Trennung - Auszug der Freundin, weiß nicht weiter

J
Hi,
zur ganzen Vorgeschichte: Ich bin 25, meine Freundin ist 21. Wir haben uns Ende 2013 im Internet kennengelernt und uns beim ersten Treffen im Januar 2014 auch verliebt. Sie ist, und das ist mir sehr peinlich, meine erste Freundin.
Nun ging alles sehr schnell. Meine Freundin hat viel durchgemacht und keine Familie mehr. Sie kommt eigentlich aus NRW und ich lebe schon mein ganzes Leben lang in Hamburg. Da sie einen Neuanfang wollte, ist sie 2 Monate, nachdem wir uns das erste Mal getroffen haben, bei mir mehr oder weniger eingezogen.
Seitdem leben wir auch zusammen - mehr oder weniger harmonisch. Offiziell lebt sie seit Mai 2014 hier und die Wohnung in NRW haben wir erst im Januar komplett aufgelöst. Der Grund, dass wir die Wohnung erst im Januar aufgelöst haben, war, dass sie sich hier nicht zu Hause fühlt.
Sie hat keinerlei Freunde hier und ich kann ihr dabei leider nicht helfen, auf Grund mangelnder Kontakte.

Im Laufe unserer Beziehung kamen immer mehr Probleme zu Tage. Die größten waren finanzieller Natur ihrerseits, da sie, nach dem Tot ihrer Eltern, komplett auf sich gestellt war und nicht wusste, was sie zu beachten hat. So kamen dann recht viele Schulden zusammen, die wir gemeinsam gut wuppen konnten.
Dazu kamen auch noch psychische Probleme - Trauer, Ausraster, Verlustängste.
Ich dachte, ich könnte ihr helfen und somit habe ich es immer wieder versucht und einiges auch einfach hingenommen.
Es ist schwer zu erklären, aber ich denke, das ist Liebe...ich kann es nicht sagen, da ich noch nie ähnliches Gefühlt habe.

Naja - aktuell wurde es immer mehr. Die psychischen Probleme meiner Freundin nehmen kein Ende. Psychologen haben keine Termine, wenn sie Zeit hat und in der Ambulanz kann ihr nicht geholfen werden.
Ich selber bin am Ende.
Ich konnte es immer wieder runterschlucken oder an mir vorbei gehen lassen, aber in letzter Zeit, trifft es mich immer mehr persönlich und ich habe nun auch damit zu kämpfen...z.B. wenn sie Nachts nach ihrer Mutter ruft und total verzweifelt ist.
Ich will ihr helfen, kann aber nicht - fühle mich Ohnmächtig.

Dazu kommt noch, dass ich das Gefühl habe, sie kommt mit wichtigen Sachen nicht hinterher. Sie verdrängt wichtiges, verigsst und verplant es. Ich muss oft hinterherrennen (z.B. Überweisungen von offenen Schulden).

Ich selber bin mittlerweile auch finanziell nicht mehr so gut dran, wie vor einem Jahr. Normalerweise haben wir genug Geld, aber da die Beziehung so chaotisch ist, können wir beide damit nicht um.
Ich hatte nie Geldprobleme, doch jetzt belastet es mich extrem, sehr stark im Dispo zu sein.


Ich weiß, es ist viel Text...ich könnte den ganzen Tag darüber reden und schreiben, aber das wäre dann auch zu viel. Darüber mit jemandem reden kann ich nicht - habe keinen richtigen Freund, der mir dabei beistehen könnte.

Ich habe nur meine Eltern und ich habe das Gefühl, dass meine Eltern, speziell meine Mutter, auch nicht begeistert von meiner Freundin ist. Zwischen den beiden knistert es ständig und die Beziehung ist nicht gut.
Ich denke, die Tatsache, dass meine Freundin keine Eltern mehr hat, ist auch für sie sehr stark belastend.

Also...ich kann nicht mehr.

Nur wie soll es jetzt weitergehen?

