11

Trennen oder nicht?

Y
Hallo zusammen,

ich muss einfach mal (anonym) meinen Frust herauslassen.

Ich bin seit fast 4 Jahren mit meinem Partner zusammen.
Wir haben uns nicht klassisch kennen und lieben gelernt a la sehen, daten usw.

Er war der Mitbewohner eines Nachbarn/Bekannten. Er mochte mich zu Anfang nicht, da wir uns öfter gesehen hatten, da ich oft bei meinem Nachbarn war, haben sich immer wieder Gespräche entwickelt und irgendwann dann eine S.. Welche aber ausartete indem ich viel mit ihm über seine Vergangenheit gesprochen habe (bin Sozialarbeitern ).
Zu dem Zeitpunkt wollte er zu seiner Ex(frau) zurück. Wir sprachen viel darüber, warum seine Beziehung gescheitert ist und ob es Sinn macht es nochmals zu versuchen, auch über einige andere Probleme sprachen wir.

So kam es, dass wir uns näher kamen und letzten Endes zusammen waren - es hat sich sozusagen dann einfach ergeben.

Er ist ein Mensch der viele Probleme hat. Er kam vor über 10 Jahren wegen seines Studiums nach Deutschland. hatte zwischendurch immer wieder Identitätskrisen (wo gehöre ich hin?) - was auch die Beziehung belastet hat.
Hinzu kommen Schulden (Studienkredit) und gesundheitliche (chronische) Probleme, welche depressive Phasen mit sich bringen. Seiner Familie in der Heimat hatte er von all dem so gut wie nichts gesagt - er wollte nicht zur Last werden, da diese schon genug Sorgen wegen seines Bruder hatten (selbstständig, hohe Verschuldung, später auch Flucht aus dem Land) nachdem auch der Vater jung verstorben war.
Er hatte sie auch selten besucht um eben nichts preisgeben zu müssen.

Durch mich hat er wieder mehr Kontakt zu seiner Familie aufgebaut und auch reinen Tisch gemacht. Was gut so war. Die Beziehungen haben sich wieder gebessert.

Durch diese ganzen Probleme, bei welchen ich ihm immer zur Seite stand, ist er extrem unzufrieden, selbstkritisch und unsicher.
Auswirkung: Er lässt es an mir aus.
Sei es dass er beleidigend wird, sich trennen möchte usw.
Ich habe ihn immer wieder zur Besinnung gebracht, sprich ihn beruhigt und ihm gezeigt, dass es immer Wege und Möglichkiten gibt - auch wenn viel bisher im Leben schief gelaufen ist, man Schulden hat, erst mit Mitte 30 Bachelor hat und ins Berufsleben startet etc.

Leider haben über die Jahre alle Auseinandersetzungen Spuren hinterlassen. und ich bin an einem Punkt, wo ich nicht mehr weiter weiß.

Ich liebe ihn, ich hab ihn gerne in meinem Leben - seinen Antrag habe ich im letzten Jahr angenommen, wir woll(t)en eine gemeinsame Zukunft.
Allerdings wird es alles nicht besser. er schafft es nicht voran zu kommen in seinem Leben.
Ich will auch nicht mehr Blitzableiter sein . ich will ihn aber auch irgendwie nciht verlieren.

Ich weiß, dass ich nicht für sein Leben verantwortlich bin - aber ich habe auch Angst um ihn. Was passiert wenn ich mich tatsächlich trennen würde. fällt er noch tiefer? Sieht noch weniger Zukunft (Job, Familie)?

Mir würde es auch für ihn und seine Familie weh tun. seine Mutter ist ü 70, keines ihrer Kinder (26, 35, 36, 39, 40) hat eine Familie, sie hat viele Sorgen. zudem ziehen noch ihre 2 Lieblinge nach Kanada. sie ist mehr oder weniger nun allein.
Und JA, ich weiß - ich bin dafür nicht verantwortlich - es tut dennoch weh, das alles mitzubekommen.


Wir sind auch sehr verschieden in unseren Ansichten, was wir gerne machen usw.
Dadurch kam es auch schon oft zu Konflikten - ich war immer der MEinung, dass man das hinbeommen kann.

Allerdings bin ich an einem Punkt wo ich mich frage: passt nicht jemand anderes besser zu dir?
Die realistische Antwort: ja.

