Trennung nach 18 Jahren, wie verarbeiten

Ich möchte euch heute meine Geschichte erzählen.

Ich habe meinen (Ex)mann mit 16 Jahren kennen gelernt. Er war meine erste Liebe. Es war keine Liebe auf den ersten Blick sondern eine gewachene Liebe wenn ihr versteht was ich meine. Ich mochte ihn von Anfang an aber richtig verliebt habe ich mich erst später.

Mit 18 bin ich zu ihm gezogen, mit 20 wurde ich schwanger, mit 21 haben wir geheiratet und wurden Eltern und mit 25 haben wir Haus gebaut. Also alles sehr früh. Unsere Ehe war meiner (und auch seiner Meinung nach) immer harmonisch. Wir hatten viel Spaß zusammen, wir waren beste Freunde und alles was wir brauchten. Vor 3 Jahren entschieden wir uns ein zweites Kind bekommen zu wollen. Es hat leider nicht so geklappt wie geplant und ich merkte im Laufe des Jahres in dem wir es versuchten, dass mein Mann sich von mir entfernte, oft geistig abwesend war einfach nicht er selbst. Nach ein paar Monaten war es mir zu blöd und ich drängte ihm mir zu sagen was das Problem ist. Er meinte er möchte doch kein zweites Kind. Unsere Tochter war zu dem Zeitpunkt 11, er war froh wieder gewisse Freiheiten zu haben, mich wieder mehr für sich zu haben und wollte nicht wieder von vorne beginnen. Es war für mich natürlich nicht leicht aber ich akzeptierte es und wir schmiedeten Pläne was wir in unserem Leben noch erreichen, anschauen und machen wollten. Lang hielt diese Harmonie allerdings nicht an. Ich hatte immer mehr das Gefühl er entfernt sich von mir und ich stellte ihn erneut zur rede. An einem Sonntag in der Früh, wir lagen noch im Bett ich weiß es noch wie heute lies er die Bombe platzen. Ich weiß auch noch seine genauen Worte die meine Welt zum Einsturz gebracht haben: Du bist meine beste Freundin, ich mag unser Leben, unser Haus, unser KInd, ich möchte das alles nicht verlieren aber ich liebe dich nicht mehr. Ich empfinde für dich nicht mehr dass was ich empfinden sollte. ich finde dich noch anziehend und verbringe gerne zeit mit dir aber ich kann mir nicht mehr vorstellen mit dir alt zu werden.

gleich danach machte er mir ein angebot. er bleibt, wir führen unsere ehe weiter, alles bleibt wie es ist nur mit dem zusatz dass es nicht für immer ist. spätestens wenn unsere tochter auszieht werden wir die ehe beenden. ich liebte diesen mann über alles. er hat mir nie weh getan in den 16 jahren davor, er hat mich nicht betrogen, mich nie ernsthaft emotional verletzt und dann das? ich wusste nicht was ich machen soll. wie soll man den menschen den man über alles liebt, den man für die liebe seines lebens gehalten hat vor die türe setzen. ich konnte einfach nicht. ich willigte ein und wir lebten unser leben weiter. 2 freundinnen weihte ich nach einer zeit ein und beide waren entsetzt. wir wirken so harmonisch, wie ein eingespieltes team, wie die ehe die sie immer führen wollten.

1 1/2 jahre nach diesem geständnis (wir redeten nicht darüber, nichts änderte sich bis auf die tatsache dass wir uns nicht mehr sagten das wir uns liebten. er nicht weil er es nicht mehr für mich empfand nehme ich an und ich weil ich angst vor der antwort hatte bzw. davor keine antwort zu bekommen) gestand er mir sich in eine freundin verliebt zu haben. er habe aber den kontakt zu ihr sofort abgebrochen als er es gemerkt hat (was ich ihm glaube weil sie war auch eine bekannte von mir und sie hat sich dann auch bei mir gemeldet weil sie nicht verstanden hat warum er den kontakt von jetzt auf gleich abgebrochen hat. ), er möchte uns nicht verlieren. das war das erste mal das ich allen meinen mut zusammen genommen hab und ihm gesagt habe er soll gehen ich halte das nicht mehr aus ich kann das nicht mehr. er hat es kurzfristig akzeptiert ist aber kurz darauf wieder gekommen und hat unter tränen zu mir gesagt er könne das nicht, er kann kein wochenendpapa sein und er weiß nicht was er ohne mir auf der welt machen soll. ich bin wieder eingeknickt und er ist geblieben. von da an ging es mir aber immer schlechter, ich bekam panikattacken, atemnot, weinte immer wenn ich alleine war. bis am 1.9 eine kleinigkeit das fass zum überlaufen gebracht hat. ich konnte nicht mehr. ich hab ihn angebrüllt das er gehen muss ich hab ihn 20 mal den satz: ich liebe dich über alles und genau deshalb musst du gehen, an den kopf geknallt. da hat er es verstanden, das es so nicht geht, er hat akzeptiert dass das das ende ist. 2 tage später haben wir es auch unserer tochter gesagt.

