussagen von Evolutionsforschern sehr spannend. Demnach sei Autismus eine in grauer Vorzeit entstandene, damals überlebensnotwendige(!) Variante für die Rolle einsamer Sammler.
Und nicht nur das - sondern zusätzlich auch die generelle Stoßrichtung männlicher Evolution.
Und dann wären (und sind meiner Überzeugung nach) Autisten völlig normal - nur etwas aus der Zeit gefallen. Nur eben gesellschaftlich nicht mehr benötigt (Beeren sammeln ist wohl erst nach WW 3 wieder so richtig en vogue). Noch zahlenmäßig unterrepräsentiert. Aber vor allem eines: normales Spektrum der menschlichen Evolution.

Im Übrigen finde ich Charaktere mit Schwächen und Stärken (die eben meist parallel auch da sind) viel viel spannender, schöner, interessanter und auch notwendiger, als Massen mediokrer Normalos. Kunst, Literatur - gerade z.B. die Künste brauchen außergewöhnliche Menschen. Erst diese haben Künste und Kunstwerke geschaffen und ermöglicht.
Von Savants und Inselbegabungen (die (fast) immer einen Ausgleich in Defiziten haben) mal ganz zu schweigen.

Ysabell alias YsaTyto könnte zu Eurem Thema sicher eine Menge erzählen. Leider glänzt sie durch Abwesenheit. Ich hoffe, es geht ihr gut.

Zitat von Anlachen:

Ich glaube, das Wort der Hackordnung trifft es schon ganz gut. Auch Menschen sind Rudeltiere (grob gesagt) - und wenn man es genau sieht, hast Du das auch im weiteren Leben, normale Unternehmen, Banken, sicher sogar im Staatsdienst.

Ja, das stimmt.
Maßgeblich dabei ist jedoch, finde ich, wie man selbst seinen Rang erreicht.
Das geht mit einer Tour, bei der es um eigene Fähigkeiten und auch Leistungen geht und mit einer kack Tour, bei denen man eben hackt.

Um bei dem Beispiel von @Isnogud zu bleiben. Die Mädels, die hip und toll sind, bleiben das wahrscheinlich auch ohne dass sie anderen Mädchen ans Bein pinkeln und diese abwerten.

Und ein Vorgesetzter behält auch seinen Status, wenn er wertschätzend und respektvoll mit seinen Mitarbeitern umgeht ohne diese anzukeifen, bloß zu stellen und nieder zu machen.

Und darin sehe ich große Unterschiede im Rudelverhalten.

Ich wurde gemobbt und zwar heftig.
Hatte selbst genähte Kleidung und dazu sprach ich Schwäbisch, das hat in dem Nordhessischen Bergdorf gereicht mich fertig zu machen und das nicht nur von den Mitschülern.
Die Lehrer haben auch den einen oder anderen fiesen Spruch gebracht.

Das ging so lange gut, bis ich in Richtung Abitur ging. Da habe ich mich dann gewehrt und instinktiv die Schwachstellen der Lästerer erkannt und genau da rein gehauen.
Ab da haben sie dann eine Bogen um mich gemacht.