Ich kann sie doch nicht auf die Straße setzen?
Und auf Grund einiger Schufa-Einträge findet sie keine Wohnung, schon gar nicht eine, die sie bezahlen kann...in Hamburg.

Sie befindet sich noch in der Ausbildung und hat mit Waisenrente knapp 700€.
Die Kindergeldkasse will auch noch irgendwas von ihr, bzw. zahlen nicht mehr - ich kann da nicht mehr hinterherrennen.

Wie soll sie eine neue Wohnung finden?
Lange kann ich sie nicht mehr um mich haben.
Ich weiß, dass es mir weh tun wird, wenn sie weg ist, aber ich kann einfach nicht mehr.
Ich liebe sie noch, denke ich, aber ich bin am Ende und habe das Gefühl, dass es zu immer mehr Problemen führen wird.

Hat jemand sowas ähnliches schon durchgemacht und hat ein paar Tipps für mich?
Wie lebt man zusammen in einer zwei Zimmer Wohnung, wenn man sich trennen will?
Ich habe immer das Bedürfnis zu helfen und habe Angst, dass dieses Bedürfnis nicht verschwinden wird und ich immer wieder auf sie zukommen werde...

Ich bin für jede Antwort dankbar...


Gruß
Jan

08.07.2015 17:46 • #1


Xenie
Lieber Jan,
die Situation ist ziemlich chaotisch und ich merke wie verzweifelt du bist.
Ich denke, du (beziehungsweise ihr) solltes dir in jedem Fall Hilfe holen.

Wende dich zum Beispiel an das Jugendamt, die Caritas oder Diakonie.
Dort kann man sich Beratung holen und dort Tipps bekommen, wie man eine Wohnung findet oder auch auch aus dem Schuldenberg herauskommt.

Deine Freundin scheint auch psychologische Hilfe zu benötigen.
Auch da kannst du Beratungshilfe bei den oben genannten Institutionen finden.
Psychologische Beratung bekommt man auch oft in Tageskliniken.
Einfach überall mal anrufen. Da müsst ihr hartnäckig sein
Adressen findest du im internet.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen.
Liebe Grüße Xenie

08.07.2015 18:33 • #2


A


Trennung - Auszug der Freundin, weiß nicht weiter

x 3


J
An die psychologischen Ambulanz haben wir, bzw. hat sich meine Freundin, schon gewandt.
Dort wurden ihr nur Adressen von Kassenpsychologen (andere können wir uns nicht leisten) gegeben.
Von 16 (mehrfach) angerufenen Psychologen haben sich 2 zurückgemeldet mit der Aussage, dass man in einem halben Jahr anrufen soll...das haben wir gemacht und es kam wieder diese Aussage.
Bei der Ambulanz kann man ihr nicht helfen.

Diakonie haben wir auch schon versucht. Dort wurde meine Freundin in eine Selbsthilfegruppe gesteckt, wo Leute mit starken psychischen Beeinträchtigungen (also wirklich heftige Fälle - einer dort hat immer geschrien und keiner wusste warum) mehr oder weniger über ihre Probleme geredet haben.
Das war auch nicht wirklich hilfreich. Bei einer Bitte um eine andere Gruppe, hieß es nur, es gibt keine...und Hilfe sollten wir uns dann doch eher woanders suchen.

Die finanzielle Geschichte ist eher Nebensache. Ich bin zwar im Dispo, aber hab sonst keinerlei Schulden. Momentan geht es auch Bergauf. Das ist nur eine Sache, die mich noch zusätzlich etwas belastet.


Eben gerade hatten wir wieder einen Streit. Wenn sie mehr Mumm hätte, würde sie sich umbringen, hat sie gesagt...Grund ist der, dass sie komplett alleine ist, wenn ich nicht mehr bin.
Und da kommt mein Gewissen wieder ins Spiel...ich kann sie nicht einfach gehen lassen, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass sie sich umbringen könnte.

Wir haben dann nach Hotels gesucht...Frauenhaus hatten wir auch überlegt - aber das ist nur für Frauen, die wirkliche Probleme zu Hause haben...und ich habe keine Lust als der Böse da zu stehen.
Ein Hotel kann sie sich auch nicht lange leisten - und ich auch nicht.
Die Ausbildung darf nicht gefährdet sein - sie ist noch in der Probezeit und hatte durch Krankheit schon recht viele Fehltage, wofür sie schon ermahnt wurde.
Das heißt, sie muss eine Unterkunft finden, wo sie bleiben kann...

Erstmal sind wir so verblieben, dass sie hier bleibt.
Ich weiß nicht warum, aber ich habe nachgegeben.

Ich will sie eigentlich nicht verlieren...aber es kommt mir vor, als wenn mein Schutzschild quasi aufgebrochen ist und ich nun nicht mehr viel aushalten kann.
Es kommt mir vor, als wenn ein Stein auf mir lastet und ich ihn nicht mehr lange halten kann - aber ich will ihn halten...ich will ihn am liebsten so weit, wie es geht wegwerfen und diese Beziehung weiterführen.

Ich glaube, ich bin wirklich verzweifelt.
Auch die Tatsache, mit wirklich niemandem darüber reden zu können, macht mich fertig und ich merke, dass es mir etwas besser geht, je mehr ich hier schreibe...aber das ist natürlich keine Abhilfe, mehr eine Entlastung, denke ich.

08.07.2015 19:37 • #3


Xenie
Lieber Jan,

es ist gut, wenn es dir besser geht, alles von der Seele zu schreiben. Nur zu...

Meiner Meinung nach benötigt deine Freundin professionelle Hilfe.
Versucht doch bitte heute noch über die Notaufnahmen der Psychiatrie, Ärzten oder Krankenhäusern an Hilfe zu kommen. Möglicherweise können sie die seelische Verfassung deiner Freundin kurzfristig mit Medikamtenten stabilisieren.

Es gibt auch noch die Telefonseelsorge...da muss man stundenlang anrufen bevor man durch kommt. Das lohnt sich dann auch.

Längerfristig benötigt deine Freundin nach meinem Dafürfinden ärztliche Hilfe. Sie sollte auch andere Ärtze (nicht nur Psychologen) anrufen und dort um Hilfe und Rat bitten.

Es ist auf alle Fälle gut, dass ihr euch schon um Hilfe gekümmtert habt. Leider sind diese Einrichtungen immer total überlastet. Bitte den Mut nicht aufgeben und weiter machen.

08.07.2015 20:57 • #4


E
Zitat von JanHH:
Eben gerade hatten wir wieder einen Streit. Wenn sie mehr Mumm hätte, würde sie sich umbringen, hat sie gesagt...Grund ist der, dass sie komplett alleine ist, wenn ich nicht mehr bin.
Und da kommt mein Gewissen wieder ins Spiel...ich kann sie nicht einfach gehen lassen, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass sie sich umbringen könnte.

Allein die Drohung mit Selbstmord reicht für eine sofortige Einweisung in die Psychatrie. Sie ist damit eine Gefahr für sich oder andere. Ist aber nicht als Therapieanfang zu empfehlen.

Aber wenn du wirklich glaubst, dass sie sich was antut und du sonst alles versucht hast, wäre es halt die letzte Möglichkeit aus der Nummer rauszukommen.
Also wenn dir wirklich nichts mehr einfällt, dann ruf 110 an und sag, dass deine Freundin mit Selbstmord droht. (Aber wirklich nur, wenn du Angst hast, dass sie dazu in der Lage ist.)

BTW: such dir/euch einen besseren Hausarzt, normalerweise sollte man spätestens nach 6 Monaten einen Kassentherapieplatz haben und ein guter Hausarzt sorgt dafür, dass es etwas schneller geht.

08.07.2015 21:10 • #5




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