ein paar tage später waren wir bei einer trennungsberatung weil wir nicht wussten wie wir mit unserer situation umgehen sollten. wir hatten ein haus das wir unserer tochter nicht nehmen wollten. in dem haus sind einige tiere die ich nicht hergeben kann und will deshalb kommt es nicht in frage das haus herzugeben. die belastung die wir bis vor kurzem 50/50 getragen haben plötzlich fast alleine zu tragen war mir zuviel der gedanke die tiere hergeben zu müssen und meiner tochter das zuhause zu nehmen auch. meinen exmann mit meiner tochter alleine im haus zurück zu lassen und auszuziehen konnte ich auch nicht mit mir vereinbaren. wir entschieden uns für das nestmodell da die finanziellen und wohnungstechnischen begebenheiten da sind. wir leben dieses modell jetzt seit ca. 6 wochen und eigentlich ging es mir damit ganz gut.

bis gestern. ich hab einen dermaßen einbruch und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. ich bin gerade bei meiner tochter und möchte meinen exmann anrufen ihn sagen dass ich das doch nicht durchziehen kann, dass er zurück kommen soll. ich werde es nicht machen weil ich weiß das es falsch ist. ich glaub mein kopf begreift langsam dass das nichts vorübergehendes sondern etwas fixes ist. den menschen den ich über alles liebe vor die türe zu setzen war das schwerste was ich in meinem leben je gemacht habe. ich hab keine ahnung woher diese kraft kam weil jetzt gerade hätte ich sie nicht. auch verstehe ich nicht wie mein herz 2 jahre nachdem er mir gesagt hat er liebt mich nicht mehr ihn noch immer liebt. warum hat es in dieser zeit nicht aufgehört. wird es je aufhören? ich weiß das die antwort ja ist aber ich hab keine ahnung wie sich das anfühlen wird. seitdem ich eine junge erwachsene/erwachsene war gab es uns, nie mich. ich hab keine ahnung wer ich ohne ihn überhaupt bin.

Liebe littlesnowi, Deine Geschichte endet mit den Worten, dass Du keine Ahnung hast, wer Du ohne ihn bist. Es ist jetzt an der Zeit, genau das herauszufinden. Jede Beziehung, ganz gleich welche, endet irgendwann. Im besten Falle erst im hohen Alter, wenn einer von beiden stirbt. Und auch das ist dann noch schlimm genug! Leider schaffen das die meisten nicht! Meine Beziehung endete nach 19 Jahren! Und ich stand da genauso vor dem Nichts wie Du jetzt! Die Verarbeitung geht nicht von heute auf morgen, nicht nach so langer Zeit! Die Frage ist jetzt, wie wichtig Du Dir selbst bist. Ja, genau! Du Dir! Denn momentan kannst Du nur etwas für Dich tun, Du kannst nur an Dir arbeiten und Dich natürlich um Eure Tochter kümmern. Frage Dich, was Du Dir vom Leben noch wünschst, was Du noch erreichen und erleben willst. Setze da an! Und da ist mit Sicherheit so Einiges, was nicht in Verbindung mit Deinem Mann steht. Momentan macht Dir die Situation einfach nur Angst, weil Du sie nicht kennst. Deshalb würdest Du am liebsten alles rückgängig machen, aber damit ist Dir nicht geholfen. Das was Eure Beziehung am Ende ausgemacht hat, willst Du nicht zurück und das weißt Du! Du hast mit Sicherheit etwas Besseres verdient! Kämpfe dafür! - Alles Liebe für Dich und Deine Tochter!

ich hab mich in unserer ehe eigentlich nie eingesperrt gefühlt. ich hab immer alles gemacht was ich machen wollte. war alleine oder mit freundinnen oder mit meiner tochter auf urlaub wenn mir danach war... mir hat einfach nichts gefehlt von dem ich jetzt sagen könnte das hole ich jetzt nach... ich genieße meine woche in der wohnung wo ich keine verpflichtungen habe und einfach nur ich sein kann und ich genieße die woche im haus und zeit mit meiner tochter zu verbringen...
darum tu ich mir momentan eigentlich schwer zu kämpfen... wofür? dafür alleine zu sein? hach... ich hab keine ahnung...

