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Trennung nach 30 Jahren Partnerschaft

V
Hallo Ihr Lieben,

in den letzten drei Wochen hat mir dieses Forum die Zeit der Trennung etwas erleichtert. Besonders die Einträge von Hangover: Absturz nach 8 Jahren haben mir geholfen.

Inzwischen bin ich soweit auch meine Geschichte zu erzählen.

Ich habe meine Frau mit 16 Jahren kennen gelernt. Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick. Wir sind dann recht schnell zusammen gegangen (so war das eben damals). Meine Frau hatte damals ein sehr schwieriges Elternhaus und wir sind mit 18 zusammen in eine kleine eigene Wohnung gezogen.

Mit 21 haben wir dann (praktisch noch Kinder) geheiratet und als wir 24 waren kam unser Sohn zur Welt. 3 Jahre später wurde dann unsere erste Tochter und weitere 4 Jahre später unsere zweite Tochter geboren.

Beruflich lief auch alles geradlinig. Der Job machte mir viel Spass, beanspruchte aber auch viel Zeit und das Abschalten nach Dienstschluss viel mir immer schwerer. Dadurch konnten wir uns aber auch ein wunderschönes Haus leisten und jedes Jahr mit den Kindern in Urlaub fahren. Als Familie haben wir in den 90er Jahren 2 Jahre in den USA verbracht. Am Anfang hatte meine Frau dort große Anpassungsschwierigkeiten, die wir aber gemeinsam gemeistert haben. Rückblickend war diese Zeit für uns beide sehr schön.

Der Lebensinhalt meiner Frau war in den letzten 21 Jahren die Erziehung unserer Kinder. Diese Aufgabe ist ihr auch hervorragend gelungen. Alle drei sind mehr als wohlgeraten.

Mit 40 begann, wie ich jetzt im Nachhinein erkennen muss, meine Midlifecrisis. Ich habe mit dem Radsport angefangen und dieser nahm in meinem Leben einen immer höheren Stellenwert ein. In den letzten beiden Jahren wurde der Radsport extrem. Für meine Frau und die Kinder blieb neben Beruf und Sport praktisch keine Zeit mehr. Meine Frau hat auch mehrfach versucht darüber zu sprechen, aber ich war nicht zu erreichen.

Anfang des Jahres hatte ich dann einen Unfall, der mich auf einen Schlag aus dem Sport riss. Ohne Sport wurde mein Kopf von Woche zu Woche langsam wieder klar und mir wurden die Fehler bewusst. Da war es aber schon zu spät. Schon im Krankenhaus sagte mir meine Frau, dass Sie keine Gefühle mehr für mich hat. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich die falschen Prioritäten in meinem Leben gesetzt hatte und fing an für unsere Partnerschaft zu kämpfen. Ich war mir sicher, dass die Gefühle bei meiner Frau nicht weg, sondern nur verschüttet waren.

Mitte Juli fand ich dann durch einen Zufall eine SMS auf dem Handy meiner Frau (ich habe sonst nie meine Frau kontrolliert, da ich bedingungsloses Vertrauen hatte). Meine Frau hatte seit Anfang des Jahres (ungefähr gleiche Zeit wie mein Unfall) eine Beziehung. Nach zwei Tagen Abstand habe ich ihr die Sache verziehen, da ich sie durch mein Fehlverhalten in den letzten Jahren praktisch in die Beziehung getrieben hatte. Die Situation war sehr emotional und meine Frau war völlig zerissen. Ich habe ihr dann vorgeschlagen sich für eine gewisse Zeit von beiden zu trennen um Abstand zu gewinnen. Sie sagte mir dann, dass sie sich aber schon für mich entschieden hat, da sie bei dem anderen in den letzten Wochen Dinge beobachtet hatte, die Sie misstrauisch gemacht haben. Meine Frau hat die Beziehung am selben Tag abends beendet.

Eine Woche später sind wir mit den Kindern für 2 Wochen in Urlaub gefahren. Ich fühlte mich auf der einen Seite wie im 7. Himmel aber gleichzeitig hatte ich schon ein ungutes Gefühl. Dadurch war ich in diesem Urlaub sehr anhänglich und habe meine Frau zu sehr bedrängt. Etwa eine Woche nach dem Urlaub hat sich meine Frau endgültig von mir getrennt. Sie sagte, dass sie in meiner Nähe nicht mehr atmen könnte. Zunächst wollte sie nur eine Trennung auf Zeit. Irgendwann brach es aber aus ihr heraus, dass sie den anderen nicht vergessen könnte und mit ihm zusammen sein wollte. Er wäre für sie ein Seelenverwandter, der sie so gut versteht und ihr so viel Ruhe gibt.