Am liebsten würde ich mich trennen und schauen, was es da draußen noch gibt.
Allerdings bin ich auch schon 31 Jahre und war vor meinem jetzigen Partner 9 Jahre Single.

Ich weiß einfach momentan nicht so recht weiter.



P.s: Danke, wenn du den (wirren) Text komplett gelesen hast

08.07.2021 10:35 • #1


Nemaj
Zitat von yucca:
... Am liebsten würde ich mich trennen und schauen, was es da draußen noch gibt.

Hallo yucca,

Was hält dich?

Zitat:
Mensch der viele Probleme hat, .... Identitätskrisen,... depressive Phasen, .... extrem unzufrieden, selbstkritisch und unsicher.
Er lässt es an mir aus.

Sei es dass er beleidigend wird, sich trennen möchte usw.

Du arbeitest in einem sozialen Beruf und da liegt die Gefahr immer sehr nahe, dass man ein Helfersyndrom entwickelt. (Ich weiß, wovon ich rede. ) Das scheint bei dir in diesem Fall wohl auch so zu sein. Aber: Man kann sie nicht alle retten! Und auch nur die, die das wirklich wollen und am Problem mitarbeiten!

Ihr wolltet eigentlich beide den Schlussstrich ziehen, aber keiner traut sich, den Anfang zu machen.
Du lässt dich behandeln, als seiest du es nicht wert, ihn an deiner Seite zu haben. Vielleicht kommen da bei ihm die typischen Verhaltensweisen durch, die Männer gegenüber Frauen in seiner Nation mit der Muttermilch überreicht bekommen.
Er will sich nicht mehr helfen lassen und er kann vielleicht auch nicht ertragen, dass DU als Frau stärker bist als er. Das nagt am Ego.
Zieh dich zurück! Er kann und sollte selbst Verantwortung für sich und sein Leben übernehmen. Du bist keine Therapeutin und seine Mutti auch nicht.

Deine Enttäuschung kann ich trotzdem nachempfinden.

08.07.2021 11:41 • x 1 #2


A


Trennen oder nicht?

x 3


Nemaj
Zitat von yucca:
... Allerdings bin ich auch schon 31 Jahre und war vor meinem jetzigen Partner 9 Jahre Single.

Achso, das habe ich vergessen: Du bist im besten Alter! Dir stehen noch Tür und Tor offen. Die ganze Welt liegt dir zu Füßen.
Selbst mit 80 kann man noch mal neu starten.

08.07.2021 11:46 • #3


Y
Er möchte sich nicht tatsächlich trennen, sondern es waren immer Situationen in denen es ihm schlecht ging und er überfordert war.

Ja, das mit dem Helfersyndrom kenne ich und ich weiß auch, dass man nicht alle retten kann.
Ich habe einfach auch enorme Angst um ihn - ich liebe ihn ja auch - dass eine Trennung ihm alles unter den Füßen wegreißen würde. Denn ich bin tatsächlich die einzige Konstante in seinem Leben.

Auch beruflich hat er sich jetzt so entschieden, dass er bei mir bleibt.
Er wollte eigtl nach Berlin - etwas was für mich unvorstellbar ist.
Nun hat er sich entschieden hier zu bleiben... wenn wir nicht zusammen wären, dann wäre er wohl auch
länger in der Heimat geblieben und hätte vieles anders regeln können und es wäre nicht alles den Bach runtergegangen (er hat mit seinem Bruder und Investoren eine Firma aufgebaut... leider ist der Bruder einfach gierig und unfähig ordentlich Geschäfte zu machen und hat dadurch alles zunichte gemacht - dadurch ist nun das ganze Erbe meines Partners weg + generell familiäre Situation)

Mein Traumszenario wäre ja:

Vorübergehend trennen und schauen wie es sich für beide entwickelt.
Entweder er kommt zB auf die Beine und wird ausgeglichener und die Beziehung hat vllt. eine Chance
oder beide finden sich neu zurecht.

Horrorzenario wäre:
Trennen, er zerbricht komplett daran

08.07.2021 11:53 • #4


Y
Zitat von Nemaj:
Achso, das habe ich vergessen: Du bist im besten Alter! Dir stehen noch Tür und Tor offen. Die ganze Welt liegt dir zu Füßen. Selbst mit 80 kann man noch mal neu starten.