Du bist nicht allein! Du hast eine Tochter, für die es sich zu kämpfen lohnt! Und Du warst schon lange mit Deiner Beziehung nicht mehr glücklich, auch wenn Du geliebt hast! Zumindest in dieser Hinsicht hast Du mit Sicherheit noch Wünsche!

Zitat von littlesnowi:

darum tu ich mir momentan eigentlich schwer zu kämpfen... wofür?

hallo erstmal, trotz allem herzlich willkommen

wofür lohnt es sich zu kämpfen?
für sich
für das Kind
für eine neue aufregende Liebe

und genau in der Reihenfolge
es gibt dies, ich liebe dich nicht mehr so richtig, leider viel zu oft. Die Paarzeit nimmt ab, die Elternzeit wird mehr und irgendwo ist man dann falsch abgebogen. Man geht nie gleichzeitig voran in einer Beziehung, eher nebenher mit kleinen Variationen, aber dann geht einer mehr von der Spur ab, streift herum und findet nicht mehr zurück.
An sich nichts schlimmes und doch schlimm genug. Weil die Paarebene wird getrennt, die Elternebene habt ihr euer ganzes Leben noch, somit du einzel Elter. Oder Single Mutter.
Auch nicht schlimm, ihr habt ein tolles Modell für euer Kind zusammen gefunden, mir wäre es ein bisschen zu unruhig als Mensch eine Woche hü, eine Woche hott - aber zum Wohle der Tochter akzeptabel , bis man sich auch wieder neu aufstellt. Nichts ist da so fest geschrieben.
Aber nun lass dich erstmal auf die Situation ein, heule, weine und trauere, verarbeite die Trennung - wir stehen gerne bei

das größte problem ist glaub ich das mein exmann und ich liebe verschieden definieren... als er mir gesagt hat was er für mich empfindet war es das selbe das ich für ihn empfinde allerdings definiere ich das nach 18 jahre als liebe... er nicht...

das wöchentliche umziehen ist eigentlich ganz ok. der moment wieder ins haus zu kommen und ihn wieder in jedem eck zu sehen ist natürlich immer schwer... ich hoffe das sich das mit der zeit gibt... er gibt mir jede freiheit das haus zu gestalten wie ich es möchte. hat sich komplett aus meinem bereich zurück gezogen und wohnt wenn er im haus ist eigentlich nur noch im keller (und natürlich im wohnzimmer usw. aber der obere stock gehört ganz unserer tochter und mir)...

mit dem kämpfen tu ich mir schwer... ich funktoniere im alltag. ich stehe auf, kümmere mich um kind und tiere wenn ich im haus bin, geh in die arbeit, gehe zum sport, treffe mich viel mit freunden, bin für meine familie da aber alles irgendwie wie durch einen schleier... ich hoffe einfach das es mit der zeit aufhört weh zu tun. das meine gedanken nicht ständig um ihn kreisen und er irgendwann nicht mehr mein erster gedanke ist wenn ich aufwache und mein letzter wenn ich schlafen gehe...

littlesnowi, Du denkst vielleicht, dass einfach nur Funktionieren nicht viel ist! Doch ist es! Vor allem und ganz besonders in Deiner Situation! Trauern gehört nun einmal dazu, es gibt auf dem Weg keine Abkürzung! Aber es wird besser! Das verspreche ich Dir!

ich habe viel darüber nachgedacht aber nein das glaube ich nicht. ich wüsste auch gar nicht wie er eine andere beziehung hätte haben sollen. er ist nie fort gegangen, hat mich direkt nach seinem dienstschluss (ich hatte zugriff auf seinen dienstplan weil er sehr unregelmässig dienste hatte damit ich weiß was er daheim ist wenn ich fortgehen wollte) angerufen ob er noch einkaufen gehen soll und wenn nicht war er innerhalb von 20 minuten da. ich hatte immer zugriff auf seine mails, seinen pc, sein handy wenn ich das wollte... also nein er hat mich nicht betrogen da bin ich mir zu 99% sicher...

über das nestmodell habe ich lange nachgedacht aber es passt für uns. er geht bei mir nicht ein und aus, wir haben strenge regeln was den tauschtag angeht und wie man außerhalb dieser zeit mit besuchen umgeht, es hat im haus jeder sein eigenes bad und ich würde sowieso lange niemanden mit ins haus nehmen dazu muss die beziehung schon sehr ernst sein weil dann müsste ich ihn meiner tochter vorstellen und das mach ich sicher erst nach längerer zeit und außerhalb von der woche habe ich mein eigenes reich in form meiner eigenen wohnung...