Seit dem bin ich in psychiatrischer Behandlung und arbeitsunfähig. Ich habe meine Frau seit dem Trennungsgespräch nicht mehr gesehen oder gesprochen. Nur zu meinen Kindern hatte ich Kontakt. Die Kinder leiden unter dieser Situation und es bricht mir das Herz unsere Familie zerfallen zu sehen.

Inzwichen habe ich eine kleine Wohnung. Die Therapie (akute Depression) wird noch etwa 6 Wochen laufen. Alle aus meinem Umfeld, die meine Frau und diesen Mann kennen (ich kenne ihn nicht) sind davon überzeugt, dass diese Beziehung nicht von Dauer sein wird (auf Details will ich hier nicht eingehen). Das ist im Moment meine letzte Hoffnung, dass meine Frau in den nächsten Monaten (oder Jahren) erkennt, auf wen sie sich da eingelassen hat (im Moment scheint sie völlig verblendet zu sein). Außerdem hoffe ich darauf, dass durch die Trennung vielleicht doch wieder die Erinnerungen auch an die guten Zeiten unsere Beziehung aufkommen.

Ich habe keine Ahnung wie es weiter gehen soll. Ich weiß nicht was am Tag des Trennungsgespräches vor drei Wochen passiert wäre, wenn meine Kinder nicht wären. Ich kann mir nicht vorstellen ohne meine Frau zu leben oder irgendwann eine andere Partnerschaft zu beginnen. Nachts träume ich oft davon, dass alles wieder gut ist und der Absturz kommt dann beim Aufwachen. Das Wissen, dass ich mit der Situation nicht alleine bin, lindert die Schmerzen kaum.

Vom Verstand her weiß ich, dass ich lernen muss loszulassen. Aber meine Gefühle fahren mit mir Achterbahn.

31.08.2011 19:14 • #1


C
Hi,

es ist doch vollkommen normal das Deine Gefühle noch Achterbahn fahren. 3 Wochen sind für eine Beziehung von mehr als 2 Jahrzehnten im Grunde keine Zeit, das zu verarbeiten dauert. Und auch das loslassen ist eben ein Prozess, das geht nicht mit Verstand und per Fingerschnipp.

Nur eins möchte ich Dir noch mit auf den Weg geben, rede Dir bitte nicht ein das Du Deine Frau in diese Beziehung getrieben hast. Jeder Mensch trifft seine eigenen Entscheidungen und kann für sich auch Einfluss in einer Beziehung geltend machen. Jeder macht Fehler in seinem Leben, jeder hat mal gute Zeiten und jeder hat auch mal schlechte Zeiten. Es ist sehr einfach zu sagen Du hast Dich nicht mehr um mich gekümmert, daher habe ich.... aber damit legt man seine eigene Verantwortung dem anderen in den Schoß. Mag sein das Du Dich zu wenig gekümmert hast, mag sein das der andere ein Seelenverwandter sein mag, nur sie hätte auch einen anderen Weg wählen können, wenn sie gewollt hätte.

Sie hat nun aber diesen Weg gewählt welchen Du akzeptieren musst. Die Frage ob man noch einmal zu einander findet, die kannst Du Dir später stellen, mit Herzschmerz kommt da immer ein JA, mit etwas Abstand revidiert sich dies aber unter umständen auch. Auch das Du ihr ein wenig auf die Pelle gerückt bist ist ein ganz normaler Vorgang nachdem der andere sich eben anderweitig Orientiert hat, da kommen Ängste und Unsicherheit zum Vorschein, ist also auch nicht Deine Schuld sondern ihr beide gemeinsam habt die Situation nicht in Bahnen gelenkt damit irgendwann einmal wieder ein Normalzustand einkehren kann.

Im übrigen trügt unser Gefühl uns selten, wenn man ein ungutes Gefühl hat bewahrheitet es sich fast immer als Richtig. Unsere feinen Antennen sagen uns schon wenn Gefahr im Verzug ist und dementsprechend reagieren und verhalten wir uns dann auch. Mag für den anderen dann Abschreckend sein, aber wenn sie Dich wirklich geliebt hätte wäre sie gemeinsam mit Dir diesen schweren Weg gegangen.