Das ist mir durchaus bewusst.
Allerdings bin ich auch in dem Alter wo man an das Thema Familie denkt.... meine Mutter kam leider auch schon mit 39 in die Wechseljahre, das gibt natürlich zusätzlich zu denken

Und ich will auch ehrlich gesagt nicht erst mit 40 Kinder bekommen

Aber grundsätzlich bin ich inzwischen positiver eingestellt, denn ich weiß was ich von einem Mann will und bin auch selbstbewusster als in den 9 Jahren Singlesein (das nagt halt doch irgendwie an einem).

08.07.2021 11:55 • #5


Nemaj
Zitat von yucca:
... Horrorzenario wäre:

Trennen, er zerbricht komplett daran

... und du fragst dich dann den Rest deines Lebens, ob es nicht vielleicht doch eine andere Option gegeben hätte? Eine, die dich glücklich machen könnte? Zerbrichst du daran nicht vielleicht auch? Ist es das wert?
Denn glücklich bist du ja in der jetzigen Situation nicht.
Bis wohin willst du gehen, bis es für dich reicht?

08.07.2021 12:00 • #6


Nemaj
Geh doch mal auf die Metaebene, schau von oben auf die Gesamtlage.
Was würdest du einer Klientin in diesen Umständen raten?

08.07.2021 12:03 • x 1 #7


Y
Zitat von Nemaj:
... und du fragst dich dann den Rest deines Lebens, ob es nicht vielleicht doch eine andere Option gegeben hätte? Eine, die dich glücklich machen könnte? Zerbrichst du daran nicht vielleicht auch? Ist es das wert? Denn glücklich bist du ja in der jetzigen Situation nicht. Bis wohin willst du gehen, bis es für ...


Ich glaube durchaus, dass ich mit ihm ein glückliches Leben haben könnte.... aber dafür müsste sich vieles ändern.

Evtl kommt dieses wen gibt es noch? verpasse ich was? daher kommt, dass ich so lange Single aber nie wirklich aktiv war ... also was das daten angeht.

Ach keine Ahnung.

Wir sind halt auch erst vor ein paar Monaten endlich offiziell in eine eigene Wohnung (die aber wegen der finanziellen Lage nur auf mich läuft) gezogen. Das ist einfach so zermürbend

08.07.2021 12:06 • #8


Nemaj
Du ackerst dich an ihm ab.
Was kommt von seiner Seite?

08.07.2021 12:10 • #9


Y
Zitat von Nemaj:
Geh doch mal auf die Metaebene, schau von oben auf die Gesamtlage. Was würdest du einer Klientin in diesen Umständen raten?


- sprich offen mit ihm über eure Situation und wie es dir dabei geht
- je nachdem in welche Richtung es gehen soll: zB dann Paarberatung oder (vorübergehende) Trennung

08.07.2021 12:21 • #10


Nemaj
Zitat von yucca:
- sprich offen mit ihm über eure Situation und wie es dir dabei geht - je nachdem in welche Richtung es gehen soll: zB dann Paarberatung oder (vorübergehende) Trennung

Und?
Kannst du es dir auch raten?
Wäre das eine Möglichkeit für dich oder überwiegt der Wunsch, den Problemen aus dem Weg zu gehen (positiv gemeint) , dich auf dich selbst zu konzentrieren und dein Glück in die eigenen Hände zu nehmen?

08.07.2021 12:25 • #11


T
Du bist Sozialarbeiterin und somit kann ich vermutlich sehr offen und direkt reden.
Beginnen wir mal mit deinen Aussagen:

Zitat von yucca:
Ich will auch nicht mehr Blitzableiter sein .

Klare Aussage. Kein wenn und aber, sondern Anforderung/Bedürfnis ohne Einschränkung.

Allerdings im nächsten Satz:
Zitat von yucca:
ich will ihn aber auch irgendwie nciht verlieren.

Dein (anderes) Bedürfnis wird aufgeweicht durch das irgendwie. Für mich ist ganz klar, was bei dir hier angesiedelt ist im Vergleich zu der ersten Aussage.

Zitat von yucca:
Ich weiß, dass ich nicht für sein Leben verantwortlich bin - aber ich habe auch Angst um ihn.

Und wieder... Klare Aussage und dann die Einschränkung. Das typische aber... Kennst du den Satz Ich bin kein Rassist, aber das wird man ja noch sagen dürfen?. Es ist mit solchen Aussagen immer dasselbe. Ein Bedürfnis wird formuliert und dann ob der eigenen Moralvorstellungen oder auch Bewertungen von außen eingeschränkt. Ich frage dich mal ganz direkt: warum schämst du dich für deine Bedürfnisse?

