Trennung als "Versuchsballon"

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Hallo,
es klingt vielleicht paradox, aber ich erlebe Trennungsschmerz, obwohl ich ihn verlassen habe. Diesem Entschluß ging ein klärendes Gespräch voraus, bei dem wir darüber sprachen, wie es mit uns weiter gehen sollte.
Die Vorgeschichte:
o Am Anfang unserer Beziehung lebten wir 4 Jahre zusammen. Das ging nicht gut – ich kümmerte mich allein um den Haushalt, er fand immer, es sei nicht notwendig irgendetwas zu tun, da „doch alles in Ordnung sei“...Die Sprüche der Männer halt..
Später lebten wir in einer separaten Wohnung im Haus seiner Mutter...Auch das ging nicht gut: seine Mutter mischte sich neugierig in alles ein – „sie meinte es ja nur gut...“ und einiges mehr. Ich wurde fast verrückt, dieses Leben hatte nichts mehr mit mir zu tun.. Da riet er mir, doch zu gehen.. Unsere Beziehung hatten wir weiterhin. Das ist Jahre her.
o Jetzt leben wir ungefähr 30 km getrennt voneinander, jeder in seiner Wohnung
o wir sind, bis auf eine Trennung vor ungefähr 10 (?) Jahren, die von ihm ausging („Ich erwidere Deine Gefühle nicht mehr“), 22 Jahre zusammen gewesen. In dieser Phase hatte er dann – laut seiner Aussage – später eine „Neue“. Das ging aber nicht gut, wie sich dann heraus stellte.
o In dieser Phase war ich arbeitslos – jetzt kam die Trennung aus heiterem (?) Himmel dazu: ich war am Boden, völlig alle, leer, kaputt.
o Damals habe ich nicht los gelassen. Ich habe um ihn gekämpft. Und er ließ es zu. Wir kamen wieder zusammen...
o Jetzt habe ich seit sechs Jahren wieder Arbeit, muß aber jeden Tag 140 km fahren. Am Wochenende bin ich FROH, NICHT MEHR AUTO FAHREN ZU MÜSSEN.
o wir sehen oder sahen uns nur am Wochenende. In der Regel fuhr ich zu ihm. Denn er arbeitet auch Samstags. Also fuhr ich Samstagabend zu ihm. Und wenn ER zu mir kam, dann nur Sonntags. Und mit Widerwillen, war meistens mein Eindruck. Und selten. Da hat man natürlich weniger Zeit füreinander..
o Als ich damals meine neue Arbeit begann ging es ja noch. Jeden Samstag fuhr ich zu ihm. Dann habe ich ihm gesagt, wir sollten uns abwechselnd besuchen – ich sei des vielen Fahrens müde, ich wolle nicht noch am Wochenende auf die Strasse..
o Irgendwann kamen dann seine Vorwürfe, wir hätten keine Zeit mehr füreinander, es gäbe mehr im Leben als nur Arbeit und ich käme nicht mehr gerne, etc..
o Mit anderen Worten – Unzufriedenheit mit der Situation machte sich i breit.
o Am Anfang unserer Beziehung hatten wir ein Haus in Schweden. Das war unser gemeinsames Interesse. Da hat man im Urlaub immer ordentlich etwas zu tun. Ihm gefiel das, mir nach 18 Jahren nicht mehr. Dazu kam, daß er den Norden liebt und wir in 22 Jahren mindestens 20 Mal in Schweden waren, in Schottland, der Bretagne usw. – aber nur 1 Mal in Italien, ein Land, das ich liebe. Warum? Er machte mir den Süden immer mies, als ich meine Vorlieben noch mit ihm teilen wollte. Ich fand das normal. In einer Liebesbeziehung. Schließlich tat ich es ja auch bei ihm: Teilte seine Vorliebe für den Norden.. Dem war aber nicht so. Später wollte ich es dann nicht mehr. Er selber bot es mir an – mit mir dahin zu fahren, wo mein Herz daran hängt. Nach Jahren war ich dann mit ihm zusammen in der Toskana. Habe mich dazu überreden lassen, obwohl ich befürchtete, er mache mir den Süden diesmal vor Ort mies. Hat er aber nicht. Es gefiel ihm sogar.

Unser Beziehung plätscherte nur noch so dahin. Ich fuhr widerwillig am Wochenende raus – obwohl ich nur noch einen Horror vorm Fahren habe, bei ihm war es das Gleiche...

Die Situation:
Dann hatten wir vor gut einem halben Jahr dieses klärende Gespräch... Obwohl es GAR NICHTS GEKLÄRT HAT – jedenfalls nicht bei mir!

Wir sprachen darüber, uns zu trennen und es mit einer Freundschaft zu versuchen. Jeder sprach über seinen persönlichen Frust in dieser Beziehung, man machte sich auch gegenseitig Vorwürfe, jeder sprach über seine Enttäuschungen und seine Wut - na ihr kennt das ja...

1 Woche später schrieb ich ihm dann, das es wohl besser sei, sich zu trennen.
Der Grund: ich wollte sehen, ob er so reagiert, wie ich es befürchtete. Und genau so war es: er war sofort bereit dazu – „Das sei wohl besser“... Schlimmer noch: er sagte, es „gäbe ja keinen Unterschied zu vorher“ – mit anderen Worten: Eine „getrennte Beziehung“ sei dasselbe wie unsere Beziehung vor der Trennung!

Da sagte ich mir, das diese Beziehung wirklich zu ende war! Es schmiß mich um! Obwohl ich mir klar zu machen versuche, daß ich meinen eigenen Illusionen in die Falle gegangen bin... Er ist SEINEN Gefühlen nicht so ausgeliefert, wie ich meinen, das war mir dann klar. Seine Worte lauteten sogar Ich nehme es, wie es kommt... BENEIDENSWERT! Seine Haltung jetzt: Er wolle mich aber nicht GANZ verlieren – man könne doch Freunde bleiben... Er sagte mir später sogar noch, daß er an mich denke, es fiele ihm nach 22 Jahren auch schwer usw... Dabei kam aber auch seine Wut heraus, wie ich ihn in seinen Augen falsch behandelt hätte.. Also Wut, Trauer und TROTZDEM Coolness... ich verstehe das nicht... Dabei sagte er mir immer wieder, er „sei nicht ohne Gefühle“ so wie ich das bei ihm glaube festgestellt zu haben..

Er will jederzeit für mich da sein wenn ich Hilfe bräuchte ...na ja, dieser berühmte Spruch, der so unendlich weh tut... Dabei meint er es wirklich ernst – er ist ein Mensch, der mir immer helfen würde, wenn ich ihn darum bitten würde. Aber was soll das sein diese Freundschaft? Die kann doch nur derjenige wollen, der KEINEN SCHMERZ empfindet! ICH KANN NICHT! Smalltalken, ihn nicht mehr beim Kosenamen nennen dürfen? Nicht mehr berühren dürfen? BANALITÄTEN austauschen! schei.! Ich will und kann es NICHT!

Ihr seht: Mein Versuchsballon ist in die Luft gegangen – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte es vorausgesehen, aber gehofft, das es anders sei. Das er die Worte gesagt hätte, die nie fielen: „Nein, ich will Dich nicht verlieren! Lass uns zusammen bleiben!“ KEIN happy-end, oder?

31.10.2013 15:01 • #1