Auch Deine Freunde haben sicher recht, Beziehungen aus Beziehungen heraus halten selten eine Ewigkeit, jeder Mensch hat so seine Macken und Kanten, am Anfang ist das alles Aufregend und toll, nach einiger Zeit stellt man dann aber sehr schnell fest das man einen grünen Apfel nur gegen einen roten getauscht hat und jeder der beiden Äpfel so seine Vorteile hat. Und glaub mir, auch sie wird diese 21 Jahre nicht einfach beiseite tun können, es wird der Tag kommen an dem Du an diese Zeilen zurück denkst. Ihr Verarbeiten der Trennung ist erst einmal überlagert von der neuen Beziehung aber sie wird eines Tages genauso Rotz und Wasser heulen und in ein tiefes Loch fallen, dann wirst Du evtl. Dich aber schon so weit gelöst haben das Du darauf dann gar nicht mehr eingehen kannst. Wie sagt man so schön Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben

Zitat:
Ich kann mir nicht vorstellen ohne meine Frau zu leben oder irgendwann eine andere Partnerschaft zu beginnen.


Glaub mir, Du wirst es irgendwann wieder können. Ist jetzt schwer zu glauben aber auch Du wirst wieder Glücklich werden in Deinem Leben.

31.08.2011 20:21 • x 3 #2


A


Trennung nach 30 Jahren Partnerschaft

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V
Hallo Charly,

danke für Deine tröstenden Worte. Von gemeinsamen Freunden weiß ich, dass sie jetzt schon (oder noch?) durch die Trennung sehr leidet. Heute hat mein bester Freund bei Ihr ein paar Möbel abgeholt. Mein Freund sagte mir, dass es ihr nicht gut geht. Sie hat allerdings schon den Ehering ausgezogen. Ich weiß nicht ob das schon ein Zeichen von Abstand ist oder ein Versuch den Abstand zu beschleunigen.

Ich halte seit dem Trennungsgespräch vor 3 Wochen absolute Kontaktsperre. Nach der ersten Woche kam eine SMS wie geht es Dir, schreib mir bitte eine e-mail oder wenigstens eine sms. Ich habe darauf nicht geantwortet. In ein paar Tagen wäre unsere Silberhochzeit. Sollte ich da eine kurze sms schicken oder lieber die Kontaktsperre einhalten?

01.09.2011 19:23 • #3


C
Zitat:
Sie hat allerdings schon den Ehering ausgezogen.


Ein Ehering ist doch lediglich ein Symbol und zeigt doch nicht die wahren Gefühle. Der Ring zeigt eine Verbundenheit aber die wahre Verbundenheit sitzt doch im Herzen und nicht am Finger. Deute mal solche Dinge nicht, ist doch normal das sie den Ring abnimmt, was meinst was der neue dazu sagen würde wenn sie ihn noch dran hätte.

Zitat:
Sollte ich da eine kurze sms schicken oder lieber die Kontaktsperre einhalten?


Hmm, also ich bin nicht so der Verfechter der absoluten Kontaktsperre. Diese mag sicher Hilfreich sein in bestimmten Situationen allerdings sage ich immer das es im Grunde egal ist ob man seinen Gefühlen freien Lauf lässt und da noch Kontakt besteht. Man zerstört dadurch ja nix, es ist ja schon zerstört und wenn der andere zurück möchte dann möchte er es auch so, egal ob man ihn durch Kontaktentzug manipuliert. Außerdem ist abgespeckter Kontakt unter Umständen sogar eher förderlich da man 1. immer und immer wieder die Wahrheit um die Ohren gehaun bekommt sodas das Grübeln abnimmt und 2. Kontakt natürlich auch wieder eine Anäherung ermöglicht.

Nur dies muss jeder für sich selber Entscheiden, ich glaube man sollte immer auch nach seinem eigenen Gefühl handeln. Wenn man schreiben möchte sollte man es auch tun und nicht unterdrücken, wie gesagt es spielt eh keine Rolle mehr und sich Gewissheit verschafft zu haben ist auch ein kleiner Erfolg. Ob Du nun unbedingt zur Silberhochzeit etwas schreiben musst.... ..... was willst Du da schreiben? Alles gute zur Silberhochzeit in welche wir getrennt sind? Du kannst mal davon ausgehen das sie an diesen Tag auch zurück denken wird, da bedarf es keiner Erinnerung an Dich oder der gemeinsamen Zeit. Das sind so die Tage wo auch der Neue sehr zu leiden hat, glaub mir

Im Grunde fällt mir nichts vernünftiges ein was Du ihr aber überhaupt schreiben könntest, daher lass es also lieber.

01.09.2011 20:29 • #4


dazzle
Zitat von Charly HH:
Hi,

es ist doch vollkommen normal das Deine Gefühle noch Achterbahn fahren. 3 Wochen sind für eine Beziehung von mehr als 2 Jahrzehnten im Grunde keine Zeit, das zu verarbeiten dauert. Und auch das loslassen ist eben ein Prozess, das geht nicht mit Verstand und per Fingerschnipp.

Nur eins möchte ich Dir noch mit auf den Weg geben, rede Dir bitte nicht ein das Du Deine Frau in diese Beziehung getrieben hast. Jeder Mensch trifft seine eigenen Entscheidungen und kann für sich auch Einfluss in einer Beziehung geltend machen. Jeder macht Fehler in seinem Leben, jeder hat mal gute Zeiten und jeder hat auch mal schlechte Zeiten. Es ist sehr einfach zu sagen Du hast Dich nicht mehr um mich gekümmert, daher habe ich.... aber damit legt man seine eigene Verantwortung dem anderen in den Schoß. Mag sein das Du Dich zu wenig gekümmert hast, mag sein das der andere ein Seelenverwandter sein mag, nur sie hätte auch einen anderen Weg wählen können, wenn sie gewollt hätte.

Sie hat nun aber diesen Weg gewählt welchen Du akzeptieren musst. Die Frage ob man noch einmal zu einander findet, die kannst Du Dir später stellen, mit Herzschmerz kommt da immer ein JA, mit etwas Abstand revidiert sich dies aber unter umständen auch. Auch das Du ihr ein wenig auf die Pelle gerückt bist ist ein ganz normaler Vorgang nachdem der andere sich eben anderweitig Orientiert hat, da kommen Ängste und Unsicherheit zum Vorschein, ist also auch nicht Deine Schuld sondern ihr beide gemeinsam habt die Situation nicht in Bahnen gelenkt damit irgendwann einmal wieder ein Normalzustand einkehren kann.

Im übrigen trügt unser Gefühl uns selten, wenn man ein ungutes Gefühl hat bewahrheitet es sich fast immer als Richtig. Unsere feinen Antennen sagen uns schon wenn Gefahr im Verzug ist und dementsprechend reagieren und verhalten wir uns dann auch. Mag für den anderen dann Abschreckend sein, aber wenn sie Dich wirklich geliebt hätte wäre sie gemeinsam mit Dir diesen schweren Weg gegangen.

Auch Deine Freunde haben sicher recht, Beziehungen aus Beziehungen heraus halten selten eine Ewigkeit, jeder Mensch hat so seine Macken und Kanten, am Anfang ist das alles Aufregend und toll, nach einiger Zeit stellt man dann aber sehr schnell fest das man einen grünen Apfel nur gegen einen roten getauscht hat und jeder der beiden Äpfel so seine Vorteile hat. Und glaub mir, auch sie wird diese 21 Jahre nicht einfach beiseite tun können, es wird der Tag kommen an dem Du an diese Zeilen zurück denkst. Ihr Verarbeiten der Trennung ist erst einmal überlagert von der neuen Beziehung aber sie wird eines Tages genauso Rotz und Wasser heulen und in ein tiefes Loch fallen, dann wirst Du evtl. Dich aber schon so weit gelöst haben das Du darauf dann gar nicht mehr eingehen kannst. Wie sagt man so schön Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben

Zitat:
Ich kann mir nicht vorstellen ohne meine Frau zu leben oder irgendwann eine andere Partnerschaft zu beginnen.


Glaub mir, Du wirst es irgendwann wieder können. Ist jetzt schwer zu glauben aber auch Du wirst wieder Glücklich werden in Deinem Leben.


Hallo Charly,

vielen Dank für diesen Beitrag, der gibt mir wieder Kraft. Mache auch gerade eine Trennung durch (14 Jahre Beziehung, 11 davon verheiratet, zwei Kinder(Zwillinge)).

In den nächsten Tagen werde ich davon berichten.

@Viva la Vida

Halt die Ohren steif, du bist nicht allein.

02.09.2011 12:00 • #5




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