Zitat von yucca:
Was passiert wenn ich mich tatsächlich trennen würde. fällt er noch tiefer? Sieht noch weniger Zukunft (Job, Familie)?

Nicht dein Affe, nicht dein Zirkus. Ich habe mal ähnlich gedacht. Meine Ex war suizidgefährdet. Nach der Trennung blühte sie übrigens auf. Du bist nur für einen Menschen verantwortlich und der schaut dich im Spiegel an. Es hat vermutlich Gründe, warum du deinen Beruf (Obacht, nicht Job, und es kommt von Berufung) gewählt hast. Wie schützt du dich? Wie tankst du Energie? Wo bleibst du bei deiner Aufopferung? Ein Abhängigkeitsverhältnis ist keine Liebe. Zudem: warum sollte er sich mal aufraffen und was tun, wenn du permanent zum kompensieren da bist? War bei meiner Ex und mir auch so. Ich habe ihr ja den Hintern gepudert und sie hat es sich in der Komfortzone (für sich) bequem gemacht. Wie gesagt, das aufblühen kam danach, als ICH dann kraft- und energielos war... Denn beides steckte dann ja in ihr und fehlte mir.

Zitat von yucca:
Und JA, ich weiß - ich bin dafür nicht verantwortlich - es tut dennoch weh, das alles mitzubekommen.

Klar tut es weh. Du konntest nicht retten und hättest es so gerne gewollt. Aber wieder: ist das Liebe oder doch eher ein Mindset tief in dir und hat auch nur mit dir zu tun?

Zitat von yucca:
Am liebsten würde ich mich trennen und schauen, was es da draußen noch gibt.

Oha, mal eine klar formulierte Aussage... Wie fühlt es sich für dich an, wenn du sie mehrfach liest? Dein Glück wirst du mit diesem Mann nicht finden und ihn vermutlich sogar irgendwann hassen, wenn er dir die Möglichkeit genommen hat, eine glückliche Familie zu haben. Selbst wenn er dir ein Kind machen sollte - meinst du, das wird eine Happy Family?
Irgendwann ist deine Kraft auch am Ende...

Zitat von yucca:
Ich weiß einfach momentan nicht so recht weiter.

Doch weisst du, du hast klar formuliert, was du am liebsten möchtest. Du bist nur aus verschiedenen Gründen zu feige es laut auszusprechen und es zu leben. Feige dir gegenüber in erster Linie.

Nimm das Wort feige bitte wertfrei auf. Ich möchte dich nicht abwerten, nur vor Augen führen.

08.07.2021 12:27 • x 3 #12


Ayaka
Zitat von yucca:
Ich glaube durchaus, dass ich mit ihm ein glückliches Leben haben könnte.... aber dafür müsste sich vieles ändern.

und wieso glaubst du, dass es sich ändert, wenn es in den letzten 4 Jahren nur Probleme gab? DU kannst deinen Partner nicht zum Traumprinzen ummodeln, dass muss er schon selbst machen.

ich habe das Gefühl du reitest hier ein totes Pferd - persönlich halte ich wenig davon auf Änderungen zu setzen die schon die ganze Zeit nicht eingetreten sind und zu glauben eine Trennung auf Zeit wirkt Wunder und er kehrt geläutert zurück.

08.07.2021 12:29 • x 2 #13


Y
Zitat von Nemaj:
Und? Kannst du es dir auch raten? Wäre das eine Möglichkeit für dich oder überwiegt der Wunsch, den Problemen aus dem Weg zu gehen (positiv gemeint) , dich auf dich selbst zu konzentrieren und dein Glück in die eigenen Hände zu nehmen?


Ich habe tatsächlich für übernächste Woche einen Termin für eine Beratung ausgemacht - erst mal für mich allein.

Wie es bis dahin aussieht schauen wir dann... für mich wäre es definitiv eine Option.
Er ist nicht so der Mensch der gern Hilfe annimmt.

08.07.2021 14:00 • #14


T
Zitat von yucca:
Ich glaube durchaus, dass ich mit ihm ein glückliches Leben haben könnte.... aber dafür müsste sich vieles ändern.

Du, ich glaube auch, dass du mit Stalin ein tolles Leben führen könntest, wenn der so einiges nicht getan hätte....

08.07.2021 14:38 • #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag